Organisation
Das Projekt in dem ich mein Praktikum absolviert habe, heißt A Quinta, wurde vor ca. 5 Jahren in Portugal gegründet und setzt sich für einen nachhaltigen Umgang mit dem Land, Wasser, Mensch und Tier ein. Um diese Ziele zu erreichen werden verschiedenen landwirtschaftliche regenerative Methoden eingesetzt. Dazu gehören ein gutes Wassermanagement um möglichst das gesamte Regenwasser, das auf das Land fällt im Boden zu speichern, ein ganzheitliches Weidemanagement mit einer ca. 70 Schafe und 14 Ziegen starken Herde und verschiedenen Anwendungsbeispielen aus der Permakultur, wie zum Beispiel den biologischen Gemüsegarten. Im folgenden Bericht werde ich noch genauer auf die eben genannten Maßnahmen zurückkommen und diese genauer erläutern.
Neben der Regeneration der natürliche Systeme, setzt sich A Quinta auch für die Weiterentwicklung auf sozialer und zwischenmenschlicher Ebene ein. Das passiert durch das Zusammenleben in einer Art Gemeinschaft auf der Farm und die enge Interaktion von Menschen mit Tier und Natur. Außerdem können Personen hier ihre eigenen Stärken entdecken, weil sie sich selber recht frei eine Aufgabe suchen können. Mit anfänglicher Anleitung erfährt Jeder früher oder später ein Erfolgserlebnis, wenn er oder sie etwas selbstständig erreicht.
Gegründet wurde das Projekt 2014 von Ferdinand Elsinga und Francine Burghoorn und seitdem haben so viele Menschen hier ihren großen oder kleinen Beitrag geleistet, dass es unmöglich ist sie alle namentlich zu erwähnen.
Regenerative Methoden & Aufgaben
Das Ernten von Regenwasser erscheint gerade unter Berücksichtigung der extremer werdenden klimatischen Bedingungen immer wichtiger. Denn auf diese Weise kann eine Erschöpfung von Grundwasserreserven vermieden und trotzdem eine Region dürresicherer gemacht werden. Dieses Ziel wird in A Quinta verfolgt und diesen Winter haben großflächige Erdarbeiten angefangen um alles abfließende Wasser im Land aufzufangen. Diese Arbeiten habe ich zu einem großen Teil selbst geplant, koordiniert und ausgeführt. Wir benutzen eine Kombination von zwei verschiedenen Methoden. Als erstes haben wir an allen Hänge in einem Abstand von minimal 20 m zueinander Gräben angelegt die genau auf einer Linie gleicher Höhe verlaufen (Abb.1). Diese Gräben werden in der Permakultur als “Swales” bezeichnet. Ihre Aufgabe ist es bei starken Regenfällen alles Wasser, welches nicht direkt im Boden absorbiert werden kann aufzufangen und gleichmäßig über das gesamte Land zu verteilen. Natürlicherweise sind alle Täler feuchter als Hügelkämme, weswegen wenn in einem Tal mehr Wasser in den Swale fließt Richtung Hügelkamm geleitet wird. Zudem wird auch die Bodenerosion deutlich vermindert, weil die Fließgeschwindigkeit des Wasser geringer ist und gelöste Partikel in den Gräben aufgefangen werden.
