Ich hatte das Glück, ein dreimonatiges Praktikum bei der europe mpo International Consulting GmbH in Wien zu absolvieren. Glück nicht nur in der Hinsicht des Lerneffektes, sondern auch unter den Umständen, wie es dazu gekommen ist. An dieser Stelle auch nochmal ein großes Dankeschön an die Verantwortlichen und Helfer rund um Herrn Mathias Bücken an der Universität Bremen, die mir geholfen haben, das Praktikum mit ihrem Einsatz zu realisieren! DENN ursprünglich sollte ich mein Praktikum woanders absolvieren, höhere Mächte hatten jedoch eine andere Idee. Eine kurzfristige Initiativbewerbung an die europe mpo international Consulting GmbH, ein Telefonat und ein Skypeinterview als Bewerbungsablauf und schon wurde ein ungeplanter Praktikumsplatz spontan für mich frei. So führte mein Weg also nach Wien.

Wichtiges zur Vorbereitung bezüglich Unterkunft, Lebenshaltungs- und Transportkosten
Vorweg das Wichtigste! Wien ist großartig! Und teuer! Die allgemeinen Lebenshaltungskosten sind in Wien höher als in Bremen. Bezüglich der Wohnungssuche kann es passieren, dass man zu ungünstigen Suchzeiten für ein einfaches, nicht so schönes Zimmer mit 10-12m2 um die 350€, tendenziell eher 400€ warm bezahlen muss. Wer also in Wien eine einigermaßen preiswerte Unterkunft braucht, der sollte sich definitiv rechtzeitig kümmern. Heißt: nicht nur eine oder zwei Wochen einplanen, sondern eher einen bis zwei Monate. Ansonsten werdet ihr deutlich mehr bezahlen, als ihr es vielleicht gewohnt seid und/oder auch mal eine Nacht im Hostel schlafen müssen.

Zur Wohnungssuche ist zu sagen, dass, soweit ich das erlebt habe (und es wurde mir auch größtenteils bestätigt), sie im Normalfall über diverse Gruppen bei Facebook abläuft. Die geläufigsten Gruppen sind wohl „WG Zimmer & Wohnung WIEN – Suche & Biete“ und „WG-Zimmer in Wien Gesucht!“. Ob Gesuche, Wohnungen oder eben WG-Zimmer, hier wird alles gepostet. Wer nicht bei Facebook ist, der kann mit etwas Glück auf den Internetseiten willhaben.at oder auf der deutschen Seite wg-gesucht.de etwas finden.

Nicht nur die Unterkunft kostet mehr, auch Nahrungsmittel sind etwas teurer als in Deutschland. So kann es passieren, wenn man jeden Tag ein kleines Brötchen („Weckerl“) zu Mittag isst, dass man schnell wesentlich mehr Geld los wird, als erhofft. Also mein Tipp: immer schön im Discounter/Supermarkt einkaufen und selber zubereiten!

Für den Transport habe ich mir eine Jahreskarte der Wiener Linien gekauft, weil das monatliche Zahlen (31,25€) + Kündigen (18€) der Jahreskarte kostengünstiger ist, als sich jeden Monat ein neues Monatsticket (48,50€) zu kaufen. An dem Verkehrsnetz in Wien ist relativ wenig auszusetzen. Man kann die wichtigen/belebten Orte in der Stadt von den allermeisten Orten innerhalb von 30-35 Minuten erreichen. Raus in die Natur dauert es je nach Lage etwas länger aber auch das lohnt sich! Profitiert habe ich von dem Verkehrsnetz auch auf meinem täglichen Weg zur Arbeit, denn das Bürogebäude lag unmittelbar an der Endstation Siebenhirten, sodass ich nur noch aus der U-Bahn „fallen“ musste.

Mein Praktikum im Bereich „business development“ bei der europe mpo International Consulting GmbH
Die europe mpo ist ein Tochterunternehmen der bit group, dem größten privaten Trainingsanbieter in Österreich und hat ihren Hauptsitz in Graz und einen Zweitsitz in Wien. Innerhalb der Unternehmensgruppe gilt die europe mpo als Lieferant für Premiumtrainings, -workshops und -weiterbildungen und erstklassige Unternehmensberatung. Die angebotenen Dienstleistungen beziehen sich auf Management, Personal und Organisation.

