Einleitung:
Der folgende Bericht bezieht sich auf das im Zeitraum vom 4.2.2019 bis 7.4.2019 absolvierte Praktikum an der deutschen Schule Bilbao. Der Bericht soll zunächst in einem deskriptiven Teil die deutsche Schule vorstellen, bevor im weiteren Verlauf auf die Grundschule als Teil der deutschen Schule eingegangen werden soll. Im Anschluss wird das eigene Tätigkeitsfeld während des Praktikums erläutert und vorgestellt. Im Weiteren sollen die kulturellen und sprachlichen Erfahrungen im Mittelpunkt stehen. Abschließend wird die absolvierte Praktikumszeit in Bezug auf eigene Vorstellungen, Erfahrungen und Herausforderungen reflektiert.
Deskriptiver Teil:
Die deutsche Schule Bilbao (im Folgenden DSB abgekürzt) ist eine deutsche Auslandsschule, die seit 1917 in Bilbao angesiedelt ist. Bei der Schule handelt es sich um eine deutsche Auslandsschule, an der die Schüler*innen am Ende das deutsche Abitur sowie die spanische Eingangsprüfung „Selectividad“ absolvieren. (http://de.dsbilbao.org/schule/uber-uns-2/bildungsziele) Dementsprechend verfolgt die Schule „bilinguale, bikulturelle und binationale Bildungsziele“, die sich im Lehrplan und im Wesen der Schule niederschlagen. Das Ziel der Schule ist es, den Schüler*innen die deutsche wie die spanische Sprache und Kultur in ihren verschiedensten Aspekten zu vermitteln und darzustellen. Die Schule und der jeweilige Abschluss werden sowohl von den deutschen Behörden als auch von den spanischen Behörden akzeptiert. Aufgrund dessen wird die Schule von Deutschland aus unterstützt und gefördert. Da es sich jedoch um eine Privatschule handelt, zahlen die Eltern vom Kindergarten bis zum Abitur Schulgeld. Die Schule ist aufgeteilt in drei eigenständige Bildungsinstitutionen: einen dreijährigen Kindergarten, eine vierjährige Grundschule sowie ein achtjähriges Gymnasium. Dabei sind die einzelnen Institutionen eng miteinander verknüpft und befinden sich alle auf dem gleichen Gelände. Das Gelände befindet sich an einem Berg und umfasst eine Turnhalle, ein Kindergartengebäude, ein Grundschulgebäude, eine Aula, eine Mensa sowie zwei Gebäude für das Gymnasium an dem auch das Sekretariat untergebracht ist.
Die Grundschule besuchen im Schuljahr 2018/2019 233 Schüler*innen. In den Jahrgängen Zwei bis Vier ist die Schule dreizügig und im ersten Jahrgang vierzügig. Die Kinder erhalten auf Deutsch Unterricht in Mathe, Musik, Ethik, Kunst, Sport sowie einem Wahlpflichtfach. Dazu kommt noch der Deutschunterricht, welcher aufgeteilt ist in eine Deutsch als Muttersprache-Gruppe (im Folgenden DaM abgekürzt) pro Jahrgang sowie in allen Klassen Deutsch als Fremdsprache (im Folgenden DaF abgekürzt). Neben DaF und DaM wird noch normaler Deutschunterricht erteilt, der sich unter anderem mit dem Schreiben von Texten befasst. Zu den auf Deutsch unterrichteten Fächern kommen noch Spanisch sowie ciencias naturales (mit dem Deutschen Sachunterricht zu vergleichen) hinzu. Den Fächern entsprechend setzt sich das Kollegium aus einem großen Anteil an deutschen Lehrkräften sowie einem kleineren Anteil an spanischen Lehrkräften sowie zwei FSJlern zusammen. Hinzu kommen besonders innerhalb der Semesterferien mehrere Praktikanten und Praktikantinnen. Jede deutsche Lehrperson leitet eine Klasse und die spanischen Lehrkräfte sind zusätzlich noch mehreren Klassen zugeordnet.
Tätigkeitsbereich während des Praktikums:
Innerhalb meines Praktikums war ich einer deutschen Lehrkraft zugeordnet, die Klassenlehrerin einer vierten Klasse ist. Dementsprechend war ich vor allem zusammen mit meiner Mentorin unterwegs und habe so hauptsächlich ihre vierte Klasse kennengelernt sowie die Klassen, in denen sie teilweise als Förder- oder Fachlehrerin (vor allem Ethik und Kunst) eingeteilt ist. Darüber hinaus hatte ich die Möglichkeit, bei vielen anderen Lehrkräften in der Grundschule zu hospitieren und unterschiedliche Lehrpersonen und deren Unterricht kennenzulernen. Aufgrund dessen konnte ich beim Sportunterricht mitgehen oder mir den Musikunterricht anschauen.
