Abschlussreflektion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf
    a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und
    b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen. 

In der Ringvorlesung habe ich allgemein gesehen Verschiedenes über Inklusion, Deutsch als Fremdsprache, Interkulturelle Bildung, Kollektive Zusammenarbeit in der ganzen Schule durch Vorlesungen über andere Fächer und Schule und Gesellschaft als Zusammenhang gelernt. 

Die größte erziehungswissenschaftliche Erkenntnis war das Spannungsfeld zwischen Homogenität und Heterogenität von SuS. Homogenität ist dabei die unterbewusste Idealvorstellung eines jeden in Bezug auf eine Klasse. Hierbei dienen Stereotype zunächst als “Rettungsanker” beim Wunsch nach Ordnung in einer Gemeinschaft. SuS, die dieser Idealvorstellung nicht entsprechen, werden als heterogen im Vergleich zur vermeintlich homogenen Klasse angesehen. Heterogenität ist so gesehen ein gesellschaftliches Konstrukt, da sie immer abhängig von der Normalvorstellung einer Person ist. Die Frage ist nun jedoch, was normal ist. Man muss sich deshalb bewusst machen, dass SuS einer Schule oder einer Klasse immer eine heterogene Gruppe bilden, denn jede*r Schüler*in ist ein Individuum und unterscheidet sich ein bisschen von seinem oder seiner Nachbar*in. SuS sind heterogen in der Kognitition, also der Geschwindigkeit mit der Informationen verarbeitet werden, in der Affektion, also der Lust am Lernen, und in der Meta-Kognition, also den unterschiedlichen Lernstrategien. In den Ringvorlesungen ging es also vorrangig darum, wie mit dieser Heterogenität umzugehen sei. Im allgemeinen Gleichstellungsgesetz steht, dass niemand auf Grund seiner Herkunft, seines Geschlechts oder Anderem diskriminiert werden darf. Das gilt eben auch für die Schule: In einer heterogenen Klassengemeinschaft darf keine*r auf dem Bildungsweg ausgeschlossen werden. Auch die Bremer Schulen haben es sich zur Aufgabe gemacht, inklusiv zu arbeiten. Inklusion bezieht sich hierbei aber nicht nur auf Menschen mit Behinderung, sondern auf alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Förderbedürfnissen. Dieser Ansatz soll Chancengleichheit, also das Recht auf gleiche Ausgangsbedingungen für die einzelnen Glieder von Staat und Gesellschaft bei der Entfaltung ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen für alle Sus sicherstellen. Chancengleichheit an Schulen bedeutet aber nicht, dass auf dem Bildungsweg eine gerechte Auslese stattfinden soll. Die gleiche Aufgabe an alle SuS zu stellen wäre also falsch. Hier kommt die Heterogenität ins Spiel: Jede*r hat unterschiedliche Voraussetzungen und kann somit die Aufgabe unterschiedlich gut lösen. Die Annahme, dass Chancengleichheit herrscht, da jede*r die Chance auf eine Hochschulreife hat, ist also unzutreffend. SuS müssen unterstützt werden. Doch auch wenn alle die gleiche Unterstützung bekommen würden, könnten sie nicht die gleichen Leistungen bringen, da ihre Ausgangsbedingungen zu unterschiedlich sind. Unterschiedliche SuS brauchen also eine unterschiedliche Unterstützung. Wenn man nun bedenkt, dass in der heutigen meritokratischen Rechtsnorm gesellschaftliche Positionen nach dem Grad der Ausbildung vergeben werden, wird noch einmal deutlich, wie wichtig der Beruf des Lehrers oder der Lehrerin ist. 

Im Umgang mit Heterogenität müssen die SuS also differenziert betrachtet werden. Das geschieht zum einen von außen, indem SuS nach Niveau in unterschiedliche Lerngruppen eingeteilt werden oder zum andern von innen. Hierbei wird innerhalb einer Klasse differenziert. Eine Methode der inneren Differenzierung sind gestufte Lernhilfen. Diese Methode betrachte ich als eine zentrale fachdidaktische Erkenntnis für meine Fächer Musik und Französisch. Eine Aufgabe wird hier in Lösungsschritte zerlegt, welche die SuS bei Bedarf erfahren können. So kann jede*r Schüler*in sein Niveau selbst einschätzen. 

