Gegen Ende meines Masterstudiums im Fach Sozialpolitik an der Uni Bremen habe ich ein zehnwöchiges freiwilliges Praktikum im Stockholmer Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) absolviert. In meinem Abschlussbericht schreibe ich über die Tätigkeiten im Praktikum, Allgemeines zu Stockholm und Organisatorisches zum Erasmus+ Praktikum.

Praktikumsgeber und Tätigkeiten im Praktikum
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist die älteste politische Stiftung Deutschlands und steht der Sozialdemokratie nahe. Als anerkannte gemeinnützige Institution vertritt sie die Grundwerte der Sozialen Demokratie (Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität) im In- und Ausland und ist neben zahlreichen Büros in Deutschland mit rund 100 Auslandsbüros auch global aktiv. Das Stockholmer Büro besteht seit 2006, hat fünf feste Mitarbeiter*innen und befasst sich vor allem mit arbeits- und sozialpolitischen Entwicklungen in den nordischen Ländern Dänemark, Norwegen, Schweden, Finland und Island. Inhaltlich versteht sich die FES Nordic Countries als ThinkTank und Kooperationspartner für progressive Parteien und Gewerkschaften in den nordischen Ländern und möchte die nordisch-deutsche Zusammenarbeit fördern.

Der Zeitraum meines Praktikums fiel in turbulente Zeiten im Stockholmer Büro: In Norwegen war vor kurzem das Parlament neu gewählt worden, in Island standen nationale und in Dänemark landesweit kommunale Wahlen an, während in Deutschland nach der Bundestagswahl von Ende September 2017 noch über eine mögliche „Jamaica“-Koalition sondiert wurde. Währenddessen hatten die Kolleg*innen in Stockholm gleich mehrere Großprojekte in der Pipeline: Zum einen eine Konferenz zur Zukunft der Arbeit in Zeiten der Digitalisierung, zu der in Zusammenarbeit mit dem nordischen Gewerkschaftsdachverband NFS nicht nur Gewerkschaftsfunktionär*innen, sondern auch Expert*innen aus Ministerien der verschiedenen Länder und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nach Stockholm kamen; zum anderen ein internationales Buchprojekt mit Länderstudien zum strategischen Umgang progressiver Kräfte mit rechtspopulistischen Parteien, zum dem es aktuell ein Treffen der Autor*innen in Kopenhagen zu organisieren galt. Dazu kamen eine Bildungsreise deutscher Gewerkschafter aus dem Ruhrgebiet in die nordschwedische Minenstadt Kiruna, die derzeit zum Erhalt der Mine um mehrere Kilometer gen Osten umgesiedelt wird, sowie ein paar kleinere Veranstaltungen vor Ort (beispielsweise ein Frühstücksseminar zur Lage nach der Wahl in Deutschland) und diverse Textprojekte.

Zu Beginn meines Praktikums war ich zunächst mit verschiedenen Rechercheaufgaben betraut – beispielweise mögliche deutschsprachige Referent*innen und Teilnehmende für die Digitalisierungskonferenz zu identifizieren, eine Übersicht über den politischen Prozess zur Umsiedlung der Minenstadt Kiruna und zu möglichen Gesprächspartner*innen dort zu erstellen –; ab der zweiten Woche kamen organisatorische Aufgaben wie beispielweise das Layouten und Produzieren von Namenschildern und Tischaufstellern für die Konferenz hinzu. Zunehmend wurden meine Aufgaben auch inhaltlich anspruchsvoller. So wurde ich immer häufiger gebeten, politikwissenschaftliche Artikel des Büroleiters zu redegieren oder Abstracts und Klappentexte für Studien, die das Büro in Auftrag gegeben hatte, für deren Veröffentlichung zu schreiben. Zur Vorbereitung auf den Autor*innenworkshop für das Buchprojekt habe ich klassisch (politik-)wissenschaftlich recherchiert, Abstracts geschrieben und mit dem federführenden Kollegen gemeinsam das Theoriegerüst für den Sammelband zusammengetragen und visualisiert, um es den Autor*innen der Kapitel auf dem Workshop in Kopenhagen schmackhaft zu machen. Bei dem Workshop habe ich letzten Endes auch selbst Kurzvorträge halten und Diskussionsrunden moderieren dürfen.

