Die Praktikumsstelle
Ich habe mein Praktikum bei der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) bei der Europäischen Union (LV NRW) in Brüssel absolviert. Die Landesvertretung fungiert als offizielle Interessenvertretung des Bundeslandes NRW auf europäischer Ebene. Jedes deutsche Bundesland hat eine solche Vertretung bei der EU, diese sind allerdings unterschiedlich groß und unterschiedlich organisiert. Die LV NRW gehört dabei zu einer der größeren Vertretungen. Ihre zentrale Aufgabe besteht darin, die Landesregierung in Düsseldorf über aktuelle politische, wirtschaftliche und gesetzgeberische Entwicklungen innerhalb der Europäischen Union zu informieren und gleichzeitig die Positionen und Interessen des Landes NRW gegenüber den europäischen Institutionen und anderen Akteuren zu vertreten.

Neben der fachpolitischen Interessenvertretung zählt zu ihren Aufgaben auch die Repräsentation des Bundeslandes auf europäischer Bühne. Dies erfolgt unter anderem durch die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Fachgesprächen, Konferenzen und Netzwerktreffen, bei denen NRW als aktiver europapolitischer Akteur sichtbar gemacht wird. Die Aktivitäten auf europäischer politischer Ebene sind für Nordrhein-Westfalen, aufgrund dessen, dass NRW ein wichtiger Industriestandort ist, besonders auf wirtschaftlicher Ebene relevant. In anderen Bundesländern kann der Fokus auf anderen Aspekten liegen.

Die organisatorische Struktur der Landesvertretung gliedert sich in mehrere Bereiche: die Leitung, welche die politische Gesamtverantwortung trägt und häufig direkten Kontakt zur Staatskanzlei in Düsseldorf sowie zur Landesregierung hält; die Fachreferate, die themenspezifisch aufgestellt sind (beispielsweise in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Justiz, Bildung, Innovation, Kultur etc.) und jeweils durch eine*n Referent*in geleitet werden, die direkt aus den jeweiligen Ministerien stammen; den Bereich für interregionale Zusammenarbeit, der unter anderem die Arbeit im Ausschuss der Regionen koordiniert und die Vernetzung mit anderen Regionen Europas fördert; sowie die Verwaltung, die primär für organisatorische Abläufe, interne Koordination und das Veranstaltungsmanagement zuständig ist.

Die Arbeitssprache ist Deutsch und der Großteil der Kommunikation findet auf Deutsch statt. Für die Recherche und den Besuch von Veranstaltungen sind Englischkenntnisse notwendig und Französischkenntnisse von Vorteil, aber nicht unbedingt nötig. Mir hat es Spaß gemacht auch immer wieder mein Französisch nutzen zu können. Brüssel ist aber auch sehr international, daher sprechen in der Regel alle Englisch und viele auch Deutsch.

Die Arbeitsweise der Vertretung ist geprägt von einem engen Austausch mit der Staatskanzlei in Düsseldorf, regelmäßiger Beobachtung und Analyse europäischer Gesetzgebung und Initiativen, dem Kontakt zu Lobbyisten sowie der Organisation und Durchführung von Besuchen aus NRW und Veranstaltungen mit EU-Bezug. Bei Besuchen von Mitgliedern der Landesregierung ist die Landesvertretung eine zentrale Anlaufstelle. Genauso bildet die LV NRW eine Anlaufstelle für Vertreter*innen der Europäischen Union, die an das Bundesland herantreten. Außerdem stehen die verschiedenen Landesvertretungen auch immer wieder untereinander in Kontakt in Bezug auf die Entwicklungen in Brüssel.

Insgesamt ist die Landesvertretung NRW in Brüssel ein politisches Zentrum mit diversen Funktionen, die oftmals nicht klar zu trennen sind. Es handelt sich zwar im weiteren Sinne um ein Verwaltungsorgan, allerdings bieten der direkte politische Bezug und das internationale europäische Umfeld ein spannendes Arbeitsumfeld für Praktikant*innen, mit der Möglichkeit einen guten Einblick in die Arbeit der Landesvertretung und der europäischen politischen Ebene zu erlangen.