Eine weitere didaktische Methode, die mir im Hinblick auf meine Fächer nützlich erscheint, habe ich der Vorlesung von Prof. Dr. Frank J. Müller, in der es eigentlich um Inklusion ging, entnommen. Ein literarischer Text wurde vereinfacht aufgearbeitet, um mit dem Förderbedarf Lesen umzugehen. Das ist eine sehr schöne Methode, um SuS die Angst vor schweren Texten zu nehmen. Ich werde diese Methode unabhängig von Inklusion auch für meinen Französischunterricht verwenden, da auch im Fremdsprachenunterricht nicht alle SuS problemlos lesen können. Der Lernstoff wird bei dieser Methode im Sinne der Repräsentationsebenen nach Brunner (1971) enaktiv (handelnd), ikonisch (bildhaft) und symbolisch (sprachlich) umgewandelt. Da das natürlich sehr viel Arbeit ist, gefällt mir die Idee, gemeinsam mit anderen Lehrer*innen zu arbeiten und die Materialen über die Schulgrenzen hinweg zu teilen.  

Eine weitere generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnis ist die Raumtheorie von Lotman (1970). Ihr zufolge ist Sprache ein durch Menschen auf reale Räume projiziertes Strukturmuster. Es bring das jeweilige kulturell geprägte Weltbild zum Ausdruck. Wenn Begriffe im Unterricht verwendet werden, bringen SuS ihre eigenen Vorstellungen mit, die jedoch nicht konkret und oft unterschiedlich sind. Die Begriffe werden nämlich im Kontext der Gesellschaft verstanden und auf eigene Erfahrungen bezogen. In Musik zum Beispiel kann so über die Arbeit mit Begriffen verschiedener Genre deutlich werden, wie heterogen die SuS sind. 

 2. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl! 

Wie geht man mit Mehrsprachigkeit im Unterricht um?
In einer Klasse werden im Normalfall nicht nur verschiedene Sprachen unter den SuS gesprochen werden, auch die SuS selbst sprechen oft mehr als eine Sprache. In einer international orientierten Gesellschaft wie heute, gilt es, diese Vielseitigkeit zu unterstützen. Gleichzeitig stellen fehlende Deutschkenntnisse beim Lernen oft ein Problem dar. Ich möchte gerne mehr darüber erfahren, wie ich die Musik nutzen kann, um SuS Deutsch beizubringen. Es gibt bereits Projekte, bei denen im Deutschunterricht für Nicht-Muttersprachler Musik zur Hilfe genommen wird. Ich würde jedoch gerne wissen, wie ich als Lehrerin an einem Gymnasium, einer Oberschule oder einer Gesamtschule solche konkreten Projekte umsetzen kann. 

Welche Auswirkungen hat die äußere Differenzierung von SuS?
Ich war auf einem Gymnasium. Obwohl wir natürlich nicht alle nur Einsen schrieben und auch nicht alle immer motiviert für den Unterricht waren, würde ich meine ehemalige Klasse als eher weniger heterogen beschreiben. Es gab keine Kinder, die nicht Deutsch als Muttersprache hatten, die Eltern verdienten alle recht gut und wir waren auch keine inklusive Schule. Gleichzeitig gab es in der Nachbarstraße eine Realschule, die im Jahresabschlussranking immer weiteraus schlechter war und bei der regelmäßig die Polizei wegen Schlägereien kommen musste. Die SuS auf den beiden Schulen hatten also sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen. Ich würde gerne mehr darüber erfahren, wie sich die unterschiedlichen Schulformen auf den Schulerfolg und auf das spätere Leben von SuS auswirken.

 

3. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten? 

Der Weg zu einem guten Unterricht ist laut Dr. Christoph Kulgemeyer eine gute Tiefenstruktur des Unterrichts. Das geschieht zum einen durch kognitive Aktivierung, die Leute sollen also zum Mitdenken gebracht werden. Um mich darauf vorzubereiten möchte ich interessante Unterrichtsthemen in Bücher oder in Modellstunden aus Fachzeitschriften finden. Die Ideen möchte ich immer wieder aufschreiben und sammeln. Zum anderen ist eine konstruktive Unterstützung in emotionaler und fachlicher Hinsicht notwendig. Hierfür möchte ich die Antinomien des Lehrer*innenhandelns (Helper 2002) weitergehend vertiefen. Sie helfen gut beim emotionalen Verständnis von SuS. Fachlich möchte ich SuS durch weitere Methoden, die der gestuften Lernhilfe ähnlich sind, unterstützen. Des Weiteren ist ein gelungene Classroommanagement wichtig. Eine konzentrierte Lernatmosphäre herzustellen betrachte ich als die größte Herausforderung. Ich bin der Meinung, dass sie das Ergebnis eines gelungenen Unterrichts ist. Dennoch kann man auch gezielt zum Beispiel durch eine gute Körpersprache darauf hinarbeiten.  

