1. Einleitung
Die Auswahl eines geeigneten Praktikumsplatzes war für mich kein einfaches Unterfangen, da das Auswahlspektrum für Studierende der Politikwissenschaft außerordentlich groß ist. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn man sich noch nicht sicher ist, in welche berufliche Richtung man sich bewegen will. Um die Suche etwas einzugrenzen, überlegte ich mir, welche Bereiche für mich in Frage kämen und welche weiteren Kriterien für mich wichtig sein würden. Nach einigem überlegen kam ich zu dem Schluss, dass folgende Kriterien für mich relevant sind, in absteigender Reihenfolge:
(1) Der Praktikumsbereich ist für mich in beruflicher Hinsicht interessant
(2) Mir werden interessante Aufgaben gegeben, an denen ich vorhandenes Wissen anwenden oder etwas Neues lernen kann
(3) Das Praktikum ist bezahlt
(4) Die Praktikumsinstitution befindet sich in einer für mich interessanten Stadt.
Um nun einen Praktikumsplatz zu finden, der zumindest einigen meiner Kriterien entspricht, suchte ich danach zunächst einmal im Internet. Schnell wurde mir jedoch klar, dass ich mit allgemeinen Suchanfragen nicht besonders weit kommen würde, weshalb ich meine Vorgehensweise änderte. Jetzt suchte ich explizit nach Institutionen, Verbänden, Unternehmen und Instituten, welche ich in beruflicher Hinsicht interessant fand, da dieses Kriterium für mich die höchste Priorität hatte.
Es erforderte einige Zeit eine ausführliche Liste anzufertigen, da ich nicht nur nach Praktikumsausschreibungen Ausschau hielt, sondern alle Organisationen, die mein Interesse weckten, auf die Liste setzte. Neben meiner Internetrecherche suchte ich vor allem das persönliche Gespräch mit anderen Studierenden, Freunden und Familienmitgliedern und fragte sie nach ihren Erfahrungen bezüglich einer Praktikumssuche. Dabei erhielt ich viele Hinweise und Empfehlungen für meine Suche sowie Informationen aus erster Hand über die Praktika selbst. Zu guter Letzt besuchte ich eine Veranstaltung der Universität Bremen, im Zuge derer Absolvent*innen des Politikwissenschaftsstudiums über ihre Praktika oder ihren Berufseinstieg berichteten.
Letztendlich waren es die persönlichen Gespräche, die mir den entscheidenden Hinweis gaben. Eine Kommilitonin berichtete mir von ihrem Praktikum bei der Vertretung des Landes Niedersachsen bei der Europäischen Union und den wertvollen Erfahrungen, welche sie im Zuge dieses Praktikums sammeln konnte. Daraufhin informierte ich mich ausgiebig über die Internetseite der Bremer Landesvertretung, über deren Aufgabenbereiche und etwaige Ausschreibungen für Praktikumsplätze. Dort fand ich zunächst nur eine allgemeine Information, welche darüber informierte, dass ein unbezahltes Pflichtpraktikum im Rahmen des Studiums grundsätzlich möglich wäre und an wen ein Bewerbungsschreiben zu richten sei. Daraufhin schickte ich ein vollständiges Bewerbungsschreiben, inklusive Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse und weitere Leistungsnachweise, an die angegebene E-Mail-Adresse.
Innerhalb der nächsten zwei Wochen erhielt ich eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch wobei mir zu Gute kam, dass ich zu diesem Zeitpunkt mein Auslandssemester in Brüssel verbrachte und so zu dem Gespräch persönlich erscheinen konnte. In dem Gespräch kristallisierte sich dann ein gewisses Anforderungsprofil an mich heraus. Neben der Tatsache, dass es sich bei mir um ein Pflichtpraktikum im Rahmen meines Studiums handeln und das Grundstudium bereits abgeschlossen sein musste, war das wichtigste Kriterium ein ausgeprägtes Interesse an europapolitischen Themen. Es wurden jedoch auch gute Englischkenntnisse (mindestens B2) und ein sicherer Umgang mit den gängigen Office-Anwendungen vorausgesetzt. Zusätzlich wurde ich explizit nach meinen bevorzugten Politikfeldern gefragt, um mich so später einem/einer passenden Betreuer*in zuteilen zu können. Insgesamt verlief das Gespräch erfolgreich und so wurde mir wenige Tage später schriftlich ein Praktikumsplatz angeboten.
