In meinem Masterstudiengang „International Studies in Aquatic Tropical Ecology“, ist es obligatorisch die Feldarbeit der Masterarbeit im Ausland zu absolvieren. Dies ist meistens im Tropengürtel der Fall. Mich verschlug es für meinen Auslandsaufenthalt jedoch an eine der schönsten Küsten Europas, die portugiesische Algarve. Ein Abschnitt dieser malerischen Küste, das Cabo de São Vicente, bildet den südwestlichsten Zipfel des europäischen Festlandes.

Ungeachtet der Schönheit des portugiesischen Südens, nahm die Wahl des europäischen Landes, in dem ich mein Auslandspraktikum absolvierte, keinen hohen Stellenwert ein. Ausschlaggebend für mich war eher die Frage danach, wo ich die Bedingungen vorfinden würde, um die Ideen für mein Masterprojekt umsetzen zu können. Am Ende war das Ziel in meinem Falle mit einer ordentlichen Menge erhobener Daten zurück nach Bremen kehren zu können. Ich hatte das große Glück das Angebot zu erhalten, ein eigenes kleineres Projekt in dem Großprojekt einer Doktorarbeit über die Auswirkungen der Aufnahme von Kunststoffen auf die Physiologie von Jungfischen, durchzuführen. Da Teile der Doktorarbeit in Kooperation mit der Universität der Algarve geschehen, war ziemlich schnell klar, dass auch die Wahl des Standortes für die Feldarbeit meiner Masterarbeit auf Faro fallen würde.

Da ich selbst als Besitzerin der deutschen Staatsbürgerschaft Europäerin bin, bedurfte es keiner aufwendigen Vorbereitung, wie z.B. der Beantragung eines Visums. Praktisch war auch, dass ich in Portugal weder ein neues Bankkonto einrichten musste noch einen neuen Handyvertrag brauchte. Ich konnte entweder mit meiner Maestro Karte oder der Visa/Master Card problemlos zahlen. Einem sollte jedoch bewusst sein, dass beim Geldabheben, je nach Konditionslage des Geldinstituts, Gebühren anfallen können und dass beim Telefonieren nur dann die Inlandsgebühren nicht überschritten werden, wenn man mit deutscher Telefonnummer nur andere deutsche Telefonnummern anruft/anschreibt, jedoch keine anderen europäischen Telefonnummern. Wichtig war es noch zu klären, ob alle entscheidenden Versicherungen (Auslandsunfallversicherung, Krankenversicherung und Haftpflichtversicherung) auch im europäischen Ausland greifen würden.

Danach stand dem Flug nach Faro fast nichts mehr im Wege. Airlines wie Eurowings oder Ryanair fliegen regelmäßig und zu halbwegs erschwinglichen Preisen von Hamburg aus nach Faro, wobei sie im Winterhalbjahr nicht so häufig fliegen, wie im Sommerhalbjahr. Finanzieren konnte ich den Auslandsaufenthalt dank des Erhalts der Zusage des Erasmus-Stipendiums für Praktika. Jetzt brauchte ich bloß noch eine Unterkunft. Die ersten Tage nach meiner Landung in Faro hatte ich mich in einem Airbnb eingemietet https://de.airbnb.com/. Davon gibt es viele über die verschiedenen Stadtviertel verteilt. Da ich von Deutschland aus noch keine längerfristige Unterkunft organisiert hatte, dachte ich mir, ich könnte vielleicht mit den Besitzern einen fairen Preis aushandeln, falls ich über mehrere Wochen/Monate bei ihnen unterkommen würde, doch mir wurde schnell klar, dass weder sie noch andere Airbnb Betreiber daran interessiert sind, Gäste über einen längeren Zeitraum bei sich unterzubringen, da sie damit längst nicht so viel Geld verdienen können, wie durch die Beherbergung von Kurzzeitgästen.