RV12 – Dr. Christoph Fantini – Heterogenitätskategorie Geschlecht in Schule und Ansätze zur Entwicklung einer interkulturellen geschlechtersensiblen Pädagogik

  1. Fokussierung des Vorlesungsthemas – Aspekte zum Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Gender(-pädagogik) in der Schule; theoriegeleitete Reflexion 

Bis 1960 gab es in Deutschland vorwiegend geschlechtergetrennten Unterricht. Heutzutage werden zumeist Angehörige aller Geschlechter gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. Die Trennung ist somit nicht mehr organisatorisch festgelegt. Dennoch werden Mädchen und Jungen häufig verschiedene Eigenschaften zugeschrieben. So seien Jungen eher in Mathe und Sport begabt, Mädchen wiederum eher in Sprachen. Lehrkräfte sollten auf ihre eigenen Eistellungen und Vorurteile achten, denn Schüler*innen können nicht grob in Mädchen und Jungen eingeteilt werden. Jede*r Schüler*in hat individuelle Stärken und Schwächen, auf die ein*e Lehrer*in individuell eingehen muss.  

  1. Reflexion bisheriger Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä.. 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Lehrer*innen zum großen Teil sehr darauf geachtet haben, Mädchen und Jungen gleichberechtigt zu behandeln. Eine Einteilung kam mehr von den Schüler*innen selbst. Mädchen spielten mit Mädchen, Jungs mit Jungs. Anders war es im Hinblick auf andere Kategorien wie zum Beispiel Leistung. Da merkte man oft, vom wem gute Leistungen und vom wem eher schlechtere erwartet wurden. Diesen “Stempel” bekam man nur schwer wieder weg. 

  1. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä.. 

Wie gruppieren sich Schüler*innen im Hinblick auf das Geschlecht? 

Mareike Tödter – What’s the Difference

1.Reflektieren Sie, welche Fähigkeiten ein*e „gute*r Fremdsprachenlerner*in“ in Ihrer Schulzeit mitbringen musste.
Da ich Französischlehrerin werden möchte, will ich mich damit auseinandersetzen, was eine gute Fremdsprachenlehrerin ausmacht. Wenn ich mich an meine eigene Schulzeit erinnere, habe ich aus dem Französischunterricht nicht sehr viel mitgenommen. Ich mochte zwar die Sprache, aber über mehr als ein paar Grundlagen kamen wir alle nicht hinaus. Nach dem Abitur bin ich für ein paar Monate nach Frankreich gegangen. Dort konnte ich mich plötzlich mit meinen paar Sprachbrocken verständigen und habe außerdem in kurzer Zeit sehr viel dazu gelernt. Was war also der Unterschied von meinem Schulunterricht und meiner Auslandserfahrung? Da ich in Frankreich eh als die Deutsche galt, waren die Franzosen eher verwundert, wenn man ein bisschen Französisch sprechen konnte. Ich hatte also keine Hemmungen, sehr viele Fehler zu machen. Nicht die Sprache war das, was ich rüber bringen wollte, sondern der Inhalt. Die Sprache war eben nur das Mittel zum Zweck. Daraus ergeben sich für mich zwei Konsequenzen für den Sprachunterricht: Erstens muss es wichtiger sein überhaupt zu sprechen, als fehlerfrei zu formulieren. Als Lehrerin muss ich deshalb die Kompetenz besitzen, eine Lernatmosphäre zu schaffen, in der Fehler keinen Anlass zum schämen bieten. Zweitens müssen auch die behandelten Themen interessant sein. Haben die Schüler*innen keine Lust sich an einer Diskussion zu beteiligen, weil sie noch nicht einmal den Inhalt interessant finden, kann ich auch nicht erwarten, sie zum Sprechen zu bringen. Meine Kompetenz muss hier also sein, interessante Materialien zu finden.
2.Entwerfen Sie einen Englischunterricht der Zukunft, der einen idealen Umgang mit Heterogenität pflegt. Welche Kriterien wären für Sie wichtig?
Ich bin im Sprachenunterricht ein großer Fan von gestaffelten Lernhilfen. Niemand darf das Gefühl haben, nicht mitkommen zu können und sowieso schlechter als der Rest der Klasse zu sein. Diese Schüler*innen werden den Unterricht dann nämlich nur passiv absitzen und das ist die große Gefahr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man in einer Sprache schnell besser wird, egal welches Niveau man hat, Hauptsache man wendet die Sprache an. Deshalb können gerade im Sprachenunterricht sehr gut Schüler*innen mit unterschiedlichem Niveau gemeinsam lernen, da jeder individuell auf seinem Niveau weiterlernen kann, Themen aber gemeinsam bearbeitet werden können.
3.Diskutieren Sie, welche Veränderungen der Rahmenbedingungen, Einstellungen etc. es für die Umsetzung Ihres Entwurfs bräuchte.
Schule darf nicht als ein Ort der Bewertung angesehen werden. Das Ziel der Schüler*innen darf es somit nicht sein, mir als Lehrerin besonders positiv auszufallen, es wäre besser wenn die das Gefühl hätten, für sich zu lernen. Wenn sich die Mentalität durchsetzen würde, hätten die Schüler*innen keine Angst mehr vor Fehlern. Es muss im Sprachenunterricht außerdem wieder mehr um Inhalte gehen. Was nützt mir die Sprache ohne Kontext? Über die Sprache lernt man ein Land auf einem ganz anderen Weg kennen.

