VORBEREITUNG
Zur Vorbereitung zählen Flug buchen, alle Dokumente für ERASMUS und das Institute vorbereiten, sowie Koffer packen. Samos besitzt einen Flughafen und zwei Häfen wo Fähren von Athen, weiteren Städten und umliegenden Inseln ablegen. Von Deutschland gibt es verschiedene Flughäfen und Airlines, die direkt nach Samos (Pythagorio) fliegen. Abhängig von der Saison kann aber auch die Reise gute 40h dauern und über zwei verschiedene Flughäfen gehen. Wenn du deinen Koffer packst check die Packliste von Archipelagos. Bedenke die Jahreszeiten und informiere dich über Samos Kultur und Wetter. Die Winter können sehr kalt werden (0 – 5 °C) und im Sommer steigen die Temperaturen an bis zu 35 °C. Als Vorwarnung, in den Zimmern sowie im Büro gibt es keine Klimaanlage. Wenn du irgendwelche Fragen hast, kannst du Kleopatra jederzeit eine Mail schreiben. Sie ist die rechte Hand von Anastasia und Thodoris (Gründer von Archipelagos) und diejenige, die alles koordiniert.


MARINE CONSERVATION INSTITUTE ARCHIPELAGOS
Vielleicht ein paar allgemeine Informationen zu dem Institute um dir ein Bild von der Situation zu verschaffen. Die Base ist eine umgebaute Pension mit einem großen Büro für knapp 30 Studenten und die Terrasse mit nochmal 30 Plätzen. Es gibt in der Base 10 Räume wo 3 bis 4 Studenten je nach Raum unterkommen können im ersten Stock. Der Rest wird ins Hotel ausquartiert, welches 8 Gehminuten entfernt ist. Dort sind es kleine Maisonettwohnungen wo 6 – 8 Personen schlafen. Es sind jeweils Doppelstockbetten in den Zimmern. Die Zimmer sind egal ob Base oder Hotel sehr spartanisch ausgestattet. Ich habe  zum Beispiel die drei Monate aus meinem Koffer gelebt, da wir keinen Kleiderschrank hatten, sondern nur eine kleine Ablagefläche und eine Kleiderstange. Es wird empfohlen einen Schlafsack mitzubringen, aber das kommt wirklich darauf an, wann du anreist. Ich bin im April gekommen und habe keinen gebraucht. Kopfkissenhüllen und Bettlaken sowie Decken kannst du auf Anfrage bekommen, aber ich schlage vor eigenes Bettzeug einzupacken. Reisehandtücher sind auch sehr praktisch. Weiterhin verfügt die Base über eine Indoorküche, wo die Köchin kocht und die Outdoorküche wo wir unser Besteck und Teller abwaschen etc. Wir selber dürfen nicht kochen. Du kannst dir vielleicht einen Salat schneiden aber mehr ist auch schon nicht erlaubt. Im Keller gibt es eine Waschmaschine und zwei Kühlschränke für deine persönlichen Lebensmittel. Der nächste Supermarkt ist 25 Gehminuten entfernt.

Wenn du Taucher bist kannst du dein Equipment im Tauchschuppen unterbringen. Weiterhin gibt es Kajaks und Fahrräder die nur für Exkursionen verwendet dürfen. Zudem gibt es zwei Labore in Containern für Mikroplastik und Veterinär-Interessierte. Pack deinen Kittel ein wenn du irgendetwas laborähnliches machen möchtest. Zu den Projekten und den Gruppen siehst du viele Bilder und Videos auf der Website. Lass dir sagen, wir haben ein sehr sehr gutes Media Team! Kurz, es gibt vier große Gruppen: Marine Mammal, Marine Conservation, GIS und Terrestrial Team. Die Teamgrößen sind unterschiedlich aber so knapp 15 pro Team. Insgesamt können bis zu 70 Studenten in der Base sein. Das Terrestrial Team arbeitet an der Wildlife libary und unternimmt verschiedene Exkursionen. Eine Gruppe hat ein Projekt zu Jackals. Zweimal in der Woche werden Chamäleon Exkursionen unternommen. Wenn du Vogel oder Pflanzen begeistert bist wirst du deinen Spaß haben, da Samos eine sehr hohe Biodiversität hat. Ein französischer Student hat sein Projekt den Libellen verschrieben und hat sogar eine neue Art entdeckt. Im Marine Conservation team sind künstliche Riffe, Seegras und invasive Fischarten die Schlagwörter. Das GIS team hat ein eigenes Projekt und unterstützt andere Studenten mit GIS Fragen. Das Marine Mammal team welches ich beigetreten bin, hat verschiedene Projekte wie EcoNavigation (Touristen und Segler werden angesprochen und informiert über Delfinsichtungen), Boat und Land Exkursionen um Delfine zu beobachten und ihr Verhalten zu studieren, Delfin Identifikation/Erstellen eines Katalogs, Datensammlung von gestrandeten Meerestieren, Mikro und Makroplastik.

Wie du siehst gibt es verschiedene Projekte die du unterstützen kannst. Natürlich bist du auch willkommen dein eigenes auf  die Beine zu stellen. Sei aber gewarnt, dass die Ressourcen sehr sehr limitiert sind. Wenn du deine Masterarbeit oder etwas Ähnliches durchführen möchtest rate ich dir sehr stark ab. Auch wenn sie dein Proposal akzeptieren, es muss nicht gleichzeitig bedeuten, dass sie es gelesen haben. Ich gebe nur zwei Beispiele. Erstes: einer Studentin wurde 4 bis 5 Boat Surveys versprochen natürlich abhängig vom Wetter aber selbst bei besten Wetterbedingungen gab es keine Boat Surveys, sodass wir nur ein Mal pro Woche mit dem Boot rausgefahren sind. Eine andere Studentin sammelt abiotische Daten, welche leider nur Temperatur, Sichtiefe und pH sind. Es sind keine andere Geräte vorhanden wie CTDRosette  oder ähnliches. Wenn du im Labor arbeiten willst musst du auch ganz schnell kreativ werden und dich in Geduld üben. Die Supervisor von jedem Team wechseln ungefähr alle 3-6 Monate. Sie sind die, welche wirklich alles versuchen und dich unterstützen sowie das Beste draus zu machen mit den Ressourcen, die ihnen zu Verfügung stehen.

