1. Einleitung
Für mich stand seit langer Zeit fest: Ich will nach London und das am liebsten für immer. Denn wie Vivenne Westwood einst sagte: „There’s nowhere else like London. Nothing at all, anywhere“ – und der Meinung bin ich auch. Mit dem Schwerpunkt IEM in meinem Bachelorstudiengang der Betriebswirtschaftslehre machte ich mich auf die Suche nach einem Praktikum im Bereich des Marketings. Ich schaute auf diversen Plattformen im Internet wie beispielsweise indeed.de, meinpraktikum.de oder auch auf den ERASMUS Seiten verschiedener Universitäten. Nach einer Weile wurde ich auf die Seite von BANG Media International aufmerksam. Das Unternehmen, mit Sitz in Camden, arbeitet im Bereich des Show Business und verfasst Entertainment – Artikel, die sie an ihren internationalen Kundenstamm vertreiben. Egal ob Artikel, Interviews oder Videos, BANG weiß über den neuesten Klatsch und Tratsch der Promi Welt Bescheid und zählt zu einer der führenden Nachrichtenagenturen der Welt. Ich bewarb mich auf eine Praktikumsstelle im Marketing & Sales. Ich erstellte einen englischen Lebenslauf, ein kurzes Motivationsschreiben und schickte es per Mail an die Human Ressource Managerin. Da ich nach ein paar Monaten noch keine Rückmeldung erhalten hatte, beschloss ich die Agentur erneut zu kontaktieren. Die HR- Managerin antwortete mir per Mail und wir machten einen Tag für ein Telefoninterview aus. Danach führte ich noch ein weiteres Interview mit dem Managing Director. Ich musste ihm innerhalb ein paar Stunden eine Liste mit potenziellen Neukunden erstellen und per Mail zukommen lassen. Wenige Tage später erhielt ich dann die Zusage und konnte mich auf mein bevorstehendes, drei monatiges Praktikum in London freuen.
2. Vorbereitung – Die Wohnungssuche
Durch ein Gespräch mit einer Praktikantin vor Ort erfuhr ich von der Agentur „Zone2Stay“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, internationalen Praktikanten in London bei der Wohnungssuche zu helfen. Bei der Wohnungssuche konnte man angeben, wie viel man bereit wäre auszugeben. Des Weiteren konnte man angeben ob ein eigenes Badezimmer gewünscht, ob das Zusammenleben mit Frau oder Mann bevorzugt werde oder bei einer Familie für die Dauer des Aufenthaltes. Die Preise variieren zwischen 150£ und 190£ die Woche, was auf den ersten- und auch dem zweiten Blick sehr viel scheint, jedoch für London noch sehr günstig ist. Ich schrieb mit Zozi, der Verantwortlichen von Zones2Stay und sie schickte mir vorab Bilder von meiner Unterkunft sodass ich erste Eindrücke sammeln konnte und dann zusagte. Während meines gesamten Aufenthaltes war Zozi immer erreichbar.
Über andere Praktikanten habe ich mitbekommen, dass die Wohnungssuche in London viele oft vor große Probleme stellt. Es kursieren viele Agenturen im Internet, die Dinge versprechen aber nicht einhalten. Zozi hilft jedem, der sich an sie wendet und versucht bei Problemen immer eine Lösung zu finden. Ich kann diese Agentur jedem empfehlen und würde, bei einem weiteren längeren Aufenthalt in London, jederzeit wieder über Zone2Stay meine Unterkunft buchen.
Ich wohnte bei einem älteren Ehepaar in London Hampstead. Hampstead ist eine der teuersten Gegenden Londons, gehört zu Camden und war somit sehr zentral gelegen. London ist in verschiedene Zonen unterteilt, wobei die ersten drei Zonen relativ gut mit Bus und Bahnen zu erreichen sind. Alle Unterkünfte die Zozi anbietet liegen innerhalb dieser drei Zonen und bieten somit echtes Metropolen Feeling. Wege sind nicht zu weit und es besteht die Möglichkeit „Monthly Travelcards“ für die Zonen zu kaufen. Meine Oystercard umfasste die Zonen 1 und 2 und kostete monatlich ca. 124£.
