Vorbereitung
Im Rahmen meines Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Produktionstechnik, ist ein mindestens 10-wöchiges Praktikum vorgesehen, welches nicht notwendigerweise im Ausland verbracht werden muss. Aufgrund meiner Interessen für andere Länder und Kulturen und den vielen Vorteilen die ein Auslandspraktikum mit sich bringen kann, habe ich mich entschieden meine Bewerbungen nur an Firmen aus dem Ausland zu schicken. Nach vielen Bewerbungen und auch sehr vielen Absagen, habe ich letztendlich ein Praktikum bei einem kleinen Start-Up Namens eConnect Cars, mitten im Finanzsektor
von London bekommen. Da die Zusage für das Praktikum sehr kurzfristig war, begann nach der telefonischen Zusage, sofort die Wohnungssuche. Ich durfte und musste feststellen das London nicht umsonst zu den teuersten Städten der Welt gehört. Bei meiner Suche nach einer geeigneten Unterkunft kamen für mich drei Arten von Wohnungen in Frage: WG, Studentenwohnheim oder in einem privaten Haushalt. Eine WG habe ich in der Kürze der Zeit leider nicht mehr finden können und auch eine private Unterkunft, die meinen Ansprüchen genügt, war mir nicht möglich aufzutreiben, obwohl auf diversen Internetseiten Privatunterkünfte angeboten werden, aber dabei handelt es sich teils nur um Abstellkammern mit einem kleinen Bett. Während meines Aufenthaltes habe ich von Freunden mitbekommen, dass es durchaus möglich ist, kurzfristig bezahlbare und annehmbare Unterkünfte zu finden und zu bekommen – es aber von Vorteil ist, wenn man sich persönlich ein Bild von der Wohnung machen kann. Für mich ging die Suche weiter mit Studentenwohnheimen, auch hier gibt es das Problem das viele Studentenwohnheime nur an Studenten von Londoner Universtäten vermietet werden. Letztendlich bin ich in einem privaten Studentenwohnheim untergekommen und die Reise konnte Mitte Mai beginnen.

EVT – Das Unternehmen
Das Unternehmen eConnect Cars ist kleines Start-Up Unternehmen in Canary Wharf dem Finanzsektor von London. Das Start-Up Unternehmen entstand ursprünglich als Taxiunternehmen, Ziel des Gründers war es, dass größte rein elektrische Taxiunternehmen Londons zu werden und somit bei der Umsetzung, ambitionierter Emissionsziele der Regierung, eine einflussreiche Rolle zu spielen. Ersten Erfolgen und Auszeichnungen folgten jedoch auch Schwierigkeiten was dazu führte, dass die Flotte von Elektrotaxis von zwischenzeitlich 55 Taxis auf ca. 25 Taxis reduziert werden musste. Die größten Probleme waren, die unzureichende Infrastruktur an schnellen Ladesäulen, an denen die Taxifahrer ihre Taxis während der Schicht aufladen konnten und die Unsicherheit der Fahrer, über die Reichweite der Batterien, sodass viel öfter geladen wurde als ursprünglich veranschlagt. Durch die aufgetauchten Probleme, entstand jedoch die Idee, sich mehr auf die Infrastruktur der Elektromobilität zu konzentrieren und erworbenes Wissen, der vergangen Jahre, an andere Unternehmen, die keine Erfahrungen mit der e-Mobilität haben, zu verkaufen. Somit entstand das neue Unternehmen EVT (Electric Vehicle Technology) für die ich in den folgenden 12 Wochen tätig war.

Praktikumstätigkeit
Die Tätigkeiten in einem Start-Up Unternehmen können sehr vielfältig sein. So gab es bei eConnect Cars keine festen Strukturen, wie bei einem sehr großen Unternehmen, bei dem jeder eine spezifische Aufgabe hat. So konnte ich viele Verschiedene Aufgaben übernehmen und meine Ideen und Erfahrungen im Unternehmen mit einbringen. Vorrangig war ich mit der Entwicklung einer Software für Fahrer von Elektroautos beschäftigt. Dabei musste ich mich unter anderem mit dem Design der Software und der Webseite beschäftigen, musste Excel Daten auswerten, die in den letzten vier Jahren von den Elektroautos aufgezeichnet wurden, musste Recherche über potentielle Partner oder Mitbewerber betreiben und auswerten und vieles mehr, um unsere Software marktreif zu bekommen. Ein anderer Interessanter Punkt an dem Start-Up Unternehmen ist, dass nichts geheim besprochen wird. Alle Informationen über das Unternehmen wurden mit allen Besprochen, sodass ich in viele Besprechungen integriert war, bei denen es um Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens ging oder um die Einstellung oder Entlassung von Fahrern, aus unserer Taxiflotte.

