Vorbereitung
Ich habe keine Bewerbung an den ausgeschriebenen ERASMUS-Praktikumsstellen des International Office geschrieben, da mich einerseits keine der Stellen ansprach und ich andererseits in einer bestimmten Region, Andalusien, mein Praktikum absolvieren wollte.

Folglich war viel Eigeninitiative gefordert, um ein Praktikum mit ERASMUS als Fremdsprachenassistentin in einer Sprach-, Schule oder Universität in Andalusien zu absolvieren. Ich suchte verschiedene Sprach-, Schulen und Universitäten heraus, schrieb Bewerbungen und führte ein paar Bewerbungsgespräche per Skype, in den Gesprächen wurde ich ebenfalls über Arbeitszeiten etc. – in keiner Institution war eine Stelle ausgeschrieben – informiert. Letztendlich entschied ich mich für die Stelle als Fremdsprachenassistentin in Servicio de Lenguas Modernas de Universidad de Huelva (Fremdsprachenzentrum der Universität Huelva). Zwei gewichtige Auslöser für meine Entscheidung waren die Arbeitszeiten und die Stadt Huelva an sich.

Zur Begründung bezüglich der Arbeitszeiten: In den Sprachschulen, bei denen ich mich beworben hatte, hätte ich vormittags unterrichtet, hätte eine Mittagspause von – je nach Sprachschule – zwei, drei, vier Stunden gehabt, bevor ich nachmittags/abends wieder unterrichtet hätte. In der Universität hingegen hatte ich neben den flexiblen Stunden zur Vorbereitung etc. Zuhause eine „zusammenhängende“ Arbeitszeit, welche ich persönlich bevorzuge, da ich folglich „mehr“ vom Tag hatte.

Zu Begründung bezüglich der Stadt Huelva: Mein Praktikum umfasste leider nur 14 Wochen und da ich schon öfters in Huelva (ein Auslandssemester und ein Auslandspraktikum) war, kannte ich sowohl die Stadt als auch die Ge- gend sehr gut, außerdem habe ich in meinen vorherigen Aufenthalten einige Freund- und Bekanntschaften geschlossen – sie sind auch ein Grund, warum ich erneut nach Andalusien wollte.
Nach meiner Entscheidung musste verschiedene Dokumente ausgefüllt werden, damit ERASMUS mein Praktikum anerkennt und ich die Förderung erhalten konnte.

Formalitäten
Mitzubringen sind die üblichen Ausweise (Personalausweis, Krankenkarte etc.) sowie Kopien der Ausweise und Karten.
Es ist zu empfehlen, sich ein Konto bei der Deutschen Bank einzurichten, so kann man Abhebegebühren sparen, diese liegen sonst je nach Bank zwischen 5 und 10€, oder noch besser mit einer Kreditkarte nach Spanien zu vereisen.
Des Weiteren möchte ich anmerken, dass Huelva eine sichere Stadt ist und folglich auch relativ wenige Diebstähle begangen werden, dennoch gibt es einige Zonen, zum Beispiel in der Nähe von El Carmen, in denen erhöhte Aufmerksamkeit gefordert ist. Weniger sicher für ausländische Gäste sind die typische Touristenziele wie Sevilla, Cordoba usw. und vor allem Barcelona.

Anreise
Meine Anreise erfolgte mit einem Ryainair-Flug von Bremen nach Faro (nach derzeitigen Stand nur von April bis Oktober möglich). Vom Flughafen Faro ging es per Bus nach Huelva. Die Bushaltestelle, welche leider sehr unauffällig gekennzeichnet ist, befindet sich auf dem Flughafengelände, direkt vor der Beschilderung „salidas… „. Die Fahrkosten sind je nach Buslinie und Uhrzeit verschieden, momentan liegen sie zwischen 16€ und 21€.

Unterkunft
Von Deutschland aus begab ich mich bereits auf der Suche nach einem Zimmer in einer WG. Aufgrund der Tatsache, dass ich bereits öfters in Huelva war, fand ich mithilfe meiner Freunde relativ schnell ein Zimmer. Für die monatliche Miete bezahlte ich 200€, alles inklusive.

Meine Wohnung lag in dem Viertel Isla Chica. In diesem Viertel habe ich in meinen vorherigen Aufenthalten ebenfalls gewohnt, einerseits aufgrund seines Eindrucks auf mich und andererseits aufgrund der Lage. Isla Chica befindet sich nämlich zwischen dem Stadtzentrum, ca. 15min zu Fuß entfernt, und El Carmen (einer von drei Standorten der Universidad de Huelva), ca. 20min zu Fuß entfernt.