Bezüglich der Auslandsversicherung kann ich sagen, dass die Auslands – und Krankenversicherung der ERGO – Direct einfach und schnell auszufüllen war und sie zudem alles beinhaltete was man für einen drei monatigen Auslandsaufenthalt braucht.
3. Das Praktikum
Meine Aufgaben im Praktikum sollten die Bereiche des Marketings und Sales abdecken. Hierzu zählte hauptsächlich die Gewinnung von Neukunden sowie die Pflege von bestehenden Kundenkontakten via Telefon- und Email Marketing. Der Kundenstamm für den ich zuständig war umfasste neben dem Deutschen, auch den Schweizerischen und Österreichischen Markt. Kundengespräche führte ich somit ausschließlich auf deutscher Sprache. Des weiteren überarbeitete ich die bisherige Informationsbroschüre der Agentur und erstellte eine neue, die einen Überbl ick über aktuelle Kunden, Konditionen und Angebote geben konnte . Leider besteht die Marketing Agentur bei BANG ausschließlich aus Sales Leuten, die mit dem Marketing, so wie man es eigentlich kennt, nichts zu tun hatten. Ich musste daher meine Aufgaben selbstständig suchen und war meist bei Problemstellungen auf mich alleine gestellt. Ich machte regelmäßige Updates der Datenbanken und erstell te wöchentlich Verkaufsstatistiken wie beispielsweise über die Anzahl der Veröffentlichungen unserer Artikel und Videos auf MSN und verglich diese darin mit der Anzahl der veröffentlichten Artikel unserer Konkurrenten am deutschen, englischen und amerikanischen Markt.
Kenntnisse aus dem Studium im Bereich des Marketings und des E-Commerce halfen mir dabei, ständig neue Aufgaben zu finden und daran zu arbeiten. Dar ich eng mit dem Redaktionsteam des deutschen Tisches zusammen arbeitete half ich bei Engpässen aufgrund einzuhaltender Deadlines zudem ab und zu und übersetzte Artikel, die zuvor das Englische Team erstellt hatte um sie an Deutsche Kunden weiterzuleiten.
Des Weiteren wurde ich auch in die Aufgabenfelder des Human Ressource Management eingearbeitet sodass ich dabei helfen konnte, potenzielle Bewerber für zu vergebende Praktikumsstellen zu kontaktieren und zu interviewen.
Das Arbeitsklima bei BANG Media International war sehr angenehm. Das Büro war unterteilt in mehrere Departments, die noch einmal in verschiedene Nationalitäten unterteilt waren. Neben dem deutschen Tisch gibt es zudem auch einen englischen Tisch, einen italienischen, einen spanischen, einen portugiesischen und einen französischen. Der Umgang miteinander war im Allgemeinen sehr freundlich wobei die Gespräche im Wesentlichen nur in der eigenen Landessprache und meist nicht länderübergreifend stattfanden. Meine Arbeitszeit betrug rund 35 Stunden die Woche. Mein Tag begann morgens um 9:30 und endete meist um 17:30 wobei wir eine Stunde Mittagspause am Tag hatten. Urlaubstage gab es zwei pro Monat obwohl es auch in Ordnung war, wenn man in einem Monat mal mehr und in einem anderen dafür weniger Tage frei nahm. Wie bereits erwähnt, hatte man durch die Aufteilung in „Desks“ keinen unmittelbaren Kontakt zu den Kollegen anderer Nationalitäten, was ich sehr schade fand. Wenn man mit dem Ziel nach England gekommen war, seine Englisch Kenntnisse, vor allem im Bereich des Business English verbessern zu wollen, blieb diese Hoffnung leider unerfüllt. Bei Fragen waren die meisten Kollegen sehr hilfsbereit, jedoch beschränkte sich die Kommunikation, wie bereits erwähnt, meist nur auf innerhalb der eigenen Nationalitäten.