RV10 – Prof. Dr. Andrea Daase – Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in Gymnasium und Oberschule

  1. An Ihrer Schule gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Realschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.Meiner Meinung nach sollte das Kind entscheiden, da vor allem seine Motivation ausschlaggebend für den Lernerfolg ist. Natürlich werden die Deutschkenntnisse der Schülerin oder des Schülers noch nicht ausreichend für den Unterricht an Gymnasien sein, aber auch nicht für den an Realschulen. Wenn man bisher nur in Vorschulklassen gelernt hat, hatte man noch keine Chance, in einem guten Umfeld Deutsch zu lernen, denn am besten lernt man eine Sprache unter Menschen, die genau diese Sprache sprechen. Wenn die betroffene Schülerin oder der betroffene Schüler nun auf eine andere Schule wechseln würde, würde er oder sie wahrscheinlich sehr schnell Deutsch lernen und das unabhängig von der Schulform, solange Deutsch gesprochen wird. Nach heutiger Regel entscheiden dann die Leistungen der Schüler und der Schülerinnen über die Schule, die sie zu besuchen haben. Die Leistungen scheinen bei den Schülerinnen und Schülern im Beispiel zu genügen.
     
  1. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und (oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung.Auf der Schule, die ich besucht habe, gab es nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch war. Deshalb habe ich keine Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit im Unterricht. Viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler sind allerdings bilingual aufgewachsen. Ich habe sie immer dafür bewundert, dass sie noch eine andere Sprache beherrschen. Wenn ich nun Menschen kennenlerne, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sie jedoch in Deutschland leben und die Sprache im Alltag lernen, bewundere ich auch sie, denn auch sie werden am Schluss eine Sprache mehr auf sehr gutem Niveau sprechen können als ich.
     
  1. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?Ich möchte meinen Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler interessant gestalten. Dafür muss ich auf die unterschiedlichen Voraussetzungen in der Klasse achten. Ein Aspekt wird hierbei Sprache sein. Mir fehlen allerdings noch Ideen für konkrete Methoden, die Mehrsprachigkeit im Unterricht bewältigen und die Fähigkeit, auf alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig zu achten.
     
  1. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein. Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?Verschiedene Muttersprachen dürfen nicht als Problem gesehen werden, es ist nur ein weiterer Heterogenitätsfaktor, auf den zu achten ist. So müssen Aufgaben sprachsensibel gestellt sein, es sollte also möglich sein, zwischen verschiedenen Sprachleveln zu wählen. Außerdem sollte Mehrsprachigkeit als eine Möglichkeit gesehen werden, den Unterricht vielfältig zu gestalten. Es gibt bestimmt Situationen, in denen auf verschiedene Muttersprachen eingegangen werden können.  