Völlig eigenverantwortlich habe ich darüber hinaus ein Projekt anvertraut bekommen, das darin bestand, für einen Journalisten eines norwegischen Partner-Thinktanks zwei Recherchereisen nach Deutschland zu organisieren. Dabei ging es nicht nur um logistische Fragen, sondern vor allem um das Arrangieren von Interviewterminen mit geeigneten Expert*innen aus SPD, Gewerkschaften, Politikwissenschaft und Medien sowie Gedenkstättenbesichtigungen und den Zugang zu mehreren internen SPD-Veranstaltungen.

Der Bezug zu Deutschland bzw. zur SPD wurde auch deutlich, als in Deutschland die Sondierungsgespräche zwischen Union, FDP und Grünen platzten und die Union, die Öffentlichkeit und der Bundespräsidenten deutlich machten, dass die SPD gefälligst ihre selbstverordnete Oppositionsrolle noch einmal überdenken solle – dass in den drei skandinavischen Ländern (Dänemark, Norwegen und Schweden) Minderheitsregierungen seit Jahrzehnten quasi der Regelfall sind, hatte sich wohl auch ins politische Berlin herumgesprochen. Neben einiger Auseinandersetzung mit dem Phänomen Minderheitsregierung war ich in den letzten Wochen meines Praktikums schließlich hauptsächlich damit beschäftigt, dem Büroleiter für zwei Podiumsdiskussionen in Deutschland inhaltlich zuzuarbeiten und die Vortragsfolien zu gestalten. Inhaltlich ging es zum einen um den schwedischen Wohlfahrtsstaat in Verbindung mit der derzeitigen politischen Lage in Schweden ein Jahr vor der Wahl und zum anderen um das Experiment zum Grundeinkommen in Finnland. Auch diese Aufgaben passten wie die Faust aufs Auge zu meinem Studiengebiet, interessierten mich inhaltlich sehr und forderten mich.

Abseits solcher anspruchsvoller Aufgaben habe ich natürlich auch einfache Tätigkeiten im Büroalltag übernommen – Post holen, Besorgungen machen, die Webseite und den Facebook-Account des Stiftungsbüros pflegen sowie Hotels und Flüge buchen.

Die Zusammenarbeit in dem kleinen Auslandsbüro war sehr unkompliziert, direkt, offen, kollegial und herzlich. Ich habe mich stets als Mitarbeiter außerordentlich wertgeschätzt und auch zwischenmenschlich sehr willkommen gefühlt und werde mit besten Erinnerungen an die zweieinhalb Monate zurückblicken. Aktuell arbeiten in dem Büro nur Deutsche, wobei außer dem alle paar Jahre wechselnden Büroleiter alle Mitarbeiter*innen ihren festen Lebensmittelpunkt in Schweden haben und fließend Schwedisch sprechen. Gearbeitet wird hauptsächlich auf Deutsch und Englisch, aber Grundkenntnisse in Schwedisch/Dänisch/Norwegisch sind von Vorteil. Ich hatte zuvor während zweier Auslandssemester in Dänemark grundlegendes Dänisch gelernt und dazwischen ein Jahr lang Norwegisch an der Uni gelernt, aber im Grunde reichen Deutsch und Englisch (mit politikwissenschaftlichen Vokabeln).

Allgemeines zu Stockholm
Obwohl Stockholm mit einer knappen Million Einwohner*innen in der Kernstadt die größte Stadt in den nordischen Ländern ist, ist sie recht überschaubar. Den Mittelpunkt bildet die malerische Altstadt Gamla Stan, die auf einer kleinen Insel am Zusammenfluss des Süßwassersees Mälar und den Archipelen der Ostsee gegründet wurde. Von dort aus hat sich die Stadt auf 14 Inseln ausgebreitet und, was Architektur und Flair angeht, ziemlich unterschiedliche Stadtviertel ausgeprägt.

Das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung liegt direkt in der Stockholmer Innenstadt auf der Rückseite des historischen Gebäudes des Gewerkschaftsdachverbands LO – in wenigen Minuten fußläufig zum Hauptbahnhof und zur Fußgänger*innenzone Drottningsgatan. Da ich zuvor nur einmal kurz in Stockholm gewesen war, bin ich eine knappe Woche vor Praktikumsbeginn angereist und habe mir ein Kombiticket für diverse Sehenswürdigkeiten gekauft (48-Stunden-Stockholm-Pass, rund 80€), die ich dann systematisch abgearbeitet habe: eine größere und eine kleinere Bootsrundfahrt, die gesamte Hop-On-Hop-Off-Busroute, eine Panoramabusfahrt, diverse Museen (Nordiska Museet, Vasa-Museum, Fotografiska, das Königliche Schloss und das Nobel-Museum), die Stockholmer Kathedrale und die Aussichtsgondel auf dem Ericsson Globe. Ohnehin kostenlos ist eine englischsprachige Führung durch das schwedische Parlament, den Riksdag, die immer sonntagmittags stattfindet und sich nicht nur für Politikwissenschaftler*innen anbietet.