Da BANG mittlerweile aus fast mehr Praktikanten als Festangestellten besteht und bei jeder Beendigung einer Praktikumszeit „Wine & Cheese Partys“ in der Küche der Agentur stattfanden, gab es fast monatlich ein kleines Treffen in der Küche. Unser Managing Director stellte dann Wein, Käse und Kekse und hielt zu jedem gehenden Praktikanten eine kleine Ansprache. An diesen Tagen war es möglich auch zu Mitarbeitern mit denen man bis dato noch nicht viel gesprochen hatte, Kontakt aufzubauen.
Das Praktikum bei BANG Media International ist leider unbezahlt, jedoch werden einem, wenn man oft genug daran erinnert, die Kosten für das monatliche U-Bahn Ticket erstattet. Das Arbeiten in einer Agentur wie BANG hat mir gezeigt, dass es wichtig ist immer nachzufragen und teilweise auch mit Druck hinter Dingen stehen muss, die man erreichen bzw. einfordern möchte. Wer ruhig an seinem Platz sitzt und darauf wartet, dass jemand kommt und einem erklärt was zu tun ist und wie man zu arbeiten hat ist bei BANG Showbiz an der falschen Adresse. Hier gilt es, sich durch zu setzen und seine Meinung zu vertreten ansonsten ist wird es schwer, sich Gehör zu verschaffen.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich jedem der ein journalistisches Praktikum absolvieren möchte, bei BANG in guten Händen ist. Das deutsche Team ist engagiert und die Betreuung der Praktikanten ist sehr gut. Es besteht zudem die Möglichkeit bei Nachfrage auf Filmpremieren mitgenommen zu werden. So wie ich es mitbekommen habe, nicht auf wirklich große „Red Carpet Events“ aber dennoch konnten die Journalismus Praktikanten ab und zu mit auf kleinere, in London stattfindende Premieren. Die Aufgaben der Marketing Praktikanten beschränken sich im Wesentlichen auf eigentliche Sales – Aufgaben und bringen somit nicht jedem das, was er sich erhofft. Ich persönlich war mit der Hoffnung nach London gekommen, viele Sachen im Bereich des Marketings von erfahrenen Marketing Leuten lernen und mitnehmen zu können. Diese Erfahrung blieb dadurch, dass ich die meiste Zeit auf mich alleine gestellt war und es kein wirkliches Marketing Team in der Agentur gibt, aus. Zwar konnte ich einige Eindrücke und Erfahrungen sammeln, jedoch habe ich kaum etwas im Bereich des Marketing, sondern nur im Bereich des Sales lernen können. Ich habe gelernt, wie hektisch die Arbeit in einer Nachrichtenagentur sein kann. Bei Breaking News wie „Brangelinas Trennung“ oder den Überfall auf Kim Kardashian brannte, um es umgangssprachlich zu sagen, die Hütte und man konnte Eindrucke sammeln, wie eine Nachrichtenagentur unter Druck arbeitete.
Praktikanten, die ihr Praktikum hier im „Human Ressource“ absolvieren erledigten neben der Suche nach neuen Praktikanten, Aufgaben wie den täglichen Einkauf des Chefs, Aufräumarbeiten im Keller und im Büro, wegbringen des Mülls, das holen seiner täglichen Zeitung aber keine Aufgaben, die sie in dem Bereich weiter bringen würden. Ich würde daher jedem, der auf ein Praktikum im HR hofft von diesem Praktikum abraten.
