Servus aus Wien, der lebenswertesten Stadt der Welt, die ich in den letzten sechs Monaten mein Zuhause nennen durfte. Anschließend an mein Bachelorstudium in Psychologie war ich für ein halbes Jahr Praktikantin in einem Change-Projekt bei der Österreichischen Staatsairline Austrian Airlines.

Vorbereitung
Die Vorbereitung belief sich auf wenige Wochen und fand überwiegend im Sommer 2018 statt. Danke dazu an alle Beteiligten von der Uni Bremen für die unkomplizierte und schnelle Koordination! Nachdem sich mein Traumpraktikum in Bremen, Mitte letzten Jahres, doch nicht als mein Traumjob entpuppte und somit meine Masterpläne auf den Kopf stellte, habe ich recht spontan beschlossen, zur Orientierung ein Auslandspraktikum zu machen.

Um einen Einblick in die Schnittstellen zwischen Psychologie und Wirtschaft zu bekommen und kein klassisches HR-Praktikum zu machen, habe ich mich bei der Praktikumssuche auf Stellen im ChangeManagement fokussiert. Neben einigen anderen Ausschreibungen bin ich dabei auf das Praktikum bei Austrian Airlines aufmerksam geworden.

Innerhalb des Bewerbungsprozesses hatte ich zunächst ein Online-Assessment, gefolgt von einem Telefoninterview mit meinem späteren Kollegen. Danach wurde ich nach Wien eingeladen und durfte mit einer Case-Study und einem selbstgebauten Lego-Modell von mir überzeugen. Die Freude, nach der Zusage war riesig!

Leben in Wien
Ende September 2018 ging es für mich mit gepackten Koffern nach Wien. Dort bin ich im 7.Bezirk in eine Wohngemeinschaft gezogen. Innerhalb der ersten Tage habe ich mich in Wien angemeldet und war beim Ausländeramt, wo man sich bei einem Aufenthalt, der länger als vier Monate dauert, in jedem Fall anmelden muss.

Gleich in den ersten Tagen ist mir aufgefallen, dass das Leben bei unseren österreichischen Nachbarn schon irgendwie ein bisschen anders ist als bei uns. Lebensmittelgeschäfte schließen in der Woche um 20 Uhr, am Samstagnachmittag bereits um 18 Uhr. Es gibt sehr viele Einzelhändler, so findet man hier sogar noch Handschuh- oder Schirmgeschäfte, aber die Läden haben, wenn ich von der Arbeit komme, in der Regel schon geschlossen. Lebensmittel sind teurer als in Deutschland, Mieten sind zu meiner Überraschung noch unter dem Niveau Deutscher Großstädte – naja, zumindest von München. Den „Wiener Grant“ – die Wiener Unfreundlichkeit – habe ich am Anfang kennenlernen müssen.

Mittlerweile hat sich die Stadt aber anscheinend an mich gewöhnt und ich genieße die Wiener Lebensqualität in vollen Zügen. Wien hat tatsächlich wahnsinnig viel zu bieten und lockt mit unzähligen Museen und einigen Parks nach draußen.

Als ich in Wien ankam, hatte ich dort bereits ein paar Kontakte und habe weitere Freundschaften über Facebook knüpfen können. Meine Erasmus-Mädels sind mittlerweile leider alle wieder zurück zuhause. Beim wöchentlich stattfindenden Praktikanten-Lunch bei der Austrian habe ich dann weitere Freunde gefunden, mit denen ich an den Wochenenden die Natur, die Museen und das Umland von Wien erkunde.

Arbeit
Das spannendste an meinem Aufenthalt in Wien war natürlich das Praktikum selbst. Am 1.Oktober 2018 hatte ich meinen ersten Tag bei Austrian Airlines. An diesem Tag wurde ich erstmal durch das ganze Head Office geführt und durfte im Experience Hub im BusinessClass Sessel probeliegen. In den ersten Tagen wurde ich umfangreich in die Themenbereiche meines Teams eingewiesen. Um einen guten Einblick in die Prozesse innerhalb einer Airline zu bekommen, habe ich mich in meinem ersten Monat durch die Grundlagen des Aviation Managements gelesen. Bei meiner Jobrotation, in der ich die Arbeit auf der Station, in der Technik, sowie die Steuerung des Flugbetriebes hautnah kennenlernen durfte, kamen mir dann schon einige Begriffe bekannt vor.

Thematisch habe ich mich innerhalb des Praktikums überwiegend mit zwei Themenbereichen auseinandergesetzt. Zum einen war ich in die Betreuung des dualen Studienprogramms AIRcelerate Operations involviert. Die dualen Studenten absolvieren ihr Studium an der Hochschule in Worms und verbringen ihre Praxisphasen in Wien bei der Austrian. Innerhalb der Praxisphasen durchlaufen sie verschiedene Stationen innerhalb der Airline Operations. Zusätzlich werden sie von unserem Team gecoacht und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert.

Der Hauptfokus in unserem Team liegt mittlerweile bei der kulturellen Transformation des Unternehmens. Durch die vielen Lowcost Carrier am Hub Wien wird der Wettbewerb immer härter. Um einen größeren Kundenfokus zu schaffen, und gleichzeitig schneller und innovativer zu werden, arbeiten wir mit verschiedenen agilen Methoden. Seit Anfang des Jahres betreuen wir dazu zunächst ein großes New Workspace Projekt, dass auf die Schaffung einer neuen Arbeitswelt mit Desk Sharing Policy abzielt. Innerhalb von 12 Wochen wurde in drei Teams, aus jeweils 8 Mitarbeitern, an einem Tag in der Woche, die neue Arbeitswelt für den ersten und zweiten Stock des Head Office konzipiert. In dieser Zeit fanden auch Workshops statt, die für alle Mitarbeiter offen waren, sowie u.a. Lernreisen zu anderen Unternehmen, in deren Planung ich stark involviert war. Innerhalb der vergangenen Monate habe ich immer mehr eigene Verantwortung zugewiesen bekommen und war unter anderem für die Projektkommunikation im Projekt OPS Space 4 Tomorrow verantwortlich. Außerdem lag ein großer Fokus auf der Planung und Vorbereitung von Events wie WorkshopFormaten und einem großen Kick-Off mit hundert Mitarbeitern. Von Anfang an war ich ein Vollwertiges Mitglied meines Teams, das selbstorganisiert arbeitet.

Fazit
Das Praktikum im Transformationsprogramm #goingnewways war sehr intensiv und sehr lehrreich für mich. Ich konnte über den Tellerrand blicken und bekam einen Einblick in viele unternehmensinterne Prozesse. Die sechs Monate bei der Austrian vergingen wie im Flug und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt eher weiß, was ich in Zukunft machen möchte. Bevor ich in einigen Monaten voraussichtlich meinen Master mit Fokus auf Wirtschaftspsychologie starte, werde ich noch weiter in meinem Projektteam bei der Austrian beschäftigt sein und an eigenen Projekten arbeiten. Ich bin sehr froh, den Schritt im vergangenen Jahr gegangen zu sein und kann Wien als Ort für ein Auslandspraktikum im Rahmen von Erasmus+ absolut empfehlen!