Des Weiteren kann ich nur empfehlen, wenn es möglich ist, mit Spaniern zusammen zu wohnen. Einerseits kann man so seine Sprachkenntnisse vertiefen und die Kultur besser kennenlernen, andererseits ist das Wohnen mit ihnen preiswerter. Die Preise für Erasmusstudenten sind meist bei 150-250€, häufig ohne Gas, Wasser und Internet. Da es im Winter in Huelva kalt (0° kann es nachts sein) werden kann und die Fenster oft undicht sind bzw. die Wände nicht isoliert sind, können die Ausgaben sehr hoch ansteigen.

Zwar habe ich mein WG-Zimmer per Kontakt gefunden, doch möchte ich angehende Auslandsstudenten/-praktikanten darauf hinweisen, dass neben zahlreiche Internetseiten eine Firma namens Housing Huelva (http://www.housinghuelva.com/ oder https://www.facebook.com/huelvahousing/ ) speziell Auslandsstudenten/-praktikanten bei der Suche nach einer passenden Wohnung, einer passenden WG hilft.

Lebenshaltungskosten
Das Leben in Huelva ist sehr preiswert, die Buspreise sind niedriger als in anderen spanischen Städten, die Miete ist ebenfalls nicht sehr hoch und die Lebensmittelpreise sind geringer als in Deutschland. Der typische Vergleich: ein Kaffee kostet zwischen 0,90€ und 1,50€; ein Bier zwischen 1,20€ und 2,00€.
Hygiene und Körperpflege hingegen sind genauso teuer wie in Deutschland.

Öffentliche Verkehrsmittel
Eine Busfahrt hat im Jahr 2017 innerhalb Huelvas 0,90€ gekostet, die Bonobus-Karten gab es für 5€, diese beinhalten 10 Fahrten, außerdem gab es für 13€ Studentenkarten, die jeden Monat verlängert werden mussten. In diesem Jahr bin ich kaum mit dem Bus gefahren, so dass ich keine Auskunft über die Preise der Bonobus- und Studentenkarte geben kann. Die Kosten der Einzelfahrten sind jedoch um 0,20€ angestiegen.
Mit dem Taxi bin ich nie gefahren, allerdings sollen die Tarife sehr preiswert sein.

Mein Praktikum
Ich gebe folgend nur einen kurzen Überblick, da jedes Praktikum, jeder Aufenthalt, von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird.

Ich war während des Praktika als Fremdsprachenassistentin im Servicio de las lenguas modernas der Universidad de Huelva tätig. Meine Mentorin ließ mich in der ersten Woche „ankommen“, während sie mir in der zweite Wochen ohne vorherige Absprache alle Deutsch-Kommunikationskurse, ein Zusatzangebot des Fremdsprachenzentrums, übertrug, worüber ich etwas erstaunt war, da ich dachte, dass ich in ihrem Unterricht hospitieren würde. Allerdings stellte sich heraus, dass ihre Entscheidung das Beste war, was mir hätte passieren können. Ich hatte meinen eigenen Unterricht – natürlich unter Rücksprache mit meiner Mentorin – mit allem was dazu gehört und konnte folglich sehr viele Erfahrungen sammeln. Hospitiert habe ich letztendlich vier Stunden in dem „normalen“ Deutschkurs meiner Mentorin sowie vier Stunden in einem A1-Spanischkurs (für Erasmusstudenten), welcher ebenfalls von meiner Mentorin geleitet wurde. Neben den Hospitationen fungierte ich als ihre Hilfskraft in diesen Kursen, hieß, dass ich ebenfalls im Fach Spanisch Hausaufgaben kontrollierte, Aufsätze korrigierte und sie bei den schriftlichen und mündlichen Prüfungen unterstützte.

Ich arbeitete montags bis donnerstags von 15.30 bis 20.30 Uhr und freitags von 8.00 bis 13.00 Uhr – Unterricht und Sprechzeiten. Hinzukamen die Stunden, die ich Zuhause arbeitet, also die bekannten Aufgaben einer Lehrkraft: Unterricht vorbereiten, Unterricht nachbereiten, Hausaufgaben kontrollieren, Aufsätze korrigieren, schriftliche und mündliche Prüfungen durchführen und bewerten etc.

