Stellensuche und Vorbereitung:
Mitte November 2017 gab es an meiner Universität eine Informationsveranstaltung vom International Office über die verschiedenen Möglichkeiten der Auslandsaufenthalte. Kurz entschlossen ging ich hin. Nach der Veranstaltung entschied ich mich spontan und kurzfristig dafür mich für ein Auslandspraktikum in den nächsten Semesterferien zu bewerben. Da der Entschluss so kurzfristig entstand, war es am realistischsten ein Praktikum an einer deutschen Auslandsschule zu machen, da die Zeit nicht reichte um eine Fremdsprache zu erlernen. Ich erzählte einer Kommilitonin von meinem Vorhaben und sie fand die Idee eines Auslandspraktikums auch sehr spannend und schloss sich daher an.
Für die Erstellung der Bewerbungsunterlagen brauchten wir dann ungefähr vier Wochen. Mitte Dezember schickten wir unsere Unterlagen gemeinsam an vier verschiedene deutsche Auslandsschulen in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal.
Als ich an Weihnachten eine positive Rückmeldung von der Praktikumskoordinatorin aus Portugal bekam, freute ich mich sehr. Nachdem mit der Schule alles Wichtige geklärt war, begannen wir mit der Suche nach Versicherungen, Unterkünften, Flügen und eines Mietwagens. Ein Mietwagen wurde uns angeraten, da die Schule sehr ländlich liegt und es keine öffentlichen Verkehrsmittel bis direkt dorthin gibt (Praktikant*innen, die ohne Mietwagen dort waren mussten bis zum Busbahnhof mit dem Bus fahren und dann dort warten bis der Schulbus die Kinder zur Schule gebracht hat und dann wieder zurückkam um die Praktikant*innen einzusammeln oder es wurde im Kollegium eine Mitfahrgelegenheit organisiert).
Nachdem die wichtigsten Dinge wie Unterkunft und Flüge gebucht waren, bestellte ich mir Reiseführer über die Region und begann ein bisschen Portugiesisch zu lernen mit der Babbel-App. Durch diese Vorbereitungen konnte ich vor Ort beispielsweise auf Anhieb die, für die Region typischen Kork-Bäume erkennen.
Das Praktikum:
Aus Kostengründen flogen wir Samstagnacht von Hamburg nach Lissabon und nicht direkt an die Algarve. Mit dem Mietwagen begaben wir uns auf die Maut-Straßen-verhindernde-Fahrt durch den Metropolen-Verkehr Lissabons und quer durchs Land Richtung Süden. Auf den Landstraßen
sammelten wir erste Eindrücke von der Landschaft Portugals. Beeindruckt machten wir auf der Strecke in einem Kork-Baum Anbaugebiet Pause. Am (Sonntag)abend kamen wir nach einer 6-stündigen Fahrt in unserer Ferienwohnung in Portimão an.
Am Tag danach begann unsere erste Woche in der Schule. Wir waren mittags mit der Praktikumskoordinatorin verabredet. Als wir eintrafen führte sie uns durch die Schule und wir wurden sehr freundlich von den Lehrerinnen und Lehrern begrüßt. Wir bekamen einen Stundenplan, der so ausgerichtet war, dass wir hauptsächlich in unsere Studienfächer eingeplant waren.
Ich begleitete daher die Musiklehrerin in ihrem Unterricht und bekam einen guten Überblick über den Musikunterricht vom Kindergarten bis zur 7. Klasse. Ebenfalls besuchte ich den Deutsch- und Mathematikunterricht der beiden jahrgangsübergreifenden Grundschulklassen 1/2 sowie 3/4.
Meine Kommilitonin und ich waren ebenfalls mit der Aufgabe betraut uns um zwei besondere Kinder der Klasse 1/2 zu kümmern. Ein Schüler, der wegen ADHS behandelt wird sowie ein Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Wir einigten uns darauf, wer mit wem hauptsächlich arbeiten würde und konnten so nach mehreren Wochen eine nähere Beziehung zu den beiden Jungen aufbauen.
