Einleitung
Ich hatte mich für ein zweimonatiges Praktikum auf den Azoren entschieden, da ich Biologie Studentin bin und mich die Natur auf dieser Inselgruppe faszinierte. Die Azoren bestehen aus 9 Inseln und befinden sich mitten im Atlantik. Die Hauptinsel ist Sao Miguel, die Landessprache portugiesisch. Sie sind vulkanischen Ursprungs, was man schön an den Landschaftsformationen erkennen kann. Durch den Golfstrom herrscht das ganze Jahr über mildes Klima. Im Winter minimale 10°C und im Sommer maximale 29°C. Hinzu kommt, dass die Luftfeuchtigkeit recht hoch ist und sich somit 29°C um einiges wärmer anfühlt. Das Land ist geprägt vom Leben mit dem Meer. Es gibt viel Fischerei und Sportarten wie Segeln und Surfen sind ein beliebter Volkssport. Die Menschen dort leben im Sommer hauptsächlich vom Tourismus, so ist es nicht erstaunlich, dass dort fast jeder gutes Englisch spricht.

Mein Aufenthalt ging von Mitte August bis Mitte Oktober. Ich hatte mich für ein Praktikum in einer Whailwatching Organisation, die auch Forschung betreiben, entschieden. Da es mein berufliches Ziel ist in die Meeresbiologie zu gehen, wollte ich mir anschauen, wie die Arbeit aussieht in Verbindung mit den großen Meerssäuger Walen und Delphine.

Anreise
Nun ging es los am 15. August von Düsseldorf aus mit Direktflug nach Ponta Delgada der Hauptstadt von Sao Miguel. Mich begleitete ein riesiger Rucksack vollgepackt mit Schnorchelzeug, Neopren, warmen und kalten Klamotten und einem Surfboard, dass ich auf den Namen „Focus Spiralis“ ( abgewandelter Name einer Alge) getauft habe. Meine Gefühle waren gemischt, wie das immer so ist, wenn ich längere Zeit weggehe. Eine Mischung aus Abschiedsschmerz und Aufregung. Wie wird es dort sein? Werden die Leute nett sein bei denen ich arbeite? Wie wird die Arbeit sein? Und noch tausend Fragen mehr, die da einem im Kopf rumschwirren. Der Flug ging 4h und ein paar Minuten. Da ich die Nacht zuvor durchgemacht hatte um zum Flughafen zu kommen, war ich sehr müde. Das Flugzeug landete zur Mittagszeit in Ponta Delgada und schon ging die Aufregung los. Das Adrenalin schoss nur so durch meinen Körper, sodass jegliche Müdigkeit wie weggeblasen war. Freude machte sich breit. Ich hatte es geschafft. Ich war wirklich auf den Azoren.

Nun ging es mit dem Taxi vom Flughafen direkt zum Hafen von Ponta Delgada, dort befand sich mein zukünftiger Praktikumsplatz. Der Taxifahrer hieß mich herzlich willkommen auf den Azoren und gab mir eine Einführung in die azorischen Begebenheiten in fließendem Englisch. Die letzten Meter zu Sea Colors legte ich zu Fuß zurück, was ein Akt war mit all dem Gepäck. Dort angekommen wurde ich nett von den anderen Mitarbeitern begrüßt. Musste allerdings noch auf die Chefin warten, die noch auf Bootstour war, da mein neues Haus ein Boot sein sollte, dass ihr und ihrem Ehemann gehörte. Wenig später traf sie ein und nach einer kurzen Erklärung konnte ich in mein neues zu Boote einziehen. Das Abenteuer Azoren konnte beginnen.

Praktikum bei Sea colors azores
Sea colors ist eine kleines familiäre Unternehmen, dass Touren anbietet um Wale und Delfine zu beobachten. Geführt wir das Unternehmen von einem Ehepaar. Für die Ausflüge wird ein Searip benutzt, ein Motorboot das platz für 12 Personen bietet. Damit auch garantiert ist, dass man Wale und Delfine sieht, gibt es einen Ausschauhalter an Land, der mit einem Fernglas das Meer absucht. Dies ist je nach Sicht ein schwieriges bis sehr schweres Unterfangen. Da Wellenbewegungen schnell mit den walartigen verwechselt werden können. Bei gutem Wetter ist die Sicht klar bis 50km aufs Meer hinaus.