Daraufhin bin ich für den ersten Monat meines Aufenthaltes erst einmal in ein Apartment, das von der Universität in Faro vermietet wird, eingezogen. Die Uni bietet besonders für Internationale Gäste verschiedene Unterkünfte an https://www.ualg.pt/pt/content/residencia-solar-do-alto . Bei der Einrichtung hatten sie in dem Gebäude auf IKEA Schick gesetzt, dafür war die Ausstattung jedoch wirklich mehr als spärlich. Der Mietpreis war sehr hoch. Pro Monat wurden für das Apartment 540€ verlangt. Aus diesem Grund habe ich es mir geteilt. Es gab zwei Einzelbetten, die jedoch im selben Schlafzimmer standen. Der Wind pfiff durch die Fenster und es war wirklich kalt. Damit komme ich zum nächsten Thema. Man sollte die Jahreszeit, in der man einen längeren Aufenthalt in Südportugal plant, mit Bedacht wählen. Merke: In den Wintermonaten kann es zwar tagsüber deutlich wärmer als in Norddeutschland sein, nachts wird es jedoch auch sehr frisch und da die allermeisten Häuser keine Heizungen haben, sollte man sich darauf gefasst machen, dass man friert wie ein armes Schneiderlein. Die Übergangsjahreszeiten (Frühling und Herbst) sind, was die Temperaturen angeht, am besten für einen Aufenthalt geeignet.

Nach Unterkünften in Faro habe ich auf den portugiesischen Seiten https://www.bquarto.pt/ , https://www.olx.pt/ und https://www.custojusto.pt/portugal gesucht. In meinem Falle leider ohne Erfolg. Man mag Facebook lieben oder hassen, in meiner Not habe ich es mir jedoch zu Nutze gemacht und ein Gesuch in die Gruppe ERASMUS Faro gestellt. Für jeden neuen Jahrgang Erasmus-Studenten gibt es eine neue Gruppe in die man zuerst aufgenommen werden muss, doch hier bekam ich erstaunlicherweise sehr schnell von vielen Menschen Tipps dazu, wer gerade einen neuen Mieter suchen würde und Empfehlungen, an wen ich mich bezüglich einer mehrmonatigen Unterkunft wenden sollte. Am Ende hatte ich Glück und konnte ein Zimmer im Haus einer netten und hilfsbereiten portugiesischen Familie im Stadtteil Gambelas mieten, wo sich auch der Campus befindet auf dem das Gebäude mit dem Meeresbiologischen Institut steht. So habe ich mir das Busticket aus der Stadt nach Gambelas gespart und konnte zur Uni laufen oder Fahrradfahren.

Aus Faro fahren die Buslinien 18 und 19 zum Campus in Gambelas. Ein Ticket für eine Strecke kostet um die 2,35€, unabhängig davon, an welcher Haltestelle man einsteigt. Das wird schnell teuer. Man kann als Student/in ein Monatsticket beantragen. Dieses kostet etwa 30 €. Dafür muss man zum Schalter im Busterminal an der Haltestelle „Terminal“ gehen und ein aktuelles Lichtbild und den zu entrichtenden Betrag in bar mit sich führen. Die Karte wird dann speziell für einen angefertigt und man kann sie am Ende jeden Monats für den Folgemonat aufladen. Leider ist diese Karte nicht auf andere Personen übertragbar und der Betrag verfällt am Ende des Monats auch dann, wenn man die Karte nicht benutzt hat. Alternativ gibt es 10er Karten, die kein Verfallsdatum haben. Weitere Informationen kann man auf der Seite des innerstätischen Verkehrsverbundes Faros nachlesen http://www.proximo.pt/en/ . Für das Busfahren sollte man viel Zeit einplanen. A fahren die Busse nicht so oft und B ist auf den Fahrplänen oft nur die Ankunftszeit an den Endhaltestellen vermerkt. Außerdem sollte man nicht unter Klaustrophobie leiden, da auch zu den Stoßzeiten nicht mehr Busse eingesetzt werden, als gewöhnlich. Um dem Busfahrer/der Busfahrerin zu signalisieren, dass man gerne mitfahren möchte, sollte man kurz den Arm ausstrecken, da sie sonst nicht immer automatisch halten, wenn niemand an der Haltestelle aussteigen möchte. Alternativ kann man sich ein Mountainbike besorgen und damit zur Uni fahren. Einem muss jedoch bewusst sein, dass es keine Fahrradwege gibt. Das heißt man fährt in all dem Verkehrs-Chaos auf der Straße zwischen den PKWs und Fahrräder werden gerne und viel in Faro gestohlen, das habe ich mehrfach von Bekannten erzählt bekommen.