Die Tatsache, dass es sich um ein unbezahltes Pflichtpraktikum handelte schreckte mich nicht davon ab, das Angebot umgehend anzunehmen. Dies hatte zwei Gründe. Zum einen war die Bezahlung für mich nicht das wichtigste Kriterium und der Praktikumsplatz schien mir sehr attraktiv. Zum anderen wusste ich, dass ich höchstwahrscheinlich eine Erasmusförderung für mein Auslandspraktikum erhalten würde und diese mir die Möglichkeit geben würde, meinen Aufenthalt in Brüssel zumindest teilweise zu finanzieren. Der zweite Aspekt hatte insofern eine besondere Bedeutung, als dass Brüssel eine Stadt mit hohen Lebenshaltungskosten ist und ein längerer Aufenthalt ohne finanzielle Unterstützung kaum im Bereich des Möglichen liegt.
Aus Neugierde und um mich auf mein Praktikum angemessen vorzubereiten informierte ich mich ausgiebig bei meiner Kommilitonin, welche mich überhaupt erst auf das Praktikum gebracht hatte. Sie vermittelte mir ein sehr umfassendes Bild von ihren Aufgaben und Erfahrungen, welche meine Erwartungen an das Praktikum im Vorfeld prägten. So erhoffte ich mir vor allem, einen weitreichenden Einblick in die Arbeitswelt im Brüsseler Europaviertel mit der Möglichkeit an vielen Veranstaltungen teilnehmen zu können, Kontakte zu knüpfen und mir neue Inhalte zu erschließen. Außerdem erwartete ich, den Arbeitsalltag und -rhythmus in der öffentlichen Verwaltung kennenzulernen, da ich diese als ein potenzielles Berufsfeld ausgemacht hatte und ich dich Möglichkeit nutzen wollte, um zu überprüfen, ob eine solche Arbeit zu mir passt.
2. Beschreibung der Praktikumsinstitution
Die Vertretung der Freien Hansestadt Bremen in Brüssel existiert seit 1987 und repräsentiert das Land Bremen primär bei der EU aber auch anderen internationalen Organisationen in Brüssel, Straßburg und Luxemburg. Ihre Funktion ist es sowohl das Land Bremen nach außen hin zu repräsentieren als auch die Entstehung der für Bremen relevanten politische Entscheidungsprozesse und Gesetzesvorhaben zu antizipieren und diese Informationen in aufbereiteter Form an den Bremer Senat zu übermitteln. Ihre repräsentative Funktion nimmt sie beispielsweise wahr, indem sie Veranstaltungen zu politischen und kulturellen Themen gibt und so als „Schaufenster Bremens und Bremerhavens in Brüssel“ fungiert. Des Weiteren stellt sie ihre Räumlichkeiten für Besuchergruppen, Konferenzen und Diskussionsrunden zur Verfügung.
Bei ihrer Aufgabe, politische Vorgänge auf europäischer Ebene frühzeitig zu erkennen, basiert ihre Arbeit in nicht unerheblichem Maße auf dem Aufrechterhalten vorhandener und der Knüpfung neuer Kontakte zu verschiedensten Entscheidungsträger*innen. Durch ihr weitreichendes Netzwerk an Kontakten hat sie zusätzlich die Möglichkeit, Senat und Bürgerschaft, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbände mit Entscheidungsträger*innen auf europäischer Ebene zusammenzubringen und so den Informationsaustausch weiter voranzutreiben. Auch in Bezug auf europäische Förderprogramme hilft sie, Förderpotenziale für Bremen zu erkennen. Bei entsprechenden Anträgen auf Fördermittel begleitet sie diese unterstützend.
Die Landesvertretung beschäftigt insgesamt 10 Mitarbeiter*innen, Praktikant*innen und Hospitant*innen nicht eingerechnete, da deren Zahl zwischen 0 und 3 schwanken kann. Die Stellen setzen sich aus einer Abteilungsleitung, einer Mitarbeiter*in für die Geschäftsstelle zur Koordinierung der Deutschen Delegation im Ausschuss der Regionen, sieben Spiegelreferent*innen und zwei Sekretär*innen zusammen. Während die Abteilungsleitung, wie der Name schon sagt, die Leitung der Europaabteilung der Bremer Verwaltung innehat, ist den Spiegelreferent*innen jeweils ein Ressort aus dem Bremer Senat zugeteilt. Sie „spiegeln“ die Aufgabenbereiche der Senator*innen auf europäischer Ebene und setzen sich somit mit fachspezifischen Inhalten und Entwicklungen auseinander. Die weiteren Positionsbezeichnungen sind selbsterklärend und werden deshalb an dieser Stelle nicht weiter erläutert.
