Im Rahmen des Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Bremen habe ich ein Praktikum in einem international agierenden Unternehmen in Aalborg (Nordjütland, Dänemark) absolviert. Nachfolgend sollen kurz das Arbeiten und Leben in Dänemark sowie die vorbereitende Planung des Aufenthalts im Norden des kleinsten skandinavischen Landes beschrieben werden.

Organisatorisches vor dem Praktikum

Bei Recherchen zu meiner Bachelorarbeit bin ich auf eine Stellenausschreibung meines späteren Praktikumsunternehmens gestoßen und habe mich nach zwei Onlinebewerbungsgesprächen erfolgreich auf diese Tätigkeit beworben. Bei dem Unternehmen handelte es sich um ein großes mittelständisches Unternehmen mit ungefähr 240 Mitarbeitern.

Als Bürger der Europäischen Union wird für die Ausübung einer Tätigkeit in Dänemark kein Visum benötigt. Bei einem längeren Aufenthalt als drei Monate ist jedoch die Registrierung bei der „Statsforvaltning“ und eine Aufenthaltsgenehmigung notwendig. Alle relevanten Dokumente können auf der Internetseite dieser Behörde abgerufen und bereits vorab per E-Mail eingereicht werden. Des Weiteren sind diese Dokumenten nicht nur auf Dänisch, sondern auch in englischer Sprache verfasst. Weitere Informationen gibt es unter: http://www.statsforvaltningen.dk/site.aspx?p=6394.

In Aalborg sollte dieser Bewerbungsprozess normalerweise innerhalb von drei Wochen abgeschlossen sein. Wenn diese Unterlagen kurz oder während des Semesterbeginns in Aalborg eingereicht werden, kann dieser Vorgang jedoch auch etwas länger dauern. Um ein dänisches Gehalt zubekommen, ist es erforderlich, die persönliche Identifikationsnummer „CPR“ zu beantragen. Ab einem Aufenthalt von 3 oder mehr Monaten in Dänemark kann ein Antrag für diese Nummer gestellt werden. Mit dieser Identifikationsnummer ist das Leben in Dänemark um einiges leichter und neben dem Erhalt der dänischen Krankenversicherungskarte können u.a. Verträge abgeschlossen oder ein kostenloser Dänischsprachkurs besucht werden. Diese Registrierung wird bei der jeweiligen Stadt- oder Gemeindeverwaltung durchgeführt. Außerdem wird die NemID bei diesen Bürgerämtern beantragt, diese Nummer ist ein Sicherheitssystem mit TAN-Codes und kann z.B. für Onlinebanking oder den Zugang zu behördlichen Schreiben im Internet genutzt werden.

Ferner ist die Registrierung bei der dänischen Behörde für Steuern „SKAT“ (https://www.skat.dk/) nötig. Neuerdings gibt es diese Seite sogar in englischer und deutscher Sprache.

Viele Informationen sind gut gebündelt auf dem öffentlichen Portal von „borger.dk“ ersichtlich (https://lifeindenmark.borger.dk/Pages/default.aspx).

Zusätzlich zu den dänischen Organisatorischem kann das Erasmus-Stipendium für Praktika beantragt werden. Bei einer Mindestlänge des Praktikums von 2 Monaten steht einem für Dänemark der Höchstsatz von 360 € pro Monat zu. Die relevanten Informationen und Formulare sind zugänglich unter: http://www.uni-bremen.de/international/wege-ins-ausland/bap/erasmus-praktika-studierende.html.

Arbeiten in Dänemark

Arbeiten in skandinavischen Unternehmen zeichnet sich vor allem durch flache Hierarchien aus. Diese Erkenntnis ist nicht nur meine persönliche Erfahrung, vielmehr wurde mir dies auch durch andere Berichte bestätigt. Diese flach-hierarchischen Organisationsstrukturen sind durch Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gekennzeichnet. So wurde mir berichtet, dass bei einem sozialen Praktikum in einer kommunalen Einrichtung selbstbestimmt Projekte und im neurowissenschaftlichem Bereich Versuche eigenverantwortlich umgesetzt bzw. durchgeführt wurden.  In meinem Unternehmen wurde diese Struktur durch Wahlmöglichkeiten an interessanten Forschungsprojekten teilzunehmen oder Projekte unabhängig zu organisieren und umzusetzen deutlich. Des Weiteren wurde eine „open door policy“ gelebt, in der Vorgesetzte und Kollegen für Fragen jederzeit ein offenes Ohr haben. Ferner unterstützte mich die Firma in der Vorbereitung auf das Praktikum bei den organisatorischen Angelegenheiten. Außerdem gab es Benefits, die für eine ausgeglichene Work-Life-Balance sorgten, wie kostenlose Sporttickets, Firmenveranstaltungen und eine herausragende Kantine. So schaffte das Unternehmen ein gutes Betriebsklima und eine effektive Arbeitsumgebung, in der selbstständiges Lernen und Denken gefordert und gefördert wurden.

