Hallo, mein Name ist Jana und ich war im Wintersemester 2016/17 in Reims als Fremdsprachenassistentin am lycée Jean JaurÚs (6h/Woche), am lycée Libergier (3h/Woche) und am lycée Colbert (3h/Woche).

Erste Schritte

Reisevorbereitungen: Bevor ich nach Reims gekommen bin, habe ich mir schon online bei free eine Simkarte bestellt. Davon wĂŒrde ich aber abraten, weil es wesentlich einfacher ist, sich einfach im free-Shop eine aus dem Automaten zu ziehen. Ich kann free sehr empfehlen, habe aber auch von Bouygues Gutes gehört. Außerdem habe ich mir an meiner UniversitĂ€t einen internationalen Studentenausweis geholt. Der kostet 15 Euro und ist sehr nĂŒtzlich, da es in Frankreich recht viele VergĂŒnstigungen fĂŒr Studenten gibt. Außerdem habe ich Passfotos und Kopien aller wichtigen Dokumente mitgenommen. Außerdem habe ich schon Material gesam melt, das fĂŒr den Unterricht nĂŒtzlich sein könnte: Reisekataloge, Werbung, CDs, BĂŒcher usw.

Unterbringung: Als ich Fremdsprachenassistentin am LycĂ©e Jean JaurĂšs war, gab es insgesamt fĂŒnf Assistenten, aber nur drei UnterkĂŒnfte. Ich habe in einem Studio direkt an der Schule gewohnt, ich kenne aber auch einige andere, die sich eine WG gesucht haben. Um dir eine zu suchen, kann ich dir Websites wie boncoin.fr oder appartager.fr empfehlen. Das Studio in der Schule ist 11m2 groß und möbliert (Bett, Schreibtisch, KĂŒchenzeile mit Herd und Mikrowelle und KĂŒhlschrank, Regale, Kleiderschrank). Es hat ein eigenes kleines Badezimmer mit Wasch becken und Dusche, nur das WC und den Eingang muss man sich mit dem Nachbarn (in mei nem Fall der britische Fremdsprachenassistent) teilen. Die Warmmiete betrĂ€gt 149 Euro und es muss eine Kaution von 149 Euro hinterlegt werden. Es ist möglich, bereits die gesamte Miete vor Antritt der Assistenz an die Schule zu ĂŒberweisen. Das Studio ist zwar recht klein, aber fĂŒr eine Person vollkommen ausreichend.

Verkehrsanbindung: Vom lycĂ©e Jean JaurĂšs ist die Innenstadt zu Fuß zu erreichen, wenn man aber lieber mit dem Bus fahren will, ist das auch kein Problem. Das Busnetz ist ziemlich gut ausgebaut und es gibt eine Tram, die auch durch die Stadt fĂŒhrt. Das Ticket fĂŒr eine Stunde kostet 1,60 Euro, aber es gibt auch 10er Karten und Monatsabonnements (fĂŒr Studenten gĂŒns tiger, also auf jeden Fall an den internationalen Studentenausweis denken!). Das Unternehmen heißt CITURA, auf der Internetseite kann man sich ĂŒber alle Tarife informieren. Eine carte jeune der SNCF ist auch auf jeden Fall empfehlenswert. Sie kostet 50 Euro pro Jahr und damit bekommt man bei den Zugtickets sehr gute Rabatte. Wenn man also öfter mal mit dem Zug unterwegs sein will, lohnt sie sich auf jeden Fall. Reims hat zwei Bahnhöfe: den Gare Centre und den TGV-Bahnhof Champagne Ardenne, von wo die meisten ZĂŒge des Fernverkehrs abfahren. Da kommt man entweder mit dem Zug, der Tram oder dem Bus hin.

