Im Zeitraum vom November 2020 bis zum Juni 2021 habe ich ein freiwilliges Auslandspraktikum im Rahmen des Erasmus+-Programms an der Universität von Lissabon absolviert. Im Folgenden werde ich meine Erfahrungen , die ich während meines Aufenthalts an der Gasthochschule und dem fremden Land gesammelt habe, mitteilen. Dieser Bericht dient dazu zukünftigen Erasmus-Praktikanten/ Innen und/ oder -Studierenden schon vor der Entscheidung eines Erasmus-Aufenthalts in Lissabon einen Eindruck von der Stadt und der Fakultät zu bekommen.
Wahl der Gasthochschule
Ich habe mich für die Faculty of Sciences of Lisbon (im Original “Faculdade de Ciências da Universidade de Lisboa (FCUL)) entschieden, da ich im Laufe meines vorherigen Erasmus-Aufenthaltes in Córdoba, Spanien und insbesondere im darauffolgenden Volunteering an einer Permakultur-Farm, ein großes Interesse für diese Form der regenerativen Landwirtschaft und ihre innovativen Techniken entwickelt habe. Der nachhaltige Umgang mit den bereits vorhandenen Ressourcen, den ich so erstmalig in der Permakultur kennengelernt habe, hat mich fasziniert und weckte meine Neugierde. Ich wollte mich tiefer mit dieser Art zu gärtnern und Landwirtschaft zu betreiben auseinandersetzen und am aller liebsten auch meine Bachelor-Arbeit auf ein Thema aus diesem Feld schreiben. Ich weiß inzwischen, dass all dies sehr vage Vorstellungen waren und es sich um ein unglaublich großes Gebiet handelt, was ich dort angezielt habe, welches weit über den rein landwirtschaftlichen Aspekt hinausgeht. Permakultur befasst sich nämlich nicht nur mit der Nutzung von Ressourcen und der Gestaltung von möglichst rentablen und produktiv effizienten Ökosystemen. Die Permakultur beschreibt einen kompletten Lebensstil, der sich von der soziologischen bis zur ökologischen Ebene durchzieht.
Und genau diesen Lebensstil in all seinen Facetten wollte ich genauer kennen lernen und in irgendeiner Weise voranbringen und dafür propagieren. Ich habe nach einer längeren Recherche im Internet die Studenten-Initiative der FCUL “HortaFCUL” (port. horta = Gemüsegarten) finden dürfen, die sich auch im wissenschaftlichen Sinne mit Inhalten aus der Permakultur auseinandersetzt und sie aktiv vor Ort umsetzt. Die Tatsache, dort vor allen Dingen die entsprechende Infrastruktur in Form von Laboren und das ganze zudem auch in einer akademischen Institution eingebettet war, hat mich davon überzeugt mich zu bewerben.
Vorbereitung
Die Bewerbung für ein Auslandspraktikum habe ich direkt und initiativ an die Universität Lissabon gerichtet. Im Gegensatz zu Erasmus-Studiensemestern ist man unabhängig von Vorlesungs- und Semesterzeiten und kann somit jederzeit eine Bewerbung ausschreiben. Kurzerhand wurde ich an einen jungen Postdoc weitergeleitet, der sich vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation wie ich befand und ebenfalls gebürtig aus Deutschland kommt. Dieser Postdoc, Florian Ulm, war einer der ersten Mitglieder der Studenteninitiative “HortaFCUL”. Er hat mich anschließend mit weiteren leitenden Personen in Verbindung gebracht und wir haben zunächst das ein oder andere Zoom-Meeting umgesetzt in dem mir deren Konzept genauer erläutert wurde. Von Seiten der FCUL wurde schnell klar, dass es trotz der Corona-Umstände möglich ist, dieses Praktikum umzusetzen. Als weitere Institution musste meine Universität ins Boot geholt werden. Ich habe mich mit meiner Studienberaterin Dr. Ute Meyer in Verbindung gesetzt und ebenfalls die Meinung des Erasmus-Beauftragten der Universität Bremen, Herrn Bücken, eingeholt. Soweit war von allen Involvierten das O.K. gegeben, auch wenn es zwischenzeitlich kurze Bedenken aus Portugal gab, da sich die Corona-Situation zu der Zeit etwas zuzuspitzen schien. Nichtsdestotrotz ließ ich mich nicht davon abschrecken und habe mich dennoch für den Sprung in das Ungewisse entschieden. Alle involvierten Personen haben mich in dieser Entscheidung unterstützt.