Vorlesung 9  Dr. Sabine Horn, Katharina Kracht – Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu? Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum 

  1. Fassen Sie die im Text dargestellten unterschiedlichen Positionen in Bezug auf die Religionsausübung zusammen.
    Option 2: Können Frauen Rabbinerinnen sein? 

Der Text “Als orthodoxe Frau ins Rabbinat?” lässt nacheinander zwei Frauen zu Wort kommen. Die Erste, Meesh Hammer-Kossoy, ist Rabbinerin am modern-orthodoxen Har’el Midrash in Jerusalem. Sie schätzt es als positiv ein, als Frau diese Rolle ausüben zu können, da sich viele Frauen der Gemeinde besonders in intimen Fragen lieber an sie als an Männer wenden würden.
Julia Konnik, die zweite Frau im Text, hat grundsätzlich Respekt vor Frauen, die dieses Amt ausüben. Sie ist jedoch der Meinung, dass der zeitaufwändige Beruf nicht mit den Aufgaben einer Mutter zu vereinen wäre. Vor allem in den ersten 1,5 Lebensjahren eines Kindes müsse die Frau zuhause sein, dies sei wichtig für die Entwicklung des Kindes. 

  1. Wenden Sie die drei Grundannahmen des religionswissenschaftlich-kulturwissenschaftlichen Ansatzes (interne Diversität, Religion als beeinflusst von historischen Prozessen, Religion als Teil soziokultureller Strukturen, s. AB 1) auf den Text bzw. die im Text beschriebenen Haltungen und Praktiken an. Die beiden letzteren sind eventuell eher subtil und implizit im Text angelegt. 

Religion ist in sich verschieden. Während Meesh Hammer-Kossoy das Amt der Rabbinerin ausüben möchte, ist das für Julia Konnik keine Option. Religion wird also individuell auf den Menschen angepasst. Historisch hat sich die Religion gewandelt, da einzelne Frauen seit 2009 bereits Rabbinerinnen sind. Dieser Wandel ist auch auf einen generellen soziokulturellen Wandel zurückzuführen, da sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft verändert hat. Religion ist also ein Teil soziokultureller Strukturen. 

  1. Beschreiben Sie Ihre eigene Verortung gegenüber dem im Text angelegten Phänomen. Gehen Sie dabei auf die Fragen auf AB 2 ein. 

Grundsätzlich sollte jeder Mensch sein Leben so führen, wie es ihm richtig erscheint, solange er freien Willens ist. So würde ich die Entscheidung von Julia Konnik, als Frau zuhause bleiben zu wollen und sich um Haushalt, Mann und Kinder kümmern zu wollen, niemals verurteilen. Trotzdem sehe ich ein Vorbild in Meesh Hammer-Kossoy. Sie zeigt, dass eine Frau geeignet für das Amt ist und wichtig las weibliche Ansprechperson in der Gemeinde ist. Sie zeigt außerdem, dass ein zeitaufwändiger Beruf mit Kindern vereinbar ist. Besonders beeindruckt hat mich ihre demokratische Vorstellung der Gemeinde. Jeder sollte sich seinen Rabbiner oder seine Rabbinnerin aussuchen dürfen.  

  1. Entwickeln Sie eine schriftliche pädagogische Reflexion zum Umgang mit den folgenden Szenarien: 

Zunächst würde ich den Schüler im Einzelgespräch bitten, mir seine Position zu erklären. Ich würde versuchen mit ihm zu diskutieren, ob warum die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die allgemein in der Gesellschaft angestrebt wird, nicht auch innerhalb von Religionen umgesetzt werden sollte. Dann würde ich mir unterstützende Meinungen aus einer jüdischen Gemeinde holen, da ich von außen denke ich nur bedingt urteilen kann.  

RV08 – Prof. Dr. Andreas Klee – Vorstellungen und politisches Bewusstsein als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens

  1. Mai 2019

Diskutieren Sie die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ für eines Ihrer Fächer und stellen Sie dies anhand einen konkreten Unterrichtsinhaltes dar. Eine graphische Darstellung der Hypothese finden Sie in den Vorlesungsfolien. 