Des Weiteren wurden wir für Vertretungsstunden eingeplant und durften so mehrmals selbstständig Unterricht planen und durchführen. So gaben meine Kommilitonin und ich im Laufe der 10 Wochen gemeinsam Sport-, Ethik- und Deutschunterricht.
Mit der Musiklehrerin hatte ich ein besonders gutes Verhältnis, so dass sie und ich während der gesamten Aufenthaltsdauer im Team den Unterricht bestritten. Zum Beispiel spielte sie Gitarre und ich sang und machte passende Bewegungen zu den Liedern für die Kindergartenkinder.
In den ersten zwei Wochen lernten wir noch zwei andere Praktikantinnen kennen, die uns in dieser ersten Zeit bei gemeinsamen Ausflügen schon sehr viel von der Region zeigen konnten. So waren wir an verschiedenen schönen Stränden, Küstenstädten und machten eine Bootstour in die Grotten, die an den Felsküsten durch die Wellen entstehen.
Ein großer Unterschied zum Leben in Portugal im Vergleich zu Deutschland war, dass man das Leitungswasser nicht trinken kann und wir deshalb immer die riesigen 6-Liter Wasserkanister nach Hause schleppen mussten und deren Handhabung nicht einfach war. Nach einiger Zeit gewöhnten wir uns an diesen Umstand, jedoch bin ich hier in Deutschland wieder froh darüber, dass man das Leitungswasser trinken kann.
Nach den ersten zwei Wochen, hatten wir leider ziemlich viel Pech mit dem Wetter. Es regnete Wochenlang in Strömen und die Ferienwohnungen sind in der Region nicht isoliert und haben auch keine Heizungen. Es war feucht-kalt. Auf diese Umstände war ich nicht vorbereitet. Die Praktikumskoordinatorin war sehr lieb und brachte mir eine große Tüte mit dicken Pullovern mit, die ich ausgiebig nutzte (ich schlief sogar nachts mit Pulli und Schal).
Da das Fernsehen und der Netflix-Account nur auf Englisch und Portugiesisch funktionierten, habe ich die ganzen 10 Wochen fast keine Filme und Serien geschaut und dafür so viel Musik gehört wie noch nie in meinem Leben zuvor. Überdies habe ich angefangen Ukulele spielen zu lernen. Von der Musiklehrerin bekam ich einmal die Woche Einzelunterricht und so konnte ich sogar neue musikalische Fertigkeiten erwerben. In den letzten Wochen freundete ich mich regelrecht mit der Ukulele an und sie wurde zu meiner ständigen Begleiterin, die auch im Unterricht bei Bedarf flexibel eingesetzt werden konnte z.B. beim Singen eines Frühlingsliedes im Morgenkreis oder im Sach- und natürlich Musikunterricht.
Ebenfalls eine neue Erfahrung war für mich das Wäsche waschen im Waschsalon. Wir hatten in den ersten beiden Wohnungen keine Waschmaschine. Nach einiger Zeit fanden wir heraus, dass es bei jeder Filiale der Supermarktkette „Intermarché“ Waschmaschinen gibt und so konnten wir dann auch das Waschen mit dem Einkaufen verbinden.
Insgesamt habe ich sehr viele schöne neue Erfahrungen gemacht und viel gelernt. Die vielen praktischen Erfahrungen in der Schule und die Gespräche mit den Kolleg*innen haben mich in meiner Rolle als zukünftige Lehrerin sehr voran gebracht.
Während eines Restaurant Besuchs unterhielten wir uns einmal eine längere Zeit mit einer Gruppe von Portugiesen und konnten auch einiges über die Politik und die wirtschaftliche Situation Portugals erfahren.
Die Landschaft und Tierwelt waren an der Algarve sehr schön und präsent. Wir haben Flamingos auf unserem Schulweg gesehen, streunende Hunde waren allgegenwärtig, es gab sehr viele Storchennester auf den Dächern und natürlich Möwen. Den Anblick der Störche und meine Laufstrecke zum Strand vermisse ich seitdem ich wieder zurück in Bremen bin. Geblieben ist per Internetradio unser Lieblingssender „Solar FM“.
Die größte Erkenntnis ist wohl, dass ich mir nun sicher bin das die Entscheidung Grundschullehrerin zu werden die richtige war!
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