Ankunft an den Schulen: Die Schulen in Frankreich sind alle gesichert und nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Kommt man außerhalb der Zeit, kann man aber auch klingeln und sich beim Accueil melden. Ich habe Treffen mit einigen Lehrern verabredet, die mich dann anderen Leh rern und der Schulleitung vorgestellt haben und mich durch die Schule gefĂŒhrt haben. Bei der Ankunft an den Schulen muss man einigen Papierkram unterschreiben, aber das ist schnell er ledigt. Normalerweise bekommt man dann auch Codes fĂŒr die Computer und Kopierer, SchlĂŒs sel usw. Auf Nachfrage bekommt man auch Stifte fĂŒr die Whiteboards. SchĂŒlerlisten wurden mir auch von den jeweiligen Lehrern ausgehĂ€ndigt.

PĂ€dagogische Erfahrungen

Einsatz im Unterricht und andere AktivitĂ€ten: An allen drei Schulen wurde ich von den Kollegen sehr herzlich und freundlich aufgenommen und alle waren sehr hilfsbereit. Einige Lehrer haben mir völlig freie Hand bei der Auswahl der Themen/Materialien gegeben, andere haben mir empfohlen, mich ein wenig nach den im Unterricht behandelten Themen zu richten. Ich habe meinen Unterricht immer alleine vorbereitet, hĂ€tte jedoch immer auf die Hilfe der Leh rer/innen zurĂŒckgreifen können.

Am Anfang ist es noch recht schwer, die SchĂŒler und den Unterricht einzuschĂ€tzen. So ging es mir auf jeden Fall. Ich habe das Niveau der SchĂŒler ĂŒberschĂ€tzt und kam mit der Zeit nicht immer klar, aber das pendelt sich dann von selbst ein. Mit dem Unterrichten habe ich erst nach den Herbstferien angefangen, da ich vorher erst nur hospitiert habe. Die meisten meiner Grup pen waren sehr klein (3-8 SchĂŒler/innen), nur wenige Gruppen wĂ€ren grĂ¶ĂŸer (ca. 14). Im Nor malfall wird die Klasse halbiert und man bekommt in der einen Woche die eine HĂ€lfte und in der nĂ€chsten die zweite. So kann man die Unterrichtsvorbereitung zweimal benutzen.

Ich habe einige Zeit gebraucht, um herauszufinden, welchen Klassen ich was zumuten kann. Denn Seconde ist nicht gleich Seconde, Terminale ist nicht gleich Terminale. Von den großen Unterschieden im Sprachniveau war ich sehr ĂŒberrascht. Das macht es auch nicht immer einfach, eine AktivitĂ€t fĂŒr eine Lerngruppe zu finden, die alle SchĂŒler mitnimmt.

Was bei mir eigentlich meistens gut geklappt hat, das waren AktivitĂ€ten, bei denen die SchĂŒler ihre Fantasie benutzt haben, zum Beispiel, beim Ausdenken einer Biographie. Auch habe ich öfter etwas zu deutscher Musik oder zu deutschen Traditionen gemacht. Ich habe auch immer versucht, den grĂ¶ĂŸten Teil des Unterrichts mĂŒndlich zu halten, damit die SchĂŒler und SchĂŒlerinnen möglichst viel sprechen und davon profitieren, sich mit einem Muttersprachler zu unterhalten. Nach einiger Zeit kann man die SchĂŒler und SchĂŒlerinnen und deren Niveau dann besser einschĂ€tzen und man hat eine Idee davon, was gut funktioniert und ihnen Spaß macht.

Die Disziplin hat in manchen Klassen leider ab und zu ein wenig zu wĂŒnschen ĂŒbriggelassen. Auch wenn ich mich meistens durchsetzen und meinen Unterricht durchziehen konnte, kamen ab und an auch Stunden vor, in denen es gar nicht ging. In solchen FĂ€llen kann man aber mit den Lehrern darĂŒber sprechen und falls es sich nicht bessert, bekommt man eine andere Gruppe, was bei mir zum GlĂŒck nicht der Fall war, da sehr unruhige und undisziplinierte Stunden eher selten waren.

