1. Vorbereitung auf das Praktikum
Schon zu Beginn meines Grundschullehramtsstudiums mit Englisch als großem Fach wusste ich, dass ein Auslandsaufenthalt anstand. Nachdem ich mich über die Möglichkeit eines Auslandsstudiums in verschiedenen Ländern, wie. z.B. England, Irland oder auch Australien informiert hatte, erschien mir die Möglichkeit eines Praktikums im Ausland als die bessere Option. Ich wollte noch weitere Praxiserfahrung sammeln und sah vor allem die Möglichkeit auch Erfahrung für den Englischunterricht zu sammeln. Der Entschluss war gefasst und so informierte ich mich über die Möglichkeiten für ein Praktikum im englischsprachigen Ausland.
Nachdem ich mich für England entschieden hatte, war der nächste organisatorische Punkt das Visum und somit erst einmal die Bewerbung für die Förderung von Erasmus. Denn nur mit einer Förderung ist es möglich das T5 Temporary Worker, Government Authorised Exchange Visa für England zu erhalten. Die Bewerbung verlief dank der Hilfe des International Office der Uni Bremen reibungslos und auch das Visum bekam ich, nach einigen eingereichten Dokumenten beim British Council, pünktlich.
Der Hauptpunkt der Organisation des Praktikums, war aber natürlich der Praktikumsplatz selbst. Nach einigen Bewerbungen ohne Rückmeldung entschied ich mich dazu eine Gastfamilie zu finden und so auch eine Schule, an der ich mein Praktikum absolvieren konnte. Bereits 2019 war ich als Au-Pair in Australien und wusste daher, dass ich mir wieder vorstellen konnte als Au-Pair in England zu arbeiten. Mit dem T5 Visum ist es möglich außerhalb des Praktikums für weitere 20 Stunden pro Woche zu arbeiten und so suchte ich nach einer Gastfamilie. Schnell fand ich eine passende Familie mit zwei Jungs im Alter von sechs und acht und einem kleinen Mädchen, die zur Zeit meiner Ausreise erst drei Monate alt war. Die Gasteltern fragten den Schulleiter der Schule des jüngeren Sohnes, ob ein Praktikum möglich wäre. Der Schulleiter Claude Gauci gab mir eine Chance und stimmte dem Praktikum zu, so konnte ich mein Praktikum im Summer Term 2022 an der Servite RC Primary School in Kensington, London machen.
Durch meine Entscheidung auch als Au-Pair zu arbeiten, musste ich mich nicht um eine Unterkunft bemühen, sondern konnte bei meiner Gastfamilie im Stadtteil Wimbledon wohnen. Weitere Punkte der Organisation vor dem Praktikum waren dann noch die Auslandsversicherung, welche ich der Einfachheit halber bei der von DAAD vorgeschlagenen Versicherung abgeschlossen habe (Krankheits-, Unfall- und Privathaftpflicht Versicherung). Sowie eine ECTS-Bescheinigung bei den Verantwortlichen des Auslandsmoduls des English-Speaking-Cultures Studienganges. Für die Einreise nach England wird zudem ein Reisepass und genügend finanzielle Mittel benötigt. Als letztes buchte ich meine Flüge, so konnte dem Abenteuer Auslandspraktikum nichts mehr im Wege stehen.
2. Ankunft in London
Von Frankfurt flog ich im April nach London Heathrow, dort holte mich mein Gastvater vom Flughafen ab und ich lernte wenig später meine Gastfamilie kennen. Da ich bereits zwei Wochen vor Praktikumsbeginn nach London geflogen bin, hatte ich genug Zeit meine Routine als Au-Pair kennenzulernen und vor allem alle wichtigen Dokumente zur Schule zu bringen. Dazu gehörten die Bestätigungen von Erasmus, das Visum sowie der Versicherung. Vor Ort musste ich dann noch einen DBS-Check machen, ähnlich wie unser polizeiliches Führungszeugnis. Hierfür brauchte ich drei offizielle Dokumente, wobei mindestens eins meine Adresse in London bestätigten sollte. Daher entschied ich mich dazu einen Bankaccount zu eröffnen, ganz einfach bei einer Online-Bank. Dies war nicht nur hilfreich für den DBS-Check, sondern ermöglichte mir auch in England nicht immer auf den Umrechnungskurs von Euro in Pounds zu achten.
3. Mein Praktikum
Nachdem ich also auch den Schulleiter und die Schule kennenlernen konnte, freute ich mich auf den Start meines Praktikums. Die Servite RC Primary School im Stadtteil Kensington hat ca. 200 Schüler und Schülerinnen aufgeteilt in die einzügigen Klassenstufen, gestartet beim Nursery bis zur sechsten Klasse. Jede Klasse wird von einer Lehrkraft unterrichtet, welche unterstützt wird von mindestens einem Teacher Assistant. Dies war auch meine Rolle und so durfte ich die Klassen zwei und fünf unterstützen. Ich wechselte zwischen diesen zwei Klassenstufen, sodass ich direkt die Möglichkeit bekam mit unterschiedlichen Altersstufen zu arbeiten.