Der erste Arbeitstag spiegelt sehr gut die Lebendigkeit und den Tatendrang im Unternehmen wieder und das, was mich erwartete. Kaum angekommen in Wien wurde ich von dem Geschäftsführer zwecks des persönlichen Kennenlernens, Erläuterung der zukünftigen Pläne des Unternehmens und des Ablaufs des Praktikums am Hauptbahnhof empfangen und zur „Jause“ eingeladen. Auch wenn dieses Treffen nur knapp 2 Stunden dauerte, fühlte sich mein Kopf am Abend an, wie nach einer kompletten Klausurenphase. Der Chef verabschiedete danach wieder nach Graz, da er in der Regel nur zwei Tage/Woche in Wien verbrachte.

Mein Aufgabenbereich bestand darin, eine neue Sparte der Serviceleistung aufzubauen. Hierzu wurde mir ein fixes Budget zur Verfügung gestellt, ganz unter dem Motto: „Mit minimalen Mitteln das Maximale erreichen.“ Das Hauptaugenmerk in der Produktentwicklung lag auf der Erstellung einer Homepage. Das Besondere an dieser Homepage sollte sein, dass möglichst viele „Quality Leads“ generiert werden, sodass potentielle Kunden und Interessen leichter zu identifizieren sind. Und, als wäre diese Herausforderung nicht schon groß genug, sollte dies mit einem neuen Content Management System (CMS) geschehen. Bedingt durch diese Voraussetzungen waren Probleme zur Produkterstellung vorprogrammiert. Jedoch standen mir immer mindestens eine helfende Hand zur Seite, sodass Probleme gegebenenfalls gemeinsam gelöst wurden. Zusätzlich zu dieser Aufgabe gab es organisatorische Aufgaben, wie Kursvorbereitungen und Kundenbetreuung. Innerhalb meines Aufgabenbereiches wurden mir etliche, von mir noch nicht gekannte Möglichkeiten aufgezeigt Projekte voranzutreiben, sodass ich viel Neues kennengelernt habe und trotzdem eine großartige Freiheit in meinem eigenen Tun hatte. Was ich zudem sehr zu schätzen weiß ist, dass ich teilweise zu externen Terminen mitgenommen wurde und selber die Freiheit besaß mit externen Kräften arbeiteten durfte, sodass sich mein Praktikum nicht nur im Büro abspielte. Was ein bisschen schade war, dass ich fast die komplette Zeit alleine in einem Fünfer-Büro verbrachte, da erst in den letzten Wochen neue Arbeitskräfte eingestellt wurden, um die leeren Arbeitsplätze „aufzufüllen“. Das Problem habe ich aber einfach durch eine offene Bürotür gelöst, sodass ich gefühlsmäßig nicht ganz alleine war. Erwähnenswert sind noch Kollegen aus den anderen Büros. Sie waren ausnahmslos wirklich super nett! Wir haben gemeinsam beim Wiener „Business-Run“ teilgenommen, haben die Mittagspausen gemeinsam verbracht und Geburtstage gefeiert. Auch zur Weihnachtsfeier wurde ich im Voraus schon eingeladen. Wie ihr seht, herrschte ein äußerst freundschaftliches Arbeitsklima.

