Erste Schritte und Organisatorisches
Ich heiße Valeria und habe im April 2019 mein Studium als Lehramtsstudentin für die Fächer Spanisch und Geschichte erfolgreich abgeschlossen. Bevor ich aber im August 2019 in Vorbereitungsdienst gehe, beschloss ich ein Auslandspraktikum in Spanien, zur Verbesserung meiner Sprachkenntnisse, anzutreten. Von Kommilitonen habe ich erfahren, dass ich ein Stipendium im International Office an der Universität in Bremen beantragen kann, welches mir eine finanzielle Unterstützung bietet. Nach dem Einreichen aller nötigen Unterlagen erhielt ich ein Stipendium und konnte meinen Plan ausführen. Ich entschied das Praktikum an der Privatschule „Colegio Internacional de Granada“ in Granada zu absolvieren. Die Praktikumsstelle fand ich durch die Hilfe eines Arbeitskollegen aus der Schule in Deutschland, an der ich zurzeit als studentische Hilfskraft tätig bin. Meine Unterkunft suchte ich über die Plattform Aluni.net. Es handelt sich hierbei um eine Organisation in Spanien, die StudentInnen Zimmer in Studentenwohnheimen zu günstigen Preisen vermietet. Alle Aluni Apartments befinden sich im Zentrum der Stadt und in der Nähe der Universitäten. Es handelt sich hierbei um vollständig möblierte Wohnungen. Wie die Reservierung genau funktioniert, wird auf der Homepage www.aluni.net genau beschrieben.
Meine Anreise und die Aluni-WG
Ende April 2019 startete ich meine Reise nach Granada. Ich buchte günstig einen Flug mit der Airline Ryanair von Bremen nach Malaga und musste nach der Landung einen Bus nach Granada nehmen. Die Busfahrt dauert ca. zwei Stunden und kostet insgesamt 11,75 Euro. Allerdings kann es auch vorkommen, dass der Bus ausgebucht ist, weshalb sich die Online-Reservierung eines Sitzplatzes auf der Plattform „ALSA“ (www.alsa.com) empfiehlt. Da meine Ankunft in der Wohnung an einem Feiertag lag, musste ich zuzüglich 50 Euro extra zahlen, damit mir eine Aluni-Mitarbeiterin den Haustür- und Zimmerschüssel überreichen konnte. Den StudentInnen ist es selbst überlassen, ob sie diesen Service in Anspruch nehmen oder ob sie sich vorrübergehend eine Unterkunft suchen, bis das Büro an Werktagen wieder öffnet.
Als ich die Wohnung betrat, muss ich gestehen, überrascht gewesen zu sein, allerdings nicht positiv. Mein Zimmer war unaufgeräumt und beinhaltete noch persönliche Gegenstände meiner Vormieterin. Da ich über die Feiertage anreiste, waren zwei meiner Mitbewohnerinnen zu ihren Familien nach Hause gereist. Am nächsten Tag lernte ich alle drei Mitbewohnerinnen kennen und informierte Aluni über mein Problem in meinem Zimmer. Ich fand direkt einen Ansprechpartner, der mir bei allen Fragen und Zweifeln zur Verfügung stand. Jedoch konnten nicht immer alle Probleme gelöst werden und ich musste viel selbst in die Hand nehmen.
Das Zusammenleben mit meinen Mitbewohnerinnen war sehr harmonisch, mit der Zeit freundeten wir uns an und unternahmen viel zusammen. Mit der Wohnung war ich allerdings nicht so sehr zufrieden wie mit meinen Mitbewohnerinnen, da ich bereits ein halbes Jahr auf Gran Canaria studiert und ebenfalls in einer möblierten Wohnung gelebt hatte. Somit hatte ich einen Vergleich zum Preis-Leistungsverhältnis und musste feststellen, dass die Wohnung renovierungsbedürftig ist. Für mein Zimmer zahlte ich insgesamt 220 Euro zuzüglich Nebenkosten, die zwischen 30 und 50 Euro lagen. Meine Wohnung befand sich sehr zentral neben dem Palacio de Congresos. Wer auf der Suche nach einer zentralgelegenen Wohnung in Granada ist, sollte in der Nähe vom Camino de Ronda suchen, da die Hauptstraße alle Busverbindungen, sowie den Zugang zur Stadtbahn „Metro de Granada“, die zum Teil unterirdisch verläuft, anbietet. Eine Busfahrt innerhalb von Granada kostet 1,20 Euro. Für diejenigen, die den Bus oder die Metro täglich nutzten, empfiehlt sich der Kauf einer Busfahrkarte, welche direkt beim Busfahrer gekauft werden und im Tabakladen aufgeladen werden kann.
