Vorbereitung
Ich studiere „International Studies of Aquatic Tropical Ecology“ an der Universität Bremen. Im Dezember 2017 bekamen zwei meiner Kommilitonen und ich das Angebot für das Alfred Wegener Institut nach Thailand zu reisen um eine Studie an Korallen durchzuführen. Aufgrund der gesammelten Daten sollte im Anschluss eine Masterarbeit entstehen. Unser Professor leitet die Arbeitsgruppe „Bentho-Pelagische Prozesse“ am Alfred Wegener Institut für Meeres und Polarforschung. Durch eine seiner ehemalige Doktorandin – die am Phuket Marine Biological Center in Thailand zu Korallen forscht – kam der Kontakt zustande. Unter Ihrer Aufsicht und unter Anleitung einer weiteren Doktorandin vom GEOMAR haben wir unsere Forschung zum Thema Kreuztransplantation von Korallen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitzestress am Phuket Marine Biological Center durchgeführt. Der viermonatiger Auslandsaufenthalt am Phuket Marine Biological Center begann Ende Oktober 2018 und endete im Februar 2019.

Formalitäten
Um in Thailand Forschung an Korallen zu betreiben, brauchten wir ein spezielles Forschungsvisum, ausgestellt vom National Research Council of Thailand. Zur Beantragung dieses Visums, brauchten wir ein offizielles schreiben unserer Gastinstitution aus dem hervorging, dass wir wegen eines kooperativen Forschungsprojektes zwischen dem Alfred Wegener Institut und dem Phuket Marine Biological Center nach Thailand kommen und wie lange wir Vorhaben dort zu bleiben. Mit diesem Schreiben, einem gültigen Reisepass, 60€ und ein paar ausgefüllten Formularen sind wir zum thailändischen Konsulat in Hamburg gefahren und haben dort unser vorläufiges Visum erhalten.

Dieses Forschungsvisum berechtigte uns allerdings nur drei Monate Forschung in Thailand zu betreiben und musste Vorort noch einmal verlängert werden. Dazu hat uns zuerst das National Research Council of Thailand ein weiteres schreiben angefertigt, welches bestätigt, dass wir mehr Zeit für unsere Forschung benötigen (in unserem Fall einen Monat Verlängerung). Außerdem musste eine „confomation of residence“ mitgebracht werden. Diese erhielten wir, in dem die Gasteinrichtung bzw. die Instanz die euch eine Unterkunft stellt, sich auf der Homepage der Phuket Immigration registriert und online eine „confomation of residence“ in eurem Namen anlegt. Mit dem Screenshot der „conformation of residence“, Passfotos, 1900 Baht (ca 55€), und dem Verlängerungsschreiben des National Research Councils of Thailand konnte die Verlängerung des Forschungsvisums im Immigration Office beantragt werden. Vorort mussten noch diverse Formulare ausgefüllt werden und weitere Fotos gemacht werden. Nach ca. 2 Std. habt ihr dann die Verlängerung eures Forschungsvisums erfolgreich abgeschlossen.

Außer PROMOS, habe ich mich zusätzlich für Auslands-BAföG beworben, da mir auch in Deutschland BAföG geleistet wird. Den Auslands-BAföG-Antrag stellte ich an das zuständige Amt in TübingenHohenheim. Der Auslands-BAföG-Antrag sollte mindestens 9 Monate, wenn nicht sogar noch früher beantragt werden, da die Bearbeitung sehr lange dauern kann und mit Umständen erst rückwirkend geleistet werden kann. Das kann problematische sein, wenn man auf das Geld für Flüge etc. angewiesen ist. Für den Antrag auf Auslands-BAföG, stellt das zuständige Amt eine lange Liste mit benötigten Dokumenten bereit. Diese abzuarbeiten braucht seine Zeit, da oft Dokumente fehlerhaft oder unvollständig abgeben werden und sich die Bearbeitungszeit dadurch hinauszögert. Hier Empfehle ich, den Antrag umgehend zu stellen, wenn klar ist wo der Auslandsaufenthalt stattfinden soll.