MEINE ARBEIT
Ich war im Marine Mammal team für 3 Monate mit Guido als mein Supervisor. Guido ist ein Tierarzt aus Italien der ein sehr großes Herz für Tiere hat. Er kümmert sich liebevoll um angefahrene Jackal Babys und aus dem Nest verstoßene Vögel. Er ist sehr organisiert und checked mit jedem Mitglied den Arbeitsstatus. Im Montagsmeeting werden Aufgaben für die Woche verteilt sowie aktuelle Projekte besprochen die Unterstützung benötigen. Ich habe an Boat Surveys teilgenommen, die wie gesagt ein oder zweimal in der Woche stattfanden. Guido hat mir eine Software vorgestellt, die das Verhalten analysiert. Somit habe ich mir zur Aufgabe gemacht, das Verhalten der Delfine, die wir beobachten zu filmen. Mithilfe von Sebastian, unserem Delfinverhaltensexperten, lernte ich schnell die unterschiedlichsten Verhalten voneinander zu unterscheiden. Weiterhin, bin ich ein paar Mal nach Lipsi gefahren um Daten zu sammeln für unser Fähren Transekt zwischen Samos und Lipsi. Das bedeutet, ich habe alle 30 minuten abiotische Daten gesammelt wie Windstärke, Wolkenbedeckung etc. und natürlich hielte ich Ausschau nach Delfinen um dann auch ihr Verhalten zu notieren. Weiterhin habe ich an Land Surveys teilgenommen, die am Schloss in Pythagorio durchgeführt werden. Ich war zudem verantwortlich für die Datensammlung von gestrandeten Meerestieren. Es gibt ein Excel Datei die regelmäßig  aktualisiert werden musste. Wir bekommen Anrufe oder Emails von Einheimische, die gestrandete Tiere in Samos und in der Umgebung finden. In der Zeit wo ich da war erhielten wir zweimal eine Nachricht, sodass wir uns vor Ort ein Bild verschaffen können vom Tier. Ich durfte auch einmal bei einem gestrandeten Delfin mitkommen und bei der Autopsie mit helfen. Wenn ich nicht auf dem Boot war, habe ich mir Arbeit im Büro gesucht z.B Protokolle verbessern und erstellen für neue Projekte, Daten organisieren, Videos analysieren und Statistiken verfassen. Ich war auch für die Schnorchler ab und zu der Rettungsschwimmer,

SAMOS UND WOCHENENDE

Samos ist eine schöne Insel, die vieles zu bieten hat besonders wenn du ein Naturfreak bist. Es gibt Pythagorio, Vathi und Karlovassi als etwas größere und touristische Orte. Pythagorio ist circa ein 45 minuten Fussmarsch entfernt von der Base. Es ist sehr üblich per Anhalter in die näheren gelegenen Orte zu kommen. Die Griechen und Touristen sind sehr freundlich. Am Wochenende würde ich dir empfehlen ein Auto auszuleihen für einen Tag um die Insel zu erkunden. Es gibt schöne Strände, Wasserfälle, Kloster, und Wanderwege zu entdecken. Die Strände sind meistens steinig daher rate ich dir Wasserschuhe einzupacken. Nimm auf alle Fälle dein Schnorchelequipment mit, da die Felsformationen sehr interessant sind. In Vathi gibt es ein super Falafel und Pita Restaurant „Falafophie“, direkt am Marktplatz. Wenn du am Wochenende nach Pythagorio zum Abendessen oder für ein paar Drinks gehst, bekommst du in vielen Bars und Restaurants 10% Rabatt, da du für Archipelagos arbeitest. Die Griechen sind auch gastfreundlich und somit ist es üblich dass du einen Nachtisch umsonst bekommst.

KOMMENTARE UND ANREGUNGEN
Dieses Institut hat viel Potential um gute Projekte durch zuführen, aber leider werden diese nicht ausgeschöpft. Die Gründer stehen sich selbst im Weg und lassen somit die Supervisor und die Studenten nicht wirklich unabhängig arbeiten. Das Essen was die Köchin kocht ist leider nicht wirklich das Beste, da ihr die Mittel und frisches Gemüse gekürzt wurden. Sie versucht etwas zu variieren, aber wenn du nichts hast kannst du schlecht ein 3-Gang Menü zaubern. Also stelle dich auch viele Bohnen und Kohlenhydrate ein. Frischer griechischer Salat mit Feta bleibt nur eine Fantasie. Es gibt auch Regeln die einfach keinen Sinn machen, aber du akzeptieren musst sonst wirst du in den nächsten Flieger gesteckt. Pass auf, dennwenn du Kritik ausübst, kannst du auch ganz schnell deine Koffer packen.

SCHLUSSWORT
Zusammenfassend hielt ich es nur drei Monate aus, weil ich sehr positive zwischenmenschliche Erfahrungen gesammelt und Freunde fürs Leben gefunden habe. Daher empfehle ich diese Einrichtung nur jemanden, der eine dicke Haut hat und sich sehr viel gefallen lassen kann mit starken Nerven. Komme am besten nur wenn du unabhängig und offen bist und kein eigenes Projekt machen musst. So kannst du am beste positive Erfahrungen sammeln.