Ein weiterer Aspekt meiner Vorbereitung befasste sich mit der finanziellen Unterstützung. Durch die Anmeldung des Erasmus-Praktikums, die relativ unkompliziert umgesetzt war, hatte ich bereits den Erasmus-Grant sicher der recht zügig nach der Fertigstellung der Beantragung ausgezahlt wurde. Die Beantragung des Auslands-BAföGs, auf das ich angewiesen war, stellte sich jedoch während des gesamten Zeitraums als deutlich schwieriger dar.
Das Studentenwerk im Saarland war für die Bearbeitung meines BAföG-Antrags in diesem Zeitraum zuständig. Beim Ausfüllen der Anträge wurde, laut Saarland, fälschlicherweise von meiner sendenden Universität in Bremen vermehrt eine nicht korrekte Aussage gemacht. Bremen hatte mein Praktikum als Pflichtpraktikum deklariert, da ich währenddessen meine obligatorische Bachelor-Arbeit umgesetzt habe. Da die Prüfungsordnung dennoch keine Pflichtpraktika im Studiengang B. Sc. Biologie in Bremen vorsieht, entsprach mein Praktikum laut Saarland daher nicht den Anforderungen zur Genehmigung des Auslands-BAföGs. Unglücklicherweise wurde dieser Missverhalt erst im Laufe meines Aufenthalts nach Beantragung einer Verlängerung festgestellt. Dies führte zu einer, bisher noch nicht vollkommen beschlossenen, Rückforderung seitens Saarland und einer von diesem Zeitpunkt an nicht fortbestehenden Weiterzahlung. Somit stand ich für die letzten zwei Monate ohne finanzielle Unterstützung und einem potentiellen großen Berg an Schulden da. Was ich mit meinem Beispiel klarstellen möchte, ist dass bereits vor Antritt des Auslandssemesters alle bürokratischen und organisatorischen Schritte in die Wege geleitet werden und ganz wichtig: auch beendet sein sollten!
In meinem Fall war das aufgrund der spontanen Umsetzung leider nicht möglich. Zudem waren die Fehlangaben und die nicht umgesetzte initiale Überprüfung der Prüfungsordnung durch Saarland weitere Gründe, warum es zu dieser Unannehmlichkeit kommen musste.
Formalitäten im Gastland
Die Immatrikulation an der FCUL erfolgte recht unkompliziert. Nach der Ankunft wurden meine “Final Traineeship Confirmation” und das “Learning Agreement” von der FCUL im International Office und meiner offiziellen Betreuerin dort unterzeichnet.
Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule
Ich habe die Faculdade de Ciências da Universidade de Lisboa als eine ausgezeichnete und moderne Institution die sich offen für neue Einflüsse und Forschungsgebiete zeigt, kennenlernen dürfen.
Die FCUL ist an sich recht überschaubar und man findet sich schnell auf dem Campus zurecht. Sie liegt am Randbereich von Lissabon, nordöstlich vom Stadtzentrum in der Nähe eines schönen Parks der den gleichen Namen trägt wie die sich dort befindende Metrohaltestelle “Campo Grande”. Die Anfahrt zur Universität gestaltet sich als sehr unkompliziert, es gibt mehrere Busse und Metros die die Universität anzielen. Außerdem ist die gesamte Stadt mit sehr guten und modernen Radwegen ausgebaut.
Durch die fleißigen Händchen der Studentengruppe HortaFCUL wurde das Unigelände in den letzten Jahren zu einem immer grüneren Lernort in dem man sich gerne auch draußen zum gemeinsamen lernen und gestalten trifft. Ein ganz besonderer Ort auf dem Campus ist das “PermaLab” das sich am Ende des Universitäts-Geländes hinter dem “MARE-Institut” für Meeres- und Umweltforschung befindet. Hier ist der offizielle Treffpunkt der HortaFCUL-Mitglieder. Zwei Gewächshäuser sind das Herzstück des PermaLabs umrahmt von einem großen Außenbereich bestehend aus bunten Blumen, hohen Pappeln und Eukalyptus-Bäumen und eine großen Vielfalt an ein- und mehrjährigen Nutzpflanzen. Ein weiteres Highlight ist der “Chicken-Tractor”, ein mobiler Hühnerkäfig, der zur Düngung der Gemüsebeete genutzt wird (kleiner Tipp: gebt auf jeden Fall Acht auf den kleinen am Napoleon-Komplex leidenden Hahn Jeremia acht – er hat es faustdick hinter den Ohren!). Außerdem befindet sich neben einem der Gewächshäuser, das für regelmäßige Treffen genutzt wird, eine selbstgebaute Küche zum Zubereiten von Speisen und Verarbeiten des selbst gezogenen Gemüses.