Da es sich insgesamt um ein recht überschaubares Team handelt, gibt es keine festen, hierarchisch strukturierten Kommunikationsabläufe. Vielmehr wird das meiste einfach in Form von direkter Unterhaltung bzw. internen Telefonaten geklärt. Jeden Donnerstagmorgen gibt es zudem den sogenannten „Jour Fixe,“ bei welchem teamrelevanten Informationen besprochen werden und Vorschläge eingebracht werden können.
Während meiner Zeit bei der Landesvertretung war ich der einzige dort beschäftigte Praktikant und wurde sowohl von dem Spiegelreferenten für Finanzen als auch jenem für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau betreut.
3. Tätigkeitsbereich und Aufgaben während des Praktikums
Mein Praktikum begann am 02.09.2019 und endete am 29.11.2019. Die gesamte Dauer belief sich dementsprechend auf 12 Wochen. Der zeitliche Umfang betrug stets 40 Stunden pro Woche. Meine Arbeitsstunden konnte ich mir jedoch flexibel über die Woche verteilen, sodass nur wichtig war, dass es am Ende der Woche6 insgesamt 40 Stunden waren. Ermöglicht wurde dies mit dem Prinzip der Gleitzeit. So konnte ich mir immer aussuchen, wann ich kam und wann ich ging, solange ich meine Arbeitszeit erfasste.
Auf Grund meiner Betreuung durch 2 Spiegelreferenten, konzentrierte sich meine Arbeit hauptsächlich darauf, diese in ihren Aufgaben zu unterstützen. Diese Zuordnung bestimmte dementsprechend auch die Themen, mit welchen ich mich auseinandersetzte. Zu meinen Aufgaben gehörte es zunächst, mich inhaltlich in gewisse politische Vorgänge zu vertiefen, um mir und meinen Betreuern einen Überblick zu verschaffen. Konkret schrieb ich des öfteren Berichte oder Vermerke, in welchen ich den Sachstand zu einem Thema ausführlich zusammenfasste. Es gab jedoch ebenso eine Menge kürzerer Rechercheaufgaben, bei denen es nur darum ging, relevante Dokumente gezielt ausfindig zu machen, sollten diese nicht unmittelbar auffindbar sein.
Mit der Zeit kristallisierten sich mehrere Themenfelder heraus, mit denen ich mich
dauerhaft beschäftigte. Da ich mich intensiv mit wenigen Themen auseinandersetzte, wurde ich in Fragen, welche meine Themen direkt betrafen und Berührungspunkte mit diesen aufwiesen, zum Ansprechpartner für das gesamte Team. Daraus
ergaben sich immer wieder kleinere Anfragen und Aufträge, welche ich bearbeitete.
Meine thematischen Schwerpunkte waren
(1) Der EU-Solidaritätsfonds und der Europäische Fonds für die Anpassung an die Globalisierung
(2) Stand des Brexits
(3) Der Zusammenhang zwischen Kryptowährungen und Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung sowie Finanzmarktstabilität
(4) Die umwelt- und klimapolitischen Vorhaben der neuen Kommission.
Um an neue Informationen zu kommen, ging meine Suche über eine reine Internetrecherche hinaus. So war es ebenfalls Teil meiner Aufgabe, thematisch relevante Veranstaltungen in Brüssel ausfindig zu machen und diese zu Besuchen. Dazu gehörten Debriefings, Informationsveranstaltungen von Verbänden und Think-Tanks sowie Debatten und Anhörungen im Europäischen Parlament oder dem Ausschuss der Regionen (AdR). Auf diese Weise gelangte ich an Informationen, welche noch nicht veröffentlicht worden waren. Eben dieser Informationsvorsprung ist es auch, was die Arbeit der Landesvertretungen so wertvoll macht. Des Weiteren half ich bei der7 Organisation von Veranstaltungen der Bremer Landesvertretung und bei Treffen der Deutschen Delegation für den AdR.