Die Touren gehen 2h bis 5h und man fährt Teilweise bis auf die andere Seite der Insel, je nachdem wo sich die Tiere befinden. Es werden 2 Touren pro Tag gemacht, wenn das Wetter es zu lässt. Vor jeder Tour gibt es einen Vortrag über Tiere die man sehen kann auf dem Wasser und wie man sich verhält. Sea colors hat auch die Möglichkeit geboten, mit Delphinen zu schwimmen. Dies hing aber von dem Verhalten und der Laune der Delphine ab. Wenn die Delphine eher scheu waren, ließ man sie in ruhe. Um ins Wasser zu gehen musste man sich vorsichtig ins Wasser gleiten lassen, damit sich die Delphine nicht erschrecken, vom Boot aus wurde man dann in Richtung der Delphine geleitet. Meine Aufgaben bei Sea colors waren, dass in Empfang nehmen der Klienten, das Anwerben der Klienten, das Ausstatten der Teilnehmer und die Daten Aufnahme der Tier und deren Verarbeitung. Hauptsächlich wurde englisch gesprochen. Manchmal wurde auch Französisch gebraucht, was ich dann übernahm.

Die Tourteilnehmer wurden mit Jacken, Hosen, Neopren und Schnorchelzeug ausgestattet. August und September war Hochsaison und das Wetter war gut. Es gab viel zu tun. Wenn platz auf dem Boot war, fuhr einer von uns Studenten mit und notierte die Daten der Tiere. Es wurde der ersten Sichtung notiert, das Verhalten der Tiere, um wie viele Tiere es sich handelt, wie lange wir sie begleitet haben, welche Art, wann und wo wir sie verlassen haben. Die Arbeit auf dem Wasser war großartig. Es war immer wieder ein erstaunliches Erlebnis diesen Tieren zu begegnen. Zu dieser Zeit des Jahre konnte man Hauptsächlich den gemeinen Delphin, den atlantischen Fleckendelphin,den großen Tümmler, ab und zu Risso Delphine, sehr selten Seiwale und Pottwale, sehen. Die Arbeit begann um 8 Uhr und endete um 16 Uhr nachmittags, fünf Tage die Woche. Wenn ich nicht mit auf dem Boot war, dann war ich im Büro und habe die bereits gesammelten Daten auf einer Internetseite eingegeben, genannt Monicet (http://www.monicet.net/en) und/oder Fotos von Walfluken identifiziert.

Die gesichteten Tiere

Der gemeine Delphin
Der gemeine Delphin (Delphinus delphis) ist recht klein 1,70m-2,40m und hat eine recht auffällig gefärbte Haut, mit gelb und weiß gefärbten Seiten. Sie kamen in großen Gruppen vor oft mit jungen Kälbern. Die Delphine kamen gerne näher ans Boot, um auf der Bugwelle zu reiten und wirkten sehr verspielt. Auch war ich einmal mit ihnen im Wasser. Da Delphine sehr schnell sind sieht man sie nur für paar Sekunden. Man kann sie allerdings unter Wasser hören.

Der große Tümmler
Der große Tümmler (Tursiops truncatus) kommt in allen Ozeanen vor, so auch auf den Azoren. Er ist größer als der gemeine Delphin ca 2m-4m Länge kann dieser erreichen und eine graue Hautfarbe. Sie legten ein ähnliches Verhalten wie der gemeine Delphin an den Tag. Tatsächlich war es recht schwierig die Tiere zu zählen, da immer nur ein Teil an der Oberfläche war und während die einen abgetaucht sind, sind die anderen aufgetaucht.