Unter dem Begriff der “doppelten Heterogenität” versteht man, dass Begriffe von unterschiedlichen SuS verschieden verstanden werden können. Sie haben unterschiedliches Vorwissen und verbinden somit andere Informationen mit dem gleichen Begriff. Als Musiklehrerin werden meine SuS mit dem Epochenbegriff Romantik wahrscheinlich Verschiedenes verbinden. Einige werden vermutlich auf Grund des gebräuchlichen Begriffs Romantik Musik erwarten, in denen es zwangsläufig um Liebe geht. Andere, die zum Beispiel ein Instrument spielen und schon einmal ein Stück dieser Epoche gespielt haben, werden andere Eindrücke haben. 

Skizzieren Sie unter Bezugnahme auf einen konkreten Unterrichtsinhalt drei methodische Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von Schüler*Innenvorstellungen. 

Ich würde zunächst die SuS bitten, sich gegenseitig darüber auszutauschen, was sie mit dem Epochenbegriff Romantik verbinden. Dann würde ich ein großes Plakat auf einen Tisch legen, wo jeder und jede ganz frei die Ideen aufschreiben kann. Dann würde ich dazu auffordern, sich die Ideen der anderen anzuschauen und ein Résumé zu ziehen. Dann würde ich den SuS verschiedene Musikbeispiele vorspielen und fragen, welche Gemeinsamkeiten, aber vor allem welche Unterschiede sie hören. Ich hoffe, so würden deutlich werden, dass Musik der Romantik nicht zwangsläufig Romantisches zum Inhalt haben muss. 

Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe in Bezug auf unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von SchülerInnen und Lehrer. 

Wie werden neue Begriffe im Unterricht eingebracht? 

Auf dem Weg zu einer Schule für alle

Prof. Dr. Frank J. Müller – Auf dem Weg zu einer Schule für all

  1. Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf?
    Wenn Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf getrennt von denen ohne unterrichtet werden, ist das nicht förderlich für ihre Entwicklung. Da Nachahmung eine wichtige Rolle beim Lernen und sich Entwickeln spielt, ist es wichtig, Gruppen heterogen zu gestalten. So können sich die Schülerinnen und Schüler ganz automatisch an verschiedenen Menschen ein Beispiel nennen.
  2. Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung&Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?
    Die Oberbegriffe alleine geben erstmal noch nicht viel Auskunft. Unter diesen Kategorien werden ganz verschiedene Krankheiten und damit verbunden ganz verschiedene Förderbedarfe gefasst. Die konkreten Anforderungen an meinen Unterricht, kann ich also nicht daraus ablesen. Informationen, die ich bräuchte, wären zum Beispiel, was im Unterricht gut gelingt und wir noch ausbauen könnten, welche Ziele der Schüler, die Schülerin oder auch die Eltern haben und welche Unterstützungssysteme sich bereits bewährt haben.
  3. Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?
    Es ist wichtig, sich immer die Lebenswirklichkeiten der Schüler oder der Schülerinnen anzuschauen, um den Anforderungen jedes Mitgliedes gerecht zu werden. Informationen dazu bekomme ich von den Schülern oder den Schülerinnen, von den Eltern oder von ehemaligen Schulen. Da ich wahrscheinlich mit den unterschiedlichsten Menschen im Unterricht zu tun haben werde, wird es sehr aufwendig sein, jedem einzelnen gerecht zu werden. Es ist deshalb sinnvoll, mit anderen Lehrerinnen und Lehrern zusammen zu arbeiten und zum Beispiel Unterrichtsmaterial mit anderen Schulen zu teilen. Es kann auch helfen, bei Missständen den regionalen Medien Bescheid zu geben, um das Thema in den politischen Diskurs zu bringen.
  4. Warum stellte die Entwicklung der Sonderschulen historisch betrachtet einen Fortschritt dar? (vgl. Feuser in Müller 2019)
    Historisch können Sonderschulen als eine positive Entwicklung gesehen werden, da dort erstmals Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf ein Zugang zu Bildung ermöglicht wurde. Da sie zuvor gar nicht unterrichtet wurden, wurde sie auch von der Gesellschaft ausgeschlossen.

Vorlesung 3

In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten! 

Empirisch wurden zwei Varianten im Umgang mit einer heterogenen Klasse untersucht: Im ersten Versuch wurden die SuS von außen differenziert, also je nach Lernniveau in verschiedene Klassen eingeteilt. Das hatte zur Folge, dass starke SuS zwar besser lernen konnten und sich ihre Leistungen so schneller verbesserten, schwächere SuS jedoch langsamer lernten. Im zweiten Versuch wurden die SuS innerhalb der Klasse differenziert. Je nach Niveau bekamen sie unterschiedliche Aufgaben. Die Leistungen verbesserten sich nicht, die sozialen Kompetenzen jedoch schon.  