Mit der Zeit kam es auch immer wieder vor, dass ich von anderen Mitarbeiter*innen kleinere Aufgaben zugeteilt bekam. Eine besonders häufige Aufgabe bestand darin, Texte, welche veröffentlicht werden sollten, gegenzulesen und auf Fehler verschiedenster Art zu überprüfen. Auch erstellte ich auf Anfrage Statistiken. Ich berechnete beispielsweise den Anteil der Anträge im Bundesrat, bei denen der EU-Ausschuss federführend war und bereitete das Ganze graphisch auf. Außerdem erstellte ich immer wieder Übersichtspapiere, zum Beispiel zu den designierten Kommissionsmitgliedern, ihren Lebensläufen und voraussichtlichen Aufgabenbereichen.
4. Reflexion des Praktikums
Wie oben bereits erwähnt, wurde ich während meines Praktikums von 2 Spiegelreferenten betreut. Dies war insofern besonders, als dass Praktikant*innen in der Regel nur einen/-e Betreuer/-in zugeteilt bekommen und war nur dadurch möglich, da eine Stelle zeitweise doppelt besetzt und ich der einzige Praktikant war. Diese spezielle Situation hatte die Vorteile, dass ich mich zum einen mit verschiedenen Politikfeldern beschäftigen konnte und zum anderen, dass stets einer meiner Betreuer anwesend war – auch wenn einer der beiden krankheitsbedingt fehlte oder dienstlich verreiste.
Grundsätzlich konnte ich, nachdem ich einen oder mehrere Arbeitsaufträge erhalten hatte, diese eigenständig bearbeiten. Bei Fragen konnte ich mich jedoch stets an einen meiner Betreuer oder die anderen Mitarbeiter*innen wenden. Nach Beendigung einer Aufgabe erhielt ich stets ein mündliches oder schriftliches Feedback, um so in Zukunft Fehler vermeiden zu können. Kritik wurde jedoch stets vorsichtig formuliert und in ein allgemein positives Feedback eingebettet. Wenn ich mich mit einem vollständig neuen Themäbefassen sollte, oder das Verständnis komplexer politischer Abläufe auf europäischer Ebene für meine Aufgabe notwendig war, gab es ein ausführliches Gespräch mit einem meiner Betreuer vorab, bei welchem dieser mir eine mündliche Einführung gab und im Anschluss Material zum Einarbeiten zukommen ließ.
Neben der Arbeit für meine Betreuer bekam ich, wie bereits erwähnt, ebenfalls Arbeitsaufträge von anderen Mitarbeiter*innen. Es war jedoch klar, dass diese eine geringere Priorität besaßen, es sei denn, eine konkrete Deadline stand bevor. Die Zusammenarbeit war jedoch insgesamt sehr freundschaftlich und wenig hierarchisch geprägt. Es gab keine streng festgelegten Kommunikationsabläufe und von beinahe allen wurde mir nach kurzer Zeit das „Du“ angeboten. Im Gegenzug für das Erledigen kleinerer Arbeitsaufträge halfen mir meine Mitarbeiter*innen stets bei Fragen bezüglich gewisser Arbeitsabläufe, beim Auffinden interner Dokumente und vielen weiteren Dingen.
Auch Fragen, welche keinen direkten Bezug zu einem Arbeitsauftrag hatten, sondern das Arbeitsleben an sich, Karrierewege, Praktika und anderer Praxistipps betrafen, wurden mir ausführlich beantwortet. Zuletzt ist noch zu erwähnen, dass ich vom gesamten Team dazu ermuntert wurde, an allen Veranstaltungen in Brüssel teilzunehmen, die mich interessierten. Bei Veranstaltungen, die vollständig abseits meiner Themenbereiche lagen, sollte ich zwar Rücksprache mit meinen Betreuern halten, es kam jedoch nie vor, dass diese meine Anfrage ablehnten. Um mir verschiedene Optionen aufzuzeigen, leiteten mir alle Mitarbeiter*innen Veranstaltungsankündigungen und -einladungen weiter, von denen sie dachten, sie könnten von Interesse für mich sein. Des Weiteren nahmen sie mich auch teilweise persönlich zu Veranstaltungen mit, um mir Einblicke in die Arbeit abseits meiner Themenbereiche zu ermöglichen. Dazu gehörten beispielsweise die Teilnahme am Wochenprogramm einer Polizeihospitation oder bei Sitzungen im AdR.