Bewerbung und Vorbereitung
Ich habe mich für das Praktikum bis zum 30. September des Vorjahres beworben, um im darauffolgenden April beginnen zu können. Die Landesvertretung Nordrhein-Westfalen bietet jährlich zwei Bewerbungsfristen an, eine für das Sommer- und eine für das Winterhalbjahr, die auf der offiziellen Website der Vertretung veröffentlicht werden. Wer sich für ein Praktikum interessiert, sollte diese Fristen im Blick behalten, da eine spätere Bewerbung in der Regel nicht berücksichtigt wird. Bescheid bekommen über die Zusage habe ich dann im darauffolgenden November. Die Antwortzeiten variieren allerdings stark, wie ich von den Mitpraktikant*innen erfahren habe.

Grundsätzlich werden bei der LV NRW ausschließlich Pflichtpraktika sowie Plätze für das Rechtsreferendariat angeboten. Anders als bei anderen Praktikumsstellen muss allerdings noch kein Studium o.ä. abgeschlossen sein, daher bietet sich das Praktikum auch für Bachelorstudierende an. Ein freiwilliges Praktikum ist in der Regel nicht möglich, weshalb sich ein Praktikum dort insbesondere für Studierende in Bachelor- oder Masterstudiengängen mit vorgeschriebenem Pflichtpraktikum anbietet.

Mein Praktikum dauerte insgesamt zehn Wochen, was sich aus meiner Sicht als sehr sinnvoll erwiesen hat. Es ist eine Mindestdauer von acht Wochen vorgegeben, die auch absolut zu empfehlen ist, um sich in die Abläufe einzuarbeiten und an längerfristigen Aufgaben beteiligt zu sein, ein deutlich längeres Praktikum ist jedoch nicht zwingend notwendig. Man kann auch in zehn Wochen einen umfassenden Einblick in die Strukturen, Arbeitsprozesse und Themenfelder der Landesvertretung gewinnen. Die meisten der anderen Praktikant*innen, die ich kennengelernt habe, haben eine ähnliche Zeitdauer bei der LV NRW verbracht.

Die Bewerbung bestand aus den üblichen Unterlagen, zum Beispiel: Einem Motivationsschreiben, einem tabellarischen Lebenslauf, relevanten Zeugnissen sowie einer aktuellen Studienbescheinigung. Ein klassisches Bewerbungsgespräch wurde im Auswahlprozess nicht geführt, mit einreichen der Unterlagen war der Bewerbungsprozess also abgeschlossen. Innerhalb der Bewerbung bestand zudem die Möglichkeit, eigene Präferenzen für ein bestimmtes Fachreferat anzugeben, in dem man sein Praktikum bevorzugt absolvieren möchte. Allerdings kann nicht garantiert werden, dass dieser Wunsch berücksichtigt wird.

Da sich die LV NRW in Brüssel und somit im europäischen Ausland befindet, besteht die Möglichkeit, eine finanzielle Förderung über das Erasmus+ Programm für Auslandspraktika zu beantragen. Dies ist besonders empfehlenswert, da die Lebenshaltungskosten in Brüssel deutlich über dem deutschen Durchschnitt liegen. Die Bewerbung für das Erasmus+ Praktikumsstipendium sollte möglichst frühzeitig erfolgen, idealerweise mehrere Monate vor Praktikumsbeginn. Im Gegensatz zu Auslandssemestern gibt es hier keine einheitlichen Bewerbungsfristen, vielmehr hängt der zeitliche Rahmen von der jeweiligen Hochschule ab.

Meine Entscheidung für das Praktikum bei der LV NRW beruhte auf mehreren Überlegungen: Zum einen wollte ich einen ersten Einblick in die europapolitische Arbeit in Brüssel erhalten. Zum anderen war es für mich notwendig, eine Praktikumsstelle zu finden, die auch für Bachelorstudierende offen ist, was bei vielen anderen Institutionen mit EU-Bezug nicht der Fall ist. Die Vertretungen der Bundesländer bieten sich hierfür gut an, da der Zugang recht niedrigschwellig ist und viele Praktikumsplätze zur Verfügung stehen. Ich wollte nicht nur mehr über die konkrete Arbeit einer Landesvertretung erfahren, sondern auch herausfinden, welche beruflichen Perspektiven sich in Brüssel grundsätzlich für mich ergeben könnten. Rückblickend kann ich sagen, dass ich beide Ziele mit dem Praktikum voll erreicht habe.

