Stellensuche und Vorbereitung:
Da ich mich bereits wegen eines Erasmus+ geförderten Auslandsstudiums im Bereich Erziehung- und Bildungswissenschaften des Primar- und Elementarbereichs in Bodø befand, konnte ich direkt vor Ort meine Suche starten. Bei mir handelte es sich um ein freiwilliges Praktikum, da ich nach Beendigung meines Auslandsstudiums noch einige Zeit bis zum Semesterbeginn in Bremen hatte.
Da viele Schulen in Norwegen Deutschunterricht anbieten dachte ich, dass es nicht schwer werden könnte, einen Praktikumsplatz mit Deutsch, Englisch und einigen Norwegisch Kenntnissen zu finden, was sich jedoch als Fehlannahme herausstellte. Ich musste jede Schule in der Stadt anschreiben und bekam nur wenige Antworten und auch diese ließen auf sich warten. Mit der Hilfe einer Professorin, die noch Kontakte zu einigen Schulen hatte, ließ sich dann doch ein Praktikum organisieren.
Die Formalitäten mit dem International Office zu klären, waren dann leichter als erwartet und die Bewerbungszeiten sehr flexibel. Ich war positiv überrascht von der großen Flexibilität und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter.
Auch der Kontakt mit der Schule verlief reibungslos. Da die norwegische Kultur etwas anders ist als die deutsche, musste ich häufig einige Tage auf Antworten und feste Zusagen warten, aber alles in allem hat es am Ende sehr gut geklappt, sodass ich 3 Tage die Woche an der Løpsmark skole in verschiedenen Klassenstufen und 2 Tage die Woche in der Grønnåsen skole in einer 4. Klasse verbrachte.
Das Praktikum:
Die ersten Tage meines Praktikums waren sehr anstrengend, da ich nicht nur rund 30 Lehrkräfte kennen lernen durfte, sondern auch noch 7 verschiedenen Klassen vorgestellt wurde, die ich die nächsten knapp 3 Monate sowohl im Englisch-, Deutsch-, als auch im Regelunterricht begleiten sollte. Ich besuchte so zahlreiche Klassen, da ich immer einer Lehrkraft, meiner Mentorin folgte. Auch die Sprache stellte am Anfang eine Hürde dar. Zwar war ich meist im Englischunterricht, trotzdem wurde um mich herum selbstverständlich nur Norwegisch geredet. Meine geringen Kenntnisse in der Sprache ermöglichten es zwar einiges zu verstehen, doch es machte die Tage sehr anstrengend. Jedoch konnte ich feststellen, dass sich meine Kenntnisse schnell verbesserten und ich immer mehr verstand und sprach.
Die Schulen die ich in Norwegen erleben durfte, unterschieden sich im großen und ganzen nicht so sehr wie erwartet von den Schulen die ich aus Deutschland kenne. Jedoch habe ich einige Vorteile des Norwegischen Schulsystems kennengelernt, die sich zum Teil auch auf meine zukünftige Arbeit in Deutschland auswirken können. Durch mehr finanzielle Möglichkeiten ist es den Schulen in Norwegen möglich, die Schule komplett kostenlos zu gestalten. Das heißt nicht nur das kein Schulgeld bezahlt wird sondern, dass wirklich alles was mit der Schule zu tun hat für die Kinder kostenlos ist, vom Schulranzen bis zur Klassenfahrt. Das gibt auch für den Unterricht größeren Handlungsspielraum den ich sehr genossen habe. Ein besonderes Konzept an dem ich viel teilhaben durfte ist “Den kulturelle skolesekken” was sich als kultureller Schulranzen übersetzen lässt. Dieser wird jedes Jahr neu geplant und entscheidet, welche Jahrgänge welche kulturellen Ausflüge (zusätzlich zu von Lehrkräften geplanten Ausflügen) machen werden. So wird sichergestellt, dass jedes Kind die Möglichkeit hat kulturelle Einrichtungen zu besuchen. Das können neben Theateraufführungen und Museumsbesuchen auch Ausflüge in ein Sami-Center (Norwegische Ureinwohner) oder in ein Wissenschaftslabor sein.
Die Lehrkräfte waren immer sehr Hilfsbereit und ermöglichten es mir an mehreren Tagen, Klassen bei diesem Programm zu begleiten. Hierbei machte ich tolle Erfahrung und lernte auch selbst noch mehr über die norwegische Kultur wie zum Beispiel bei dem traditionellem Schlachten eines Schafes mit echten Samen oder dem Eisfischen auf einem zugefrorenem See. Auch über das Konzept der “Ute skole” durfte ich während meines Praktikums viel lernen. Ute skole kann übersetzt werden als “Draussen Schule” und spielt eine wichtige Rolle in norwegischen Schulen. Das “Friluftsliv” (freiluftsleben) hat in der norwegischen Kultur eine große Bedeutung und spielt dadurch auch in der Schule eine wichtige Rolle. Obwohl es Winter mit bis zu -10 Grad waren, in der windigsten Stadt Norwegens konnte, ich fast jede Woche eine Klasse begleiten, die Ute Skole hatte. Dabei machten wir unzählige Ski-Trips, gingen Wandern und machten Lagerfeuer und vieles mehr.
Insgesamt waren die Lehrkräfte an den Schulen sehr bemüht mich in den Alltag der Schule mit einzubinden und ich durfte auch einige eigene Unterrichtsstunden übernehmen. Sie halfen mir bei meiner Forschung für eine zukünftigen Bachelorarbeit und haben immer nach den interessantestens Ausflügen und Aktionen in der Schule für mich Ausschau gehalten. Ich habe viel in dieser Zeit gelernt, über das Unterrichten als solches, aber eben auch über die Besonderheiten in norwegischen Schulen und hoffe, dass ich meine dort erlernten Fähigkeiten auch hier in Deutschland einbringen kann.
Die Stadt:
Da ich bereits in Bodø studierte konnte ich mein Zimmer in einem der Studentenwohnheimen für die Zeit meines Praktikums behalten und hatte somit nicht das Problem der Wohnungssuche. Denn wie alles in Norwegen ist auch das Wohnen besonders teuer. Wenn man einen Auslandsaufenthalt in Norwegen plant, sollte man die stark ansteigenden Lebenshaltungskosten eindeutig bedenken, diese werden nach meiner Erfahrung nicht voll von dem Stipendium gedeckt. Auch wenn Bodø die zweit größte Stadt Nord-Norwegens ist sollte man die Größe norwegischer Städte nicht überschätzen. Jedoch gibt es alles was man benötigt und dazu atemberaubende Natur direkt vor der Haustür. Auch Bodø eigentlich nur als Tor zu den Lofoten gilt, hat es landschaftlich sehr viel zu bieten. Neben dem Saltstraumen, dem weltgrößten Gezeitenstrom, gibt es unzählige Wanderwege und Berge direkt in der Stadt die sowohl für Anfänger aber auch erfahrene WandererInnen gleichermaßen interessant sind. Besonders Hilfreich ist ein Verein (BUA) der kostenlos Outdoor Equipment vom Campingkocher über Standup Paddleboards bis zu Langlaufskiern verleiht. Das ermöglicht es einem noch einfacher die Natur zu erkunden, auch wenn man wegen geringen Gepäcks nicht viel Equipment mitnehmen kann. Sowohl während meines Studiums aber besonders in meinem Praktikum habe ich viel über die Norwegische Kultur und deren Besonderheiten kennengelernt. In der Schule lernte ich viel über das norwegische Schulsystem und deren Schwerpunkte, und ich hoffe dass ich einiges davon in meine spätere Arbeit als Lehrerin einfließen lassen kann.
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