Vorbereitung
Für das fünfte Semester sieht der Bachelorstudiengang Public Health ein Praxissemester in Form eines 4-monatigen Praktikums vor. Für mich stand schon früh fest, dass mich dieses Praktikum ins Ausland führen sollte. Ob inner- oder außerhalb Europas – das stellte sich erst während des Bewerbungsprozesses heraus.
Ungefähr ein halbes Jahr vor Beginn des Praktikums erhielt ich dann eine Zusage vom Institute of Community Medicine and Public Health an der Universität von Göteborg – und es war schnell klar, dass es mich dorthin führen sollte.
Ich hatte bereits einige Ferien in Schwedens Natur verbracht, aber nie die städtischen oder kulturellen Facetten des Landes kennengelernt – umso mehr freute ich mich darauf, durch mein Praktikum in Göteborg die Möglichkeit dafür zu bekommen.
So bewarb ich mich nach der Zusage für die Erasmus+-Förderung und bekam nach Abgabe aller erforderlichen Unterlagen schnell eine Zusage. Da Schweden Teil der EU ist, war außer die Suche nach einer Bleibe nicht viel vorzubereiten. Diese kann zunächst etwas undurchschaubar erscheinen, aber mit ein wenig Geduld, Hartnäckigkeit und Glück bin ich am Ende in einer Facebook-Gruppe fündig geworden. Dabei wäre ich aber immer ein bisschen vorsichtig und würde erst dann Geld überweisen, wenn ich das Zimmer oder die Wohnung per Video-Call gesehen habe. Eine Übersicht an Möglichkeiten findet man hier: Find a home | Move to Gothenburg.
Ankunft und erster Eindruck
Für meine Anreise hatte ich einen Zug ab Hamburg gebucht, der mich über Nacht nach Malmö brachte, wo ich dann in einen Bus umstieg, der mich pünktlich und relativ ausgeruht an mein Ziel brachte. Dann machte ich mich mit der Tram auf den Weg zu meiner Unterkunft und hatte noch ein ganzes Wochenende Zeit, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Dabei begrüßte mich Göteborg mit strahlend blauem Himmel und in herbstlichen Farben.
Praktikumserfahrungen
Mir hat mein Praktikum in Göteborg sehr gut gefallen. Ich wurde herzlich willkommen geheißen und aufgenommen; auch inhaltlich entsprach das Praktikum meinen Vorstellungen. So habe ich mich thematisch mit Globaler Gesundheit beschäftigt und dabei gelernt, Daten mit Hilfe eines Softwareprogramms zu analysieren und die Ergebnisse für Schlussfolgerungen zu nutzen und am Ende zu verschriftlichen. Dazu habe ich mich mit Erhebungen aus Kambodscha beschäftigt.
In meiner Zeit in Göteborg habe ich viele Dinge gelernt: Ich habe neue Fähigkeiten zur Datenanalyse gelernt, das Erlernte aus den vorherigen Semestern angewandt, mein Englisch verbessert. Aber auch außerhalb der klassischen Qualifikationen hat mir die Zeit in Göteborg gezeigt, dass mir der (kurzfristige) Umzug nach Schweden die Möglichkeit gab, neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften zu schließen, an einem Ort zu leben, dessen Sprache ich nicht sprach, aber auch wie freundlich die Schwed:innen waren und wie hilfsbereit sie im Zweifel sein konnten, auch wenn sie nach außen hin erstmal verschlossen wirken.
Göteborg erleben
Göteborg hat eine Menge zu bieten. Während die Stadt allein mit ihrem Aussehen punkten kann, gibt es zusätzlich diverse Museen, die zu einem Besuch einladen. Am besten hat mir dabei das Weltkulturmuseum und die Kunsthalle gefallen. Außerdem gibt es viele schöne Cafés, die zum Verweilen und einer Fika (schwedische Kaffee- & Kuchen-Tradition) einladen. Am liebsten habe ich die klassische Kanelbulle (Zimtschnecke) oder den typischen Schokokuchen (Kladdkaka) gegessen. Im Februar gibt es außerdem das Nationalgebäck „Semla“, was ich am ehesten mit einem Windbeutel vergleichen würde.
Außerdem laden am Wochenende süße Läden und Secondhand-Shops zum Bummeln ein. Wer ein bisschen Grün um sich herum haben möchte, kann im Stadtpark Slottskogen spazieren gehen, in dem sich auch ein Palmenhaus befindet. Besonders bei Sonnenschein ist dies ein schöner, sehr friedlicher Ort zum Verweilen.
Budget
Die Preise in Schweden sind definitiv höher als in Deutschland und vor allem frische Lebensmittel und auswärts Essengehen sind kostspieliger als bei uns. Auch die Miete für WG-Zimmer ist höher als bei uns, so lag meine bei 6.000 SEK, was ca. 530 € entspricht. Mit etwas Glück kann man aber auch günstigere Möglichkeiten finden, vor allem in Wohnheimen. Dafür sind beispielsweise Museen und der Freizeitpark Liseberg im Herzen der Stadt relativ günstig, weil sie sich in staatlichem Besitz befinden.
Alkohol gibt es hier nur in gesonderten Läden mit relativ eingeschränkten Öffnungszeiten, die zudem sehr teuer sind. Möchte man im Restaurant oder in Bars ein keines Bier trinken, kostet das um die 8 €.
Zusammenfassend ist Schweden zwar teurer als Deutschland, aber mit der Zeit findet man für viele gewohnte Produkte günstigere Alternativen und auch günstigere Cafés.
Fazit
Zusammenfassend hat mich nicht nur der fachliche Teil meines Praktikums begeistert, sondern auch Göteborg und Schweden. Zu Beginn war es, zugegeben, herausfordernd, aber das bringt ein (kurzfristiger) Umzug in ein neues Land wohl mit sich. Meine Erfahrungen hier haben mir fachlich, menschlich und persönlich neue Perspektiven aufgezeigt, die ich gerne mit zurück nach Bremen nehme und mir bewahren möchte.
Ich kann jedem empfehlen, diesen Schritt für ein Praktikum zu gehen. Man lernt dabei nicht nur das Land kennen, sondern auch verschiedene Arbeitskulturen und den Umgang und die Kommunikation im beruflichen Kontext.
Ich blicke gerne und positiv auf meine Zeit in Göteborg zurück und bin sehr froh, diesen Schritt gemacht zu haben.
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