Das Leben in Granada
Die Stadt Granada hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Eine der schönsten davon ist die Alhambra. Wer sich diese anschauen möchte, muss sich unbedingt die Tickets online reservieren, weil diese oft schon Wochen im Voraus ausverkauft sind.
Das alte arabische Viertel, der Albaicín, welcher durch die weißen Häuser auffällt, befindet sich genau gegenüber von der Alhambra und besteht aus schmalen Gassen und Plätzen und ist sehr empfehlenswert für einen Spaziergang.
Des Weiteren bietet Granada viele Aussichtspunkte, welche einen Blick über die gesamte Stadt ermöglichen. Einer der schönsten und höchsten ist der „Mirador San Nicolás“, der nicht nur einen Blick über Granada, sondern auch über die Alhambra und die Sierra Nevada bietet.
Die Sierra Nevada ist das Hochgebirge nahe der Stadt. Es handelt sich um das in Spanien wichtigste Skigebiet, welches in weiter Ferne von der Stadt aus zu bewundern ist. Zum Shoppen fuhr ich in das Einkaufszentrum Nevada, welches mit der Metro und mit dem Bus gut zu erreichen ist. Es handelt sich um ein modernes Shopping-Center, welches fast alle bekannten Modeketten anbietet. Dennoch finde ich, dass fast alle Shoppingläden auch in Granadas Innenstadt zu finden sind und somit das Angebot nichts Besonderes ist.
Da das Meer nur mit dem Auto oder mit dem Bus zu erreichen ist, konnte ich nur am Wochenende an den Strand fahren. Online reservierte ich mir einige Tage zuvor Bustickets für den Strand in Salobreña oder Almuñécar, die Städte, die meiner Meinung nach die schönsten Strände in der Nähe von Granada bieten und verbrachte meistens einen ganzen Tag am Strand. Die Hin- und Rückfahrt kosten ca. 15-18 Euro.
An einigen Tagen im Mai stiegen die Temperaturen in Granada bis zu 36 Grad und es gab keine Möglichkeiten sich im Freibad abzukühlen, da dieses nur Ende Juni öffnet. Alternativmöglichkeiten bieten geschlossene Bäder in den Schwimmhallen, die meistens in Fitness Studios integriert sind. Ich persönlich vertrieb meine Freizeit entweder am Meer oder im Stadtpark „Periodista Tico Medina“. Dieser bietet viel grüne Rasenfläche zum Sonnenbaden aber auch schattige Plätzchen zum Lesen, in denen ich oft meinen Unterricht für die Schule vorbereitete.
Die Preise der Lebensmittel unterschieden sich nur in einigen Bereichen von den deutschen Preisen. Zum Beispiel sind die Früchte und das Gemüse in Spanien wesentlich günstiger als wir es von zu Hause gewohnt sind. Diese Produkte kann man am besten in den „Frutarias“ an der Hauptstraße ‚Camino de Ronda‘ einkaufen, da diese meistens frischer, vielfältiger und sogar günstiger sind als die in den Einkaufsmärkten. Auch die Preise für die Getränken in Bars und Restaurants sind deutlich günstiger inklusive Tapas. Die Kosten für Fleischprodukte sind etwas höher als die in Deutschland.
Das Praktikum am Colegio Internacional de Granada
In der ersten Woche an der Privatschule lernte ich meine zukünftigen KollegInnen, bei denen ich im Unterricht assistierte und unterrichtete und meine Mentorin, die sich um das Organisatorische kümmerte, kennen. Ich bekam die Gelegenheit einen Einblick in den Spanisch- und den Deutschunterricht von der fünften bis zur zehnten Klasse zu erhalten und meinen Stundenplan mit der Mentorin zu erstellen.