Für PROMOS ist der Bewerbungs- und Förderverlauf vergleichsweise simpel über das Mobility Online Portal geregelt. Welche Unterlagen und Schreiben benötigt werden, wird dort klar aufgeführt und lässt sich einfach hochladen. Um es den Betreuern und Verantwortlichen im Gastland so einfach wie möglich zu machen, haben wir versucht die Formulare für PROMOS, BAföG, Visum etc. gesammelt zu schicken und haben kurz umschrieben wo und was sie zu schreiben bzw. zu unterschreiben haben.

Allgemeine Informationen zum Institut
Das Phuket Marine Biological Center ist am südöstlichen Ende der „Insel“ Phuket am Cape Panwa gelegen. Auf dem sehr weitläufigem Gelände sind nicht nur die Büros, Labore und Werkstätten des Institutes, sondern auch ein Großteil der Mitarbeiter und Gastforscher untergebracht. Da das Leben und Arbeiten im Institut so eng miteinander verbunden ist, wirkt das Institut eher wie ein eigene kleines Dorf. Außerdem ist das Phuket Aquarium auf dem Gelände untergebracht, wodurch auch Touristen und die allgemeine Öffentlichkeit – in den Öffnungszeiten –Zugang zu dem Gelände haben. Das Institut hat auch einen kleinen Hafen an dem die Forschungsschiffe und Schiffe der Thailändische Marine stationiert sind. Des Weiteren hat das Institut sein eigenen kleinen Strand an dem entspannt und das Meer genossen werden kann.

Um in Phuket mobil zu sein, führt so gut wie kein Weg daran vorbei sich einen Scooter zu mieten. Leider sind hier Taxis oder ähnliche Services wie Grab (Service vergleichbar mit Uber) extrem Teuer im Vergleich zu anderen südostasiatischen Ländern. Eine 30 minütige Fahrt kostet ca. 10-20€. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind unflexibel und das Verkehrsnetz ist schlecht ausgebaut. Ich habe für meinen viermonatigen Aufenthalt einen Scooter für 9500 Baht (ca. 265€) gemietet. Eine Tankfüllung kostet ca. 3€ womit man ein paar Tage über die Runden kommt. Dazu muss gesagt werden, dass die Scooter hier sehr schnell sind und Geschwindigkeiten von 90km/h erreichen können. Das bedeutet, dass mit einem normalen deutschen Führerschein Klasse B diese Fahrzeuge eigentlich nicht gefahren werden dürfen. Die Scooter-Verleiher interessiert das jedoch nicht. Es kann aber sein, dass die Polizei einen anhält und dann müssen ca. 15€ Strafe gezahlt werden. Nach begleichen des Strafzettels darf sofort weitergefahren werden und man erhält noch ein Ticket, welches beweist, dass am jeweiligen Tag die Strafe schon bezahlt wurde. Im Vergleich zu anderen Südostasiatischen Ländern wie z.B. Indonesien, ist das Fahren auf thailändischen Straßen jedoch relativ entspannt. Auch sind die Straßen Phukets relativ gut ausgebaut.

Die Thais sind ein sportlich sehr aktives Volk, zumindest machte das den Eindruck hier in Phuket. Am Institut gibt es wöchentliche Sportangebote wie z.B. Badminton. Viele Thais joggen auch gerne auf dem Institutsgelände oder fahren Rennrad. Auch gibt es verschiedene Feiertage die zusammen zelebriert werden. Um Neujahr, gibt es jedes Jahr einen Sportfest auf dem die verschiedenen Arbeitsgruppen in zwei Teams aufgeteilt werden und über den Tag verteil in verschiedensten Disziplinen gegeneinander antreten. Es gibt Preise, Essen, Trinken und jede Menge Spaß. Am Abend wird eine Bühne aufgebaut und jede Arbeitsgruppe muss eine kleine Performance vorbereiten, welches zur Belustigung aller beiträgt und den Höhepunkt des Tages darstellt. Außerdem werden diverse Sänger und Tänzer gebucht die im Laufe des Abends die Mitarbeiter unterhalten.

