Hallo,
Mein Name ist Mareike und ich studieren Integrierte Europastudien (B.A.) an der Uni Bremen, nun schon im 7. Semester. Anstatt direkt meine Bachelorarbeit zu schreiben, habe ich dazu entschieden den Abschluss noch etwas hinauszuzögern und noch ein freiwilliges Praktikum im Ausland zu absolvieren, um noch etwas Berufserfahrungen zu sammeln. Bei der Praktikumswahl habe ich mich für die Heinrich Böll Stiftung in Brüssel entschieden, da ich mich sehr für EU und Umweltpolitik interessiere und in der Arbeit der Stiftung beides vereint sah. Wie mir der Aufenthalt und die Arbeit in Brüssel gefallen hat, werde ich hier im Folgenden berichten.

Vorbereitung
Die Wohnungssuche gestaltete sich aus der Ferne für mich als schwierig. Es gibt viele verschiedene Websites auf denen Wohnungen angeboten werden, die meisten WGs findet man allerdings bei Facebook. Leider sind Wohnungen in der Nähe des EU Viertels sehr begehrt und dementsprechend teuer (unter 450 € findet man leider nichts). Daher habe ich mich entschieden, mir ein Zimmer in einem Wohnheim mit mehreren Studierenden und Praktikant*innen zu mieten. Dies bietet das Institut of Cultural Affairs im Stadtzentrum an (www.icab.be ). Das Wohnheim hat mich sehr gut gefallen und bot mir eine tolle Möglichkeit, andere Praktikanten aus der ganzen Welt kennen zu lernen. Ich kann das Wohnheim nur jedem anderen wohnungssuchenden in Brüssel empfehlen, die offen dafür sind, mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen zu wohnen.

Tätigkeit
Das Brüsseler Büro der Heinrich-Böll-Stiftung gestaltet die Kontakte der Stiftung zu den europäischen und internationalen Institutionen, Nichtregierungsorganisationen (NRO) und Verbänden, Industrie, der akademischen Welt, den diplomatischen Vertretungen und den Medien. Das Büro der Stiftung liegt in unmittelbarer Nähe zum Europaparlament und pflegt daher gute Kontakte zu den EU Institutionen und anderen politischen Stiftungen in Brüssel. Ich war hauptsächlich im Bereich „Europäische Politik“ tätig, aber auch stellenweise im Bereich „Europäische und internationale Klimapolitik“. Zu meinen Aufgaben zählte unter anderem die Unterstützung bei der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung und Durchführung verschiedener Veranstaltungen zu den Themen Europapolitik, Demokratie und Menschenrechte. Außerdem habe ich bei der Redaktion der Beiträge für den Blog „Reconnecting Europe” (http://reconnecting-europe.boellblog.org/) und die Webdossiers mitgewirkt. Neben allgemeinen Bürotätigkeiten, wie Abrechnung von Veranstaltungen und Unterstützung bei der Kooperation mit Externen, habe ich außerdem in Zusammenarbeit mit einem Mitpraktikanten einen eigenen Artikel zum Thema Emissionsminderung in der zivilen Raumfahrt verfasst, der in nächster Zeit auf der Website der Heinrich Böll Stiftung veröffentlicht wird. Zudem durfte ich an zahlreichen externen Veranstaltungen innerhalb des EU Umfeldes teilnehmen. Insgesamt waren die Tätigkeiten sehr abwechslungsreich. Die Atmosphäre im Büro war außerdem sehr angenehmen und locker, sodass das Arbeiten meistens viel Spaß gemacht hat. Besonders gefallen hat mir die internationale Atmosphäre und ständig mit neuen politischen Themen konfrontiert zu sein.

Leben in Brüssel
Brüssel ist eine kulturell sehr gemischte und lebendige Stadt. Mit 2/3 Ausländer-Anteil in der Stadt, ist es nach Dubai die zweit internationalste Stadt auf der Welt und das merkt man ständig. Allein im EU-Viertel, dass durch die dort ansässigen Institutionen und Stiftungen schon sehr international ist, trifft man ständig auf Menschen aller Welt. Gerne stolpert man auf einmal in ein komplett italienisches Café (von der Zeitung bis zu den Zigarettenmarken) und im nächsten Moment in einen finnischen Saunazubehör-shop. Läuft man nur ein paar hundert Meter weiter südlich landet man in Matongé, im afrikanischen Viertel, wo man durch die zahlreichen afrikanischen Märkte, Restaurants und Friseurläden schon fast vergisst in Belgien zu sein. Und möchte man doch die belgische Kultur kennen lernen, so laden die traditionelle Altstadt, wunderschöne Jugendstilbauten, zahllose Bars mit belgischen Bierspezialitäten und unschlagbare Pommesbuden zu einem Stadtbummel ein. Auch wenn die Stadt einige dunkle, eher dreckige Ecken hat und sehr smogbelastet ist, so gleicht sie meiner Meinung nach einem bunten Potpourri der Kulturen, in dem es immer etwas zu entdecken gibt. Denn auch kulturell boomt die Stadt mit zahlreichen Kunst-, Musik- und Kinoveranstaltungen, sodass sich auch die Wochenenden in Brüssel sehr gut genießen lassen. Leider sind die Lebenshaltungskosten jedoch um einiges höher als in Deutschland, deshalb lohnt es sich umso mehr, das Erasmus+ Stipendium in Anspruch zu nehmen.

Fazit
Für mich war das Praktikum in Brüssel eine tolle Erfahrung. Ich konnte mein Wissen im Bezug auf EU Politik vertiefen und wichtige Kontakte in Politik und Wissenschaft knüpfen. Brüssel als Stadt hat mir sehr gut gefallen und ich könnte mir gut vorstellen, für ein weiteres Praktikum oder Job zurück zu kehren.