1. Mein Praktikum im Ausland
Ich studiere an der Universität Bremen English-Speaking-Cultures für das gymnasiale Lehramt. Im Rahmen meines Studiums ist ein Auslandssemester für den Bachelor planmäßig vorgesehen. Alternativ war es mir möglich ein Auslandspraktikum von drei Monaten zu realisieren und ich entschied mich für diese Variante, da ich sehr gerne weitere praktische Erfahrungen sammeln wollte. Ich habe mein Auslandspraktikum in Bristol, einer Stadt im Südwesten Englands gemacht.
2. Meine Suche nach einer Praktikumsstelle
Um mir dieses Praktikum zu ermöglichen, begann ich mit den Vorbereitungen. Ich hatte bereits den Wunsch, mein Praktikum in London (UK) durchzuführen, da ich durch sämtliche Kurztripps und Klassenfahrten Gefallen an dieser Stadt gefunden hatte. Also machte ich mir das Internet zu Nutze und suchte sichere Orte in London sowie Internationale Schulen. Ich las sämtliche Homepages von weiterführenden Schulen und fertigte eine Liste dieser an. Die von mir verfasste Bewerbung schickte ich per E-Mail an all diese Schulen und erwähnte in jeder E-Mail, dass es sich hierbei um ein unbezahltes Praktikum handelt. Ich wartete gespannt auf Rückmeldungen und versuchte in dieser Zeit meine Bachelorarbeit zu verfassen. Inzwischen waren mehrere Wochen vergangen und ich erhielt keine Antwort. Nun begab ich mich hilflos zu einem meiner Dozenten im Fach Englisch und bat um Hilfe. Dieser schlug mir alternativ Bristol vor, wenn es in London nicht klappen sollte. Enttäuscht begann ich auch hier Bewerbungen rauszuschicken und erhielt nach wenigen Wochen einige Rückmeldungen, unter anderem von der Colston’s Girls‘ School in Bristol. Ich fand Gefallen an der Schule und der freundlichen Art der E-Mail Kommunikation der Verantwortlichen an dieser Schule. Bevor ich zusagen konnte, kümmerte ich mich um eine Unterkunft. Dies zu organisieren war ein großer Aufwand, da die Schule mir in Sachen Unterkunft nicht helfen konnte. Auch hier verbrachte ich Tage, um Online Recherche zu betreiben, die erfolgslos war. Durch eine Bekannte, die einen Freund in Bristol hatte, mietete ich ein Zimmer bei ihm und seiner Familie.
3. Verlauf meines Praktikums?
Ursprünglich eine private Schule, wurde die Colston’s Girls‘ School (benannt nach dem Parlamentsmitglied Edward Colston, dem in Bristol eine große Rolle zugeschrieben wird) zu einer öffentlichen Schule umstrukturiert. Spezialisiert auf Sprachen (unter anderem Spanish, French, Latin, German, Russian, Arabic etc) war diese Schule optimal für mich, da ich selbst einen multilingualen Background habe. Im Language Department war ich tätig und wurde herzlich von den Sprachlehrern/innen empfangen. Ich fühlte mich sehr wohl und kurzerhand unterhielten wir uns über den Lehrerberuf in Deutschland und England, suchten Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Hierbei stellte ich fest, dass viele Lehrerinnen und Lehrer nicht dasselbe Studium durchlaufen haben, wie Lehrkräfte in Deutschland. Viele hatten eine Sprache studiert oder Kulturwissenschaften und hatten die Möglichkeit an Englischen Schulen zu unterrichten.
An meinem ersten Tag an der Schule, bat mich die Deutschlehrerin, mich einmal in Deutsch vorzustellen, um dies als eine mündliche Übung für die Schülerinnen zu nutzen, die in den nächsten Wochen mündliche Prüfungen ablegen mussten. Die Reaktion der Schülerinnen begeisterte mich und so konnte ich in den darauffolgenden Wochen mit Gruppen von 2-8 Mädels arbeiten. Die Schüler/innen waren begeistert davon, mit Muttersprachlern zu lernen und nutzten die Gelegenheit. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und die Erfahrung bestätigte mich in meiner Entscheidung Lehrerin zu werden. Eine andere Unterrichtseinheit befasste sich mit dem Thema Einwanderung und Integration, hier fragte mich meine Mentorin höflich, ob ich als Deutsche mit Migrationshintergrund, meine eigene Geschichte erzählen möchte. Zusammengefasst habe ich viele Erfahrungen gesammelt und viele Freundschaften geschlossen, sodass mir der Abschied sehr schwer fiel.