Da Phuket ein Touristen Hotspot ist, gibt es hier eine Vielzahl an sportlichen Angeboten. Ich war in meiner Zeit viel tauchen, habe einen Kitekurs gemacht und bin viel schnorcheln gegangen. Thaiboxen ist Nationalsport weswegen es viele Thaiboxschulen an jeder Straßenecke gibt. Das Tauchen um Phuket ist teurer als in anderen südostasiatischen Ländern. ein Tauchgang kostet ca. 40€, pro Tauchtag mit drei Tauchgängen ca. 100-140€. Die Ausrüstung war immer in einem ausgezeichneten Zustand, die Gruppen relativ klein (maximal vier Personen), es gab drei Malzeiten auf dem Boot und wer in der richtigen Umgebung wohnt bekam auch noch einen Transfer. Natürlich sind diese Begebenheiten auch abhängig von der Tauchbasis an der die Tauchgänge gebucht werden. Die3 Unterwasserwelt um Phuket hat jedoch sehr unter der Popularität von Phuket gelitten. Auch der Klimawandel trägt dazu bei, dass die Korallenriffe in einem eher schlechten Zustand sind und dieser Trend wird sich in der Zukunft wahrscheinlich auch nicht zum positive wenden.

Unterkunft
Glücklicherweise konnten wir zu einem sehr geringen Preis auf dem Grundstück des Institutes in Unterkünften für Gastforscher unterkommen. Hier müssen wir eine kleine Gebühr zahlen die jedoch weit unter dem Mietpreis in Deutschland liegt. Die Unterkunft bot das nötigste und wir konnten sogar den Service einer Putzkraft genießen. Lediglich unsere Wäsche mussten wir außerhalb waschen und die Küche war eher spartanisch eingerichtet. Wer Privat unterkommen möchte, wird hier in Phuket mindestens 200-300€ Miete im Monat einplanen müssen.

Sonstiges
Die thailändische Küche ist sehr abwechslungsreich und lecker. Auch als Vegetarier und Veganer kommt man hier auf seine Kosten kommen. Da wir kaum Küchenutensilien besaßen, haben wir immer außer Haus gegessen. Ein Gericht kostet ca. 2-3€ bei einem einheimischen Restaurant und ungefähr das doppelte in Restaurants die auf Touristen ausgerichtet sind. Auf dem Gelände des Phuket Marine Biological Center gibt es leider keinerlei Lokale oder Läden. Viele Thais sprechen kaum Englisch, sogar im Institut gibt es Wissenschaftler die kaum English verstehen oder sprechen. Außerhalb des Institutes ist es ähnlich, Thais die in Einrichtungen arbeiten, die auf Touristen ausgelegt sind, sprechen für gewöhnlich Englisch.

Was ist tunlichst zu vermeiden?
Auf mich wirkten die Thais zum größten Teil sehr freundlich und zurückhaltend. Sie grüßen und lächeln viel uns sind auch sonst zuvorkommend und hilfsbereit. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass es ihnen schwerfallen kann Kritik oder Unbehagen zu äußern und setzen deshalb manchmal eine gute Miene zum bösen Spiel auf. Das kann dazu führen, dass sie schlecht gelaunt sind ohne das einem der Grund dafür einleuchtet. Mit der Zeit gewöhnt man sich an diese Eigenschaften und weiß mit ihnen umzugehen.

Außerdem sollte beim Besuch von Regierungs- und Religiösen Einrichtungen darauf geachtet werden, nicht zu freizügig aufzutreten. Mit Pech kann sonst der Einlass verwehrt werden, oder man wird gebeten das Gebäude zu verlassen um sich „angemessen“ zu kleiden. Das bedeutet Bekleidung über Knie, keine freien schultern, keine durchsichtige Kleidung etc.

Fazit
Die Zeit in Thailand und insbesondere am Phuket Marine Biological Center war sehr lehrreich und wegweisend. Ich habe gelernt was es heißt mit Menschen zusammen zu arbeiten, die aus einem anderen Kulturkreis kommen und die eine andere Arbeitsmoral teilen als die eigene. Außerdem, habe ich einen Einblick in die Arbeitsweisen eines Wissenschaftlers bekommen und habe nun ein sehr gutes Verständnis davon, wie umfangreich, kräftezehrend und befriedigend die Arbeit im Ausland und außerhalb eines Büros sein kann. Auch bin ich jetzt im Bilde darüber, wie viel Kreativität und Flexibilität bei der Realisierung einer Forschungsarbeit von Nöten ist. Egal wie viel im Voraus geplant wird, es sollte immer einen alternativen Plan geben. Das Arbeiten in einem südostasiatischen Land hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich kann mir gut vorstellen eine Karriere im Ausland zu verfolgen.