Im Zuge meines Public Health Studiums absolvierte ich von August bis November 2016 ein Praktikum bei dem WHO Regionalbüro für Europa in Kopenhagen. Ich war Praktikantin bei der Divison of Noncommunicable Diseases and Promoting Health through Life-Course im Alcohol and Illicit Drugs Programme und dem Prisons Health Programme. In dieser Abteilung werden Mitgliedstaaten in Bezug auf die Entwicklung von Gesundheitssystemen im Strafvollzug, deren Vernetzung mit den öffentlichen Gesundheitssystemen und bezüglich praktischer und effektiver Maßnahmen zur Reduzierung des Alkoholkonsums und alkoholbedingten Schädigungen beraten und unterstützt.

Meine Aufgabe sollte es sein bei den Vorbereitungen der Regionalkonferenz „Health in prisons“ mitzuwirken sowie im Tagesgeschäft und bei wissenschaftlichen Arbeiten innerhalb der beiden Programme zu unterstützen.  Ein Praktikum in dieser Abteilung stellte für mich eine überaus gelungene Ergänzung zu meinem bisherigen Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Prävention sowie meinem ehrenamtlichen Engagement  im Projekt „Gesundheitsförderung für Frauen in Haft“ dar. Somit freute ich mich sehr auf die bald kommende Herausforderung und war gespannt auf Land und Leute.

(Hürden) im Vorfeld

Die im Vorfeld zu erledigenden Aufgaben verliefen weitestgehend problemlos. All der „Papierkram“ seitens der WHO und seitens der Universität Bremen sowie auch meine Bewerbung für das Erasmus+ Stipendium waren auf schnellem und angenehmem Wege geregelt. Allein die Wohnungssuche in Kopenhagen gestaltete sich um einiges schwieriger als erhofft. Mir wurde bereits zuvor von sehr vielen Personen nahegelegt, dass ich sehr früh mit der Wohnungssuche beginnen sollte, da der Wohnungsmarkt in Kopenhagen teilweise katastrophal sei. Zudem wurde ich sehr häufig vor Betrügern gewarnt, die die Notlage vieler Wohnungssuchender oft ausnutzen.

Ich zog dementsprechend alle Möglichkeiten heran die sich mir boten. Jeden und jede, den/die ich nur über mehrere Ecken kannte, kontaktierte ich in der Hoffnung über diese „persönliche“ Beziehung bessere Chancen auf eine Unterkunft zu haben. Dies war allerdings nicht der Fall. Ich suchte auf diversen Seiten im Internet, schrieb Aufrufe in allen möglichen facebook Gruppen und blieb so oft es ging online um auf passende Annoncen der verschiedensten Seiten möglichst innerhalb der ersten 10 Minuten reagieren zu können, da man sonst überhaupt keine Chance auf Antwort hat. Auch diese Bemühungen blieben leider erfolglos. Außerdem schrieb ich ein Wohnungsgesuch und schickte es an verschiedene Kirchengemeinden mit der Bitte dieses auszuhängen. Aber auch in diesem Falle hatte ich leider kein Glück. Ganz anders verlief es als ich auf die Seite von Sheltify (sheltify.com) aufmerksam wurde. Dies ist ein Startup nach dem gleichen Prinzip wie Airbnb nur speziell für Kopenhagen und Umgebung. Hier wurde ich binnen weniger Tage fündig. Die Mitarbeiter kümmerten sich ausgesprochen freundlich und engagiert um mein Anliegen, weshalb ich diese Seite für künftige Kopenhagen-Besucher nur wärmstens empfehlen kann. Ich habe mich über die ganzen drei Monate sehr wohl in meinem WG-Zimmer gefühlt.

Mein Arbeitsalltag

Gleich zu Beginn meines Praktikums hatte ich ein positives Gefühl was das Arbeitsklima in der Abteilung anging. Dieser Eindruck sollte sich über den Verlauf nur noch intensivieren. Ich wurde von dem gesamten Team, bestehend aus dem Programme Manager, einer Programm Assistentin und drei BeraterInnen, herzlich willkommen geheißen und sehr gut eingearbeitet. Auch die weitere Arbeitsumgebung in der UN City, einem sehr modernen und nachhaltigen Gebäude, in der das WHO Regionalbüro für Europa wie auch zehn andere UN Organisationen angesiedelt sind, war überaus positiv und spannend.