Ein Sache, die mich sehr überrascht hatte, waren die Sicherheitsvorkehrungen dieser Schule, die ich so nicht aus Deutschland kannte. Erst durch einen Chip, konnte man frei durch die Schule laufen, ansonsten durfte man sich nur in Begleitung einer/es Mitarbeiterin/er im Gebäude bewegen. In meinem Fall, wurde ich von meiner Mentorin abgeholt und begleitete sie den Tag über.
4. Das Leben in Bristol
Bristol ist eine Stadt am Fluss Avon, die für ihre Kunst- und Musikszene bekannt ist. Sie ist die sechstgrößte Stadt in England und hat eine sehr interessante Geschichte, als bekannte Hafenstadt. Unter anderem war Bristol für den Sklavenhandel bekannt, welches in dem Mshed Museum, aufgezeichnet wird. In dieser Stadt gibt es unglaublich viel zu entdecken. Empfehlenswert ist der Harbour in Bristol, hier versammeln sich täglich Menschenmengen in Cafés, Bars und Straßenmusiker zeigen ihr Talent. Nahezu jedes Wochenende bietet Bristol ein Festival an. Glücklicherweise konnte ich am Carnival Festival, Harbour Festival und Festival of What at We the Curious teilnehmen.
Des weiteren lohnt es sich die Suspension Bridge, direkt über dem Fluss Avon, anzuschauen, sowie zahlreiche interessante Museen, die freien Einlass haben. Auch die Universität bietet freitags Führungen durch ihre Räumlichkeiten an. Ein Tipp für Studenten/innen ist definitiv das Nachtleben in Bristol. Die Stadt ist dafür bekannt und sehr beliebt. All diese Orte sind für Studenten/innen mit einem Tagesticket (Bus) von 3 Pfund zu erreichen.
Da ich den Sommer in Bristol verbrachte, lohnte es sich die Strände Cleavdon und Western Super Mare zu besuchen. Wunderschöne Strände, um den Sonnenuntergang zu beobachten und zu genießen. Die naheliegende Stadt Bath ist ein Muss. Bath ist bekannt für die von den Römern entwickelten Bäder und die wunderschöne Architektur, die sich in den historischen Gebäuden vor Ort widerspiegelt.
Eine der tollsten Erfahrungen, die ich hier machen durfte, war ein Meeting mit dem Member of Parliament aus London Barry Gardner. Dieser sprach über den Brexit und ich lernte viele Politikinteressierte und Unternehmer kennen, die ebenfalls an diesem Meeting teilnahmen. Diese gaben mir die Möglichkeit, länger in Bristol tätig zu sein.
5. Fazit
Mein neunwöchiger Aufenthalt in Bristol war eine wundervolle und unvergessliche Erfahrung. Auf professioneller Ebene habe ich in dieser kurzen Zeit viel gelernt. Ich musste stets flexibel und kreativ sein, und Unterricht in kürzester Zeit vorbereiten oder Vertretungsstunden übernehmen. Dies hat mich sehr gut auf meine zukünftige Rolle als Lehrerin vorbereitet. Unter anderem konnte ich meine Teamfähigkeit unter Beweis stellen, da ich Unterrichtseinheiten mit einer anderen Sprachassistentin zusammen durchführen konnte. Darüber hinaus konnte ich meine Sprachkenntnisse erweitern und verbessern. Dies ist für mich eine enorme Bereicherung, denn mehrfach fiel mir auf, dass Begriffe, die ich in meinem Studium gelernt hatte, anders verwendet wurden oder gar eine andere Bedeutung hatten. Darüber hinaus habe ich sehr viele Menschen kennengelernt, die eine ganz andere Lebenseinstellung oder Sicht der Dinge haben und meine dadurch positiv beeinflusst haben. Ich kann jedem/er Studenten/in raten, der/die die Möglichkeit hat, einige Zeit im Ausland zu leben, diese wahrzunehmen. Ich habe viel über diese Kultur und mich selbst gelernt und bin Dankbar diese Erfahrung gemacht zu haben.
Tipps:
First Bus App: Für Studenten/innen kostet das Tagesticket 3 Pfund, nicht 4.50.
Just Eat App: Restaurants, die Essen liefern, sind alle aufgeführt und es kann easy bestellt werden.
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