Ich habe mein Pflichtpraktikum in der Deutschen Botschaft Helsinki vom 15.1. bis zum 17.3.2020 im dritten Semester absolviert. Eigentlich sollte das Praktikum bis zum 31.3.2020 dauern. Ich musste es jedoch vorzeitig wegen der COVID-19-Lage abbrechen. Das Praktikum fand teilweise während der Vorlesungszeit statt. Dadurch musste ich einige meiner Klausuren verschieben. Ich würde ein Praktikum noch während Semesterzeiten nicht unbedingt empfehlen, da dies mit viel Arbeit verbunden ist. Trotzdem war es in diesem Fall die einzige Möglichkeit und die Universität Bremen war auch sehr flexibel.
Da ich mich relativ spät (drei Monate vor Beginn) für das Praktikum beworben hatte, habe ich mit dem Praktikumsplatz Glück gehabt. Dazu kommt, dass ich finnische und deutsche Staatsbürgerin bin und beide Sprachen fließend spreche. Dies hat mir einige Vorteile im Praktikum verschafft, da ich eine größere Quellenauswahl hatte und schneller an gewünschte Informationen kam. Die Bewerbung für das Erasmus+ -Stipendium lief ohne Probleme, auch die Botschaft hat die benötigten Formulare schnell ausgefüllt. Bei der Wohnungssuche habe ich auf die Facebook-Gruppe „Vuokra-asunnot Helsingissä“ (Mietwohnungen in Helsinki) zurückgegriffen und gleich ein Zimmer im Zentrum von Helsinki gefunden. Auch ohne Kenntnisse in der finnischen Sprache müsste dies einfach sein, da Finn*innen in der Regel gut Englisch sprechen.
Da ich die Unterlagen für Praktikant*innen von der Botschaft mit zwei Wochen vor Beginn relativ spät erhalten hatte, hatte ich bei der Organisation des Alltäglichen um das Praktikum herum einen bestimmten Vorsprung. In der Zukunft wäre es geraten schon rechtzeitig vor Praktikumsbeginn nach möglichen Unterlagen und Informationen zu fragen.
In meinem Praktikumsbericht werde ich zuerst die Deutsche Botschaft Helsinki vorstellen, damit ein Eindruck von der Organisation meines Arbeitsumfeldes gewonnen werden kann. Danach werde ich meine Aufgaben im Praktikum erläutern. Darauf aufbauend werde ich schildern, was ich im Praktikum gelernt habe und mein Praktikum in Bezug auf meine Erwartungen betrachten. Ein Fazit wird den Schluss bilden.
2 Botschaft
Die Deutsche Botschaft Helsinki ist eine der 153 deutschen Botschaften. Die Deutsche Botschaft Helsinki besteht aus sieben Abteilungen: politisches Referat, Wirtschaftsreferat, Kulturreferat, Rechts- und Konsularreferat, Pressereferat, Militärattachéstab, Referat für Arbeit und Soziales, Sprachendienst und Verwaltung. Dazu hat die deutsche Botschaft zehn Honorarkonsule in den finnischen Städten Joensuu, Jyväskylä, Lappeenranta, Mariehamn, Oulu, Rauma, Rovaniemi, Tampere, Turku und Vaasa.
Das politische Referat erstattet der Bundesregierung Bericht über Entwicklungen in der finnischen Außen-, Europa- und Innenpolitik. Dazu unterhält es enge Kontakte zum finnischen Parlament und zur Regierung und informiert diese über deutsche Positionen und Entwicklungen innerhalb Deutschlands. Zur Erkundung der Lage in Finnland steht der Botschaft ein weit gefächertes Netzwerk von Vertretern der Zivilgesellschaft und Experten, die bei aktuellen Fragen um Informationen und Stellungnahmen gebeten werden, zur Verfügung. Das politische Referat ist auch für politische Besuche aus Deutschland zuständig und bereitet Gespräche und Verhandlungen vor.
