Hallo!
Ich bin Henrik und studiere im 3. Semester den Masterstudiengang Komplexes Entscheiden. Zur Absolvierung meines Pflichtpraktikums habe ich kurz vor Ende des Studiums den Entschluss gefasst doch noch etwas Zeit im Ausland zu verbringen. Da ich mich schon während meines Bachelorstudiums sehr für EU und Forschungspolitik interessiert habe, fiel der Entschluss nach Brüssel zu gehen. Eine Praktikumsstelle habe ich bei KoWi, der „Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen“ gefunden.
KoWi ist über einen Verein organisiert, in dem alle großen deutschen Wissenschaftsorganisationen Mitglied sind. KoWi berät dabei alle Mitgliedsorganisationen zu ihren Ideen für Forschungsprojekte mit Förderung der EU und bietet Schulungen zur EU-Politik für das Verwaltungspersonal der Wissenschaftsorganisationen sowie intensive Beratung für die jeweiligen Leitungen der Hochschulen oder Forschungseinrichtungen.
Ich war drei Monate vor Ort in Brüssel und wurde von Anfang an sehr gut in das Team integriert. Nach einer kurzen Phase der Einarbeitung wurde ich schnell mit eigenen Projekten betraut, die es durchaus erfordert haben, dass ich mir neues Wissen aneignen musste, um die Zielstellung zu erreichen. So wurden meine Tätigkeiten zwar fordernd, aber nicht außer der Reichweite der Erreichbarkeit. Neben „in-house“ Tätigkeiten zum eigenen Marketing kam ich auch ausreichend viel in Kontakt mit Fragen zur EU und speziell der Forschungspolitik.
Spannenderweise findet derzeit die Vorbereitung zur Umstellung auf das nächste Forschungsrahmenprogramm statt, sodass viele Verhandlungen und Vermittlungen der Pläne stattgefunden haben. Passend dazu fand die jährlich von KoWi organisierte Bundestagung zum Thema EU-Forschungspolitik am Ende meines Praktikums statt und ich hatte so noch zusätzlich die Gelegenheit die von KoWi beratenen Personen persönlich kennenzulernen. Neben der Abwechslung zum üblichen Büroalltag ergab sich auch die Gelegenheit zur Teilnahme an Vorträgen und Diskussionen, bei denen weitere Perspektiven zur kommenden EU Forschungspolitik von Personal aus den EU-Institutionen vorgestellt wurden.
Da der Brüsseler „EU-Mikrokosmos“ viele Praktikant*innen gewohnt ist, war es fast immer möglich zu Terminen mitzukommen und einen umfangreichen Einblick zu genießen. Auch bei Abendveranstaltungen gibt es viele offene, interessierte Menschen, die einen nicht spüren lassen, dass man nur temporär vor Ort ist. Die Fülle an Möglichkeiten zur (politischen) Abendgestaltung sollte definitiv ausgiebig in Anspruch genommen werden.
Von diesen Veranstaltungen oder meinen Kolleg*innen konnte ich auch den einen oder anderen Tipp für die Wochenenden und den Feierabend erfragen, da viele Kolleg*innen schon länger in Belgien leben und die interessantesten Ecken auch gerne empfohlen haben. Da ich mich für Geschichte interessieren, habe ich versucht herauszufinden wie es überhaupt dazu kam, dass Belgien ein Staat wurde. Trotz vieler Museen in eigentlich allen größeren Städten des Landes, konnte ich die Frage nicht umfänglich klären.
Wie so vieles in Belgien ist alles kompliziert und trennt sich anhand der Sprach- und Regionalgrenzen vom niederländisch (oder flämischen) Flandern im Norden und dem französischsprachigen Wallonien im Süden. Trotz dieser innerbelgischen Probleme ist es aber als Besucher*in des Landes auch weitestgehend ausreichend gute Kenntnisse in Englisch zu haben und jedes Wissen um Französisch oder Niederländisch zwar gut, aber nur selten notwendig. Daher eignet sich das Land sehr gut für Aufenthalte, wenn man im Vorfeld nicht noch ein Sprachkurs besuchen möchte.
Einziger Wehrmutstropfen sind die hohen Lebenshaltungskosten, besonders die Mieten. Um in ungefährer Nähe des EU-Viertels zu wohnen, sind bereits für kleine Zimmer über 500€ eigentlich der Normalfall. Lasst euch auf jeden Fall nicht ausbeuten und arbeitet umsonst, denn es gibt ausreichend viele Organisationen und Firmen, die auch (Pflicht-)Praktika vergüten.
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