Leben in Aalborg

In Dänemark sind die Lebenshaltungskosten gegenüber Deutschland spürbar teurer. So betrug die Miete meines WG-Zimmers in der Stadt Aalborg für die gleiche Quadratmeterzahl fast das Doppelte des Mietpreises in Bremen. Dabei gilt Aalborg im Vergleich zu Kopenhagen noch als günstiger. Hier ist die Unterstützung des Erasmus-Stipendiums gerade zur Anfangszeit sehr hilfreich. Mit etwas Glück und nicht gerade zu Zeiten des Semesterbeginns der Hochschulen Aalborgs können auch günstigere Unterkünfte gefunden werden. Von Vorteil ist, dass hier die meisten Zimmer bereits möbliert sind. Hierfür gibt es neben Gruppen in sozialen Netzwerke verschiedene Angebotsseite im Internet.

Dass das skandinavische Land mehr als Kopenhagen und ein schönes Urlaubsziel mit kilometerlangen Stränden ist, wird auch an Dänemarks viertgrößter Stadt Aalborg deutlich. Die nicht ganz 200.000 Einwohner fassende Stadt am Limfjord ist bei weitem keine Großstadt und hat dennoch einiges zu bieten. So können Sportveranstaltungen des Fußballvereins „AaB Fodbold“ und des Handballclubs „Aalborg Håndbold“ besucht werden. Die Tickets der beiden in der jeweiligen ersten Liga ansässigen Vereine sind günstiger als vergleichsweise in Deutschland erhältlich. Außerdem bietet die Stadt mit schönen Parkanlagen ausgezeichnete Möglichkeiten selbst sportlich aktiv zu werden. Des Weiteren kann neben der alten Wikingergeschichte die wohl bekannteste und feuchtfröhlichste Straße Dänemarks „Jumfru Ane Gade“ entdeckt werden. Ferner findet in Aalborg in der letzten Maiwoche ein verrückter und Nordeuropas größter Karneval und im Verlauf des Jahres weitere Kulturveranstaltungen statt.

Aber vor allem die Menschen machten es leicht in Aalborg zu leben. So sind die Einwohner der angeblich glücklichsten Stadt Europas äußerst hilfsbereit und freundlich. Auch eine mögliche Sprachbarriere stellt kein Problem dar, weil die meisten Dänen generationenübergreifend einwandfreies Englisch sprechen. Dennoch kann mit der Beantragung der CPR-Nummer kostenlos ein Danischkurs besucht und eine Sprache mit stummen Ds und Gs sowie den im deutschen Alphabet unbekannten Buchstaben  Æ, Ø und  Å erlernt werden.

Fazit

Insgesamt war das Praktikum in Dänemark für mich gewinnbringend. Ich habe nicht nur gute praktische Erfahrungen für mein Studium sammeln können, sondern auch ein anderes europäisches Land mit freundlichen Menschen und einer interessanten Kultur kennenlernen dürfen. Vor allem das Erlenen der dänischen Sprache hat mir sehr gefallen, obwohl ich hier zugeben muss, dass mir der Sprachkurs aufgrund von Deutschkenntnissen deutlich leichter als anderen Teilnehmern gefallen ist. Zusammenfassend gab es für mich persönlich in Aalborg und Nordjütland mehr zu entdecken, als zunächst vermutet. So habe ich es in sieben Monaten nicht mal geschafft, eine der bekanntestes Attraktionen Dänemark, das „Legoland“, zu besuchen. Immerhin habe es ein Wochenende nach Kopenhagen geschafft – mit preiswerten Flügen vom Flughafen Aalborg.