Vor allem die Boots- und Bustouren haben mir einen guten Überblick über die Stadt und ihre Geschichte verschafft; auf dieser Grundlage habe ich mir dann im Anschluss vieles erlaufen können. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen ohnehin fußläufig zueinander in Gamla Stan oder der heutigen Innenstadt im Stadtteil Norrmalm, während sich viele der wichtigsten Museen und Attraktionen Stockholms auf der Insel Djurgården angesiedelt haben: Die ehemalige Jagdinsel des Königshauses beherbergt heute neben dem größten Stadtpark Stockholms das Nordische Museum (Nordiska Museet), das Vasa-Museum, das Astrid Lindgren-Museum Junibacken, das Wikingermuseum, das großartige Freilichtmuseum Skansen, den Freizeitpark Tivoli Gröna Lund und das ABBA-Museum.

Eines der am meisten besuchten Museen Stockholms und weltweit einzigartig ist das Vasa-Museum, das dem vor knapp 400 Jahren auf seiner Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen tragisch gesunkenen Schlachtschiff Vasa gewidmet ist. Das erstaunlich gut erhaltene Wrack der mehrdeckigen Galeone wurde Mitte des 20. Jahrhunderts gefunden und gehoben und wird seitdem im eigens dafür gebauten Museum aufwendig konserviert.

Das ethnographische Nordiska Museet und das Freilichtmuseum Skansen wurden Ende des 19. Jahrhundert gegründet, um die nordische Kultur zu konservieren. Im Nordischen Museum erfährt man einiges über schwedische Bräuche, Kleidung, Möbel, Architektur, die ethnische Minderheit der Sami und über das Nordlicht. Im Freilichtmuseum sind originale schwedische Gebäude aus mehreren Jahrhunderten zusammengetragen und aufgebaut; Schauspieler*innen veranschaulichen darin den Alltag der Bevölkerung zur jeweiligen Zeit und im integrierten Tierpark lassen sich typisch nordische Tiere wie Rentiere und Elche bestaunen. Besonders in der Vorweihnachtszeit ist Skansen einen Besuch wert – auf dem historischen Weihnachtsmarkt kann man wunderbar schwedische Spezialitäten kosten und Geschenke kaufen; zudem sind die historischen Häuser weihnachtlich dekoriert und in der über 300 Jahre alten Holzkirche im Zentrum des Parks finden Lucia-Konzerte statt. Ein Lucia-Konzert habe ich auch im Hipsterviertel Södermalm besucht – die dortige Katarinakyrkan ist eine der schönsten Kirchen Stockholms.

Insgesamt sind nicht nur die Lebenshaltungskosten und speziell der Alkohol in Schweden teuer; auch für Eintrittspreise muss man tief in die Tasche greifen. In die meisten Museen kommt man auch als Student*in nicht für unter 15€ (womit sich Angebote wie der Stockholm Pass besonders lohnen, wenn man ohnehin mehrere Attraktionen besichtigen möchte); für das – für Musikinteressierte dennoch sehr empfehlenswerte – ABBA-Museum muss man sogar 25€ blechen. Dazu kommt, dass die meisten Museen schon um 16 Uhr schließen. Fotografiska bildet da eine angenehme Ausnahme; hier kann man sich mitunter bis 1 Uhr die verschiedenen wechselnden Fotoausstellungen ansehen.