So anstrengend wie das Praktikum war, so schön war es mit meiner Mentorin und meinen Schülerinnen und Schülern zusammenzuarbeiten.

Des Weiteren half ich neben der Tätigkeit im Fremdsprachenzentrum ab Ende Mai in einem Geschichtsprojekt aus, was ich als angehende Geschichtslehrerin sehr interessant fand und mir Spaß machte.

Freizeitangebote, Kulturelles:
Gleich von vorne rein: Huelva darf nicht mit Sevilla verglichen werden! Ebenfalls sollte man sich von der Beschreibung „stinkende Industriestadt“ nicht abschrecken lassen!

Huelva ist eine kleinere, charmante und gemütliche Stadt und dadurch, dass sie nur 140.0000 Einwohner hat, herrscht eine einmalige familiäre Stimmung, um welche viele Erasmusstudenten anderer Städte uns beneidet haben. Vom Tourismus ist sie bisher noch nicht geprägt, so dass man das wahre andalusische Leben kennenlernen und genießen kann. Hierbei spielen die Einwohner Huelvas eine bedeutende Rolle, sie sind sehr freundlich und offen, gerne helfen sie einen, klären einen auf über die Kultur und schwärmen von ihrer einheimischen Küche.

Huelva verfügt über alles, um dort eine schöne Zeit zu verbringen. So lockt der Strand, bei warmen Temperaturen. Es gibt einige schöne Parks, in denen man auch Grillen oder Tretboot-fahren kann. Die Fußgängerzone lädt zum Bummeln und Verweilen ein, allerdings ist die „siesta“ (14.30-17.00) zu beachten. Des Weiteren gibt es ein Einkaufszentrum mit einem Kino sowie eine Bowlingbahn. Zum Spazieren oder Radfahren (Räder sind bei der Uni für ein Semester sowie an der Busstation ausleihbar) gibt es z.B. eine schöne Rute zum Strand Punta Umbria oder zur Statue de Colón. Allgemein spielt Christoph Kolumbus eine bedeutende Rolle, da er von Huelva aus in See gestochen ist. In La Rabida befinden sich ein Kolumbus-Museum und eine Klosteranlage. Ebenfalls gibt es das Casa de Colón in Huelva, in dem das Cine Iberoamerciano im November stattfindet sowie Konzerte oder andere interessante Ausstellungen.

Außerdem biete die Universidad einige kostenlose Sportkurse an, für andere hingegen muss man einen Semesterbetrag bezahlen. Des Weiteren gibt es zahlreiche Fitnessstudios, deren Mitgliederkosten je nach Studio von 15€ bis ??? betragen.

ESN sorgt ebenfalls für ein großes Freizeitangebot, je nach Saison werden spanische Filme mit englischsprachigem Untertitel gezeigt, Ausflüge z.B. nach Lissabon, Granada oder Cádiz veranstaltet, Picknicks oder Tapatouren finden statt sowie die Motto-Partys.

Neben den Motto-Partys von ESN gibt es noch viele gemütliche Kneipen, stimmungsgeladene Tanzbars und volle Discotheken.

Zu empfehlen ist es, sich an den spanischen Alltag anzupassen, dadurch fällt einen der Tagesablauf leichter. Aber keine Sorge an den spanischen Rhythmus kann man sich schnell gewöhnen.

Zu erwähnen ist auch, dass man Regensachen einpacken soll, diese braucht man an einigen Tagen dringend!

Fazit
Ich bin sehr glücklich, dass ich ein weiteres Mal eine super Zeit – dank meines tollen Praktikumsplatzes und vor allem meinen Freunden – in Huelva verbringen konnte, und ich kann jeden nur raten, nach Huelva zu gehen. Ich fühlte mich erneut sofort wie Zuhause und aufgrund der geringeren Einwohnerzahl lernt man sehr schnell nette Leute (Erasmusstudenten und Einheimische) kennen. Das leckere Essen und das gute Wetter tragen ebenfalls zum Wohlergehen bei. Wie erwähnt, mit meinem Praktikum bin ich ebenfalls zufrieden, doch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es sich um ein Praktikum im Ausland handelt und man viel arbeiten (und lernen) muss.

Dennoch kann ich jeden nur empfehlen ein Auslandspraktikum (in Huelva) zu absolvieren und hoffen, dass Ihr (dort) genauso eine schöne Zeit verbringen werdet wie ich.