Planung/Bewerbung
Während ich meine Masterarbeit geschrieben habe, wurde mir klar, dass ich nach dem Studium noch einmal ins Ausland möchte, bevor ich mein Referendariat beginne. So wollte ich einen Ausgleich zum Stress der Abschlussarbeit finden und zudem auch noch mein Englisch auffrischen. Darüber hinaus habe ich das Praktikum als Chance gesehen, um Einblicke in das englische Schulsystem zu erhalten.

Eine Freundin erzählte mir von der Möglichkeit, eine Fremdsprachenassistenz an Schulen zu absolvieren. Daher habe ich mich während der letzten Phase des Master-Studiums initiativ an Schulen in England beworben. Ich habe mich im Internet informiert und nahm Städte wie Brighton, Bristol und Cardiff in meine engere Auswahl. Anschließend habe ich verschiedene Schulen in diesen Städten angeschrieben – wohlgemerkt nur die, die Deutsch als Fremdsprache anbieten.

Da ich mich relativ spät beworben habe, hatte ich zunächst kein Glück. Daher habe ich den Radius um weitere Städte wie Portsmouth und Leeds erweitert. Weil nach vier Wochen immer noch keine Zusage kam, habe ich mich letztendlich dazu entschieden, mich auf einen Praktikumsplatz für ein freiwilliges, unbezahltes Praktikum zu bewerben. Nach kurzer Zeit kam dann eine Zusage aus Portsmouth. Also als Tipp: Wenn ihr euch auf eine unbezahlte Position bewerbt, sind die Erfolgschancen dafür, einen Platz zu bekommen, größer.

Anreise
Angereist bin ich aus Bremen mit Ryanair und mein Flug ging nach London Stansted. Da man mit dem Flieger nicht direkt nach Portsmouth kommt, war dies die praktischste Alternative. Um von Stansted nach Portsmouth zu gelangen, habe ich den Bus (National Express) genommen. Die Fahrt war komfortabel und günstig, hat allerdings mit einem Umstieg in London Victoria knapp fünf Stunden gedauert. Falls ihr also schneller nach Portsmouth kommen wollt, empfehle ich euch entweder nach Heathrow zu fliegen oder mit dem Zug weiterzureisen, welcher aber deutlich teurer ist (obwohl sich bei der Zugverbindung auch eine frühzeitige Buchung übers Internet lohnt).

Zahlen im Ausland/ Kreditkarte
Zunächst ist es ratsam, Geld nicht am Flughafen umzutauschen, da der Umtausch dort wesentlich teurer ist. So habe ich 150 € umgetauscht und dafür nur ca. 100 € bekommen. Es empfiehlt sich also entweder im Voraus genug Pfund dabei zu haben, oder aber Geld per Kreditkarte/Girokonto an den Geldautomaten im Zielland abzuheben. Ob ihr gebührenfrei Geld abheben könnt, hängt von der Bank ab, bei der ihr ein Konto habt.

Unterkunft
Die erste Woche habe ich in einem Hostel verbracht, um von dort aus nach einer Wohnung für die drei Monate zu suchen. Hierzu nutzte ich die Website SpareRoom.co.uk, welche meiner Meinung nach sehr übersichtlich und praktisch ist. So fand ich ein paar Wohnungen, die ich auf meine Favoritenliste gesetzt habe. Schon bei der 2. Besichtigung hatte ich Glück und fand ein Top-Zimmer in einer 5er-WG in Southsea, dem beliebtesten Stadtteil in Portsmouth. Die Kaution wird übrigens vom DPS (Deposit Protection Scheme) verwaltet, was aber alles sehr übersichtlich und seriös ist.

Ich wohnte glücklicherweise nur mit Engländern zusammen, wodurch ich zusätzlich sehr viel Englisch sprechen konnte. Ein Nachteil ist, dass es in England gängig ist, dass die VermieterInnen die zukünftigen MitbewohnerInnen auswählen, man selbst also keinen Einfluss auf die Auswahl hat. Auf der anderen Seite ist dies auch ein Vorteil, weil es die Abwicklung des Einziehens erheblich erleichtert, da man sich die Zeit für ein aufwendiges WG-Casting sparen kann.

Praktikum
Informationen über die Schule:
Ich habe mein Praktikum an der Admiral Lord Nelson School, einer gemischten koedukativen (Jungen und Mädchen werden gemeinsam unterrichtet) Sekundarschule im Nordosten des „Portsmouth Island“ absolviert. Hier habe ich eine Fremdsprachenassistenz im Fach Deutsch mit einem Umfang von zwölf Wochenstunden durchgeführt. Ich habe primär mit der Sprachabteilung der Schule zusammengearbeitet. An der Schule werden die Fremdsprachen Spanisch, Französisch und Deutsch unterrichtet – von Klasse 7 (Alter 11) bis Klasse 11 (Alter 16). Eine Schulstunde dauert an der Schule 60 Minuten. Insgesamt gibt es bis zu fünf Schulstunden pro Tag und der Unterricht endet am Nachmittag.

