Einleitung
In meinem Studiengang Public Health ist ein Praxissemster im 5. Semester verpflichtend. Ab dem 3. Semester stand für mich fest, dass ich dieses Praktikum gerne in einem Hospiz oder einer anderen palliativpflegerischen Einrichtung ableisten wollen würde.
England ist das Land in welchem die gesamte Hospizbewegung ihren Ursprung hat. Neben der Verbesserung meiner Englischkenntnisse war das der Hauptbeweggrund für mich, mich in England zu bewerben. Dass das Praktikum durch das ERAMSUS+ Programm förderbar würde war aus finanzieller Sicht auch entscheidend. Im Vorfeld wusste ich bereits, dass ich in solchen charity Einrichtungen kaum bezahlte Stellen finden würde. Durch die ERASMUS+ Förderung und Auslandsbafög war mein Aufenthalt finanziell gesichert, auch wenn die Preise allgemein in England über den in Deutschland liegen, insbesondere das Wohnen.

Vorbereitung
Herr Obieglos Informationsveranstaltungen und „Mappen Check“ Angebote halfen mir bei der Erstellung einer Bewerbung sehr, denn die Gepflogenheiten in England unterscheiden sich diesbezüglich doch sehr von den mir bekannten deutschen. Im Internet schaute ich nach Hospizen in Südengland und bewarb mich initiativ bei ca. 10 Einrichtungen. Von einem Großteil erhielt ich auch nach mehrmaligem Nachfragen keine Antwort. „Hospice in The Weald“ in Tunbridge Wells (ca. 40 Zugminuten südlich von London) gehörte nicht zu Ihnen. Nach einigen Mailwechseln und einem Telefoninterview in welchem meine Motivation und Zielsetzung hinterfragt wurde, erhielt ich eine Zusage.
Danach kümmerte ich mich um den Antrag für Auslandsbafög und die ERASMUS+ Förderung. Bei letzeren gab es so wenig Ungereimtheiten und Probleme wie ich es selten erlebt habe. Herr Bücken als Ansprechperson war immer sehr zuverlässig und schnell erreichbar und stand bei allen Fragen Rede und Antwort.
Ein Zimmer versuchte ich zunächst im Internet zu finden, dann über das Hospiz. Letztlich fand ich über einige Umwege eine bezahlbare Bleibe und plante bereits die Anschaffung eines Fahrrads, welches mein Fortbewegungsmittel Nummer eins in meiner Kleinstadt und für das Zurücklegen meines Arbeitswegs werden würde.
Kurz vor der Abfahrt kümmerte ich mich noch um Kleinigkeiten wie einen Adapter, ein paar typisch deutsche Mitbringsel für meine zukünftigen Mitbewohner und ähnliches.
Nach London fuhr ich mit dem Zug, da ich dadurch keine Gepäckbeschränkung hatte und das Reisen durch lediglich zweimaliges Umsteigen auch entspannt war.