Ort
London, als Stadt für ein Praktikum ist jedem absolut zu empfehlen. Die Stadt hat unglaublich viel zu bieten. Viele werden ja schon einmal als Tourist in London gewesen sein und dem ein oder anderen kam die Stadt dann vielleicht stressig und überfüllt vor, aber London hat auch sehr ruhige und entspannte Ecken. Wenn man die Stadt ohne den Zeitdruck eines Touristen genießen kann, sieht man viel mehr. Es gibt viele kleine und auch große gepflegte Gärten in denen man sich entspannen kann, an jedem Wochenende gibt es überall kleine Märkte, die frisches Gemüse und Streetfood aus vielen verschiedenen Ländern anbieten und es gibt zahlreiche Museen oder Denkmäler, die man besuchen kann. Das Schöne an den Museen ist, dass die meisten, bzw. alle staatlichen Museen kostenlos sind. Als kleiner Tipp am Rande, auf dem Hochhause 20 Fenchruch Street befindet sich ein Skygarden, dieser ist kostenlos zugänglich und man hat einen Fantastischen Blick über das gesamte London, jedoch muss man sich vorab Tickets bestellen und diese werden drei Wochen vor dem geplanten Datum freigeschaltet und sind dann auch schnell vergriffen. Genauso schön ist es nach einem Arbeitstag ein Bier an der Themse mit den Kollegen oder neuen Freunden zu trinken und dabei die Aussicht auf Londons Skyline zu genießen. Als Fortbewegungsmittel empfehle ich das Fahrrad. Selbst wenn die U-Bahn und die vielen Busse super sind um lange Strecken zurückzulegen, aber das Fahrrad ist ideal, um morgens auf einem der Cycle Superhighways zur Arbeit zu kommen oder mal eben zum Supermarkt zu fahren. Die Fluggesellschaften nehmen dein privates Fahrrad für gerade 50€ gerne mit. Eine andere Alternative ist es sich in London eines der vielen Santander Bikes zu leihen, die kann man an eigentlich jeder Ecke in London anmieten und an einer anderen Stelle wieder abstellen und dieser Service kostet gerade mal 2£ am Tag oder 90£ im Jahr. Außerdem kann man in London unheimlich viele Leute kennen lernen, wenn man möchte, man hat diverse Möglichkeiten über PubCrawls, Couch Surfing Events oder man spricht einfach Leute in irgendeiner Studentenbar an.

Fazit
Das Fazit nach meinem Praktikum ist eindeutig. Jedem der darüber nachdenkt ein Praktikum im Ausland zu machen, ist dies klar zu empfehlen. Es geht nicht nur darum, seine Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern vielmehr neue Eindrücke zu gewinnen und neue Eigenschaften zu entwickeln, die man nur entwickelt, sobald man seine Komfortzone verlässt. Denn ein Praktikum im Dorf nebenan zu machen und dabei noch bei Mama zu wohnen können wir alle. Im Ausland ist man jedoch auf sich alleine gestellt und muss sich möglicherweise mit Fragestellungen konfrontieren, über die man sich vorher nie Gedanken gemacht hat. Versucht euch ein Unternehmen zu suchen, das in eurem Interessengebiet liegt, denn wenn die Arbeit Spaß macht geht
die Zeit sehr schnell rum und ihr nehmt sehr viele tolle Erfahrungen und Erkenntnisse mit. Meine zwölf Wochen in London gingen viel schneller vorbei, als ich es vorher erwartet hatte und am Ende wäre ich sehr gerne noch länger geblieben und mein Arbeitgeber hätte sogar mir sogar noch einen weiteren Vertrag angeboten, aber London ist nun mal sehr teuer aber lohnt sich auf jeden Fall.