Mit Blick auf mein Studium kann ich sagen, dass die dort erworbenen Vorkenntnisse nicht nur hilfreich, sondern notwendig waren. Dies war jedoch auch zu erwarten, da der Abschluss des Grundstudiums überhaupt erst die Voraussetzung dafür war, sich auf den Praktikumsplatz bewerben zu können. Nicht besonders überraschend war es die Vorlesung „Einführung in die Europäische Integration,“ auf deren Wissen ich am Meisten zurückgreifen konnte. Dort wurden nämlich institutionelle Grundkenntnisse vermittelt, sowie Theorien der Europäischen Integration vorgestellt. Während die institutionellen Grundkenntnisse notwendig waren, um überhaupt die Arbeitsweise auf europäischer Ebene zu verstehen, waren die Theorien für ein tieferes Verständnis der politischen Positionen in Bezug auf die EU hilfreich. Auch was die Geschichte der EU betraf, konnte auf Wissen aus der Vorlesung zurückgegriffen werden.
Des Weiteren war das Gelernte aus den beiden Vorlesungen „Politik und Recht“ sowie „Politik und Wirtschaft“ ausgesprochen hilfreich. Das Wissen um den Vorrang europäischen Rechts und allgemein um die europäische Rechtsprechung stellte sich als essenziell heraus, um bestimmte Vorgänge zu verstehen. Da ich vom Spiegelreferenten für Finanzen betreut wurde und mich unter anderem ausführlich mit den Auswirkungen von Kryptowährungen auf die Finanzmarktstabilität beschäftigte, kamen mir meine volkswirtschaftlichen Grundkenntnisse und das Wissen um Modelle zu Gute, um Zusammenhänge und Mechanismen zu verstehen.
Zuletzt halfen mir die Vorlesungen „Einführung in die Politikfeldanalyse“ und „Einführung in die Internationalen Beziehungen.“ Hier waren die Kenntnisse über den Entstehungsprozess politischer Entscheidungen sowie das Gelernte hinsichtlich der theoretischen Strömungen in den internationalen Beziehungen wichtig. Ergänzt wurde dies durch das aus dem Seminar „Internationale Organisationen in der Weltpolitik“ vermittelte Wissen.
Durch meine vielfältigen Erfahrungen bei der Landesvertretung habe ich einige Ideen für meine Bachelorarbeit sammeln können. Auch wenn ich nun schlussendlich nicht vorhabe, mich auf die Themenbereiche zu konzentrieren, mit welchen ich bei meinem Praktikum beschäftigt war, konnte ich mit dieser Erkenntnis meinen Themenbereich weiter eingrenzen. Außerdem habe ich nun vor, einen EU-Bezug in meiner Bachelorarbeit herzustellen, um mein europapolitisches Wissen weiter zu vertiefen. Bei meinem Abschlussgespräch teilten mir meine Betreuer außerdem mit, dass sowohl sie selbst, als auch alle anderen Mitarbeiter*innen der Landesvertretung für Fragen und Tipps bezogen auf meine Bachelorarbeit immer erreichbar wären und sie mir mit ihrer eigenen Expertise für beispielsweise ein Interview zur Verfügung ständen oder mir sogar, falls gewünscht, einen geeigneten Kontakt aus ihrem beruflichen Netzwerk vermitteln würden. Da es in der Landesvertretung Spiegelreferent*innen für praktisch jeden Politikbereich gibt, wird dieses Angebot für mich voraussichtlich äußerst nützlich sein – egal in welchem Bereich ich meine Arbeit schreiben werde.
Doch auch für meine Überlegungen hinsichtlich eines Masterstudiengangs und meinen beruflichen Plänen war das Praktikum ausgesprochen hilfreich. Masterstudiengänge der europäischen Studien ziehe ich nun näher in Betracht und die Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen wurde mir wieder vor Augen geführt. Durch die 3- monatige Einbindung in den Arbeitsalltag in der öffentlichen Verwaltung weiß ich nun um einige Vor- und Nachteile in diesem Arbeitsfeld und wie sich auf einen solchen Karrierepfad gezielt hinarbeiten ließe. Ohne genau sagen zu können, ob ich in diesem Bereich später arbeiten möchte, kann ich nun doch sagen, dass es für mich eine ernstzunehmende Option darstellt.