Das Wirtschaftsreferat befasst sich mit der finnischen Wirtschaft. Zusätzlich gehören zu seinen Aufgabenbereichen Handel, Finanzen, Sozialpolitik, Umwelt, Verkehr, Forschung und Technologie. Da Deutschland der wichtigste Handelspartner Finnlands ist, bestehen auch Kontakte zu zahlreichen deutschen Unternehmen. Das Wirtschaftsreferat arbeitet eng mit der Deutsch-Finnischen Handelskammer zusammen.
Das Kulturreferat ist für die Umsetzung der kulturpolitischen Ziele Deutschlands zuständig. Die auswärtige Kulturpolitik bildet neben Diplomatie und Außenwirtschaftspolitik die dritte Säule der deutschen Außenpolitik. Das Kulturreferat arbeitet eng mit deutschen Mittelorganisationen zusammen. In Finnland sind diese das Goethe-Institut, die Deutsch-Finnische Handelskammer, Deutsche Gemeinde, Deutsche Schule Helsinki, Deutsche Bibliothek, der Verband der Deutsch-Finnischen Vereine e.V., das Deutsche Kulturzentrum Tampere und FC Germania.
Das Rechts- und Konsularreferat ist für die Beratung und Betreuung deutscher Staatsbürger*innen verantwortlich. Es kümmert sich um die Ausstellung von Pässen und Visa. Dazu bietet es viele andere Dienstleistungen an und informiert über deutsches Recht.
Das Pressereferat verfolgt die finnischen Medien und die finnische Öffentlichkeit in ihrem Bezug zu Deutschland und berichtet dem Auswärtigen Amt darüber. Andersherum werden die finnischen Medien über die Politik der Bundesregierung und über Deutschland allgemein informiert. Der finnischen Öffentlichkeit bietet das Pressereferat Informationen zu Deutschland über Social Media, die Homepage und Beantwortung von Einzelfragen. Der Referent hält Kontakt zu einem breiten Netzwerk finnischer Medienvertreter. In seiner Funktion als Pressesprecher der Botschaft, beantwortet es von Journalisten an die Botschaft gestellte Fragen.
Im Militärattachéstab berät der Verteidigungsattaché den Botschafter auf militärpolitischem und militärischem Gebiet. Er ist auch für die wehrtechnischen und rüstungswirtschaftlichen Angelegenheiten verantwortlich. Der Verteidigungsattaché vertritt das Bundesministerium für Verteidigung. Deswegen gehört zu seinen Aufgaben auch die Kontaktpflege zum finnischen Verteidigungsministerium, zum Oberkommando und anderen militärischen Stellen in Finnland. Das schließt auch die Informierung über deutsche Verteidigungspolitik, die Bundeswehr und wehrtechnische und rüstungswirtschaftliche Angelegenheiten.
Das Referat für Arbeit und Soziales befasst sich mit der Arbeits- und Sozialpolitik und den deutsch-finnischen Beziehungen in diesem Bereich. Das Referat wird aus der Deutschen Botschaft Stockholm geführt. Auch die Beantwortung von Fragen zu sozialpolitischen Entwicklungen in Deutschland und zu Zuständigkeiten deutscher Stellen gehören zu den Aufgaben des Referats. Dazu unterhält es enge Beziehungen zu zuständigen Ministerien, nachgeordneten Behörden, Gewerkschaften und Arbeitnehmer- und Wirtschaftsverbänden sowohl in Finnland als auch in Deutschland. Auch die Herstellung von Kontakten für deutsche parlamentarische Besuchergruppen zu entsprechenden finnischen Institutionen geschieht über das Referat.
Der Sprachendienst fertigt für die Botschaft Übersetzungen und dolmetscht bei internen Angelegenheiten. Übersetzungen erfolgen aus dem Finnischen ins Deutsche und umgekehrt. Außerdem erledigt der Sprachendienst auch Aufträge des Auswärtigen Amtes, wenn diese nicht in Berlin erledigt werden können. Für externe Übersetzungen ist der Sprachendienst nicht zuständig.
Die Verwaltung der Botschaft organisiert den inneren Dienst. Dazu gehören unter anderem Personalangelegenheiten, das Budget, die Haus- und Sachverwaltung und Ausund Fortbildung.