Kostengünstige Angebote gibt es in Stockholm allerdings auch: Wie in anderen Städten auch bietet eine Organisation Free Walking Tours zu verschiedenen Themen an. Als ich Freunde aus Deutschland zu Besuch hatte, habe ich mehrmals dieses Angebot wahrgenommen. Für ein kleines Trinkgeld kann man sich bei Wind und Wetter um die zweieinhalb/drei Stunden lang durch die Altstadt führen lassen und einige interessante und/oder kuriose Infos aufschnappen. Unbedingt empfehlenswert ist auch ein Spaziergang über die kleinen Nachbarinseln Djurgårdens, Skeppsholmen und Kastellholmen. Von den Ufern aus hat man einen wunderbaren Blick auf Djurgården im Osten, die mediterran anmutende Altstadt Gamla Stan und den Königspalast im Westen, das auf Felsen liegende Södermalm im Süden und auf Östermalm mit seinem prachtvollen Boulevard und dem Dramatischen Theater im Norden. Auf Skeppsholmen findet sich außerdem das Moderne Museum (Moderna Museet). Bei ganzjährig kostenlosem Eintritt lassen sich in seiner permanenten Sammlung Meisterwerke moderner Kunst bestaunen (u.a. Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Niki de Saint Phalle, Andy Warhol und Salvador Dalí), während es auch wechselnde Ausstellungen gibt, die teilweise auch kostenlos sind (großartig im Winter 2017: ein Lebkuchenhauswettbewerb zum Thema „Grenzenlos“ und die Ausstellung NormForm zu Genderbildern in Alltagsgegenständen).

Eine äußerst attraktive Adresse ist auch das Restaurant Herman’s auf der felsigen Nordseite Södermalms – bei erhabenem Blick über Stockholm und das Wasser gibt es hier ein fantastisches, täglich wechselndes veganes All-you-can-eat-Buffet, auf das Studierende 50% Rabatt bekommen (und folglich umgerechnet nur 10€ (exkl. Getränke) bezahlen).
Hauptgerichte in Stockholm kosten in Pubs und Restaurants üblicherweise zwischen 20 und 35€; ein gezapftes Pint zwischen 8 und 12€. Alkoholische Getränke mit mehr als 3,5% Alkoholgehalt gibt es nicht im freien Handel, sondern nur beim Staatsmonopol Systembolaget (Slogan: „Alkohol ist keine Ware wie jede andere.“). Systembolaget-Filialen gibt es zwar viele in der Innenstadt, aber sie schließen werktags um 19 Uhr und am Wochenende um 14 Uhr; eine 0,5L-Dose normales schwedisches Pils kostet im Schnitt ca. 1€. Supermärkte haben sieben Tage die Woche bis 20 oder 22 Uhr geöffnet.

Im Großraum Stockholm wohnen etwa 2 Millionen Menschen – von der Innenstadt ausgehend erstreckt sich in alle Richtungen das U-Bahn-Netz, um die Menschen aus dem „Speckgürtel“ der Kernstadt in die Innenstadt zu bringen. Ich habe im Süden Stockholms im Stadtteil Farsta gewohnt, der wie die meisten der anderen Siedlungen nur aus Mehrparteienwohnhäusern und einem kleinen Gemeinschaftszentrum mit Supermarkt, Bäckerei etc. besteht, das um die U-Bahn-Station herum angesiedelt ist. Das U-Bahn-Netz funktioniert tadellos, rühmt sich als „längste Kunstausstellung der Welt“ (da alle Stationen in irgendeiner Form Kunst enthalten) und eine Monatskarte kostet etwa 85€ (Achtung: den Studi-Rabatt bekommen nur Studierende schwedischer Universitäten), eine 72-Stunden-Karte etwa 24€ und eine Einzelfahrt etwa 4,50€. Ein WG-Zimmer bekommt man nicht für unter 450€/Monat warm. Ich habe 500€ gezahlt und knapp 25 Minuten von der Haustüre zur U-Bahn zum Hauptbahnhof gebraucht.

Organisatorisches zum Erasmus+ Praktikum
Die Bewerbung um die Förderung meines Praktikums durch das Erasmus+ Programm war angenehm problemlos. Die verschiedenen Bewerbungsschritte und Anforderungen sind der Webseite des International Office der Uni Bremen leicht zu entnehmen und bei Rückfragen war das Team des IO leicht zu erreichen und stets freundlich und hilfsbereit. Schön ist, dass das Bewerbungsprocedere anders als beim Erasmus+ Austauschsemester viel schneller von Statten geht und auch kurzfristig möglich ist. Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Bewerbung nicht, wie ich es vom Auslandsstudium über die Uni Bremen gewohnt war, über die Plattform Mobility Online abläuft, sondern quasi noch analog per E-Mail und Post. Die Zusage und die Zusendung der notwendigen Unterlagen kamen dadurch prompt und die Telefonberatung war auch bestens. Die Infos des IO zum Gruppenversicherungsangebot des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) waren ebenfalls sehr hilfreich, sodass ich mich unmittelbar über den DAAD für die Zeit in Schweden versichert habe (kombinierte Krankheits-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung für 32€/Monat).