Besonders interessant war es, den spanischen Unterricht anzuschauen und in Spanisch und ciencias naturales zu hospitieren. Hier konnte ich die Kinder nochmals auf andere Weise kennenlernen, da Spanisch bei der großen Mehrheit der Schüler*innen die einzige Muttersprache ist und sie somit dort anders auftreten. Zu diesen zahlreichen Hospitationsmöglichkeiten innerhalb der Grundschule konnte ich mir zudem auch drei Mal den Deutsch und DaF Unterricht der sechsten Klasse am Gymnasium anschauen, was nochmals eine andere Perspektive eröffnete. Durch die unterschiedlichen Einblicke in verschiedene Unterrichtssettings war es möglich, viel zu hospitieren und zu beobachten. Dabei habe ich stets probiert mich einzubringen und innerhalb des Unterrichts zu assistieren und zu helfen.
Während des Unterrichts innerhalb der Klasse meiner Mentorin konnte ich zudem eine Art persönliche Assistenz für einen Jungen mit sonderpädagogischem Förderbedarf übernehmen. Gemeinsam haben wir seinen Unterrichtsalltag strukturiert und ich habe teilweise probiert, ihm alternative, eigene Angebote anzubieten. Außerdem konnte ich bei unterschiedlichen, innerhalb der Grundschule stattfindenden Projekten mithelfen, diese begleiten und zum Beispiel bei einem Kochprojekt mitmachen. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, eine eigene Unterrichtseinheit im Fach Deutsch zu planen und zu gestalten und diese schließlich über einen längeren Zeitraum durchzuführen. Neben dieser eigenen Unterrichtsreihe konnte ich zudem auch häufiger unterschiedliche Gruppen von Schüler*innen beaufsichtigen und einzelne Kinder fördern.
Über die konkret im Unterricht stattfindenden Tätigkeiten hinaus konnte ich zudem an Konferenzen, Teamtreffen und Fortbildungen teilnehmen und mich dort mit meinen eigenen Ideen aktiv einbringen. Insgesamt konnten somit unterschiedliche Bereiche kennengelernt und eigene Erfahrungen gemacht werden.
Kulturelle und sprachliche Erfahrungen:
Neben den beschriebenen Tätigkeiten konnte ich auch viele kulturelle und sprachliche Erfahrungen machen. Dabei war es ein Glücksfall, dass ich zusammen mit einem Spanier, einer Spanierin, einer Kolumbianerin sowie einem Chilenen in einer Wohngemeinschaft gewohnt habe und mit diesen viel Spanisch reden konnte und wir zusammen Unternehmungen angehen konnten. Da an der deutschen Schule vor allem in Deutsch kommuniziert wird, waren die Möglichkeiten Spanisch zu sprechen vor allem auf diese Alltagssituationen und das Leben in der Wohngemeinschaft beschränkt.
Im Hinblick auf die kulturellen Erfahrungen war es sehr interessant, Bilbao als Stadt und die Umgebung, beziehungsweise das teilweise autonome Baskenland an sich kennenzulernen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Reflexion des Praktikums:
Wird das Praktikum in der Rückschau reflektiert, so lassen sich viele interessante Aspekte und Erfahrungen aus der Zeit ziehen. Besonders gut gefallen hat mir, dass ich mir aufgrund der Freiwilligkeit des Praktikums und der Offenheit meiner Mentorin eigene Ziele und Tätigkeiten setzen konnte und diese umsetzen konnte. Dabei war es sehr angenehm eine aufgeschlossene und sympathische Mentorin zu haben, die einem viele eigene Angebote gemacht und weiter entsprechende Hilfestellung gegeben hat. Außerdem war es sehr beruhigend, dass ich von Anfang an viel Vertrauen entgegengebracht bekommen habe und als gleichberechtigte Person angesehen wurde. Dementsprechend war es einfach, sich innerhalb der Klasse und der Schule zurechtzufinden und sich wohlzufühlen. Durch das entgegengebrachte Vertrauen der Mentorin und die eigene Freiheit hatte ich viel Spielraum eigene Ideen umzusetzen.
Bezogen auf die eigenen Tätigkeiten lässt sich vor allem festhalten, dass es sehr lehrreich war eine eigene Unterrichtseinheit zu gestalten und diese schließlich selbstständig durchzuführen. Dabei war es besonders hier förderlich, dass ich ohne jegliche Vorgabe agieren und die Unterrichtseinheit frei gestalten konnte. Zudem konnte ich mich bei eigener Unsicherheit stets mit meiner Mentorin austauschen und Alternativen diskutieren.
Aus sprachwissenschaftlicher und pädagogischer Perspektive war es zudem sehr interessant, Unterricht für Kinder mit DaF zu sehen und generell das Schulsystem „Deutsche Auslandsschule“ kennenzulernen. So konnten typische Probleme bei Schüler*innen mit Spanisch als Erstsprache ausgemacht werden und der jeweilige Umgang damit im Unterricht beobachtet werden. Außerdem war es interessant, wie die Kinder jeweils in ihren beiden Sprachen agieren und entsprechend oft anders auftreten.
Meine eigenen Spanischkenntnisse haben sich innerhalb der Zeit ebenso verbessert, wobei die DSB, wie bereits beschrieben, wie eine „deutsche Blase“ ist und die Möglichkeiten, Spanisch innerhalb der Schule zu sprechen eher begrenzt sind, sodass ich nicht so viel Spanisch gesprochen habe, wie ich es vor dem Praktikum erwartet hatte.
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