 

Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung! 

Mir fällt es schwer hier ein bestimmtes Unterrichtsmodell zu nennen. Ich hatte schon gut durchdachte Stunden, bei denen mich das Thema aber nicht interessierte und ich im Endeffekt deshalb nichts behalten habe. Dann hatte ich wiederum Stunden, die, meiner Meinung nach, kein konkretes Model verfolgten, mir aber mehr gebracht haben. Der Lehrer oder die Lehrerin hat dann einfach nur erzählt oder es hat sich plötzlich eine tolle Diskussion ergeben. Diese Stunden brauchten nur eins: Ein interessantes Thema. So ist es wahrscheinlich gar nicht so wichtig, das perfekte Modell zu finden. Der Unterrichtende muss es schaffen die SuS zu begeistern, sie zum Nachdenken anzuregen und ihnen Freude am Lernen zu vermitteln.  

 

Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind. 

Analyse “Frühlingtraum” aus “Winterreise” von Franz Schubert 

Gegeben werden die Partitur und ein MP3-Player mit dem Stück sowie zusätzlich noch einmal der Liedtext in Gedichtform. Die Aufgabenstellung lautet: Analysiere das Wort-Ton-Verhältnis im Stück “Frühlingstraum” aus “Winterreise” von Franz Schubert.  

Strategische Hilfen 

Hilfe 1: Lese dir zunächst das Gedicht durch und versuche dir die Situation des lyrischen Ichs zu verdeutlichen. Was macht es und wie fühlt es sich dabei? Zeichne eine Skizze! 

Hilfe 2: Es gibt nicht nur ein zentrales Gefühl und eine zentrale Handlung, sondern jeweils mehrere. Versuche Handlung und Gefühl in Zusammenhang zu bringen. 

Hilfe 3: Höre dir nun das Stück an und lese parallel die Partitur. Schaue dir danach die Klavierbegleitung genauer an. Wie werden die Gefühle musikalisch ausgedrückt? Gibt es auffällige Kontraste zum Beispiel in Dynamik und Phrasierung, die sich auf die unterschiedlichen Gefühle im Text beziehen?  

Hilfe 4: Wird abgesehen von den Gefühlen des lyrischen Ichs noch Anderes aus dem Text musikalisch umgesetzt? Achte dabei besonders auf reale Geräusche aus der Umgebung des lyrischen Ichs.  

Hilfe 5: In welcher Beziehung stehen Gedicht und Musik in diesem Stück zueinander? Dominiert das Eine das Andere oder sind sie gleichberechtig? 

Inhaltliche Hilfen 

1 Titel: Worum geht es in “Winterreise”? (Inhaltliche Hilfe zur strategischen Hilfe 1)
Frage: Wer ist der der Protagonist und was ist sein Problem? Schaue in deine Aufzeichnungen der letzten Stunde und überlege, an welcher Stelle in der Geschichte dieses Stück vorkommt.
Antwort: Der Protagonist ist unglücklich verliebt und möchte deshalb flüchten, sowohl real aus seinem Dorf in die weite Welt als auch mental aus der Realität in eine Traumwelt. Das Stück heißt “Frühlingstraum”, es liegt also nahe, dass es hier um eine dieser besagten nicht realen Situationen geht. Stimmt das oder gibt es auch für das lyrische Ich wirkliche Momente?  

2 Titel: Wie wird der Text vertont? (Inhaltliche Hilfe zur strategischen Hilfe 3 und 4)
Frage: Versuche dich zu erinnern, was der Unterschied von Gemütston und Bewegungston ist.
Antwort: Beide Begriffe werden beim Analysieren von Gedichtsvertonungen verwendet. Der Gemütston beschreibt die Gefühlswelt des lyrischen Ichs und der Bewegungston seine ausgeführte Handlung. Beides wird aus dem Gedicht in die Musik übernommen. Was ist hier der Gemütston und was ist der Bewegungston und wie werden sie musikalisch wiedergegeben?  

