Hej (wie man auf Schwedisch sagt),
ich bin Biologiestudentin und Anfang 20. Über Erasmus Plus habe ich eine Möglichkeit gefunden meine Bachelorarbeit im Ausland zu schreiben, ohne dafür ein großes Loch auf dem Konto zu finden. Wie es dazu gekommen ist? – Ganz einfach! Viele von meinen Kommilitonen (ich inklusive) standen im 3. Semester vor der Frage: „Auslandssemester, ja oder nein?“. Schon seit meinem Studienbeginn hat mich diese Frage beschäftigt und lag mir eine lange Zeit auf der Seele. Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden, da mich die Kurse in Deutschland zu sehr interessierten, als dass ich sie gegen Kurse im Ausland austauschen wollte. Meine alternative Idee: die Bachelorarbeit im Ausland zu schreiben. Ich sah es als die perfekte Möglichkeit mein Studium mit einer Auslandserfahrung zu kombinieren und habe es keinen Moment bereut.
Lange Rede, kurzer Sinn. Nachdem mein Entschluss feststand, sprach ich den deutschen Professor an, den ich gerne als Erstprüfer haben wollte und bin über seine Kontakte schließlich nach Schweden gekommen.
Um eine Erasmus+ Förderung zu bekommen musste ich kaum Aufwand betreiben und alle Fragen, die mir während der Bearbeitung der Formalien gekommen sind, wurden immer schnell beantwortet. Die Förderung war also schnell organisiert. Auch meine Zusatzversicherungen ließen sich schnell regeln und es blieb nur die Frage nach einer Unterkunft. Mein Glück? – Ein sehr hilfsbereiter Zweitprüfer in Schweden, der für mich einen Platz im Wohnheim der Masterstudenten organisierte.
Mit dem Zug ging es dann Anfang April für drei Monate nach Südschweden. Mein erster Eindruck vom Campusgelände? – WUNDERSCHÖN!
Ich wohnte in einem Wohnheim, wo etwa neun Studenten auf einer Etage lebten und sich zusammen Küche, Sitzecke und drei Bäder teilten. An das Haus grenzte ein kleiner Park und keine Viertelstunde entfernt erreichte man Supermärkte und… das Meer! Wie ihr euch vorstellen könnt, lebte ich in absoluter Toplage.
Durch meinen schwedischen Gutachter konnte ich zusätzlich die Kurse der Masterstudenten besuchen, sowie an ihren Exkursionen teilnehmen und lernte so gleich noch einen weiteren Studiengang kennen. Aber auch sonst wurde mir nie langweilig. Generell hatte ich natürlich viel mit meiner Bachelorarbeit zu tun, aber auch privat konnte ich viel unternehmen und habe viel gesehen. Es gab jede Woche mindestens eine Party, eine kleine Grillveranstaltung, ein Lagerfeuer oder ein gemeinsames Dinner. Die nächsten größeren Städte (Lund und Malmö) waren keine Stunde mit dem Fahrrad entfernt und boten verschiedene Veranstaltungen. Auch Kopenhagen war mit dem Zug leicht zu erreichen.
Hatte man keine Lust auf die Stadt konnte man verschiedene Naturreservate oder Nationalparks in der Gegend erreichen. Da ich mein Auto dabeihatte, waren diese Ausflüge deutlich leichter zu organisieren und bei den etwas höheren Fahrpreisen der öffentlichen Verkehrsmittel vermutlich auch günstiger. Mit und ohne meine Freunde machte ich verschiedene Wanderungen, fuhr nach Öland (eine Insel an der schwedischen Ostküste) oder besuchte eine Kulturstädte.
An sportlichen Aktivitäten war eine Joggingrunde am Strand natürlich ein absolutes „Muss“ und innerhalb der Masterstudenten hatte sich eine kleine Sportgruppe gebildet, die mich freundlich in ihre Mitte aufnahm. Für all diese Aktivitäten war es natürlich wichtig aktiv zu werden und sich über seine Möglichkeiten zu informieren.