Falls dir mal die zĂŒndende Idee fĂŒr eine Unterrichtsstunde fehlt, ist die Webseite isl-collec tive.com unheimlich nĂŒtzlich! Dort findest du kostenloses Arbeitsmaterial, das auch ich öfter benutzt habe (z.B. RĂ€tsel, GrammatikĂŒbungen, Texte etc.).

Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich fĂŒr jede Gruppe genau aufzuschreiben, was man das letzte Mal gemacht hat, da man sonst völlig durcheinanderkommt. Ich hatte zum Beispiel mehr als 12 verschiedene Klassen, da kann man sich einfach nicht alles merken.

Abgesehen vom regulĂ€ren Unterricht habe ich auch an AusflĂŒgen teilgenommen, zum Beispiel ins Kino oder Theater. Begleitpersonen fĂŒr solche AusflĂŒge werden meistens hĂ€nderingend ge sucht. Das ist immer eine nette Abwechslung.

Betreuung durch LehrkrĂ€fte: GrundsĂ€tzlich waren alle Lehrer mir gegenĂŒber immer hilfsbereit. Einige Lehrer haben sich eine genaue Absprache mit mir gewĂŒnscht, andere haben mir ganz freie Hand gelassen, nach dem Motto „Hauptsache, sie reden ein wenig deutsch”. So konnte ich viele verschiedene Sachen ausprobieren, was mir sehr gefallen hat.

Persönliche EindrĂŒcke

Soziale Kontakte: Auf dem SĂ©minaire d’accueil hat man sehr schnell viele Leute kennengelernt. Aus diesen Bekanntschaften haben sich dann im Laufe der Monate enge Freundschaften entwickelt, was mir meine Zeit in Frankreich nur noch schöner gemacht hat. Wir haben viel zusam men unternommen und uns ausgetauscht. Ich persönlich habe viel mit Assistenten aus Épernay, der deutschen Praktikantin an der Schule und meinem britischen Nachbarn unternommen. Aber auch andere Assistenten hat man ab und zu in Kneipen oder in der Innenstadt getroffen.

Freizeit: Es gibt zahlreiche Kneipen, Bars, CafĂ©s und Restaurants, in denen man gut essen und trinken kann. Außerdem gibt es Kinos und auch shoppen kann man in Reims sehr gut. Paris ist mit dem TGV nur 50 Minuten entfernt, das lohnt sich also natĂŒrlich auch fĂŒr einen Tag. Wir haben auch einige ChampagnerhĂ€user besichtig (z.B. Taittinger, Mumm) und waren im Planetarium. In den Schulferien hat man auch frei und kann entweder nach Hause fahren oder zum Beispiel Frankreich ein wenig erkunden. Épernay und Troyes sind auch auf jeden Fall einen Abstecher wert.

Fortbildungsmöglichkeiten: Auf dem SĂ©minaire d’accueil werden organisatorische und pĂ€dagogische Angelegenheiten geklĂ€rt. Es wird erklĂ€rt, wie das mit der Krankenversicherung funktioniert usw. und man lernt, was man mit den SchĂŒlern machen und von ihnen erwarten kann. Wir haben auch einige Arbeitsmaterialien und Unterrichtsideen bekommen. WĂ€hrend des Seminars ist man im CIS untergebracht, einer Art Jugendherberge. Neben diesem Seminar gibt es noch ein weiteres (in meinem Fall im November), auf dem sich die Assistenten austauschen und gegenseitig berichten können. Außerdem werden einem im Laufe der Zeit weitere Fortbil dungen angeboten, von denen ich allerdings keine wahrgenommen habe.