3 Aufgaben
In der Deutschen Botschaft Helsinki hatte ich während meines Praktikums vielfältige Aufgaben. Obwohl ich offiziell dem Pressereferat unterstellt war, habe ich die meisten Aufgaben für das Wirtschaft- und Kulturreferat erledigt.
Der größte Teil meiner Aufgaben beinhaltete irgendeine Form von Recherche. Für diese habe ich meistens Nachrichtenartikel, Erklärungen der finnischen Regierung und die Internetseiten der Ministerien benutzt. Dabei waren meine Kenntnisse der finnischen Sprache von großem Vorteil, da die Strategien der finnischen Regierung oft nur in Finnisch verfasst waren. Auch bei Nachrichtenmeldungen wären meine Möglichkeiten erheblich reduziert gewesen.
Zu meinen Lieblingsaufgaben gehörte das Schreiben von Berichten. Dabei ging es oft um ein aktuelles Ereignis in Finnland oder aktuelle Richtlinien der Regierung. Ich habe Berichte unter anderem über die finnische Wirtschaft und Klimapolitik geschrieben. Das Interessante dabei war vor allem, mich tiefgründig in das entsprechende Thema einlesen und auch selbst etwas Neues lernen zu können. Vor allem der Bericht zur finnischen Wirtschaft hat mich vor eine Herausforderung gestellt, da meine Kenntnisse des Wirtschaftsvokabulars sehr eingeschränkt waren. Ich musste ein für mich ganz neues Feld verstehen lernen und mir die Fähigkeit erarbeiten, mich in diesem Bereich schriftlich ausdrücken zu können. Gleichzeitig habe ich mich sehr konkret und gezielt mit den wirtschaftlichen Bedingungen eines Staates auseinandergesetzt, was eine lehrreiche Erfahrung war. Auch hat mir der Umgang mit diesem Thema die Angst vor „Wirtschaft“ genommen, mich neue Erfahrungen machen lassen und mir neue Möglichkeiten für das Master-Studium eröffnet.
Der Bericht zur finnischen Klimapolitik hat mich vor eine ganz andere Herausforderung gestellt. Da Finnland bis 2035 klimaneutral werden will, finden gerade viele Vorbereitungen darauf innerhalb und außerhalb der Politik statt. Es gab zahlreich verfügbares Material: Videos, Seminare, Präsentationen, Erklärungen, Strategiepapiere und Nachrichtenmeldungen. Die Herausforderung bestand darin, erst einmal alles zu sichten, durchzugehen und dann zu bewerten. Welche Informationen sind in und für Deutschland interessant und wichtig? Dazu kam die Maximallänge von drei Seiten, die eingehalten werden musste. Der Bericht über die finnische Klimapolitik war die Aufgabe, für die ich am meisten Zeit verwendet habe. Gleichzeitig war es auch eine der interessantesten Aufgaben, da ich tief in die Vorbereitung und die Umsetzung eines politischen Beschlusses5 eintauchen konnte. Es war interessant zu beobachten, wie alle Politikfelder, Ministerien und die Wirtschaft zusammenhängen und bei großen politischen Richtlinien zusammenarbeiten. Durch die Seminare und Berichte konnte ich die Vorbereitung eng verfolgen und somit einen beeindruckenden Einblick gewinnen.
Auch außerhalb der Berichte kamen Rechercheaufgaben auf mich zu. Diese bestanden hauptsächlich aus dem Erkunden von Organisationsstrukturen von Vereinen und Leitlinien von Firmen. Ich musste mir zum Beispiel die ganze Organisationsstruktur von „Jugend forscht“ erarbeiten, die Finanzierung betrachten und mir einen Einblick in die Arbeit des Vereines verschaffen. Bei Recherchen dieser Art, konnte ich mich mit Inhalten beschäftigen, auf die ich bis dahin noch nicht gestoßen war. Die Auseinandersetzung mit Themen auf eine neue Art und Weise hat mich sehr bereichert.
