Ich habe von Anfang Oktober bis Ende Dezember 2017 im Rahmen meines Bachelorstudiengangs Public Health ein Praktikum in der Sozialeinrichtung „AMOC“, einem der Standorte der „Regenboog Groep“ in Amsterdam gemacht. Für mich stand bereits früh fest, dass ich mein Pflichtpraktikum gerne im Ausland absolvieren möchte. Da ich Anfang des Jahres in Amsterdam Urlaub gemacht habe und begeistert von der Stadt war, habe ich mich umso mehr über die Zusage meiner Praktikumsstelle gefreut.

Planung
Begonnen hat bei mir alles mit der Suche der Praktikumsstelle. Ich wusste von vorne herein, dass ich gerne ins Ausland für mein Praktikum gehen würde, allerdings war ich fürs Zielland recht offen. Als ich dann über die Universität Bremen von der Praktikumsstelle in Amsterdam erfahren habe, habe ich mich direkt bei AMOC beworben und ziemlich schnell eine Zusage erhalten.
Glücklicherweise musste ich mir weder um ein Visum noch um einen Flug Gedanken machen, da Amsterdam nur 4 Stunden von meiner Heimat entfernt liegt. So konnte ich mich recht schnell auf die Wohnungssuche konzentrieren. Diese stellte sich in Amsterdam als äußerst schwierig heraus, da die meisten Wohnungen/Zimmer sehr teuer sind und es deutlich mehr Bewerber/innen als Wohnung gibt.
Letzt endlich hatte ich Glück und habe über entsprechende Facebookgruppen ziemlich schnell etwas gefunden. So habe ich für die drei Monate in einem Studentenwohnheim in Amsterdam Nord gewohnt. Außerdem habe ich mir vor dem Auslandsaufenthalt ein paar Basiskenntnisse in Niederländisch angeeignet, da ich vorher weder in der Schule, noch in der Uni Niederländisch gelernt habe. In meiner Arbeitsstelle wurde jedoch weitgehend Englisch gesprochen und auch auf den Straßen von Amsterdam kann man sich problemlos mit Englisch verständigen.
Als es dann losging bin ich mit dem Bus nach Amsterdam gefahren.

Das Leben in Amsterdam
Ich habe es sehr genossen für eine längere Zeit in Amsterdam zu wohnen. Die vielen Kanäle und Brücken, die süßen Häuser und die Fahrradkultur verleihen der Stadt eine süße und entspannte Atmosphäre. Gefallen hat mir besonders, dass es hier alltäglich ist auf dem Fahrrad in High Heels zur Party oder auf dem Rad in Anzug zur Arbeit zu fahren. Zudem fand ich es toll, dass Amsterdam so eine junge, lebendige und internationale Stadt ist, in der ich viele Studierende aus aller Welt getroffen habe. Der große Vorteil war auch, dass man sich dadurch eigentlich überall sehr gut mit Englisch verständigen konnte.

Meine Wohnung lag in Amsterdam Nord, sodass ich, wenn ich zur Arbeit oder in die Stadt fahren wollte, die Fähre bis zum Hauptbahnhof nehmen musste. Da die Fähre nur 10 Minuten fuhr und umsonst war, hat mich das nicht groß gestört und ich fand es sehr abwechslungsreich auf ein anderes als die gängigen Transportmittel angewiesen zu sein. Auch das Studentenwohnheim hat mir super gefallen, da ich hier viele junge Leute zum quatschen getroffen habe und gerade am Wochenende immer etwas los war.

Praktikumsstelle
AMOC kümmert sich um EU-Bürger, die in Amsterdam obdachlos sind und deswegen keine oder nur eingeschränkte Rechte innerhalb der Niederlande haben. Viele von AMOCs Klienten kommen aus ärmeren Teilen Europas mit dem Wunsch auf Arbeit und bessere Lebensumstände in Amsterdam. Oft dauert es jedoch bis sie eine Wohnung oder eine Arbeit finden. In dieser Zeit können sie bei AMOC Unterstützung durch folgende Angebote bekommen:

1) Unter der Woche können die Betroffenen das Drop-In Center von zehn bis siebzehn Uhr nutzen. Hier gibt es neben Getränken und einer warmen Mahlzeit auch die Chance einen Computer zu nutzen, Spiele zu spielen, mit anderen in Kontakt zu treten oder sich – insbesondere in der kalten Jahreszeit – aufzuwärmen. Auch können sie den Einen oder Anderen kleinen Job übernehmen und so ein bisschen Geld verdienen. Im Drop-In Center habe ich die meiste Zeit während meines Praktikums gearbeitet.

2) Außerdem verfügt AMOC über zwei Duschen und eine Kleiderkammer. Zum einen können die Bedürftigen hier duschen und sich zum anderen frische Kleidung aus der Kleiderkammer, die hauptsächlich aus Spenden besteht, aussuchen. Individuell wird nicht für Klienten Wäsche gewaschen. Stattdessen können sie ihre alte Kleidung abgeben, diese wird gewaschen und erneut in der Kleiderkammer aufgehängt, sodass sie wieder für jeden zur Auswahl stehen.

3) Zusätzlich arbeiten bei AMOC mehrere Sozialarbeiter, die aus verschiedenen Ländern der EU stammen und neben Niederländisch und Englisch auch ihre Muttersprache sprechen. Da die Bedürftigen ebenfalls aus verschiedenen Teilen der EU kommen, und nicht immer Niederländisch oder Englisch sprechen, kann Sprachproblemen effektiv durch die gleichsprachigen Sozialarbeiter vorgebeugt werden. Mit den Sozialarbeitern können die Bedürftigen Perspektiven für ihre Zukunft erarbeiten und individuell in ihrer Situation Unterstützung erhalten.

4) AMOC besitzt zudem mehrere Betten, in denen einige der Bedürftigen über Nacht schlafen können. Dazu müssen sie sich morgens in eine „Schlafliste“ eintragen. Im Laufe des Tages entscheidet ein Sozialarbeiter wer an diesem Tag bei AMOC übernachten kann.

5) Außerdem hat AMOC einen Drogengebrauchsraum. Hier können Drogensüchtige unter Aufsicht ihre Drogen konsumieren. Falls es zu einer Überdosis kommen sollte, ist somit sofort jemand da, der einen Krankenwagen rufen und sich um den Betroffenen kümmern kann. Zudem erhalten die Klienten sterile Gegenstände für ihren Konsum, wie zum Beispiel Spritzen oder Desinfektionspads, um das Risiko von Krankheiten zu verringern.
Hauptziele des Drogengebrauchsraum sind Vorbeugung einer Überdosis, Vorbeugung von durch Blut übertragbaren Krankheiten wie Hepatitis B oder HIV und die Vorbeugung öffentlichen Erregens zum Beispiel durch herumliegende Spritzen in Parks.

Fazit:
Ich habe meine Zeit in Amsterdam sehr genossen und bin froh mich für ein Praktikum im Ausland entschieden zu haben. Zum einen war meine Zeit bei AMOC sehr spannend und ich habe viele neue Eindrücke gesammelt und spannende Lebensgeschichten von Menschen aus aller Welt erfahren. Zum anderen habe ich es geliebt in Amsterdam zu wohnen und den Charme der Stadt aus einer „nicht touristischen“ Perspektive kennenzulernen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier später für einige Zeit zu leben und zu arbeiten.