Da aufgrund von Corona der Zugang zu der Universität nur sehr eingeschränkt möglich war, habe ich die Räumlichkeiten erst mit der Zeit kennenlernen dürfen. Zeitlich hat das allerdings auch sehr gut in meine Experimental-Planung gepasst, da ich nach der Umsetzung meines Freiland-Experiments, das direkt an der Universität stattgefunden hat, zunächst meine ersten Untersuchungen in einem der Gewächshäuser umsetzen konnte. Das Gewächshaus war zu diesem Zeitpunkt recht chaotisch, da sich schon seit geraumer Zeit aufgrund des beschlossenen Lockdowns kein Student mehr dort aufgehalten hatte. Auch die Materialien zur Umsetzung meines Experiments mussten durch den erschwerten Zugang zu Laboren improvisiert werden. Somit durfte ich mich allerdings auch sehr schnell an einen wichtigen Aspekt der portugiesischen Kultur der sich “desenrascanço” nennt und das Improvisationstalent und den Einfallsreichtum der Portugiesen bezeichnet, anfreunden. Erst zu einem späteren Zeitpunkt habe ich mich dann, nach genauerer Ausarbeitung meines Experimental-Plans, in die Labore für genauere Untersuchungen begeben. Die von mir genutzten Labore im Bereich der Bodenuntersuchung und der Ökologie sind mit sehr guten, einwandfreien und gepflegten Geräten und Maschinen ausgestattet. Der allgemeine hygienische Zustand ist tadellos.
Unterkunft
Für das Auffinden einer Unterbringung in Lissabon habe ich mich im Vorhinein in verschiedenen von Freunden empfohlenen Gruppen auf Facebook eingeschrieben um dort ein Zimmer in einer WG zu finden. Geeignete Gruppen hierfür waren z. B. “Lisbon Apartments/Rooms/Houses for Rent/Sale”, “Lisbon – Lisboa housing, Rooms, Apartments, Sublets, Roommates, Roomster” oder “Lisbon flatmates/ flats/rooms for rent”. Die Suche gestaltet sich, wie ich finde, hier rüber recht unkompliziert. Man kommt in der Regel direkt mit den vermietenden Personen in Kontakt, hat einen schnellen und einfachen Austausch und kann sich dort Bilder der Wohnungen direkt anschauen. Klassische WG-Castings, wie wir sie hier in Deutschland kennen, sind nicht üblich und für gewöhnlich ist es eher ein Überraschungspaket mit wem man zukünftig zusammen wohnen wird. Die Priorität wird ganz klar eher auf die Räumlichkeiten und den Preis, als auf das soziale Zusammenleben gelegt. So teilte ich meine erste Unterkunft mit vier aus Brasilien stammenden Menschen zwischen Mitte 30 und 60 und einer kleinen weißen Perserkatze im Weihnachtsmann-Pyjama. Definitiv auch eine spannende Erfahrung, jedoch hat die Tatsache, dass ich mich leider nur sehr wenig mit meinen Mitbewohnern austauschen konnte (kaum jemand sprach Englisch und ich konnte mir mit meinen bescheidenen portugiesischen Sprachkenntnissen und meinem portugisifizierten Spanisch nur wenig weiter helfen) dazu geführt, dass ich mich letztendlich doch noch einmal für eine Alternative entscheiden sollte.
Mein Mentor hatte mir die Möglichkeit gegeben bei ihnen in der Wohnung unter zu kommen. Und so wohnte ich die folgenden Monate mit ihm und seiner jungen Familie, bestehend aus seiner Partnerin aus Italien und deren gemeinsamen einjährigen Sohn, zudem einer weiteren jungen Frau in meinem Alter aus Portugal. Nach einem kurzen zweiwöchigen Aufenthalt in der Region Alentejo, in dem ich einen Kurs besucht habe, fand ein weiterer Umzug in das ruhigere Naturgebiet Sintra, westlich von Lissabon statt. Ich hatte mir vorgenommen für die theoretische und schriftliche Periode meiner Bachelor-Arbeit einen eher abgelegenen und ländlichen Wohnort aufzusuchen. Meine neue Unterkunft, ein Wohnwagen, positioniert im Garten einer portugiesischen Familie, hatte ich über das Portal “Airbnb” gefunden. Anschließend habe ich noch ein ca. anderthalb wöchiges Volunteering im nahegelegenen Permakulturprojekt “Quinta dos 7 Nomes” umgesetzt. Die Gegend zeichnet sich durch ihre malerischen Wälder, der rauhen See, die aufgrund dieses Attributs zum Paradies für Surfer erklärt wurde, und einem sehr speziellen Mikroklima aus. Regelmäßig wacht man im Nebel der durch die Berge ziehenden Wolken auf und während es in der Stadt schon sehr trocken und sonnig ist, zeigt Sintra das ganze Jahr über immer wieder feuchte und bewölkte Phasen auf. Durch meine Zeit in Bremen war ich glücklicherweise bereits an den feuchte Wetter gewöhnt und es machte mir nichts aus gelegentlich einen grauen Himmel aufzufinden.
