Vorbereitung
Zum Ende meines Masters hin durfte ich im Rahmen meines Curriculums ein zwei-monatiges Auslandspraktikum in meinem Interessensbereich absolvieren. Ich habe mir dafür Schweden ausgesucht, da ich mir schon länger vorstellen konnte einige Jahre dort zu verbringen – so war das eine sehr gute Gelegenheit das auszuprobieren.
Über Kontakte bin ich auf die Chalmers University in Göteborg gestoßen und habe mich dort erfolgreich auf ein Praktikumsplatz in der Fakultät „Industrial and Materials Sciences“ beworben.
Eine Wohnung habe ich über eine der vielen Facebook Gruppen in Göteborg gefunden. Ein Tipp an dieser Stelle, den ich gelernt habe: schreib ein Gesuch, in dem du dich vorstellst mit euren An- und Abreisedaten in die Gruppe. Einige Vermieter*innen melden sich dann direkt bei dir, da sie lieber auf diese Weise auswählen, wen sie haben möchten.
Nachdem die Daten standen, habe ich die Fähre von Travemünde nach Malmö gebucht und mich auf den Weg gemacht. Später habe ich auch die Direktverbindung mit der Fähre von Kiel nach Göteborg entdeckt. Beide kann ich weiterempfehlen.
Finanzierung
Finanziert habe ich meinen Aufenthalt über die Erasmus+-Förderung sowie über einen Job als Studentische Hilfskraft, bei dem ich auch remote noch ein paar Stunden arbeiten konnte.
Ankunft
In Göteborg angekommen hat mich meine Vermieterin und gleichzeitig auch Mitbewohnerin sehr freundlich empfangen und mich zu typisch schwedischen Essen eingeladen. Jetzt hatte ich noch das Wochenende, um Göteborg ein wenig zu erkunden und tat dies bei ungewöhnlich sonnigem März-Wetter. Eine weitere positive Überraschung war die hauseigene klischeehafte Sauna im Keller.
Praktikumserfahrung
Das Praktikum hat mir sehr gut gefallen. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und habe sowohl von meinem Supervisor als auch von den internationalen Kolleg*innen jederzeit Hilfe und Tipps bekommen.
Meine Aufgabe lag im Monitoring von Additiver Fertigung (3D-Druck). Dabei lag die konkrete Herausforderung darin, akustische Sensordaten und Röntgenaufnahmen, die während des Prozesses aufgenommen wurden, zu nutzen, um Risse, die im Material entstehen zu erkennen.
Ich habe bereits ein paar Erfahrungen aus meiner Masterarbeit mitbringen können, aber es war trotzdem keine leichte Aufgabe und die zwei Monate haben zusammen mit einigen weiteren kleinen Aufgaben nicht ausgereicht, um das Projekt fertig zu stellen. Nichtsdestotrotz bin ich mit der Zeit an der Chalmers University sehr zufrieden. Ich habe einige neue Erfahrungen im Bereich der Sensordatenverarbeitung sowie im tracken von Bewegungen machen können. Auch der internationale Austausch, flache Hierarchien und Fika (von Schweden sehr zelebriertes Kaffee-Kuchen) haben mir sehr zugesagt.
Außerdem habe ich über die Uni und auch über ESN viele Menschen kennengelernt und konnte mit ihnen einige Freizeitaktivitäten unterbringen. ESN ist hier sehr aktiv, jede Woche standen verschiedenste Aktivitäten, von Trips nach Norwegen, Volleyballpartien oder auch unterschiedliche Spaß-Turniere an.
Leben in Göteborg
Ich habe in Haga gelebt und war damit im Fika-Hotspot. In einer knappen Stunde war ich außerdem von der Haustür auf eine der vielen Inseln im südlichen Archipel. Jedes Wochenende könnte ich neue Inseln oder Naturreservate erkunden. Da hat die Umgebung um Göteborg, wie auch ganz Schweden, unglaublich schöne Landschaften, Parks und Seen zu bieten.
Innerhalb der Stadt lag der Slottskogen vor meiner Tür und lud zu Joggen und Spazieren ein. In dem Park befindet sich auch ein Tiergehege, wo ich meinen ersten Elch begutachten konnte.
Häufig wird gesagt, dass die Lebenshaltungskosten in Schweden deutlich teuer wären als in Deutschland. Das kann ich so nur für Restaurants bestätigen. Essen zu gehen ist hier auffällig teuer, ansonsten kann man mit Mitgliedschaften in Supermärken etc. auf ähnliche Preise wie in Deutschland kommen.
Fazit
Ich habe die Zeit in Schweden sehr genossen. Aus dem fachlichen Teil meiner Zeit hier nehme ich neue Fähigkeiten mit, die ich auch in meinem weiteren beruflichen Kontext nutzen kann. Auch meine Kommunikationsfähigkeiten und der Umgang mit verschiedenen Arbeitskulturen haben sich verbessert.
Mich hat die Zeit hier auch darin bestätigt hier her zurückzukommen zu wollen – vielleicht auch für ein paar Jahre. Ich würde die Chalmers University und auch Göteborg auf jeden Fall weiterempfehlen. Für mich persönlich würde ich beim nächsten Mal eine kleinere Stadt in Schweden wählen. Denn wenn ich nicht zufällig direkt am Park und in der Nähe der Inseln gewohnt hätte, dann wäre mir die Stadt auf Dauer doch etwas zu sehr Großstadt.




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