Vorbereitung
Da ich zwei Sprachen studiere war für mich von Beginn meines Studiums klar, dass ich zwei Mal die Chance bekommen würde ins Ausland zu gehen. Da ich bereits mit meinem Zweitfach (Frankoromanistik) an einer Gastuniversität im Ausland studiert hatte, stand für mich fest, dass ich dieses Mal gerne ein Praktikum machen möchte. Die Bewerbungsfrist für das PROMOS-Stipendium habe ich der Uni Bremen Seite entnommen. Bewerbungsschluss war im September des Vorjahres, um meinen Praktikumsplatz habe ich mich aber bereits deutlich früher privat gekümmert. Da ich 2010 bereits ein Jahr als High School Schülerin in Neuseeland verbracht hatte, habe ich den Kontakt zu meiner ehemaligen Gastfamilie wieder aufgenommen und gefragt, ob diese mir bei der Suche nach einem Praktikumsplatz an einer Schule behilflich sein kann. Keine zwei Wochen später bekam ich auch schon die Zusage von der Internationalen Koordinatorin der Schule, die meine Gastschwester zurzeit besucht. Nach dem Erstkontakt habe ich direkt das PROMOS Formular zur Preliminary Confirmation of Stay nach Neuseeland gesendet um alles auch auf Papier zu haben. Somit war der Praktikumsplatz sicher und aufgrund unseres guten Verhältnisses bei meinem letzten Aufenthalt hat auch meine Gastfamilie angeboten mich für die drei Monate wieder aufzunehmen.
Formalitäten im Gastland
Um in Neuseeland als deutsche Staatsbürgerin ein Praktikum absolvieren zu können brauchte ich vor meiner Einreise ein Visum. An die Information zu gelangen welches Visum das Richtige ist war tatsächlich nicht so ganz leicht, da die Immigration New Zealand Seite zwar mehrere vorschlägt aber keines konkret. Auch ein Anruf im Konsulat hat mich nicht weiter gebracht und ich habe mich somit mehr auf gut Glück für das Working Holiday Visum entschieden, welches man als deutsche Staatsbürgerin unter dreißig Jahren einmalig im Leben beantragen kann und welches ab Genehmigungsdatum ein Jahr gültig ist. Mit diesem Visum war es mir gestattet in Neuseeland zu reisen, zu arbeiten oder wie in meinem Falle ein unbezahltes Praktikum zu absolvieren. Der Visums Antrag kann online gestellt werden und auch die Bezahlung und Bestätigung des Visums erfolgt online. Man erhält dann ein sogenanntes E-Visa welches man sich als PDF Dokument runterladen und ausdrucken kann und soll, denn es wird durchaus bei der Ausreise und vor dem Boarding des Flugzeuges geprüft ob ein gültiges Visum vorhanden ist.
Neben dem Visum habe ich mir vor meiner Abreise noch einen Internationalen Führerschein im Bürgerservice Center ausstellen lassen um zum Einen in meiner Gastfamilie mit Fahrdiensten der Gastkinder helfen zu können, aber natürlich auch selbst die Möglichkeit zu haben an den freien Wochenenden mit einem Mietwagen das Land zu erkundigen. Der internationale Führerschein kostet lediglich 16 Euro und für das Ausstellen wird der europäische Führerschein, sowie ein biometrisches Lichtbild benötigt. Für das Ausstellen sollte man auf jeden Fall einen Termin im Service Center buchen um zu gewährleisten das man den Führerschein dann auch am selben Tag direkt mitnehmen kann. Neuseeland ist eines der Länder mit Linksverkehr. Auch wenn ich zu Beginn etwas nervös war, habe ich mich langsam mit Fahrrad fahren an die linke Straßenseite gewöhnt bevor ich mich dann aber auch in meiner dritten Woche schon hinter das Steuer getraut habe und feststellen durfte, dass es keine so gewaltige Umgewöhnung bedarf um sich auch auf der anderen Straßenseite im Verkehr sicher zu fühlen.
In Neuseeland ist die gängigste Zahlungsform Eftpos, welches in etwa mit dem Girokonto in Deutschland vergleichbar ist. Um ein solches Bankkonto eröffnen zu können wird das Visum, der Reisepass, die deutsche Steueridentifikationsnummer, sowie der Nachweis einer physischen Adresse in Neuseeland benötigt. Letztere prüfen die Banken in dem sie einen Brief an diese Adresse senden welchen man nach Erhalt unterschrieben in der Bankfiliale abgeben muss. Der gesamte Prozess ist sehr unkompliziert. Sobald der Brief einige Tage später angekommen ist, kann man seine Karte in der Filiale direkt abholen. Für Studenten die in Erwägung ziehen nach Neuseeland zu gehen würde ich empfehlen vor der Abreise ein Girokonto bei der Deutschen Bank zu eröffnen. Dieses ist für Student_innen kostenlos und ermöglicht das kostenlose Abheben von Bargeld an allen Westpac Geldautomaten in Neuseeland aufgrund der Kooperation der Banken. So habe ich das Geld immer Bar abgehoben und sofort auf mein Eftpos Konto eingezahlt. Eine Auslandsüberweisung ist aufgrund der anfallenden Gebühren eher ungünstig.