Aufgabe: Vorbereiten auf mündliche Prüfung
Ich habe verschiedene Aufgaben während meines Praktikums übernommen. Die Neuntklässler habe ich z. B. individuell oder in 2er-Teams über zwei Wochen hinweg auf die mündliche Prüfung im Fach Deutsch am Ende der 10. Klasse vorbereitet. Hierzu haben die SuS von der Lehrkraft Fotokarten mit verschiedenen Fragen zu den Themen Weihnachten und Geburtstagsfeier bekommen, die sie dann für das Gespräch mit mir vorbereiten sollten. Anschließend habe ich die SuS dann gefragt und sie mussten auf Deutsch versuchen, die Fragen zu beantworten. Am Ende habe ich den SuS dann Feedback gegeben, mithilfe dessen sie in den jeweiligen sprachlichen Bereichen weiterarbeiten konnten.

Aufgabe: Individuelle Unterstützung im Unterricht
Eine weitere Aufgabe stellte die individuelle Unterstützung der SuS während Arbeitsphasen im Unterricht dar. So habe ich bei Unklarheiten geholfen, Texte der SuS kontrolliert und Feedback gegeben und den SuS Tipps gegeben. Insbesondere durch diese individuelle Betreuung habe ich meine sprachlichen Fähigkeiten im Bereich der alltagsnahen Kommunikation verbessert, da ich ausschließlich auf Englisch mit den SuS gesprochen habe.

Aufgabe: Unterrichten
Zudem habe ich ein paar Unterrichtsstunden in Form eines Co-Teachings mit zwei verschiedenen Lehrkräften im 11. Jahrgang durchgeführt. Hier ging es um das Thema Umweltschutz am Beispiel von Mülltrennung. Außerdem habe ich die Lehrkräfte als Native Speaker in Bezug auf ihren Unterricht unterstützt, bspw. durch das Korrigieren von unterrichtsrelevantem Material.

Durch meine Tätigkeiten habe ich viel dazugelernt und wertvolle Erfahrungen sammeln können. Zudem habe ich das Englische Schulsystem kennengelernt und konnte es mit dem Deutschen System vergleichen. Dies schließt ganz verschiedene Bereiche ein, wie bspw. die Schulkultur (Umgang der verschiedenen Akteure miteinander, etc.), aber auch methodische Aspekte und die Organisation des Unterrichts.

Leben in Portsmouth
Portsmouth ist eine schöne mittelgroße Hafenstadt im Süden Englands. Besonders hat mir die lange Küstenlinie am Meer gefallen, wo man mit dem Fahrrad von Southsea aus in weniger als 10 Minuten ist. An einem schönen Kiesstrand (durchgängig) hat man bei heißen Sommertemperaturen das Gefühl an den Stränden Portugals zu sein.

Praktisch ist auch die Anbindung zu London und Brighton. Beide Städte sind in 1,5 Stunden von Portsmouth mit dem Zug erreichbar. Ein Return-Ticket nach Brighton kostet derzeit 16 Pfund, nach London und zurück kommt man je nach Verbindung und frühzeitiger Buchung für 18 bis 49 Pfund. Auch ein Ausflug nach Bristol lohnt sich, Bristol ist eine sehr lebendige Stadt. Mit dem Zug kommt man in 2,5 Stunden dorthin. In London und Bristol kann ich insbesondere die Street Art Walking Tours (in London die kostenlose) empfehlen! So könnt ihr die Städte auch fernab der typischen touristischen Plätze kennenlernen. Aber auch „direkt um die Ecke“ von Portsmouth gibt es sehenswerte und schöne Orte, wie z. B. die Region um das „Rowland’s Castle“ (mit dem Regionalzug in 20 Minuten erreichbar) oder die „Isle of Wight“, welche mit der Fähre schnell zu erreichen ist.

In Portsmouth selbst kann ich Southsea empfehlen. Hier gibt es eine Reihe an gemütlichen Cafés und lebendigen Kneipen. Hier kann man abends auch sehr gut ausgehen. Gute Adressen sind die „Fat Fox Bar“ und die „Emporium Bar“. Ebenfalls ist ein Besuch zum Hafen („Portsmouth Historic Dockyard“) ein absolutes Muss, da Portsmouth für seine maritime Geschichte bekannt ist. Man kann hier zwischen elf verschiedenen Attraktionen wählen, welche historische Bauten, Schiffe und zudem eine Tour mit dem Boot durch das Hafengebiet einschließen. Ein Jahresticket kostet 31 Pfund und lohnt sich, wenn man für längere Zeit in Portsmouth ist.

Portsmouth ist zwar keine Großstadt, aber doch weitläufiger als man denkt, wodurch Fußmärsche lang werden können. Daher empfiehlt es sich ein Fahrrad mitzunehmen (Flugzeug oder separat per Paketservice) oder dort zu kaufen. Ich habe ein Top-Rad für 180 Pfund bei „BikeULike“ ergattert und am Ende meines Praktikums nach Deutschland geschickt, weil ich es behalten wollte.

Fazit
Rückblickend kann ich sagen, dass der Auslandsaufenthalt eine bereichernde Erfahrung für mich war. Im Rahmen des Praktikums konnte ich das Sprachenlernen und -unterrichten aus einer mir zuvor völlig fremden Perspektive (Englisch als Unterrichtssprache, Deutsch als Zielsprache) betrachten. Hierdurch habe ich Englisch als Sprache auch nochmal viel besser verstanden. Zuvor dachte ich immer, dass es ganz verschiedene Wege gibt, etwas im Englischen auszudrücken. Natürlich gibt es diese – aber durch den Unterricht habe ich erkannt, dass es für bestimmte inhaltliche Situationen ganz klare Formulierungen gibt. Somit habe ich wichtige Kompetenzen gefördert, die ich als Lehrkraft später einsetzen kann.