Die zweite Methode die benutzt wird nennt sich Keyline Design und wurde von dem australischen Agrarpionier P.A. Yeoman in den 1950er Jahren entwickelt. Bei dieser Technik wird der Boden durch 3 Pflugspitzen bis auf eine maximale Tiefe von 40 cm aufgerissen. Diese Methode ist schonend für den Erdboden, da keine Erdschollen gedreht werden sondern der Boden nur etwas hochgehoben und aufgelockert wird. Diese Technik ermöglicht es dem Wasser, Sauerstoff und Pflanzenwurzeln besser in den zuvor kompaktierten Boden einzudringen und ihn so durch wiederholte Anwendung Stück für Stück zu verbessern. Unter anderem wird durch diesen Prozess die Mikrobiologie im Boden, sowie der Anteil an organischem Kohlenstoff im Boden erhöht. Klassischerweise wird dabei innerhalb von Tälern oberhalb einer Höhenreferenzlinie gepflügt und sobald das Tal in einen Hangrücken übergeht, verläuft die gepflügte Strecke unterhalb dieser Referenz. So wird durch die Schwerkraft das Wasser auf die trockeneren Landflächen verteilt. Wie auch immer haben wir in unserem System die Keylines ebenfalls parallel zu den zuvor installierten Swales verlaufen lassen, was heißt das diese auch parallel zur Konturlinie verlaufen. Unterhalb der Swales sollen dann, zu Beginn der nächsten Feuchtzeit im Oktober viele Obst, Nuss und andere Nutzbäume gepflanzt werden. Dadurch, dass kurz über den Baumreihen viel Wasser aufgehalten wird und im Boden versickern kann, haben die Bäume ausreichend Wasser um den warmen Sommer in Portugal zu überstehen.
Zwischen den Baumreihen werden dann Tiere in einem “leader – follower” System gegrast. Das heißt, dass nacheinander verschiedene Tierarten durch kleine Zellen geleitet werden um so den Boden zu düngen, jedoch die Vegetation nicht zu stark durch zu langes Grasen zu belasten. Diese noch nicht sehr verbreitete regenerative landwirtschaftliche Methode ermöglicht es die Fläche optimal zu nutzen und im gleichen System Obst, Holz, Grundnahrungsmittel und Fleisch zu produzieren. Dieses Design imitiert eins der biologisch aktivsten Systeme unseres Planeten und zwar die Savanne. In diesem Biom wird das Sonnenlicht optimal genutzt und es kann über die Zeit hinweg neuer Mutterboden entstehen, anstatt eben diesen durch jährliches Pflügen und den Anbau von einjährigen Pflanzen zu zerstören.
Unter anderem habe ich noch in Eigeninitiative zwei Ablaufmessstellen an Teichen angebracht und die Menge des abfließendes Wassers untersucht. Im Sommer gab es an einem der beiden Teiche überhaupt keinen Abfluss, weil die Verdunstung gleich dem Eintrag war, dies hat sich allerdings mit dem Einsetzten der Regenfälle geändert. Die andere Messstelle hatte im Sommer einen kontinuierlichen Ausfluss der natürlich auch im Winter zunahm. Des weiteren habe ich auch den Wasserstand in einem alten Brunnen regelmäßig überprüft. Neben diesen studienrelevanten Aufgaben habe ich mich natürlich auch im allgemeinen Farmalltag eingebracht und habe einmal alle Aufgaben erledigt die es dort so gibt. Dazu gehören Gartenarbeit, Konstruktionen, Betreuung der Tiere und noch vieles mehr.
Fazit
Mir persönlich hat mein Praktikum richtig gut gefallen. Dies lag vor allem an den abwechslungsreichen Aufgaben, der wunderbaren Natur und auch den Menschen die ich während meiner Zeit in Portugal kennen lernen durfte. Dadurch, dass ich relative frei entscheiden konnte, welche Aufgaben ich erledige und in meinem Tempo arbeiten durfte, habe ich zudem viel über selbstständiges Arbeiten und Organisation gelernt. Auch karrieretechnisch hat mich mein Aufenthalt weiter gebracht, da ich nun einen sehr viel praktisches Wissen gesammelt habe. Außerdem habe ich auch einige Softskills gelernt, wie das Anleiten von kleineren Gruppen. Alles in Allem kann ich es jedem empfehlen die Möglichkeit eines Erasmus+ geförderten Praktikums in Anspruch zu nehmen und vor allem kann ich es jedem empfehlen A Quinta oder ein ähnliches Farmprojekt zu besuchen und etwas über regenerative Landwirtschaftsmethoden zu lernen.
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