Ich befand mich ca. 17 bis 20 Stunden pro Woche in der Schule und unterrichtete die meiste Zeit das Fach Deutsch, assistierte im Unterricht meiner Kolleginnen oder bereitete meinen eigenen Unterricht vor. Wie schon erwähnt, nahm ich auch an Exkursionen wie den Ausflug in die Alhambra oder ins Theater teil, bei denen ich die Lehrkräfte bei der Beaufsichtigung der SchülerInnen unterstütze.
Nicht nur das Unterrichten im Klassenverband gehörte zu meinen täglichen Aufgaben, sondern auch das Fördern im Individualunterricht, in dem ich eine eins-zu-eins Betreuung anbot. Außerdem war ich als Deutschlehrerin dafür verantwortlich die SuS auf die Goethe Prüfungen vorzubereiten und unterstütze die Lehrkraft, sowie die Prüferinnen am Prüfungstag. Das Unterrichten im Fach Deutsch empfand ich zunächst als merkwürdig, da ich in Deutschland die spanische Grammatik und den spanischen Wortschatz lehre. Mit der Zeit aber gewöhnte ich mich an die Situation und brauchte im zweiten Monat des Praktikums wesentlich weniger Zeit für die Vorbereitung des Deutschunterrichtes.
Im Großen und Ganzen konnte ich viele Erfahrungen an der Schule sammeln, die ich zukünftig im Referendariat und in meinem Beruf als Lehrerin umsetzen werde. Zu meinen KollegInnen, sowie zu meiner Mentorin hatte ich eine gute Beziehung. Um einige organisatorische Fragen zu klären, wie z.B. den Bus Weg zur Schule, musste ich mich zunächst selbst kümmern. Erst nach Beginn des Praktikums konnte mir meine Mentorin weiterhelfen. Auch zu den SuS konnte ich eine enge Verbindung herstellen, da sie sie offen und interessiert waren. Den meisten SuS machte der Deutschunterricht Spaß und sie arbeiteten aktiv mit, gaben mir gutes Feedback und nutzen die Pausen, um die Zeit mit mir zu verbringen. Das Assentieren in Grundschulklassen war eine neue aber sehr lehrreiche Erfahrung für mich, da ich das erste Mal mit Grundschulkindern arbeitete. Ich wurde in meiner Entscheidung, als Oberschulen/Oberstufen Lehrerin zu arbeiten bestärkt, bin aber sehr dankbar für diese Erfahrung.
Fazit
Im Großen und Ganzen bin ich über meine Entscheidung, ein zweites Mal für einen längeren Zeitraum nach Spanien zu gehen, sehr zufrieden. Obwohl ich in der Privatschule nicht durchgehend Spanisch sprach, da ich das Fach Deutsch unterrichtete, habe ich durch den Kontakt zu meinen Mitbewohnerinnen und den täglichen Umgang mit spanischen Kindern und KollegInnen meine spanischen Sprachkenntnisse verbessern können. Ohne das Stipendium Erasmus+ hätte ich aus finanziellen Gründen kein weiteres Mal nach Spanien gehen können und bin für diese Unterstützung sehr dankbar. Aber nicht nur meine sprachliche Kompetenz habe ich verbessert, sondern auch tiefere Einblicke in die Kultur Spaniens erhalten und mich als Lehrerin weiterentwickeln können. Da ich das Vor- und Nachbereiten von eigenverantwortlichem Unterricht nur aus den Praktika an deutschen Schulen kenne, habe ich auch in diesem Bereich für meine berufliche Zukunft eine menge Erfahrungen sammeln können, die mich für das anstehende Referendariat stärken. Das für mich persönlich Wichtigste, sind die neuen Bekanntschaften, die ich in Granada knüpfen konnte. Aus einer Arbeitskollegin ist eine gute Freundin geworden, mit der ich auch in Zukunft in Kontakt bleibe. Auch meine Mitbewohnerinnen sind mir ans Herz gewachsen, haben mir schöne Orte in Spanien gezeigt und mir eine unvergessliche Zeit in Granada geschenkt.
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