Das Praktikum
Es war ein unbezahltes Praktikum für viereinhalb Monate. Hospize in England sind sehr anders aufgebaut als in Deutschland. Zumeist sind sie als Charity Einrichtungen organisiert, welche sich zu einem Großteil über Spenden finanzieren. Alle Leistungen die Hospice in the Weald für Patienten, ihre Familien und Pfleger anbietet und erbringt sind für diese kostenlos. Um die ganzen Angebote zu realisieren müssen jedes Jahr 7 Millionen Pfund an Spenden gesammelt werden. Im Hospiz gab es 240 Angestellte und über 1000 Freiwillige. Das sogenannte „Volunteering“ ist essentiell für das Bestehen des Hospizes.
Nach Absprache mit der Personaldirektorin wurden meine Arbeitsbereiche festgelegt, welche sich während meines Aufenthaltes auch noch einmal aufgrund meines Wunsches hin änderten. Letztlich verbrachte ich die Zeit in 3 Abteilungen: Fundraising, Tagesbetreuung und den ambulanten Bereich. Mein Ziel war es durch das Wechseln zwischen den Bereichen einen möglichst guten Einblick in die organisatorische Struktur des Hospizes zu bekommen.
In jeder Abteilung wurde mir ein Manager zugewiesen, welcher bei aufkommenden Fragen und Problemen konsultiert werden sollte. Neben langfristige Aufgaben an welchen ich arbeiten sollte bekam ich abhängig vom Tagesgeschehen kurzfristig zu erledigende Aufgaben. Diese unterschieden sich in den Abteilungen sehr. Im Fundraising Bereich war ich verstärkt für den Social Media Auftritt des Hospizes verantwortlich und unterstützte Eventkoordinatoren bei der Organisation von Fundraising Events wie beispielsweise Spendenläufen.
In der Tagesbetreuung war ich Teil des „Kreativteams“ und kümmerte mich um die Planung und Durchführung von täglich statt findenden Kreativangeboten für die Patienten, wie beispielsweise töpfern, malen,… Dabei war der Patientenkontakt sehr eng und entsprechend war meine Kommunikationsfähigkeit viel stärker gefordert als zuvor. In dem ambulanten Bereich war ich eher begleitend tätig und entwickelte ein Assessment Tool, um die Überweisungsquote für die Tagesbetreuung zu erhöhen.
Insgesamt war alles sehr gut organisiert, ich konnte mich immer auf meine Ansprechpartner verlassen und bekam schnell Rückmeldungen.

Das Leben in England
Ich war das erste Mal für eine längere Zeit in England und es gefiel mir ausgesprochen gut. Entgegen aller meiner Erwartungen war das Wetter fast über die gesamte Zeit hinweg unheimlich sonnig und gut.
Landschaftlich ist der Süden wunderschön und die Menschen begegnen einem immer sehr, sehr höflich und freundlich. Floskeln wie „You are a Star!“ und „We definitely need to have a drink!“ sind nett gemeint, sollte man allerdings nicht immer allzu wörtlich nehmen.
Generell wir viel Wert auf Form und Benehmen gelegt.
Rekurrierend auf ihre schlechten Fremdsprachenkenntnisse sind sie ganz begeistert wie gut das Englisch der Nicht-Engländer ist.
Viele Supermärkte sind sehr groß und haben ein unglaublich großes Angebot an Chips (als Crisps), Fertigessen und vorgeschnippelten Obst und Gemüse, welches in unfassbaren Plastikmengen verpackt ist. Ansonsten habe ich die Engländer als ziemlich hundevernarrt wahrgenommen und äußerst offen und redefreudig. Es wird es einem also nicht schwer gemacht sich wohl zu fühlen. Ein Gesprächsthema was derzeit natürlich immer wieder aufkommt ist der BREXIT.
Was sich für mich in jedem Fall lohnte zu kaufen (für ca. 30 Pfund) war eine „Railcard 16-25“ mit welcher man bei jeder Bahnfahrt 30% erlassen bekommt. Anders als in Deutschland bezahlt man für eine Hinfahrt (Single Ticket) genauso viel wie für eine Hin- und Rückfahrt am gleichen Tag (Day Return Ticket). Tagesausflüge nach London und die weitere Umgebung waren dadurch für mich um einiges erschwinglicher. Das Angebot von Mitfahrgelegenheiten  ist meinem Empfinden nach um einiges geringer als in Deutschland.
Museen (viele sind sehr empfehlenswert) sind zumeist kostenlos und es gibt ähnliche Angebote wie bei uns (Sportkurse, Volkshochschule,…).

Fazit
England ist wunderschön und die Menschen dort sehr offen und hilfsbereit. Wenn ich gekonnt hätte, dann wäre ich noch länger geblieben.
Ich habe unheimlich viele neue Erfahrungen sammeln können und bin sehr dankbar für die Zeit die ich dort hatte. In meinem Wunsch später im  Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung tätig zu werden fühle ich mich durch dieses Praktikum bestätigt.