Zu meinen etwas niederen Aufgaben, jedoch oft von Recherchen nicht zu trennen, gehörte das Heraussuchen von Kontaktdaten unterschiedlicher Personen. In den meisten Fällen gelang dies recht schnell. Eine Ausnahme bildeten jedoch finnische Geschäftsführer großer Unternehmen. Oft verlangten sie zeitaufwendige Nachforschungen und fast schon detektivisches Gespür. Oft musste ich auf mehreren Pfaden und um mehrere Ecken ermitteln, bevor sie ihre Kontaktdaten preisgaben.
Zusätzlich zur Ermittlung von Kontaktdaten, gehörte es zu meinen Aufgaben, den Kontakt auch aufzunehmen. Vor allem am Anfang war dies eine spannende Angelegenheit. Beim Telefonieren und Verfassen von E-Mails war immer zu beachten, dass die Kontaktperson verständlich und zügig in die entsprechende Angelegenheit eingeführt wird. Beim Verfassen von E-Mails, empfand ich es angenehm, dass ich selbst Zeit für die Struktur und Formulierung des Textes hatte. Jedoch war es für mich wiederum einfacher, vor allem komplexere Angelegenheiten mündlich am Telefon vorbringen zu können. Mit dem Fortschreiten des Praktikums, fand ich beide Kommunikationswege immer angenehmer und wurde in meiner Kommunikation schneller und sicherer.
Obwohl ich vor allem direkt vom Wirtschafts- und Kulturreferat mit Aufgaben betraut wurde, habe ich auch Aufgaben für den Sprachendienst übernommen. Dazu gehörte die Übersetzung von Artikeln aus dem Finnischen ins Deutsche, die für die Arbeit des Wirtschafts- und Kulturreferates relevant waren. Beim Übersetzen ging es vor allem darum, den genauen Wortlaut wiederzugeben. Das war zugleich interessant und herausfordernd. So galt zum Beispiel auch die Forderung, den Charakter qualitativ minderwertiger Originaltexte auch in der Übersetzung zu übermitteln, was ich als äußerst schwierig empfand. Dies erwies sich als noch schwieriger, als die Übersetzung eines guten Textes.6 Das Problem bei Texten über für mich neue Sachverhalte bestand darin, dass mir Wörter auch im Finnischen neu waren. Dazu ein passendes deutsches Wort zu finden erwies sich als besonders schwierig. Doch dank der Hilfe des Sprachendienstes bestand ich auch diese Herausforderungen.
Auch die Teilnahme an diversen Treffen und Besprechungen gehörte zu meinem Aufgabengebiet. Oft waren dies Treffen mit anderen deutschen Institutionen. Meine Aufgabe bestand meistens in der Protokollierung wichtiger Beschlüsse. Dabei war es von entscheidender Bedeutung, mich mit den zu behandelnden Themen im Voraus zu beschäftigen, um gut vorbereitet in diese Treffen gehen und die entscheidenden Informationen für die Botschaft erkennen und festhalten zu können. Oft bestand die Vorbereitung in einem Briefing mit meinem Vorgesetzten auf dem Weg zum Treffen. Da die Botschaft nicht wie manch andere deutsche Institutionen im Zentrum liegt, waren die Fahrten zum Teil sehr zeitaufwendig und gaben so Gelegenheit für ein intensives Vorbereitungsgespräch. Ein einzelnes Treffen nahm schnell mal einen erheblichen Teil des Arbeitstages ein.
Das Schreiben der Protokolle bei diesen Treffen war für mich eine der anspruchsvollsten Aufgaben während meines Praktikums. Ich fertigte recht umfassende und wortgetreue Mitschriften an und war schon im Verlauf des Gespräches auf der Grundlage meiner Vorkenntnisse bemüht, die wichtigsten Inhalte zu erkennen, um so die Grundlinien hin zum Ergebnis des Gespräches erfassen zu können. Die zweite Herausforderung bestand darin, nach dem Treffen, sei es am nächsten Tag oder sogar nach dem Wochenende, meine Notizen zu filtern und in die Form eines möglichst genauen und zielgerichteten Protokolls zu bringen.