Insgesamt war die größte organisatorische Schwierigkeit die Suche nach einer Unterkunft. Auf mich allein gestellt habe ich zunächst ein paar Wochen lang versucht, über diverse Internetplattformen (blocket.se, housinganywhere.com etc.) auf Inserate zu antworten – in der Regel werden die Inserierenden allerdings von Anfragen überschwemmt und antworten überhaupt nicht. Zudem muss man für viele Vermittlungsplattformen eine Gebühr zahlen, was ich nicht wollte. Letzten Endes bin ich den umgekehrten Weg gegangen und habe in verschiedene Facebook-Gruppen (Stockholm Student Accommodation, Lägenhet i Stockholm, Find Room/Roommate in Stockholm) selbst ein Gesuch inseriert – nach einem Tag hatte ich zwei konkrete seriöse Angebote und habe mich dann entschieden, als Zwischenmieter zu einem gleichaltrigen, neu aus Göteburg nach Stockholm gezogenen schwedischen Studenten zu ziehen, bis seine Freundin zum Jahreswechsel nachkommen würde. Eine klassische Win-Win-Situation, wir haben die Miete geteilt (ca. 500€/Person/Monat inkl. allem) und uns bestens verstanden. Für kürzere Zeiträume (11 Wochen in meinem Fall) scheint mir wirklich der beste Weg zu sein, selbst proaktiv und kurzfristig zu inserieren.

Abgesehen davon sollte man sich der hohen Lebenshaltungskosten in den skandinavischen Ländern bewusst sein, wenn man einen Auslandsaufenthalt dort plant – die Mehrwertsteuer liegt beispielsweise bei 25% (statt der 19% in Deutschland). Wie erwähnt lagen bereits meine Fixkosten für Miete, ÖPNV und Versicherungen bei über 600€/Monat. Das Erasmus+ Stipendium (360€/Monat) und die Aufwandsentschädigung des Praktikumsgebers (400€) alleine reichen also nicht aus, um in Stockholm wirklich zu leben und etwas von der Stadt mitzubekommen. Dementsprechend sollte man sich frühzeitig um zusätzliche Finanzierungsquellen bemühen, wenn man ein Praktikum in Stockholm plant.

Logistisch ist Stockholm von Deutschland aus über mehrere Flughäfen und per Bahn zu erreichen. Ich bin beide Strecken per Bahn über Kopenhagen gefahren – hier empfiehlt sich, frühzeitig nach dem Dauerspezial Schweden der Deutschen Bahn Ausschau zu halten und einen ganzen Tag Reisezeit einzuplanen; die Überfahrt mit der Fähre von Puttgarden nach Dänemark hat aber auch etwas für sich.

Fazit
Insgesamt hatte ich eine tolle Zeit in Stockholm und konnte sehr wertvolle fachliche und persönliche Erfahrungen mit nach Deutschland bringen. Ich bin froh und dankbar, dass die Europäische Union und die Uni Bremen freiwillige Auslandspraktika wie das meinige unterstützenwert finden und verhältnismäßig unkompliziert und großzügig finanziell fördern.
Stockholm ist eine unaufgeregt angenehme Stadt, die sehr facettenreich und lebenswert ist und für alle Geschmäcker viel zu bieten hat. Abgesehen davon war mein Praktikum im Nordischen Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung das beste Praktikum, das ich zu diesem Zeitpunkt am Ende meines Studiums hätte machen können: Fachlich und menschlich konnte ich mich, denke ich, sehr gut in das kleine Büro einbringen und habe gleichermaßen von der Mitarbeit dort profitiert. Meine Vorstellung möglicher beruflicher Tätigkeiten nach dem Studium hat sich weiter geschärft und mir ist noch deutlicher geworden, wo meine Fähigkeiten und Stärken liegen – aber auch, wie ich meine Arbeitsprozesse noch verbessern kann. Trotz des intensiven Praktikums hatte ich noch Zeit, um Stockholm angemessen zu erkunden und Stück für Stück herauszufinden, was man in der Stadt alles erleben kann. Besonders in der Vorweihnachtszeit habe ich mich in der früh dunklen, aber angenehm quirligen schwedischen Hauptstadt sehr wohngefühlt.