Allgemeine Informationen zur Praktikumsschule
Mein Praktikum habe ich an der Mount Maunganui Intermediate School in Mount Maunganui absolviert. Mount Maunganui liegt an der nordöstlichen Küste Taurangas und ist somit Teil der Bay of Plenty welche sich auf der Nord Insel Neuseelands befindet. Der Unterricht an der Mount Maunganui Intermediate School beginnt um 08:45 Uhr und endet um 14:45 Uhr. Die Schule ist in fünf Häuser (Matakana, Karewa, Motuotau, Moturiki, Motiti) eingeteilt. Die verschiedenen Häuser sammeln während des Schuljahres Hauspunkte in verschiedenen Disziplinen, von Mathematikwettbewerben, über Swimming Sports, bis hin zu Crosscountry.
Am Ende des Jahres gibt es dann immer einen Haussieger welcher den Pokal erhält. Aufgrund der Lage der Schule gibt es neben den Fächern Englisch, Mathematik, Biologie, Dance&Drama, Foodtechnology und Hard Materials auch Kiwi Can und Edusatlon Ouiside ihe Classroom, weiche draußen und häufig am Strand oder der nahe gelegenen Natur stattfinden und den Schüler*innen wichtige Fähigkeiten in Hinblick auf Leadership und Teambuilding nahe bringen sollen und die Schüler*innen dazu motiviert aus ihrer Komfortzone zu kommen und Neue Dinge auszuprobieren.
Meine Ansprechpartnerin während meines Praktikums war Miss Jane Howard, die Koordinatorin der Internationalen Angelegenheiten an der Schule. Bereits vor meiner Anreise hatte ich regelmäßigen Email Kontakt mit Miss Howard bezüglich Visa Angelegenheiten, sowie bezüglich jeglicher Bafög und PROMOS Formalitäten. Da ich mich dazu entschlossen habe ein Praktikum zu absolvieren und nicht an einer Hochschule zu studieren gab es für mich keine Orientierungswoche, jedoch habe ich mich vor Schulstart bereits mit Miss Howard getroffen um über den Verlauf und die Erwartungen beider Parteien zu sprechen.
In Neuseeland wird bereits in sehr frühem Alter viel Wert auf den internationalen Austausch zwischen Schulen gelegt und so hatten wir an der Schule im ersten Term sechzehn internationale Schüler_innen aus China, Korea, Amerika und Brasilien, welche Miss Howard und ich gemeinsam betreut und unterrichtet haben.
An der Schule war ich zuständig für den Unterricht ESOL (English as a second Language). Dieses Unterrichtsfach ist lediglich für die Schüler_innen, welche aufgrund ihres Migrationshintergrundes so geringe Englischkenntnisse haben, dass sie noch nicht in der Lage sind dem Englischunterricht in ihren Klassen zu folgen. Um das Sprachniveau möglichst schnell und effektiv anzuheben, sodass die Schüler_innen dem Unterricht in ihren Klassen möglichst schnell mühelos folgen können haben wir die Kompetenzen der Schüler_innen in den ersten Wochen getestet und die sechzehn Schüler_innen in vierer Gruppen nach ihren vorhandenen Sprachkompetenzen eingeteilt. In diesem Gruppen bekamen die Schüler_innen jeden Tag eine Stunde Englisch Unterricht, welcher genau auf ihre Vorkenntnisse und ihr Sprachkönnen abgestimmt war Besonders schön war hier zu sehen, wie schnell die Schüler_innen Fortschritte gemacht haben und nach und nach selbstbewusster im Sprechen wurden.
Meine Anreise nach Neuseeland erfolgte mit dem Flugzeug circa eine Woche vor Beginn meines Praktikums. Da Neuseeland sich ziemlich genau auf der anderen Seite der Welt befindet und eine Reise hierher mit einer Reisedauer von mindestens 28 Stunden und einer Zeitverschiebung von zwölf Stunden verbunden ist wollte ich definitiv sichergehen, dass ich genügen Zeit vor Ort habe um mich von der Reise zu erholen und mich an den anderen Schlafrhythmus zu gewöhnen.
Sonstiges
Neuseeland ist ein atemberaubend schönes Land, welches definitiv eine Reise wert ist. Während meiner Zeit an der Schule habe ich die Wochenenden für Kurztrips genutzt. Das geht gut mit dem Mana Bus, welcher es Einem ermöglicht für 15 Dollar in eine andere Stadtfahren kann. Weitere Möglichkeiten sind natürlich ein Mietwagen oder das Flugzeug. Hier kann ich sehr die Website: Grabaseat empfehlen. Grabaseat ist eine Tochterfirma von AirNewZealand, die zum Teil wirklich guten Angebote hat.
