1. Einleitung
Mein Name ist Cosima und ich studiere Spanisch und Englisch auf Gymnasial-Lehramt. Um mein Spanisch vor dem anstehenden Referendariat in Deutschland noch einmal zu verbessern, entschied ich mich für fünf Monate nach Lleida zu gehen, um dort an einer spanischen Berufsschule zu unterrichten. Der Kontakt zur Schule in Lleida entstand durch eine meiner Spanisch-Dozentinnen in Bremen. In Lleida unterrichtete ich an einer Berufsschule von Anfang Oktober 2018 bis Ende Februar 2019 im Umfang von 16 Stunden die Woche das Unterrichtsfach Deutsch. Finanziell wurde ich durch das Erasmus+-Programm in Kooperation mit der Universität Bremen unterstützt.
2. Anreise und Unterkunft
Bevor ich mich Ende September 2018 auf den Weg nach Spanien machte, gab es für mich Einiges zu klären. Nach meiner erfolgreichen Bewerbung für die Erasmus-Förderung an der Universität Bremen buchte ich Anfang September den Hinflug nach Spanien. Günstig kann man mit der Airline Ryanair ab Hamburg nach Barcelona fliegen, doch es gibt noch viele andere Airlines wie Eurowings oder Vueling, welche öfter günstige Tickets im Angebot haben. Der Flug kostet in etwa 30 bis 80 Euro, abhängig vom Buchungszeitpunkt und der Jahreszeit, und dauert circa 2,5 Stunden.
Um von Barcelona aus dann in die Stadt Lleida zu kommen, wo ich unterrichten würde, buchte ich im Vorfeld einen Zug. Stündlich fahren viele Züge aus Barcelona nach Lleida und es gibt sogar einen günstigeren Tarif für junge Leute bis 25 Jahre. Die Preise variieren jedoch nach Tageszeit, sodass man morgens und abends zu beliebten Zeiten locker 40 Euro ausgeben muss, nachmittags hingegen nur circa 16 Euro. Eine Fahrt dauert ungefähr eine Stunde. An dieser Stelle möchte ich auch kurz die Möglichkeit erwähnen, mit blablacar zu fahren. Für nur 10 Euro kann man zu jeder Tageszeit Mitfahrten zwischen Lleida und Barcelona bei Privatpersonen buchen, was ich auch öfter in Anspruch genommen habe (nette Gespräche auf Spanisch natürlich inklusive 😊).
In Lleida lebte ich bei einer Familie, bei der ich Miete zahlte. Der Vater der Familie war einer meiner Kollegen und half mir mich in der Schule sowie in der Stadt zurecht zu finden. Ich fand die Möglichkeit in einer Familie zu leben großartig– ich bekam somit viele katalanische Eindrücke mit und lernte durch die Kinder im Haus das spanische Schulsystem und dessen Aufbau noch einmal genauer kennen. Dennoch hätte ich auch in einer WG leben können, welche in Lleida auch sehr günstig sind und circa 180 Euro im Monat kosten. Zudem gibt es viele freie Zimmer, sodass das Finden einer WG auch kein Problem dargestellt hätte.
Zu den Kosten von Lebensmitteln muss ich sagen, dass es in etwa gleichzustellen ist mit den deutschen. Was natürlich deutlich günstiger ist, sind die Getränke in Bars und Restaurants. Ein Café con leche kostet oft nur 1,50 Euro und gemeinsam mit einem kleinen Gebäckstück oder Croissant oft nur 2,00 Euro.
Lleida hat in etwa 140.000 Einwohner und Einiges zu bieten: viele Bars, eine lange Fußgängerzone mit vielen kleinen Shops sowie eine alte Kathedrale, der Seu Vella. Außerdem ist Lleida, wie bereits erwähnt, sehr gut mit Barcelona verbunden und auch die Berge der Pyrenäen sind gerade mal circa 160 km entfernt.
Des Weiteren gibt es in der Provinz Lleida viele Obstplantagen, Flüsse und große Wälder. Somit hat die Stadt für jeden etwas zu bieten und es lässt sich in fünf Monaten Einiges entdecken. In Lleida kann man alles zu Fuß erreichen. Wer jedoch etwas lauffauler ist, hat dadurch auch keine Probleme und kann jederzeit in einen Bus steigen. Dieser ist mit etwa einem Euro pro Fahrt im Vergleich zu deutschen Preisen relativ günstig.
3. Mein Praktikum
Wie bereits erwähnt war ich an der Schule offiziell 16 Stunden die Woche eingeplant. Insgesamt hatte ich drei Kurse, welche ich alle zwei Mal die Woche jeweils 2 Stunden sah. Außerdem hatte ich eine Konversationsstunde pro Woche, in der ich mit meiner Deutsch-Kollegin auf Deutsch sprach und ihr mit der Sprache half. Dazu kamen noch kleine Gruppen, welchen ich Nachhilfe gab. Diese Schüler waren kurz davor, ihr Praktikum in Deutschland anzutreten. Dies war auch das Ziel der anderen Schüler: ein zwei-monatiges Praktikum in Deutschland zu absolvieren.
