Vorlesung 3

In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten! 

Empirisch wurden zwei Varianten im Umgang mit einer heterogenen Klasse untersucht: Im ersten Versuch wurden die SuS von außen differenziert, also je nach Lernniveau in verschiedene Klassen eingeteilt. Das hatte zur Folge, dass starke SuS zwar besser lernen konnten und sich ihre Leistungen so schneller verbesserten, schwächere SuS jedoch langsamer lernten. Im zweiten Versuch wurden die SuS innerhalb der Klasse differenziert. Je nach Niveau bekamen sie unterschiedliche Aufgaben. Die Leistungen verbesserten sich nicht, die sozialen Kompetenzen jedoch schon.  

 

Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren Sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung! 

Mir fällt es schwer hier ein bestimmtes Unterrichtsmodell zu nennen. Ich hatte schon gut durchdachte Stunden, bei denen mich das Thema aber nicht interessierte und ich im Endeffekt deshalb nichts behalten habe. Dann hatte ich wiederum Stunden, die, meiner Meinung nach, kein konkretes Model verfolgten, mir aber mehr gebracht haben. Der Lehrer oder die Lehrerin hat dann einfach nur erzählt oder es hat sich plötzlich eine tolle Diskussion ergeben. Diese Stunden brauchten nur eins: Ein interessantes Thema. So ist es wahrscheinlich gar nicht so wichtig, das perfekte Modell zu finden. Der Unterrichtende muss es schaffen die SuS zu begeistern, sie zum Nachdenken anzuregen und ihnen Freude am Lernen zu vermitteln.  

 

Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind. 

Analyse “Frühlingtraum” aus “Winterreise” von Franz Schubert 

Gegeben werden die Partitur und ein MP3-Player mit dem Stück sowie zusätzlich noch einmal der Liedtext in Gedichtform. Die Aufgabenstellung lautet: Analysiere das Wort-Ton-Verhältnis im Stück “Frühlingstraum” aus “Winterreise” von Franz Schubert.  

Strategische Hilfen 

Hilfe 1: Lese dir zunächst das Gedicht durch und versuche dir die Situation des lyrischen Ichs zu verdeutlichen. Was macht es und wie fühlt es sich dabei? Zeichne eine Skizze! 

Hilfe 2: Es gibt nicht nur ein zentrales Gefühl und eine zentrale Handlung, sondern jeweils mehrere. Versuche Handlung und Gefühl in Zusammenhang zu bringen. 

Hilfe 3: Höre dir nun das Stück an und lese parallel die Partitur. Schaue dir danach die Klavierbegleitung genauer an. Wie werden die Gefühle musikalisch ausgedrückt? Gibt es auffällige Kontraste zum Beispiel in Dynamik und Phrasierung, die sich auf die unterschiedlichen Gefühle im Text beziehen?  

Hilfe 4: Wird abgesehen von den Gefühlen des lyrischen Ichs noch Anderes aus dem Text musikalisch umgesetzt? Achte dabei besonders auf reale Geräusche aus der Umgebung des lyrischen Ichs.  

Hilfe 5: In welcher Beziehung stehen Gedicht und Musik in diesem Stück zueinander? Dominiert das Eine das Andere oder sind sie gleichberechtig? 

Inhaltliche Hilfen 

1 Titel: Worum geht es in “Winterreise”? (Inhaltliche Hilfe zur strategischen Hilfe 1)
Frage: Wer ist der der Protagonist und was ist sein Problem? Schaue in deine Aufzeichnungen der letzten Stunde und überlege, an welcher Stelle in der Geschichte dieses Stück vorkommt.
Antwort: Der Protagonist ist unglücklich verliebt und möchte deshalb flüchten, sowohl real aus seinem Dorf in die weite Welt als auch mental aus der Realität in eine Traumwelt. Das Stück heißt “Frühlingstraum”, es liegt also nahe, dass es hier um eine dieser besagten nicht realen Situationen geht. Stimmt das oder gibt es auch für das lyrische Ich wirkliche Momente?  

2 Titel: Wie wird der Text vertont? (Inhaltliche Hilfe zur strategischen Hilfe 3 und 4)
Frage: Versuche dich zu erinnern, was der Unterschied von Gemütston und Bewegungston ist.
Antwort: Beide Begriffe werden beim Analysieren von Gedichtsvertonungen verwendet. Der Gemütston beschreibt die Gefühlswelt des lyrischen Ichs und der Bewegungston seine ausgeführte Handlung. Beides wird aus dem Gedicht in die Musik übernommen. Was ist hier der Gemütston und was ist der Bewegungston und wie werden sie musikalisch wiedergegeben?  

Erläuterung: Ich habe die Lernhilfen und strategische und inhaltliche unterteilt.
Die Strategischen geben nach und nach die Arbeitsschritte. Sie könnten sich an einer Stelle des Raumes abgeholt werden, wenn ein Schüler oder eine Schülerin nicht wissen würde, wie er oder sie weitermachen soll oder besonders wie man überhaupt anfangen kann. Während der Stunde wäre es trotzdem noch wichtig zu überprüfen, ob die Hilfestellungen nützlich sind. Wenn sie genutzt werden und daraufhin produktiv gearbeitet wird, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Da das von außen aber schwer zu beurteilen wäre, würde ich während der Arbeitsphase rumgehen und mit den Schülern und Schülerinnen einzeln oder in sich spontan bildenden kleinen Gruppen über die Zwischenfragen sprechen.
Die inhaltlichen Lernhilfen würde ich selber der ganzen Klasse auf einmal geben. Dafür würde ich ganz zu Anfang die erste Frage zur Diskussion stellen und so gleichzeitig die letzte Stunde in Erinnerung bringen. Für die zweite Hilfestellung würde ich nach einer gewissen Zeit die Klasse um einen Zwischenstand bitten und dann sie Frage 2 stellen. Ich würde die inhaltlichen Hilfestellungen nicht auf Karten stellen, weil die Antworten schon sehr weit in die Interpretation gehen und ich als Lehrerin das nicht vorgeben möchte. Wenn die Antwort auf der Rückseite stünde, lässt diese sich zu schnell umdrehen und das nähme die Chance zum Nachdenken.  

 

Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten.“ Was antworten Sie der Kollegin? 

Lernschwächere Schülerinnen und Schüler lernen noch schlechter, wenn sie nur mit gleichstarken zusammen sind. Sie finden sich mit ihrem Niveau ab und dadurch werden sie unmotiviert. Es ist allerdings auch nicht damit getan, alle gemeinsam zu unterrichten. Innerhalb einer solchen heterogenen Lerngemeinschaft muss individuell auf die Schülerinnen und Schüler eingegangen werden. Eine generelle Einteilung in starke und schwache Schülerinnen und Schüler für alle Fächer, wie es eine Separierung in verschiedene Schulen tut, ist sowieso nicht sinnvoll, da jeder von ihnen unterschiedliche Stärken und Schwächen hat und keiner von vorne herein nur stark oder nur schwach ist.  

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