Die Stadt und Kultur
Lissabon ist eine der grünsten Großstädte die ich soweit kennen lernen durfte. Sie zeichnet sich durch viele Parks und Grünflächen aus. Die Kombination des urbanen Flairs und der grünen Landschaft ist einmalig und bringt einen ganz besonderen Charme mit sich. Große Empfehlungen meinerseit sind die Parks “Parque Florestal de Monsanto” ein sehr großer und weitläufiger Park, schön zum wandern und frische Luft schnuppern, “Jardim de Estrella”, ein malerischer und divers gestalteten kleinen Park im Stadtteil Cais do Sodre und “Parque da Bela Vista”, einem großen Park in dem sich wunderbar ein Picknick genießen lässt, Frisbee gespielt werden kann und außerdem findet hier (in nicht Corona-beeinflussten Sommern) das Festival “Rock in Rio” statt, was wohl sehr zu empfehlen ist!
Die Infrastruktur der Stadt ist sehr modern und effizient gestaltet. Die einfach und unkomplizierte Metro-Verbindung, die gut ausgebauten Fahrradwege und natürlich die klassischen und weltbekannten Straßenbahnen machen das Vorankommen in der Stadt zu einem sehr einfachen und zeitsparenden Unterfangen. Die bunten Fassaden und die überall vertretene Streetart bietet auch für das künstlerisch und architektonisch interessierte Auge einiges an Schmuckstücken. Gerade von den vielen “miradouros” ( = Aussichtspunkte) kann man diese Eindrücke wunderbar auf sich wirken lassen und sie mit klassischer Bossa Nova-Musik im Hintergrund, die man oft dank der sich dort aufhaltenden Musiker hört, genießen. Ich möchte eine große Empfehlung aussprechen der Stadt im Frühling einen Besuch abzustatten. Sie ist dann durch die vielen Bäume mit einem bunten Blumenkleid geschmückt und man nimmt überall den Duft der Lindenblüten wahr. Ein Genuss für alle Sinne!
Die Altstadt “Alfama” ist bekannt durch ihre kleinen Gassen und die vielen Treppen die auf und ab zu so manch versteckter Bar oder Restaurant führen. Der Fluss Tajo trennt das Epizentrum der Stadt von den südlich befindenden Stadtteilen, die etwas ruhiger gestaltet sind. Das Hafenviertel gewährt einen wunderschönen Ausblick auf diesen Teil der Stadt, der weltberühmten Ponte de 25 Abril und der Cristo Rei-Statue. Dieser Ort eignet sich also bestens um ein Paar Schnappschüsse für die Familie zu machen.
Nach der Rückkehr
Anfang Juli habe ich meine Reise zurück nach Deutschland angetreten. Ich bin inzwischen wieder gut in meinem Heimatort Paderborn angekommen und befinde mich aktuell auf der Suche nach einer neuen Unterkunft in Bremen. Weiterhin bin ich nach wie vor dabei, meine Bachelor-Arbeit zu vollenden und verbringe meine Zeit außerdem damit, meine finanzielle Unterstützung des Inland-BAföGs zu beantragen. Der Widerspruch für Saarland ist nach wie vor in der Bearbeitung. Nach dem Abschluss meines Studiums würde ich mich gerne weiter in einer praktischen Richtung weiterentwickeln und ein Praktikum im Bereich der Umwelterziehung angehen, um zu sehen, ob dieser Berufszweig für mich geeignet ist und anschließend für mich evaluieren ob ich einen entsprechenden Master-Studiengang angehen oder alternative Bildungswege antreten möchte.