Als Deutschlehrerin war ich dafür verantwortlich, die Schüler auf dieses sprachlich vorzubereiten. Insgesamt habe ich mit zwei Lehrwerken gearbeitet. Es war zunächst eine Herausforderung für mich, deutsch zu unterrichten, da ich das Fach nie studiert habe. Jedoch konnte man sich schnell einlesen und die Basics der deutschen Sprache lassen sich schnell und einfach erklären, auch ohne Deutschstudium.
An der Schule wurde ich stark von meiner Mentorin, der dortigen Deutschlehrerin, unterstützt. Sie stand mir jederzeit zur Seite und half mir bei offenen Fragen. Ich hatte sogar einen eigenen Computer und Drucker und konnte alles an Unterricht vorbereiten, was ich brauchte. Auch die anderen Kollegen waren sehr zuvorkommend, offen und hilfsbereit.
Zu den Schülern kann ich nur Positives sagen! Alle waren sehr interessiert an mir und Deutschland im Allgemeinen und hatten viel Lust deutsch zu lernen. Die Schüler waren alle im Alter von 16 bis circa 25 Jahren. An der Escola del Treball gibt es viele Ausbildungsgänge, und so habe ich Schüler aus den Bereichen Wirtschaft, Informatik oder Marketing betreut. Hausaufgaben gab es keine und man musste die Schüler immer wieder daran erinnern, sich auch doch mal außerhalb des Klassenraums in die Deutschbücher zu schauen – aber bei welchen Schülern muss man dies nicht tun!? 😊
Mit den Schülern konnte ich viele Unterrichtsmethoden ausprobieren, welche ich in meinem Studium in Deutschland kennengelernt hatte. Auch in dieser Hinsicht kann ich sagen, dass mir das Praktikum neben der Möglichkeit mein Spanisch aufzufrischen auch dahingehend die Chance gab, meine Unterrichtsplanung im Allgemeinen zu verbessern, Methoden und Spiele auszuprobieren und mich allgemein als Lehrperson gestärkt hat. Nach den fünf Monaten muss ich sagen, dass ich mich im Klassenraum viel sicherer fühle und mir einige Ängste vor dem anstehenden Referendariat nehmen konnte.
4. Nach der Rückkehr
Anfang März habe ich mich dann nach fünf Monaten auf den Heimweg begeben. Nach dieser langen Zeit war es schon schwierig, sich von den Schülern, der Familie, wo ich wohnte sowie meiner Mentorin an der Schule zu verabschieden. Dennoch freute ich mich natürlich meine deutsche Familie und Freunde wiederzusehen. Für circa 60 Euro habe ich einen Flug nach Hamburg finden können, ein aufgegebener Koffer inklusive. In Deutschland angekommen reichte ich die erforderlichen Unterlagen in Bremen im Erasmus-Büro ein sowie diesen Bericht. Mit der Anrechnung von Kursen und so weiter hatte ich jedoch nichts zu tun, da ich in Lleida nicht studierte und somit kann ich dahingehend leider nichts berichten.
5. Fazit
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich überglücklich bin, dass mir diese Erfahrung durch das Erasmus-Programm ermöglicht würde! Ich hätte mir die Zeit ohne die Förderung höchstwahrscheinlich nicht leisten können und würde die Erfahrung um nichts missen wollen. Die Zeit hat mir zum einen meine spanische Sprache verbessert. Der tägliche Kontakt mit Spaniern bringt hierfür enorm was.
Des Weiteren habe ich viel Freizeit dafür verwendet, Vokabeln zu pauken und nochmals grammatikalische Regeln nachzuschlagen. Da ich meine Kurse für den Master (Spanisch) zum Zeitpunkt des Praktikums bereits abgeschlossen hatte, was es für mich nicht7 notwendig in Lleida nochmals einen Sprachkurs zu besuchen. Zum anderen habe ich mich als Lehrperson sehr entwickeln können. Da ich zum Großteil alleinverantwortlich unterrichtet habe, das heißt nicht nur viele Unterrichtsmaterialien selbst erstellt habe, sondern auch allein schwierigen Situationen ausgesetzt war und auch oft streng sein musste, konnte ich mich sehr gut ausprobieren und habe meine Richtung als Lehrperson bereits vor dem Referendariat gefunden, wofür ich sehr dankbar bin.
Fünf Monate in einem fremden Land allein zu unterrichten verlangt viel Mut und Selbstbewusstsein. Wenn man dieses aber dann aufbringen kann, wird man sicherer und verliert anfängliche Ängste, was einfach die Erfahrung mit sich bringt. Ich bin zutiefst dankbar für diese Erfahrung und kann es jedem ans Herz legen, mal ein paar Monate in einem anderen Land zu leben, zu arbeiten, zu studieren, um neue Kulturen kennenzulernen und sich einfach auf Neues einzulassen und zu öffnen.
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