Ebenso gehörte das Schreiben von Grußworten für den Botschafter für mich zu den mühevolleren Aufgaben. Die Herausforderung bestand darin, viel zu schreiben, den Anlass von außen zu betrachten, ohne wirklich konkret zu werden. Das Grußwort diente als eine allgemeine Einleitung und Begrüßung für eine bestimmte Veranstaltung. Das vorrangige Thema bestand durchweg in den deutsch-finnischen Beziehungen. Somit musste für jede Veranstaltung ein neues Grußwort mit ungefähr gleichen Inhalten geschrieben werden. Als Hilfsmittel diente mir oft das Internet, wo es jedoch nur eine begrenzte Menge an Informationen zu deutsch-finnischen Beziehung gibt. Das Schreiben eines Grußwortes war also immer mit ziellosem Suchen nach neuen Informationen und Umformulierungen alter Grußwörter verbunden. Auch die Projekte der Botschaft wurden in den Grußwörtern erwähnt. In Bezug auf diese war es einfacher einen neuen Fokus zu finden.
Eines dieser Projekte war die Sprachenkampagne. In Finnland wird mit diesem Jahr der Fremdsprachenunterricht ab der ersten Klasse beginnen. Die meisten Schulen bieten nur Englisch an, und die allermeisten Eltern wollen auch, dass ihr Kind Englisch lernt. Die Botschaft bemüht sich mit ihrer Kampagne möglichst viele Schulen dafür zu gewinnen, auch die deutsche Sprache in ihr Angebot mit aufzunehmen. Aus diesem Grund besuchen die Botschafter der deutschsprachigen Länder Kommunen und Schulen und sprechen dort mit den Verantwortlichen. Die Deutsche Botschaft versucht Eltern dazu zu bringen, ihre Kinder in den Deutschunterricht zu schicken. Auch eine InfluencerKampagne wurde durch die Botschaft gestartet. Finnische Influencer mit Deutschlandbezug hatten in den sozialen Medien Werbung für die deutsche Sprache gemacht. Ich war an der Auswertung dieser Kampagne beteiligt.
Die Beiträge der Influencer waren auf Finnisch, weswegen meine Aufgabe darin bestand, diese zu beurteilen und zu übersetzen. Diese Aufgabe gefiel mir, da sie sehr konkret war. Die meisten meiner Aufgaben in der Botschaft waren sehr abstrakt. Oft musste ich etwas für eine Veranstaltung schreiben, von der ich nicht viel wusste und an der ich auch nicht teilnehmen konnte. Bei der Influencer-Kampagne hatte ich das Gefühl, hatte ich die Möglichkeit, selbst die Ergebnisse meiner Arbeit sehen zu können. Doch leider blieb es nur bei der Möglichkeit. Die COVID-19-Lage beendete meine Teilnahme an diesem Projekt. Wenn ich mein Praktikum bis zum Ende hätte durchführen können, hätte ich die Ergebnisse der Evaluation mitbekommen und wäre auch an der Weiterführung dieser Kampagne beteiligt gewesen.
Während der Kampagne gehörte es zu meinen Aufgaben, Influencer zu rekrutieren. Diese Aufgabe war schwieriger als erwartet. Meistens werden Influencer mündlich weiterempfohlen. Da ich jedoch keine Kontakte zu der Zielgruppe „Eltern von zukünftigen Erstklässlern“ hatte, war ich auf das Internet angewiesen. Diese Recherche dauerte mehrere Tage und war teilweise sehr frustrierend. Die exakt zur Sprachenkampagne passenden Influencer waren gar nicht so einfach zu finden, denn sie mussten Kinder haben, die bald mit der Schule anfangen und Deutsch als erste Fremdsprache wählen würden.