Wie auch nach meinem vorherigen längeren Auslandsaufenthalt ist mir schnell die rationale und verkopfte Denkweise die in Deutschland eher üblich ist, aufgefallen. Die gelegentlich als recht impulsiv und spontan zu interpretierende Attitude der Portugiesen hat mich noch ein Stückchen mehr von der deutschen Grundeinstellung abgebracht und verhilft mir dazu, Dinge mit weniger Zweifel und mehr Elan anzugehen. Ich traue mich mehr an ehemals für mich nicht zu bewältigen scheinenden Aufgaben und Projekten heran. Es haben sich in der Zeit in Portugal viele neue Ideen für Projekte und Initiativen entwickelt, die nur darauf warten am richtigen Ort umgesetzt zu werden. Wo dieser Ort sein wird, darüber bin ich mir allerdings noch nicht im klaren. Ich habe das Gefühl, dass sich in den letzten Jahren viele Türen geöffnet haben und in Bälde der Zeitpunkt kommt an dem mir der rechte Weg offenbart wird. Anders als früher lasse ich mich davon allerdings nicht beunruhigen sondern habe Vertrauen darin, dass sich alles zur rechten Zeit – com calma ( = in aller Ruhe) – fügen wird.
Fazit
Lissabon, seine Menschen und seine pittoresken Fassaden werden immer in meinem Herzen bleiben. Diese Stadt hat für mich einfach etwas magisches. Auch wenn ich mich zu Zeiten der Corona-Krise mit entsprechenden sozialen Einschränkungen dort aufgehalten habe, habe ich zumindest einen kleinen Eindruck von der Kultur dieser Stadt gewinnen können. Ich fühle mich genau genommen sogar ziemlich privilegiert sie in einem touristisch so wenig belasteten Zustand kennen gelernt haben zu dürfen. Die nächtlichen Ausflüge zu für gewöhnlich ziemlich überlaufenen Denkmälern strahlten für mich eine so friedliche und bezaubernde Atmosphäre aus – einfach einmalig. Dennoch ist dies umso mehr ein Argument für mich, in naher Zukunft sobald sich die globale Situation mehr beruhigt hat, die Stadt erneut aufzusuchen und sie im vollen Glanz und auf Hochtouren mit all ihrer kulturellen Vielfalt und dem Trubel ein zweites Mal kennen lernen zu dürfen.
Die Zeit in Portugal hat mich in meiner persönlichen Entwicklung deutlich voran gebracht. Ich war neuen Herausforderungen gestellt und durfte ein neues Land und seine Menschen kennen lernen. Ich kann inzwischen sagen, für mich sind Erasmus-Erfahrungen weit mehr als rein akademische Austausche zum studieren.
Sie erlauben einem einen ziemlich authentischen Einblick in fremde Kulturen, beschenken einen mit lebenslangen neue Freundschaften, bringen einen in Kontakt mit anders denkenden und sozialisierten Menschen und fordern einen somit in der eigenen Ambiguitätstoleranz. Ich habe das Gefühl, durch die Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen mein empathisches Potential zu verbessern und sie somit besser verstehen zu können. Es fällt mir leichter, mich in Menschen hineinzuversetzen und das hilft mir somit konstruktiver in Konflikten vorzugehen. Die persönliche Entwicklung scheint mir auf Reisen immer wie auf Highspeed umgeschaltet und man kann förmlich dabei zusehen, wie einem die Interaktion mit anderen Menschen immer leichter fällt. Man lernt Menschen und somit auch sich selbst besser zu verstehen – und vice versa.
Ich wurde durch die Zeit in Portugal und den vielen Ungewissheiten denen ich konfrontiert war sehr genügsam und kann auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Und so bin ich umso amüsierter dass genau diese Ungewissheiten paradoxerweise dazu geführt haben, dass ich insgesamt deutlich mehr Vertrauen in mir selbst, meiner Intuition, meinen Fähigkeiten und meiner Umwelt gewinnen durfte. Ich habe inzwischen eine große Klarheit darüber bekommen, in welche Richtung ich mich beruflich und persönlich bewegen möchte und habe neue Werkzeuge in der Hand um diese Wege mit vollem Elan, Kreativität und Eigenverantwortung anzugehen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Portugal ein wichtiger – vielleicht sogar vorbestimmter – Abschnitt auf meinem Lebensweg war und immer sein wird. Ich fühle mich stark mit dieser Kultur, ihren Menschen und der Natur verbunden und spiele stark mit dem Gedanken auch zukünftig dort langfristiger für eine Weile zu verbleiben.
Wie auch immer sich meine Wege winden mögen, ich weiß, dass ich mit jedem Schritt etwas lernen darf und das zeichnet für mich die Schönheit des Lebens aus.
Danke Portugal.
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