Während des gesamten Zeitraumes meines Praktikums war ich in verschiedenste Projekte involviert, wodurch ich mir einen sehr guten Überblick über die Arbeit der Alcohol und Health in Prisons Programme verschaffen konnte. Hauptsächlich war ich an der Organisation der beiden Regionalkonferenzen „Healt in prisons“ und „Alcohol and health“ beteiligt. Außerdem war ich Assistentin bei dem WHO Regionalkommitee,  dem beschlussfassenden Organ der WHO, das dieses Jahr in Kopenhagen stattfand. Darüber hinaus übernahm ich verschiedene wissenschaftliche Arbeiten wie z.B. Recherche, Aktualisierung einer neuen Datenbank zur Alkoholpolitik, Unterstützung bei der Vorbereitung verschiedenster Präsentationen zum Thema alkoholbedingter Schäden, Korrekturlesen und Editieren von Publikationen, Übersetzungen von Präsentationen und offiziellen Briefen oder Entwurf eines Posters zum Thema Alkoholkonsum in der Schwangerschaft.

Außerdem nahm ich an verschiedenen Meetings der PraktikantInnen-Verbindung „United Interns of Copenhagen“ teil, besuchte ein Global Health Seminar zum Thema kultureller Kontexte von Ernährung und mehrere Emergency-Meetings der Abteilung Communicable Diseases, Health Security and Environment sowie ein Meeting mit der Schwedischen Delegation zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit und nahm an vielen Abschlusspräsentationen anderer PraktikantInnen teil. All dies bereicherte meinen sowieso schon sehr abwechslungsreichen Arbeitsalltag zusätzlich.

Darüber hinaus war ich in der glücklichen Lage meinen Betreuer und eine Kollegin zu einem Treffen in der WHO Zentrale in Genf und auf eine Konferenz zur Reduzierung von alkoholbedingten Schäden in Lissabon zu begleiten. Hierbei gewann ich viele weitere Eindrücke und konnte viele Kontakte knüpfen.

Das Leben in Kopenhagen…

… ist toll! Kopenhagen ist meiner Ansicht nach eine Stadt mit einer unglaublich angenehmen Atmosphäre, die für jede und jeden etwas zu bieten hat – den Hafen und den Strand, Kultur in Form von vielen Museen, Opern, Ballett und Konzerten, viele Grünanlagen, das Tivoli, den Freistaat Christiania, Bars und Restaurants für jeden Geschmack und vieles mehr. Zur Erkundung schafft man sich am besten gleich nach der Ankunft ein Fahrrad an, denn das ist dort in jeden Fall das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Der öffentliche Nahverkehr ist allerdings auch zu empfehlen. Der einzige und leider nicht ganz kleine Haken an dieser spannenden Stad sind die Preise. Die Lebenserhaltungskosten sind überaus hoch und ohne dänisches Einkommen war der Aufenthalt für mich persönlich nicht länger als die drei Monate finanzierbar. Umso dankbarer war ich für die Unterstützung des Erasmus+ Stipendiums, das zumindest einen Teil der Kosten decken konnte.

Resümee

Meine Erwartung an das Praktikum war es neue Perspektiven in Bezug auf das Arbeitsfeld der Gesundheitsförderung und Prävention zu bekommen, lehrreiche Praxiserfahrungen zu sammeln und mein Fachwissen zu erweitern. Nach meiner Zeit bei der WHO kann ich nun sagen, dass ich diesen Fokus auf Gesundheitsförderung und Prävention in meiner zukünftigen Beschäftigung intensiv weiterverfolgen möchte.  Ein weiterer sehr reizvoller Aspekt war es einen Einblick in eine internationale Organisation der UN zu bekommen. Zudem erwartete ich neben der fachlichen Weiterentwicklung auch meine sozialen und interkulturellen Kompetenzen und mein soziales Netzwerk in dem internationalen Arbeitsumfeld der WHO zu stärken. Und dieses ist mir gelungen. Des Weiteren konnte ich meine, sich auf dem Anfängerniveau befindender Dänisch-Kenntnisse, die sich auf private Reisen gründeten, vor Ort etwas verbessern woran ich demnächst auch gerne anknüpfen möchte.

Abschließend kann ich sagen, dass ich sehr froh um diese Erfahrung bin die WHO, die Stadt  und vor allem die Menschen in und um Kopenhagen ein bisschen kennen gelernt zu haben. Sowohl für meine berufliche Zukunft als auch für mich persönlich habe ich zahlreiche neue Impulse bekommen. Dafür bin ich dankbar und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch – in hoffentlich sehr naher Zukunft!