Eine zweite Aufgabe, die durch die COVID-19-Lage unterbrochen wurde, bestand darin, einen einer Ausstellung für die „Arctic Design Week“ zu planen. Dabei handelte es sich um einen Beitrag über die Honorarkonsulate in Lappland. Meine Aufgabe war es, mit der Ausstellungsorganisatorin in Kontakt zu treten und ihr das erforderliche Material zukommen zu lassen. Dazu gehörte ein Foto und ein Video über Deutschland und ein deutsches Designobjekt. Erst musste ich passendes Material finden und abklären, ob dies für die Ausstellung verwendet werden darf. Das Designobjekt war schon unterwegs, als die Ausstellung abgesagt wurde.
Nicht nur nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie habe ich viel Arbeit gemacht, die letztendlich nicht verwendet wurde. Eine meiner Aufgaben war auch das Erstellen von Präsentationen für verschiedene Treffen und Veranstaltungen. Damit war immer sehr viel Arbeit verbunden, da zusätzlich zur Recherche von mir auch die visuelle Darstellung erarbeitet werden musste. Jedoch blieb bei Treffen nicht immer Zeit für die Präsentation oder die Veranstaltungen wurden kurzfristig abgesagt. Somit konnte die Arbeit von zwei Tagen unnötig geworden sein.
Meine Aufgaben während des Praktikums waren vielseitig, aber haben oft die gleichen Fähigkeiten erfordert. Die wenigsten Aufgaben haben viel Zeit in Anspruch genommen. Oft ähnelten sich die Aufgaben sehr und der Büroalltag gestaltete sich als sehr monoton. Mir haben vor allem Aufgaben über einen längeren Zeitraum gefallen, da ich durch diese oft ein größeres und genaueres Bild vom Aufgabengebiet gewinnen konnte und das Gefühl hatte, etwas geleistet zu haben. Dies hat auch sehr zur Motivation beigetragen.
4 Reflektion
Während meines Praktikums in der Deutschen Botschaft Helsinki habe ich viel gelernt. Vor allem gelingt mir das selbstständige Arbeiten in Aufgaben, die nicht nur mich persönlich betreffen, mit weniger Mühe. Ich kann die Anforderungen und genaue Vorstellungen anderer in meine Arbeit gut einbringen. Das Praktikum hat mir auch mehr Sicherheit gebracht. Ich habe das Gefühl, dass ich neue und herausfordernde Aufgaben gut bewältigen und erledigen kann. Ich gehe sicherer an neue Aufgaben heran.
Auch in meiner Kommunikation bin ich sicherer geworden. Ich kann schnell Sachen erledigen und habe gelernt, mich kurz zu fassen. In schriftlicher Kommunikation bin ich präziser bei der Übermittlung von Informationen und schneller beim Finden einer passenden Formulierung geworden. Ich kann relevante Information besser von unbedeutender Information unterscheiden und die erstere effektiv übermitteln. Auch meine Empathiefähigkeiten Gesprächspartner*innen gegenüber wurden geschult, und ich konnte mir etwas mehr Gelassenheit in der Kommunikation aneignen.
Durch das Praktikum habe ich mein Können im Umgang mit PowerPoint ausbauen können. Die Erstellung diverser Präsentationen hat mir mehr Geschick in der visuellen Darstellung von Sachverhalten beschert. Ich kenne mich nun besser mit dem Programm aus und verwende mehr Kreativität beim Erstellen von Folien. Auch meine Fä- higkeit Informationen kurz zu fassen, hat sich durch die Erstellung von Präsentationen verbessert.
Auf dem Gebiet der Recherche hat mich das Praktikum sehr vorangebracht. Ich finde schneller den gesuchten Inhalt mit genaueren Suchbegriffen. Auch die Vorstellung darüber, auf welchen Internetseiten hilfreiche Informationen zu finden sind, hat sich bei mir verbessert. Recherchieren ist zu einen meiner Aufgaben geworden, die zur Routine gehören.
Ich konnte die mir gestellten Aufgaben gut erledigen – bis auf zwei, die mir in unangenehmer Erinnerung geblieben sind. Dabei handelte es sich zum einen um ein Grußwort für den Botschafter. Ich hatte das Grußwort drei Mal überarbeitet und sollte es schließlich ins Englische übersetzen. Da das Schreiben von Grußworten für mich zu den langweiligeren Aufgaben gehörte, war meine persönliche Motivation vor der Übersetzung schon recht weit am Boden.