Speziell meine Betreuer gaben mir auch abseits von allgemeinen Hinweisen gelegentlich Ratschläge für meine weitere berufliche Laufbahn. So verdeutlichten sie mir vor allem die Wichtigkeit von Netzwerken in der Berufswelt und ließen mich das gelegentlich auf Veranstaltungen üben. Dazu gehörten auch spezielle Karriereveranstaltungen, auf welchen sich die Möglichkeit bot, mit Vertreter*innen aus den verschiedensten Arbeitsbereichen zu sprechen, diesen Fragen zu stellen und Kontakte zu knüpfen.
Da es sich bei der öffentlichen Verwaltung um einen wichtigen Arbeitgeber für Politikwissenschaftler*innen handelt, kann ich das Praktikum in einer Landesvertretung diesen nur ausdrücklich empfehlen. Durch die dortigen Erfahrungen wird das theoretische Wissen aus dem Studium durch Praxiserfahrungen ergänzt. Mir fehlte beispielsweise oft das Verständnis für den genauen Ablauf politischer Entscheidungsprozesse, obwohl ich die theoretische Funktionsweise bereits gelernt hatte. Doch nur die praktische Erfahrung hat die Prozesse für mich wirklich nachvollziehbar gemacht, denn in der Theorie wird die Wichtigkeit des menschlichen Miteinanders weitgehend ausgeklammert.
Auf Grunde meiner durchweg positiven Erfahrungen mit dem Praktikum kann ich es jedoch nicht nur Politikwissenschaftler*innen, sondern ganz allgemein Sozialwissenschaftler*innen, Gesellschaftswissenschaftler*innen und Jurist*innen empfehlen, welche Interesse an Verwaltungsarbeit und europäischer Politik besitzen. Das Praktikum hat mich nämlich nicht nur in meinem Fachwissen weitergebracht, sondern mir auch dabei geholfen, mich in der beruflichen Welt besser orientieren zu können.
Außerdem habe ich gelernt, auf welche Art und Weise gewissen Dokumente, wie beispielsweise ein Vermerk, geschrieben werden sollen, welche Schreibweise und Formulierungen bei offiziellen Dokumenten angemessen ist und wie man sich in der politischen Sphäre besser zurechtfindet.
5. Fazit: Schlussfolgerungen für die weitere Studien- und Berufsplanung
Mit Blick auf das Gelernte ist mir nun deutlicher geworden, worauf ich im Studium Wert legen sollte und auf welche Kenntnisse und Fähigkeiten ich hinarbeiten möchte. Wichtig war für mich vor allem zu sehen, welche praktischen Anwendungsmöglichkeiten für das von mir Erlernte es in Zukunft geben kann und wie die Arbeitswelt abseits des Universitätsbetriebs funktioniert. Besonders die Atmosphäre am Arbeitsplatz und die Art zu Arbeiten hat mir gefallen, sodass ich mir in Zukunft durchaus vorstellen kann, eine solche oder vergleichbare Tätigkeit auszuüben.
Doch auch der generelle Wert von Praktika und Praxiserfahrung hat sich mir mehr erschlossen, sodass ich nun plane, weitere freiwillige Praktika zu absolvieren, um mir einen noch besseren Überblick verschaffen zu können, Erfahrung zu sammeln und Kontakte zu knüpfen.
Des Weiteren kann ich nun die für mich interessanten Themenbereiche besser eingrenzen, was mir die weitere Planung meines Studiums erleichtert. Geholfen hat hier auch der Austausch mit den zahlreichen anderen Praktikant*innen in Brüssel, welche zumeist aus dem europäischen Ausland kamen. Darüber hinaus waren viele Praktikant*innen bereits Masterstudierende, die von ihren spezialisierten Studiengängen aus eigener Erfahrung berichten konnten.
Alles in allem kann ich natürlich auch nach diesem sehr bereichernden Praktikum nicht genau sagen, welche berufliche Richtung ich nun einschlagen möchte, doch es hat mir eine gewisse Orientierung gegeben und mich in meiner Motivation bestärkt.
Neueste Kommentare