4. Das Leben in London
Das Leben in London ist wie man es sich vorstellt. Aufregend, abwechslungsreich und leider sehr kostspielig. Um hier leben zu können, muss einem bewusst sein, dass alles etwas teurer ist als in anderen Städten. Für ein 13qm Zimmer lag meine Miete bei rund 760£ pro Monat. Für ein Monatsticket der Zonen 1+2 habe ich 124£ gezahlt. Natürlich ist das viel Geld, jedoch muss ich dazu sagen, es lohnt sich. Ob einen Besuch in den State Rooms des Buckingham Palace, eine Touri Tour an die Londoner Sehenswürdigkeiten, einen Sonntag Nachmittags Bummel über die Brick Lane in Shoreditch, einen abendlichen Spaziergang an der South Bank, eine Pub Tour am Abend, oder oder oder…hier ist für jeden etwas dabei und es wird, das kann ich mit ruhigen Gewissens versprechen, nie langweilig. Über London bleibt dasselbe zu sagen, wie auch über New York: Sie ist die Stadt, die niemals schläft. Vor einigen Wochen wurde sogar die Night Tube eingeführt, sodass man an Wochenenden auch nachts von einzelnen U-Bahn Stationen aus nach Hause oder zumindest in die Nähe kommen kann. Und sollte die nächste U-Bahn Station zu weit entfernt oder einem beim Gedanken daran nachts alleine dorthin zu laufen nicht wohl sein, bietet sich immer noch die Möglichkeit über die App „Uber“, die einem das Taxi an den derzeitigen Standpunkt schickt, sicher nach Hause zu kommen. Durch Anforderung eines Taxis über Uber bekommt man die Persönlichen Informationen des Fahrers übermittelt sowie einen Preis, der am Ende der Fahrt von dem Konto des Fahrgastes abgebucht wird. Uber ist somit bargeldlos möglich und im Vergleich zu anderen Londoner Taxis auch die günstigste Variante um ans Ziel zu kommen. Selbst wenn einem danach ist, der Großstadt eine Weile entkommen zu wollen bietet sich die Möglichkeit mit der DRL Line oder mit River Cruises innerhalb von nur 30 Minuten nach Greenwich zu fahren. Idyllisches Flair und wunderschöne Aussichten bieten einem die Möglichkeit bei „Afternoon Cream Tea“, wie die Engländer es nennen, dem Getümmel Londons zu entkommen und sich ein bisschen Ruhe zu gönnen. Zudem hat man einen einzigartigen Blick über London, wie das folgende Bild zeigt.
Die Stadt hast durch ihre kulturelle Vielfalt auch im Bereich der Musik und Theaterszene viel zu bieten. Ein Musical- und/oder Theaterbesuch empfehle ich jeden, der eine Vorliebe solche Dinge hat. Es ist jedoch wichtig, einen solchen Besuch weit im Voraus zu planen da Tickets schnell ausverkauft sind und es dauern kann, bis man die gewünschte Vorstellung besuchen kann. Auch ein Besuch der Harry Potter Studios ist für jeden Harry Potter Fan ein absolutes muss. Bei Groupon findet man des Öfteren Angebote, die Ausflüge zum Beispiel in nahe gelegene Städte wie Brighton oder Oxford vergünstigt anbieten. Auf Seiten wie „TimeOut London“ findet man immer neue Inspirationen zu Dingen, die man erleben kann. Auch die Walking Tours wie die zu Jack the Ripper sind empfehlenswert und geben Einblicke in die Geschichte Londons.
5. Fazit
Zusammenfassend kann ich nur sagen: wer davon träumt zu sehen wie es ist, in einer Metropole zu leben, sollte ein Praktikum in London absolvieren. Auch wenn es viel Geld war, was ich in diesen Aufenthalt investieren musste bin ich froh darüber es gemacht zu haben und bin ERASMUS dankbar dafür, mich so unterstützt zu haben. Auch wenn ich ein Praktikum bei BANG Showbiz nicht weiter empfehlen würde, würde ich London hingegen jedem ans Herz legen. Ich habe hier viel gelernt, über das Land, über die Leute und über die Stadt an sich. Ich konnte Orte sehen, für die man als normaler Tourist keine Zeit hat. Einblicke gewinnen, die man nur gewinnen kann wenn man für längere Zeit in der Stadt lebt und sich zeigen lässt, was es bedeutet ein „true Londoner“ zu sein. Eins ist für mich mit Abschluss diesen Aufenthaltes klar geworden: das war nicht mein letzter Aufenthalt in London. Ich werde wiederkommen und wer weiß, vielleicht eines Tages, für immer.
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