Bei der zweiten Aufgabe ging es um einen Bericht über die Land- und Forstwirtschaft Finnlands. Die Aufgabe fand ich interessant. Jedoch hatte ich keine Ahnung, wie ich an die Aufgabe herangehen sollte. Das Thema war sehr weit gefasst, so dass es mir schwerfiel, Schwerpunkte zu setzen. Außerdem kam ich nicht an aktuelle Zahlen heran und musste mich mit Zahlen des Vorjahres begnügen. Aus diesen zwei Erfahrungen habe ich viel gelernt. Die eigene Vernachlässigung der Arbeit führt zu einer Kette, in der von anderen Beteiligten Mehraufwand verlangt wird.
Ich empfand es als enttäuschend, dass ich im Studium erworbenes Wissen und gelernte Fähigkeiten nicht im Praktikum anwenden konnte. Gerne hätte ich auch die Arbeit des politischen Referates näher verfolgt. Zusätzlich wurden alle größeren Veranstaltungen und Treffen wegen der COVID-19-Lage abgesagt. Schnell wurden neue Aufgaben zur Routine und haben ihre Spannung verloren. Das Praktikum in der Deutschen Botschaft Helsinki hätte mich gerne noch ein bisschen mehr herausfordern können. Gerne hätte ich selbstständiger gearbeitet und beispielweise ein eigenes Projekt und weiterführende Arbeiten übernommen. Doch trotz alledem wurde ich während meines Praktikums in vielfältiger Weise herausgefordert, gefordert und gefördert.
5 Fazit
Das Praktikum in der Deutschen Botschaft Helsinki war eine interessante Erfahrung. Ich durfte in den Alltag einer Botschaft eintauchen, der sich als weniger spannend als erwartet erwiesen hat. Oft wurde für den Mülleimer gearbeitet, noch stärker während der unsicheren Zeiten von COVID-19. Leider hat sich keine Gelegenheit geboten, an Veranstaltungen teilzunehmen und somit eine andere Seite der Botschaft mitzuerleben.
Die Arbeit in einer Botschaft scheint mir sehr routiniert in einer sehr starken hierarchischen Struktur. Obwohl es mehrere Projekte gibt, in denen auch Kreativität gefragt ist, scheint jedoch ein bestimmter Freiraum zu fehlen. Der Tagesablauf kann jederzeit vom Auswärtigen Amt unterbrochen werden. Die von dort kommenden Aufgaben gehen immer vor. Diese erschienen jedoch oft überfordernd und sollten in kurzen Zeiträumen erledigt werden. Da es sich oft um Bitten an alle Länder handelt, wurden individuelle Einschränkungen nicht berücksichtig. Zum Beispiel hat die Pressekonferenz zu COVID- 19 von der finnischen Regierung um 14.15 Uhr begonnen, aber die Berichte zu den COVID-19-Maßnahmen der Länder, sollten schon um 14 Uhr in Berlin vorliegen.
Obwohl eine Botschaft für mich im Nachhinein nicht als idealer Ort für ein Praktikum erscheint, war der Einblick in die Arbeit doch recht aufschlussreich. Außerdem war Helsinki eine interessante Stadt, um dieses zu absolvieren. Der wunderbar funktionierende Nahverkehr, die Nähe zur Natur und das breite Kulturprogramm machten den Aufenthalt auch sehr angenehm. Die Deutsche Botschaft war nicht zentral gelegen, dafür aber mitten auf einer Insel. Nach dem Arbeitstag boten sich mehrere schöne Strecken zu einem Spaziergang an.
Im Allgemeinen bin ich mit meinem Praktikum zufrieden. Die Botschaft hatte ein doch einladendes Arbeitsklima und Helsinki ein schönes Arbeitsumfeld. Obwohl das Praktikum nicht das spannendste war, gab es mir jedoch einen Einblick in die Arbeit des Auswärtigen Amtes. Außerdem hat das Praktikum mir eine Orientierung für meinen weiteren Weg gegeben.
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