Grundsätzlich ist Faro eine schöne kleine Stadt mit viel Geschichte. Es gibt nette Cafés und Restaurants in denen man auch als Student/in einkehren kann. Mir ist aufgefallen, dass Kaffee, Tee, Brötchen, Törtchen, Kuchen etc. im Café in Portugal deutlich günstiger sind als in Deutschland. Auch Obst und Gemüse auf Märkten, geht man jedoch im Supermarkt (Lidl, Aldi, Jumbo, Pingo Doce, Continente oder Intermarché) einkaufen, dann zahlt man in etwa das gleiche wie hier zu Lande.

Von Faro aus kann man gut mit der Bahn oder Überlandbussen in nahe gelegene Städte entlang der Küste, aber auch z.B. in Portugals Hauptstadt Lissabon fahren. Möchte man auch Teile Andalusiens bereisen, so kann man die Grenze zu Spanien auch auf dem Landweg relativ schnell überqueren. Diese bildet der Fluss Ria Guadiana, an dessen Mündung sich ein Feuchtgebiet befindet, welches ein Paradies für viele Vogelarten darstellt. Sevilla kann man mit dem Fernbus beispielsweise schon in zwei Stunden und fünfzehn Minuten erreichen (https://www.alsa.es/#).

Wenn einem jedoch aufgrund seiner Arbeit nur sehr wenig Zeit bleibt, dann ist es auch einfach schon erholsam am Strand von Faro spazieren zu gehen oder entlang der Ria Formosa Fahrrad zu fahren, um neue Energie zu schöpfen und durchzuatmen. Die Ria Formosa ist ein Lagunensystem mit vielen mäandernden Kanälen. 1987 ist dieses faszinierende Ökosystem, das sich durch Wind und Wellen im ständigen Wandel befindet, als Nationalpark deklariert worden. Es dient unzähligen Fischarten als Kinderstube. Den Jungfischen bietet die Lagune Nahrung und sie können Schutz vor Räubern in den Seegraswiesen suchen. Ornithologisch Interessierte werden die Ria Formosa lieben, da sie von vielen verschiedenen Wasser- und Watvogelarten, Schreitvögeln und Flamingos als Rast- oder Überwinterungsstätte, oder sogar ganzjährig genutzt wird. So kann man dort z.B. den Großen Brachvogel, den Rosaflamingo, den Weißstorch, den Löffler und verschiedene Reiherarten beobachten. Das seltene Purpurhuhn, welches zu den Rallen zählt, ist der Wappenvogel des Nationalparks. Ich empfehle das Gepäck um ein Fernglas und eine Kamera zu bereichern.

Sonnenuntergang über der Ria Formosa mit dem Strand von Faro im Hintergrund

Für meine Masterarbeit durfte ich mehrfach verschiedene Stationen in der Ria Formosa beproben. Dabei habe ich das Organisieren von Ausfahrten, den Gebrauch von unterschiedlichen Netzen und den Umgang mit mehreren Geräten gelernt. Später im Labor stand das Erlernen der Bestimmung von Zooplankton, Makrozoobenthos und Meerbrassen im Vordergrund. Zusätzlich dazu wurden von mir fischereiwissenschaftlich wichtige Eckdaten erhoben und Fische präpariert, um gezielt Organe zur späteren Untersuchung konservieren zu können.

Juvenile Meerbrassen der Art Diplodus vulgaris

Fazit: Portugals Süden ist wunderschön, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, es scheint fast jeden Tag die Sonne und die Luft riecht nach Pinien. Empfehlenswert ist es mit Portugiesen zusammen zu wohnen, um mehr über ihre Kultur und Bräuche zu erfahren und einen langfristigen Kontakt zu erschaffen. Die Ausstattung in den einzelnen Laboren der Universität der Algarve ist sehr unterschiedlich und man sollte sich vorsichtshalber einen kleinen Vorrat der wichtigsten Laborutensilien von Zuhause mitbringen, um unabhängig arbeiten zu können. Die finanziellen Mittel, die einem dort zur Verfügung stehen, sind unter Umständen nicht dieselben, wie in Deutschland.

Die kleine Forschungsstation in Ramalhete mit Faro im Hintergrund

Ein Stelzenläufer in der Saline bei Ramalhete