Ich habe mich dazu entschlossen nach Beendigung meines Auslandssemesters kommende Woche noch einen Monat hinten ran zu hängen und durchs Land zu reisen und habe bei Grabaseat einige günstige Inlandsflüge buchen können. Aber auch nach Australien, Fiji, Bali und zu vielen anderen Zielen kann man bei Grabaseat günstige Flüge finden. Dies haben einige Kollegen von mir in den Ferien genutzt. Bei Grabaseat gilt jedoch, je früher man online schaut und je flexibler man in seinen Reisedaten ist, desto günstiger wird es.
Ein weiterer Tipp zum Fliegen: Die Flughäfen in den häufig sehr kleinen Städten sind sehr teuer. In vielen Fällen lohnt es sich daher mit dem Bus für 10 Dollar in die nächst größere Stadt zu fliegen, da die Flüge nicht selten um 100 Dollar günstiger sind.
An Transport in Mount Maunganui habe ich hauptsächlich das Fahrrad meiner Gastfamilie, sowie das lokale Busunternehmen (Bayhopper) verwendet. Der letzte Bayhopper fährt allerdings um 18:00 Uhr, das bedeutet das wenn man eine spätere Verabredung hat oder Abends weggehen möchte man hier definitiv auf das Taxi oder UBER angewiesen ist.
Neben der atemberaubenden Landschaft und den vieler Outdoor Aktivitäten, wie beispielsweise: Kayaken, Klettern, Surfen, Bungy Jumping, Fallschirmspringen, Paragliding und vielen mehr hat Neuseeland auch kulturell einiges zu bieten. Durch den geschichtlichen Hintergrund Neuseelandsder Besiedlungsgeschichte der Europäer und den einheimischen Maoris treffen an vielen Ecken Neuseelands zwei Kulturen auf einander. Besonders in kleineren Gemeinden die lange Zeit unberührt geblieben sind von den britischen Siedlungskolonien ist dieser Einfluss sehr stark spürbar, aber auch in größeren Städten wie Tauranga, Auckland, Queenstown und Wellington wird vermehrt Wert darauf gelegt die Maori Traditionen zu erhalten. Die meisten Maori, die ich während meiner Zeit getroffen habe sind sehr stolz auf ihre Herkunft und gerne bereit über die Kultur zu erzählen, wenn man daran interessiert ist. Aber auch wenn man nicht aktiv auf die Maori zugeht wird man während einer Reise durch Neuseeland immer wieder über Maagri Bezeichnungen, Namen, Holzfiguren, Gemälde und Tattoos an ungewöhnlichen Körperstellen stolpern.
Nach der Rückkehr
Da ich bereits im sechsten Fachsemester meines Studiums bin und aufgrund des Praktikums keine Universitätskurse besucht habe, habe ich für als Studienleistung 350 geleistete Arbeitsstunden im Zeitraum von mindestens drei Monaten nachzuweisen, sowie einen Erfahrungsbericht in englischer Sprache im Umfang von 1500 Wörtern bei Dr. Jana Nittel einzureichen.
Neben des Praktikumsberichtes, welchen ich im Fachbereich einreichen muss ist es bei einem durch PROMOS geförderten Auslandspraktikums verpflichtend spätestens 7 Tage nach Beendigung des Auslandspraktikums die unterschriebene und gesiegelte Final Confirmation of Stay in Mobility Online hochzuladen. Wichtig hierbei ist, dass diese nicht früher als sieben Tage vor tatsächlichem Ende des Praktikums auszufüllen und hochzuladen ist und das Datum den tatsächlichen Praktikumszeitraum angibt und nicht die generellen Semesterzeiten. Ein weiterer Bestandteil des PROMOS Vertrages ist der Erfahrungsbericht, welcher in deutscher Sprache verfasst einen Umfang von mindestens drei Seiten umfassen soll und innerhalb von vier Wochen nach Beendigung des Auslandspraktikums bei Mobility Online hochzuladen ist.
Fazit
Dieses Auslandspraktikum hat mich um so viele Erfahrungen und Eindrücke reicher gemacht. Es war um einiges besser als ich es mir vor Antritt erhofft hatte. Ich wurde ins Lehrerteam perfekt aufgenommen und habe alle Seiten des neuseeländischen Schulalltags miterleben dürfen. Ich habe die Möglichkeit bekommen jederzeit in jedem Fach zu hospitieren. Ich habe selber eigene Gruppen bekommen die ich selbstständig unterrichten durfte, habe zwei Schulcamps, alle Lehrerkonferenzen und Sprechtage sowie die für das Kollegium verpflichtenden Fortbildungen besuchen dürfen.
Ich habe in diesen drei Monaten so viel gelernt was mir nicht nur für den Rest meines Studiums, sondern mein zukünftiges Berufsleben hilfreich sein wird. Nach meinen 3 Monaten an der Mount Intermediate School hat die Schule mich für die Woche vor meiner Rundreise sogar eine Stelle für eine Woche angeboten um für eine Kollegin einzuspringen, welche aufgrund einer OP leider die erste Woche des zweiten Terms nicht antreten kann. Dieses Feedback ist mein krönender Abschluss. Ein Auslandspraktikum an einer Schule in Neuseeland, insbesondere der Mount Intermediate School kann ich jedem ans Herz legen, der Englisch auf Lehramt studiert!
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