Erläuterung: Ich habe die Lernhilfen und strategische und inhaltliche unterteilt.
Die Strategischen geben nach und nach die Arbeitsschritte. Sie könnten sich an einer Stelle des Raumes abgeholt werden, wenn ein Schüler oder eine Schülerin nicht wissen würde, wie er oder sie weitermachen soll oder besonders wie man überhaupt anfangen kann. Während der Stunde wäre es trotzdem noch wichtig zu überprüfen, ob die Hilfestellungen nützlich sind. Wenn sie genutzt werden und daraufhin produktiv gearbeitet wird, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Da das von außen aber schwer zu beurteilen wäre, würde ich während der Arbeitsphase rumgehen und mit den Schülern und Schülerinnen einzeln oder in sich spontan bildenden kleinen Gruppen über die Zwischenfragen sprechen.
Die inhaltlichen Lernhilfen würde ich selber der ganzen Klasse auf einmal geben. Dafür würde ich ganz zu Anfang die erste Frage zur Diskussion stellen und so gleichzeitig die letzte Stunde in Erinnerung bringen. Für die zweite Hilfestellung würde ich nach einer gewissen Zeit die Klasse um einen Zwischenstand bitten und dann sie Frage 2 stellen. Ich würde die inhaltlichen Hilfestellungen nicht auf Karten stellen, weil die Antworten schon sehr weit in die Interpretation gehen und ich als Lehrerin das nicht vorgeben möchte. Wenn die Antwort auf der Rückseite stünde, lässt diese sich zu schnell umdrehen und das nähme die Chance zum Nachdenken.  

 

Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin? 

Lernschwächere Schülerinnen und Schüler lernen noch schlechter, wenn sie nur mit gleichstarken zusammen sind. Sie finden sich mit ihrem Niveau ab und dadurch werden sie unmotiviert. Es ist allerdings auch nicht damit getan, alle gemeinsam zu unterrichten. Innerhalb einer solchen heterogenen Lerngemeinschaft muss individuell auf die Schülerinnen und Schüler eingegangen werden. Eine generelle Einteilung in starke und schwache Schülerinnen und Schüler für alle Fächer, wie es eine Separierung in verschiedene Schulen tut, ist sowieso nicht sinnvoll, da jeder von ihnen unterschiedliche Stärken und Schwächen hat und keiner von vorne herein nur stark oder nur schwach ist.  

Heterogenität als Merkmal der Gesellschaft und Herausforderung für die Schule

  1. Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?  

    Heterogenität wird in Schulen oft als Herausforderung wahrgenommen, da trotz unterschiedlicher Voraussetzungen eines jeden einzelnen Schülers prinzipiell gleiche Lehrinhalte an jeden von ihnen vermittelt werden müssen. Jeder Schüler lernt jedoch in einem unterschiedlichen Tempo. Die gleichen Anforderungen an verschiedene Schüler stellen also ein Problem dar, denn jeder von ihnen muss unterschiedlich viel Kraft für die gleichen Zeile aufbringen. Es reicht also nicht, Schüler im generellen beim Lernen zu unterschützen, sondern es muss auf jeden individuell nach seinen Bedürfnissen eingegangen werden.  

    Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´von Heterogenität die Rede ist? Bitte erklären Sie das in eigenen Worten.   

    Heterogenität ist das Gegenteil von Homogenität. Was als ein heterogenes Klassenbild angesehen wird, ist also immer abhängig davon, was als homogenes, also “normales” gelten würde. Doch was ist normal? Jeder hat eine andere, gesellschaftlich oder persönlich entstandene Vorstellung von Normalität und projiziert die auf die Klasse. Jede Abweichung von dieser unterbewussten Idealvorstellung wird als heterogen wahrgenommen. Heterogenität ist so gesehen also ein Konstrukt.  

    Welche Erfahrungen/Beobachtungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität (siehe AGG) haben Sie in ihrer Schulzeit gemacht? Bitte beschreiben Sie ein aus Ihrer Perspektive besonders positives oder auch negatives Beispiel. 

    Negativ: Im Sportunterricht mussten wir alle trotz ganz unterschiedlicher Körper die gleichen Leistungen erbringen. Diese könnten natürlich nicht alle erfüllen.
    Positiv: Im Lateinunterricht viel es uns alles unterschiedlich leicht, Texte zu übersetzen. Wir bekamen dann Texte, bei denen man Hilfestellungen an der Seite umklappen konnte. So konnte jeder selber einschätzen, wie viel Hilfe er benötigt. Mir gefällt diese Methode, da wir so nicht von vorneherein in starke und schwache Schüler eingeteilt wurden, sondern individuell eine Zwischenstufe wählen konnten.