Hier gibt es den ersten Teil des Berichtes.

Jetzt ist das Jahr schon wieder vorbei und ich habe um die 200 Mobiklasse-Animationen an 73 Schulen in der Region PACA durchgeführt. Ich bin 5628 km mit meinem heiß geliebten Renault Clio kreuz und quer durch diese wunderschöne Region gecruist und habe meistens Grundschulen und weiterführende Schulen, hier Collège genannt, besucht.

Ein großer Teil meiner Arbeit als Mobiklasse-Lektorin des Deutsch-Französischen Jugendwerks und der Goethe-Institute nahm die Arbeit in den Schulen ein. Ich bin sehr dankbar, dass ich trotz der brenzlichen Corona-Situation die Schulen in Frankreich das ganze Schuljahr besuchen konnte und ich in Präsenz die Animationen durchführen konnte. Besonders schön fand ich, dass die Einladung für die mobiklasse nicht nur von sehr engagierten Deutschlehrer*innen erfolgte, sondern auch von aktiven Schulleiter*innen. Ich wurde meistens sehr herzlich und dankbar empfangen und war positiv überrascht, wie organisiert die Besuche in Präsenz abliefen. Die Lehrer und Schulleitungen waren informiert und wussten, dass ich komme. Es wurde ein extra Raum für die Animationen reserviert oder ich bekam einen genauen Plan, in welcher Klasse ich wann welche Animation geben werde bzw. die Lehrerin begleitet mich die gesamten Animationen hinweg.

Ich wurde regelmäßig in die Schulkantine eingeladen und die Schüler besonders in der Grundschule waren sehr interessiert an Deutschland und stellten am Ende der Animation viele Fragen. Sie wollten wissen, ob ich heute direkt aus Deutschland für die Animation angereist sei, oder was es für leckeres Essen in Deutschland gäbe, das es stimmt, dass wir keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen haben und ob ich schon mal im Europapark gewesen wäre. Nach den Animationen habe ich häufig kleine selbstgemalte Bilder, Zettel und Briefchen mit „Esther I love you“ oder „Ich mag Esther“ geschenkt bekommen. Den Satz „Ich mag..“ haben Sie unter anderem zuvor in der Animation gelernt. Auch Komplimente nach der Animation von den Schülern und Lehrern zu den Aktivitäten und Spielen oder zu meiner Person und die Umarmungen der Schüler*innen in der Grundschule haben mich berührt und mich in meiner Arbeit als Mobiklasse-Lektorin positiv bestärkt.

Aber natürlich gab es auch mal Widerstand und die Kinder haben direkt zu Beginn, nachdem ich auf Deutsch angefangen habe mich zu präsentieren, gefragt, ob ich auf Französisch weiterreden könnte. Oder sie haben am Ende in der Reflexion gesagt, sie hätten gar nichts verstanden oder würden trotz der tollen Animation Italienisch oder Spanisch als zweite Fremdsprache wählen. Das war jedes Mal etwas enttäuschend für mich nach der ganzen Energie und Kraft, die ich in die Animation gesteckt hatte, aber das gehört zum Alltag eines Deutschlehrers in Frankreich wohl oder übel dazu 😉

Einer meiner absoluten Höhepunkte meines mobiklasse-Lektorats war der Mobiklasseaußeneinsatz auf Korsika und in Form eines Tandem – Einsatzes mit meiner Kollegin Paula aus Aix-en-Provence. Paula und ich waren für insgesamt eine Woche auf der schönen Mittelmeerinsel im Auftrag von Mobiklasse.de unterwegs. Ich reiste mit der Fähre an und wir verbrachten die erste Hälfte unseres Aufenthaltes im Norden der Insel rund um die Stadt Bastia und dann fuhren wir für die zweite Hälfte des Aufenthaltes in den Süden der Insel nach Ajaccio, die Geburtsstadt von Napoleon. Neben den Animationen hatten wir immer wieder die Möglichkeit tolle Strände, kleine Städtchen und tolle Wanderungen zu entdecken und waren so dankbar, dass es trotz der immer wiederkehrenden Sperrstunde und der Bewegungsbeschränkung möglich war Korsika zu besuchen.

Die Stadt Bonifacio auf Korsika

Insgesamt sind die Erfahrungen, die ich dank des mobiklasse-Lektorats und dem Erasmus+ Stipendium machen durfte ein unglaublicher Zugewinn für meine persönliche und professionelle Weiterentwicklung. Ich habe einen ersten Einblick in die (französische) Arbeitswelt im Anschluss an mein Masterstudium erhalten. Ich bekam eine konkrete Vorstellung von dem mir neuen und anderen Arbeitsbereich des französischen Schulsystems. Auf persönlicher Ebene hat mir das mobiklasse-Jahr sehr viel Selbstorganisation, Selbstbewusstsein im Umgang mit Kindern – und Jugendlichen sowie eine gewisse Professionalität im Arbeitskontext und im Umgang mit hierarchischen Strukturen gebracht und ich gehe jetzt viel gestärkter und mutiger in meinen neuen Beruf. Die Rolle einer „Vertreterin der deutschen Sprache und Kultur“, einer „Vertreterin eines modernen Europas“ und die Rolle eines „Vorbildes für Mobilität und Auslandserfahrungen“ hat mir sehr gut gefallen und trotz der etwas anderen beruflichen Orientierung möchte ich diese neu erlernten Rollen auch in meinem neuen Beruf soweit dies möglich ist integrieren.

Insgesamt bewerte ich die Möglichkeit mit Erasmus+ ins europäische Ausland zu gehen besonders nach dem Studium als eine äußerst prägende Zeit, die ich als persönliche und berufliche Erfahrung sehr schätze und nicht mehr missen möchte.

Et Vive la France!

Nizza von oben

 

Vorbereitung der Animation in einer Grundschule im Var