Risso Delphine
Die Risso Delphine (Grampus griseus) sind recht groß werden bis 4 m lang und sind leicht zu erkennen an ihrem melonenförmigen Kopf. Ich sah sie einmal innerhalb der 2 Monate meines Aufenthalts. Sie legen ein sehr ruhiges verhalten an den Tag. Sie bewegen sich eher langsam, wenn sie am reisen sind. Ihr Körper ist je nach alter mehr oder weniger bedeckt mit Flecken und Narben. Die ältesten Tier sind fast weiß.

Seiwale
Der Seiwal (Balaenoptera borealis) gehört zu den Furchenwalen mit einer Länge von 12-16m. Sie ghören zu den Bartenwalen und haben Hornplatten (Barten) statt Zähnen. Sie sind von der Oberseite grau gefärbt, wohingegen die Unterseite weiß ist. Der Körper ist schlank geformt, aber was auffällt ist, dass die Fluke im Verhältnis zum Körper recht klein ist. Ich hatte diese Art allerdings auch nur einmal gesehen. Als wir davon hörten das Seiwale gesichtet wurden, sind wir auch raus, leider waren da auch ganz viele andere Boote

Pottwale
Der Pottwal (Physeter macrocephalus) gehört zu den Zahnwalen und wir bis zu 20 m groß werden, wobei sich das bei Männchen und Weibchen unterscheidet. Weibchen erreichen eine Länge von 12 m. Sie sind einfach zu identifizieren durch den Kopf der an einen Topf erinnert, daher der Name, und das Blasloch befindet sich nicht mittig auf dem Kopf, sonder ist etwas nach links verschoben. Außerdem, wenn man sie an der Oberfläche sieht, sehen sie aus wie U-Boote. Sie erscheinen verspielt und springfreudig, trotz ihres riesigen Körpers. Diese Wale können bis auf eine Tiefe von 2000m hinabtauchen. Dort Jagen sie Tintenfische. Bevor sie Abtauchen heben sie die Fluke und verharren eine millisekunden um dann ca. 40 Minuten abzutauchen.

Die Pottwale scheinen Köperkontakt sehr zu mögen und reiben dabei ihre Körper aneinander. Hauptsächlich leben sie in Gruppen, aber ab und an haben wir auch einzelne Tiere angetroffen.

Begleitende Tiere auf dem Wasser waren Gelbschnabel Sturmtaucher, Hammerhaie, Schildkröten, Dolphin Fish, Fliegende Fische und Möwen. Wenn man etwas von belang gesehen hatte wurde darauf Rücksicht genommen und zu der Stelle gefahren. Der Gelbschnabel Sturmtaucher hatte einen sehr markanten Schrei der etwa so ging „Au au auuuua“, was einen beim ersten hören erschrecken kann, da es sehr menschlich klingt.

Das Leben auf dem Boot
Auf dem Boot gab es keinen Kühlschrank, man musste also alle zwei Tage einkaufen gehen. Dusche und WC befanden sich auf dem Festland und gehörte zum Hafen dazu. Um in den Hafen und die Sanitären Anlagen zu kommen, bekam ich eine Magnetkarte. Ich befreundete mich mit dem Bootsnachbar, sodass ich ab und zu in den Genuss eines kurzen Toiletten Weges kam. Fließendes Wasser gab es an der Anlegestelle. Das leichte Schaukeln des Bootes war sehr angenehm. Dies veränderte sich, als die Stürme kamen. Eine Nacht konnte ich kaum Schlafen, da es ein einzige hin und her gerucke war mit knarzenden Tauen. Doch ausgenommen der stürmischen Nächte, lebt es sich gut auf dem Boot. Das Segelboot auf dem ich lebte „ La Magre“ (die Hexe), war nicht mehr segeltüchtig und lag nur als Wohnort im Hafen. Ich lief so gut wie immer Barfuß auf den Azoren und hatte bald Steinharte Hornhaut.

Die Abreise
Der Abschied viel mir nicht schwer, da ich das Gefühl hatte, wieder zu kommen und mir meine WG in Bremen sehr gefehlt hat, auch wenn ich zwischendurch Besuch hatte. Doch habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, und bin stolz und froh zurück gekehrt. So ging es wieder mit dem Direktflug nach Düsseldorf.