Die Stadt Wien in meiner Freizeit
Wien bietet unfassbar viel Kultur. Möchte man diese Stadt nur auf dieser Ebene kennenlernen, man würde wahrscheinlich Monate als Tourist benötigen. Doch es gibt noch wesentlich mehr, als die touristischen Orte (ohne diese in irgendeiner Art und Weise abzuwerten zu wollen!)! Wien ist nämlich definitiv eine Stadt, in der es sich auch im normalen Leben aushalten lässt. Vor allem für Leute, die in eine größere Stadt ziehen möchten, gleichzeitig aber nicht auf Wasser und Natur verzichten wollen. Wie mir meine netten Arbeitskollegen erzählten, besteht Wien zu 50% aus Grünfläche! Egal, ob man in Parks geht, zur Donau, in den Wienerwald oder einfach ein kleines Stück hinausfährt, man hat zig Möglichkeiten ein wenig Ruhe zu finden. Gleichzeitig gibt es aber auch jede Menge Angebote, unter Leute zu kommen. So findet man am Donaukanal zahlreiche Bars mit Studenten, oder während des Sommers eine Vielzahl an Festen u.a. auf der Donauinsel, wie die „Afrika-Tage“ oder das „Donauinselfest“, welches das größte regelmäßige Freiluft-Musikfestival in Europa ist. Allgemein kann man sich auf der Donauinsel am Wochenende wunderbar ausruhen und schwimmen gehen.

Drei kleine Tipps, wo sich der Besuch auf jeden Fall lohnt:
Wollt ihr einen Mix aus vielen verschiedenen Kulturen erleben und dazu noch verhältnismäßig günstig Obst, Gemüse, Teigwaren, usw. einkaufen, dann solltet ihr unbedingt auf einem Samstag den Brunnenmarkt besuchen! Das ist Wiens größter Markt und hier bekommt ihr wirklich alles an Lebensmitteln. Was diesen Markt vor allem ausmacht ist die für Wien untypische Atmosphäre. Alle Leute sind recht locker, offen und verhältnismäßig gut gelaunt. Einen Beitrag zu dieser Atmosphäre leistet auch der Yppenplatz, der nicht nur an Markttagen einen gewissen Charme besitzt, sondern auch an Werktagen auf ein Feierabendbier einlädt.

Will man sich der Geschwindigkeit der Großstadt entziehen, dann empfehle ich einen Besuch auf dem Cobenzl! Es wird eines eurer absoluten Highlights, wenn Ihr Ruhe und Natur mögt. Wahlweise könnt ihr euch von Bahn und Bus hochbringen lassen oder ab der Stadtgrenze einen Fußmarsch(1Stunde) hinlegen. Oben am Berg angekommen könnt beim Blick auf Wien der Natur zuhören oder Familien beim Drachensteigen zuschauen. Wer nicht auf ein Heißgetränk und was leckeres zu essen verzichten möchte, der kann sich vor Ort in dem Café niederlassen.

Ein weiterer Punkt auf eurer To-Do- List sollte zu gegebener Jahreszeit ein Besuch eines „Heurigen“ oder „Sturmfestes“ sein. Da bieten größten Teils Winzer ihre eigenen Produkte an, die Leute sind in den Straßen und es gibt jede Menge Live-Bands. Vor allem die etwas außerhalb gelegenen empfand ich als besonders schön, und das nicht nur wegen dem leckeren Sturm.
An diesen beschriebenen Orten hatte ich das Gefühl, das echte, unbeschwerte Wien kennenzulernen, also ab hin da!

Ein kleiner Tipp, was ihr allgemein eher NICHT machen solltet:
Wiener, also Wiener, die tatsächlich aus Wien kommen, können (!) manchmal ein sehr eigenartiges Volk sein, denen man am besten nicht den Weg abschneidet, nett gemeinte Ratschläge gibt (zum Beispiel in der Straßenbahn), in irgendeiner sonstigen Weise im Weg steht, zu langsam läuft, usw.. Ansonsten kann es passieren, dass man einen ziemlich (!) unfreundlichen Satz zu hören bekommt. Sollte das passieren, und manchmal kann man sich dem nicht entziehen, dann darf man das auf gar keinen Fall persönlich nehmen, vor allem nicht als Deutscher („Piefke“)! Sie wollen halt einfach gerne ihre Ruhe.

Abschließend ist zu sagen, dass ich die Zeit sehr genossen habe und froh bin, mehr als nur das touristische, schöne Wien kennengelernt zu haben. Es lohnt sich definitiv, einen Blick hinter diese Fassade zu werfen. Denn im „richtigen“ Leben gibt es hier deutlich mehr als Sissi, Wiener Schnitzel und Wiener Walzer.