Im Anschluss an ein Erasmussemster absolvierte ich auch ein Praktikum in Belfast. Für zwei Monate (14.01.-15.03.) war ich Teil des Teams von Friends of the Earth Northern Ireland.
Friends of the Earth, Belfast
Friends of the Earth ist auf internationaler Ebene erst einmal ein Netzwerk aus unabhängigen Umweltschutzorganisationen. In Deutschland ist der BUND die entsprechende Mitgliedsorganisation. In UK und Irland gibt es zwei große Friends of the Earth Vertretungen (FOE UK, FOE Ire). Das UK Netzwerk besteht aus vier zusammenarbeitenden Standorten: England, Wales, Schottland und Nordirland. Die einzelnen Büros stehen in engem Kontakt zueinander, sodass regelmäßige Skype-Gespräche und auch Besuche stattfinden. Gemeinsam arbeiten sie an Kampagnen als UK weites Netzwerk und beschließen dessen Themenschwerpunkte. Jeder Standort arbeitet außerdem selbstständig an eigenen Kampagnen, über deren Stand die anderen Büros auf dem Laufenden gehalten werden. FOE in Belfast arbeitet derzeit an verschiedenen Themen. Die Arbeit ist unterteilt in eigene Kampagnen, in die Unterstützung lokaler Ortsgruppen und Einzelpersonen, die sich an FOE wenden, und in UK-weiten Kampagnen.
Aktivismus ist in Nordirland verbunden mit besonderen politischen und sozialen Herausforderungen. Seit zwei Jahren gibt es in Nordirland keine Regierung (mehr Infos: https://www.dw.com/de/ohne-regierung-nordirlands-weltrekord/a-45466209https://www.dw.com/de/ohne-regierung-nordirlands-weltrekord/a-45466209). Dementsprechend fällt für die Mitarbeiter von FOE in Belfast und die örtlichen Umweltschutzgruppierungen, eine andernorts wichtige Taktik weg: Anstatt sich auf die Regierung zu konzentrieren und Gesetzesänderungen, Regulierungen etc. zu verlangen, muss sich beispielsweise auf die lokale Verwaltung konzentriert werden. Außerdem verfolgt FOE Belfast den Ansatz, dass soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit mit einem Grassroots-Ansatz, also Bottom-up und nicht top-down, erreicht werden kann. Ich bin in einer sehr spannenden Phase zugestoßen, in der neue Ansätze und Richtungen diskutiert wurden. All diese Ansätze drehen sich um mehr partizipative Demokratie und die Rechte der Natur.
Mein Aufgabenbereich
Den Platz bei Friends of the Earth habe ich über einen Professor während meines Auslandsstudiums gefunden. Bereits in Bewerbungsgesprächen und auch nach der Zusage, wurden mir viele Möglichkeiten aufgezeigt und Freiheiten gelassen, meine Arbeit selbst mitzubestimmen. Daraus hat sich ein Mix aus der Arbeit an einem eigenen Projekt zu studentischem Umweltaktivismus in Belfast und die Unterstützung meiner Mentorin in ihrer Kampagne zu (Neo-; Post-) Extraktivismus (Mehr Infos: http://www.bpb.de/apuz/234223/neo-extraktivismus-aufstieg-und-krise-eines-entwicklungsmodells?p=allhttp://www.bpb.de/apuz/234223/neo-extraktivismus-aufstieg-und-krise-eines-entwicklungsmodells?p=all) ergeben.
Ich lernte die Arbeit an einer Kampagne als vielseitig und spannend kennen. Meine Aufgaben waren unter anderem die Erstellung von Informationsbroschüren, die gemeinsam Erarbeitung von Workshops und Kontakt, Austausch und Unterstützung der Menschen, die sich gegen den Bau einer Goldmine in den Sperrin Mountains, einer Area of Outstanding Natural Beauty (AONB) und die damit verbundenen und bereits stattfindenden negativen Eingriffe in die Umwelt einsetzen.
Mein anderer Aufgabenbereich war der studentische Umweltaktivismus. Ich habe mich bemüht ein kleines Netzwerk aufzubauen und zu verstehen, was Studierende motiviert bzw. davon abhält sich mit Themen der Umweltgerechtigkeit auseinanderzusetzen und sich dafür zu engagieren. Hierbei war es eindeutig von Vorteil, dass ich im letzten Semester an der Queen’s University in Belfast mein Auslandssemester absolviert habe.
Die Arbeit in einer NGO hat mir sehr gut gefallen und ich kann mir tatsächlich vorstellen in diesem Bereich zu arbeiten. Dazu beigetragen haben sicherlich auch der sehr angenehme Umgang im Team und die vielen beruflichen Ausflüge zu Aktivisten, Seminaren, Konferenzen und Fridays for Future Demonstrationen. Natürlich ist mit diesem Beruf auch ein Alltag im Büro vor dem Computer verbunden.
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