In der zweiten Klasse war meine Aufgabe, neben den alltäglichen Jobs wie kopieren oder Blätter austeilen, eine Kleingruppe im Matheunterricht zu unterstützen. Die vier Kinder waren meist langsamer als ihre Mitschüler*innen und durch die Unterstützung konnten wir gemeinsam Erfolge sammeln und sie lernten sich gegenseitig zu unterstützen. Zudem konnte ich auch immer wieder Kinder beim Lesen unterstützen. Die Schule arbeitet mit dem Konzept eines Reading Records, das heißt, dass jedes Kind jeden Tag lesen sollte und dies dann dokumentiert. Wenn ein Kind mehre Tage in Folge nicht gelesen hatte, durfte es mit mir gemeinsam das Lesen nachholen.
In der fünften Klasse unterstütze ich den Klassenlehrer vor allem im Englisch Unterricht. Hier konnte ich auf meine Studieninhalte im Fach Englisch zurückgreifen und so die Schüler*innen beim Schreiben von ihren eigenen Geschichten oder auch beim Schreiben von aussagekräftigen Einleitungen unterstützen. Zudem bekam ich die Möglichkeit eine Intervention Gruppe zu leiten, dass hieß zweimal die Woche Mathe und einmal die Woche Reading Nachhilfe für Gruppen mit drei oder vier Schüler*innen. Der Klassenlehrer gab mir zwar einen Leitfaden, allerdings konnte ich selbst entscheiden was ich mit den Schüler*innen machen möchte und durfte so auch eigene Aufgaben mit einbringen. Dies war vor allem für meine Entwicklung als zukünftige Lehrkraft sehr hilfreich und ich konnte Kompetenzen wie Zeit-Management und Flexibilität weiter ausbilden.
Flexibilität ist das richtige Wort, um meine Praktikumszeit an der Servite Primary School zu beschreiben, denn jeden Morgen kurz bevor der Schultag um neun Uhr startet, erfuhr ich wo ich an diesem Tag aushelfen durfte. Dies gab mir die Möglichkeit in jede Klasse einmal reinzuschauen, ich konnte mit den Kindern in Nursery und Reception lernen und spielen, aber auch die Abschlussklasse des sechsten Jahrgangs zum Schwimmen begleiten. Außerdem durfte ich als Teil des Teams der Schule besondere Tage, wie zum Beispiel die Art Show, die End of Year Production, das Queen’s Jubilee Fest und weitere Ausflüge, erleben.
5. Außerhalb des Praktikums
London als eine Weltmetropole war auch außerhalb meines Praktikums ein Abenteuer. Ich konnte die typischen touristischen Sehenswürdigkeiten, wie die Tower-Bridge, das London Eye oder den Buckingham Palace sehen, aber auch weniger touristische Ziele standen auf meiner Liste. So konnte ich eine ruhigere Seite von London kennen lernen und gemeinsam mit meiner Gastfamilie, anderen Au-Pairs oder neu gewonnen Freunden die Stadt erkunden. London bietet viele Ausflugsmöglichkeiten innerhalb der Stadt, ob Märkte oder die Erkundung von verschiedenen Stadtteilen, aber auch Kurzausflüge wie z.B. nach Brighton oder Cambridge waren ein Muss.
Ein besonderes Highlight während meiner Zeit war für mich die Frauen-Fußball EM. Als großer Fan der deutschen und auch englischen Liga konnte ich einige Spiele sehen bis hin zum Traum Finale zwischen der englischen und deutschen Nationalmannschaft. Mit Erinnerungen für die Ewigkeit und vielen neuen Freunden ging es dann Anfang August wieder nach Hause.
6. Fazit
Alles in allem hatte ich eine unvergessliche Zeit während meinem Auslandspraktikum. Vor allem das Leben in einer Gastfamilie, der Zusammenhalt des Kollegiums und die Erlebnisse mit neuen Freunden, prägten meine Zeit in London. Aber ganz besonders der Zusammenhalt der ganzen Servite Primary School und wie ich dort aufgenommen wurde, gab mir die Möglichkeit mich als zukünftige Lehrkraft aber auch als Person weiterzuentwickeln. Durch die Zeit im Ausland konnte ich neue Erfahrungen sammeln und bereits bestehende, sowie neue Fähigkeiten ausbauen. Ich wurde in meinem Wunsch Grundschullehrerin zu werden weiter bestärkt und freue mich schon in Zukunft eventuell weitere Auslandserfahrungen zu sammeln.
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