Mein WG-Leben war viel entspannter als erwartet. Alle waren nett, hilfsbereit, rücksichtsvoll (zumindest meistens) und sauber. Mal wurde was zusammen unternommen, mal war man eher für sich. Die Ausstattung der Küche und der Zimmer war umfangreich und gut und auch die Abhandlung aller Formalitäten geschah ohne Probleme. Der Preis für mein Zimmer belief sich auf ca. 1.200€. Der Preis auf dem Campusgelände variierte allerdings je nach der Größe des Zimmers und in welchem Haus man untergebracht wurde.
Jetzt war ich aber ja eigentlich für meine Bachelorarbeit nach Schweden gekommen… Die kam definitiv nicht zu kurz und nahm einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch. Die Arbeit im Ausland zu schreiben war definitiv ein großer Vorteil. Weit entfernt von meinem eigentlichen Alltag, konnte ich mich hier ganz auf diese eine große Sache konzentrieren. Mein schwedischer Betreuer war sehr hilfsbereit und hatte immer eine Tür für mich offen. Gab es Probleme, bei denen er mir nicht weiterhelfen konnte, wusste er immer wen ich fragen kann und auch der Kontakt zu meinem deutschen Professor war, dank Skype, kein größeres Problem. Durch meinen Account an der schwedischen Universität hatte ich Zugang zu Literatur, wodurch die Recherche deutlich erleichtert wurde. Für die Studenten von SLU gibt es auf der Homepage der Universität einen internen Zugang, in dem alle Kurse zu finden sind. Hier werden auch die jeweiligen Kursinhalte hochgeladen, auf die man allerdings erst zugreifen kann, wenn man freigeschaltet wird.
Irgendwann kam schließlich die letzte Woche. Bei mir beinhaltete diese Woche das schwedische Mittsommerfest. Das wohl bekannteste aller schwedischen Feste feierte ich mit ein paar Freunden im Freilichtmuseum in Lund und mit einem gemeinsamen Abendessen. Die meisten Schweden entfliehen an diesem Tag allerdings dem Stadtleben und feiern auf dem Land. Das Resultat sind auffällig leere Städte.
Eine weitere Besonderheit…- Es war der einzige Tag an dem der Supermarkt nicht geöffnet hatte. Ansonsten kann man in Schweden wirklich jeden Tag einkaufen gehen, sowohl am Sonntag, als auch am Feiertag. Das gilt allerdings nur für die großen Geschäfte wie Lidl, ICA oder Coop.
Eine weitere typische Schwedentradition ist die „Fika“! Dabei handelt es sich um ein gemütliches Kaffetrinken und eine Kleinigkeit zu Essen. Bei einer kleinen Pause von der Arbeit entstehen gute Gespräche und man bekommt die Gelegenheit Einblicke in die Forschungsarbeiten von Anderen zu bekommen.
Wie man dem bisherigen Text vielleicht entnehmen kann, war mein Praktikum in Schweden wirklich eine tolle Erfahrung! Durch das Zusammenleben mit anderen internationalen Masterstudenten kam ich in Kontakt mit gleich mehreren Kulturen und habe viele neue Sichtweisen kennengelernt. Nebenbei konnte ich mein Englischniveau gleich um eine Stufe verbessern. Für mich war das Praktikum für meine Bachelorarbeit auf jeden Fall die bessere Entscheidung, weil ich so das Gefühl hatte durch die Arbeit noch mehr mit anderen Forschern in Kontakt zu kommen, als durch ein Auslandssemester.
Die große Internationalität hatte allerdings auch zur Folge, dass der Kontakt zu Schweden relativ gering ausfiel. Auch ist es für Schweden ein leichtes sich auf Englisch zu unterhalten, wenn sie nicht sogar perfektes Deutsch können. Will man sein Schwedisch aufbessern oder noch mehr vom schwedischen Alltag mitbekommen würde ich also eher empfehlen eine Wohnung zu organisieren, die außerhalb des Campusgeländes liegt.
Ich hoffe, dass euch mein Bericht einen guten Eindruck von meinem Aufenthalt und den damit verbundenen Möglichkeiten gegeben hat. Falls bei euch auch bald ein Auslandsaufenthalt bevorsteht wünsche ich jetzt schon mal viel Spaß!
Hej då!
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