Organisatorisches

Kindergeld: Als Fremdsprachenassistent bekommt man weiterhin Kindergeld. Ich brauchte da fĂŒr eine Bescheinigung von meiner Uni, dass diese 6 Monate mein obligatorisches Auslandsse mester sind.
Bank: Es stehen unheimlich viele Banken zur VerfĂŒgung. Ich habe mich (mehr durch Zufall, da diese gerade geöffnet war) fĂŒr die Bank CrĂ©dit Mutuel entschieden und bin sehr zufrieden. Um in Frankreich ein Bankkonto zu eröffnen, muss man einen Termin ausmachen, was schon mal ein paar Wochen dauern kann (es ist also clever, das schon zu Hause zu machen am Tele fon). Bei CrĂ©dit Mutuel haben wir (mein Nachbar und ich) allerdings schon nach zwei Tagen einen Termin bekommen und das Konto zu eröffnen ging dann ohne Probleme mit der Hilfe der sehr netten Bankangestellten (es war die Filiale in der Innenstadt). Ich bin sehr zufrieden mit der Bank, man muss aber wissen, dass jeder, der dort ein Konto hat, 15 Euro in die Bank „investieren” muss, die einem aber wieder ausbezahlt werden, wenn man das Konto kĂŒndigt. Auch von der BNP Paribas habe ich nur Gutes gehört, viele Fremdsprachenassistenten waren dort. Von der Banque postale wurde mir abgeraten. Ich wĂŒrde auf jeden Fall empfehlen, erstmal eine Kreditkarte mitzunehmen, die hat mir sehr geholfen. Vor allem auch, da ich meine carte bancaire erst haben konnte, als Geld auf meinem französischen Konto war (man kann natĂŒrlich etwas von zu Hause ĂŒberweisen, aber ich habe auf mein erstes Gehalt gewartet). Mit einer Mastercard kann man hier aber eigentlich ĂŒberall bezahlen.

Versicherungen: Es ist in Frankreich Pflicht, eine Hausratsversicherung abzuschließen. In mei nem Fall hat sich die SekretĂ€rin darum gekĂŒmmert. Wir wurden dann bei der MAIF versichert. FĂŒr die SĂ©curite sociale, also die gesetzliche Krankenversicherung muss man nur ein Dokument ausfĂŒllen und einige Unterlagen beifĂŒgen: Kopie der Geburtsurkunde (es reicht, wenn sie auf Deutsch ist), Kopie des Personalausweises, ArrĂȘtĂ© de nomination (das dir die Aka demie Reims zuschickt) und den RIB (das ist ein Dokument, das du bei der Bank erhĂ€ltst, auf dem deine Bankdaten stehen). Die Krankenversicherung deckt allerdings nicht alle anfallenden Kosten ab. HierfĂŒr kann man eine Zusatzversicherung abschließen. Wir haben ein besonderes Angebot von der MGEN bekommen, das man auf jeden Fall ausnutzen sollte.

Persönliches Fazit

Ich kann wirklich sagen, dass ich eine sehr schöne Zeit in Reims verbracht habe und meine Entscheidung nicht bereue, die Fremdsprachenassistenz zu machen. Ich mag die Stadt wirklich gerne und auch die Arbeit mit den SchĂŒlern und SchĂŒlerinnen hat mir meistens viel Freude bereitet. Ich habe fĂŒr mein Studium und fĂŒr meinen spĂ€teren Beruf sehr viele wertvolle Erfahrungen gemacht, die mir bestimmt noch oft nĂŒtzlich sein werden.

Was ich manchmal ein wenig störend fand, war, dass ich an drei Schulen gearbeitet habe. Zum einen gibt es dadurch mehr SchlĂŒssel, Codes und Papierkram; andererseits hatte ich dadurch auch das GefĂŒhl, an keiner Schule so richtig integriert gewesen zu sein. Wenn man nur einmal in der Woche in der Schule ist, lernt man das Kollegium der anderen FĂ€cher einfach nicht so gut kennen.

NatĂŒrlich gibt es auch mal Momente, in denen man lieber nach Hause fahren wĂŒrde, zum Beispiel, wenn sich das Heimweh meldet, aber ich habe zum GlĂŒck sehr gute Freunde hier gefun den, mit denen ich so viele lustige Sachen erlebt habe, dass solche Momente dann doch wieder schnell vergessen waren.