Die Vorbereitung auf das Praktikum beinhaltete vor allem die Wohnungssuche. Da diese in Brüssel deutlich schwerer ist, als in Bremen habe ich von der LV NRW auch einige Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen. Ich hatte Glück und bin bei Bekannten untergekommen, es empfiehlt sich aber in jedem Fall früh genug zu beginnen und vor allem bei der Online-Suche vorsichtig in Bezug auf Betrugsmaschen zu sein. Zudem muss man leider mit Mieten in Höhe von 600-700€ für ein WG-Zimmer rechnen. Die LV NRW zahlt für das Praktikum eine monatliche Aufwandsentschädigung von 300€, zusammen mit der Erasmus+ Förderung kann man sich das (in allen Lebensbereichen) teure Leben in Brüssel dann halbwegs leisten.

Abgesehen von der Wohnungssuche hielten sich die weiteren Vorbereitungen für das Praktikum in Grenzen. Da es sich bei Belgien um ein EU-Mitglied handelt, entfällt beispielsweise der bürokratische Aufwand, den man bei außereuropäischen Praktika hätte (z. B. Visumsanträge, Versicherungsnachweise oder Arbeitserlaubnis). Eine europäische Krankenversicherung ist ausreichend, und auch die Anreise ist unkompliziert, da Brüssel gut mit dem Zug zu erreichen ist.

Leben in Brüssel
Ich habe mich in Brüssel als Stadt sehr wohl gefühlt. Ich habe die Architektur und Kulturszene dort sehr zu schätzen gelernt. Die unterschiedlichen Stadtviertel zeichnen sich durch ihre verschiedene Architektur aus und mit dem Kunstberg mitten in der Innenstadt hat man die diversen Museen immer gut zu erreichen. Es lohnt sich das Praktikum in den Frühjahrs- oder Sommermonaten zu machen, da man dann viel Zeit in den diversen Parks der Stadt verbringen kann und einfach damit, durch die Stadt zu schlendern. Bezüglich der Sicherheit kann ich sagen, dass ich mich nie unsicher gefühlt habe. Es wird empfohlen, dass man sich nachts nicht rund um die Bahnhöfe aufhalten, einige Stadtviertel meiden und wenn es dunkel wird, lieber ein Taxi nehmen sollte. Ich habe zwar in einem Viertel gelebt, dem nachgesagt wird, dass es weniger sicher sein soll, bin selbst aber nie in schwierige Situationen geraten und denke man kann Brüssel in dieser Hinsicht wie jede andere Großstadt mit der angebrachten Vorsicht genießen. Ansonsten gibt es ein gut ausgebautes Metro- und Bussystem. Ich bin jeden Morgen mit der Metro ins Europaviertel gefahren und man konnte sich immer darauf verlassen, dass regelmäßig eine kommt. Allerdings wird in Belgien gern gestreikt, worauf man sich einstellen sollte, die Stadt ist aber auch sehr fahrradfreundlich.

Außerdem kann man in Brüssel hervorragend in Second Hand Läden oder auf Flohmärkten stöbern, etwa am Place du Jeu de Balle, oder in einem der vielen Cafés am Straßenrand sitzen. Besonders die belgischen Waffeln aus den gelben Autos, die überall in der Stadt herumfahren, sollte man sich nicht entgehen lassen. Abgesehen davon hat Brüssel eine große Ausgehkultur. Überall in den verschiedenen Stadtvierteln gibt es Bars, meistens mit einem großen Bereich zum draußen sitzen und es finden immer wieder Musikfestivals und andere Feste in der Stadt statt, die man meistens gratis besuchen kann. Wenn einem Brüssel dann doch mal zu langweilig wird, kann man aber auch mal gut den Rest von Belgien entdecken: Die Zugfahrten kosten für unter 25-jährige nur um die 10 € und da Belgien ein eher kleines Land ist, kann man gut mal für einen Tag ans Meer, nach Brügge, Antwerpen oder Gent fahren.

Die Praktikant*innen-Bubble in Brüssel ist groß: Neben den großen Praktikumsprogrammen, wie dem „Bluebook“ der Europäischen Kommission oder dem „Schuman“ des Europäischen Parlaments, bieten auch viele Unternehmen, Stiftungen, Vertretungen, NGOs und Verbände in Brüssel Praktika an. Über das wöchentliche Praktikant*innen-Treffen am Donnerstagabend auf dem Place du Luxembourg, direkt vor dem Europäischen Parlament, habe ich schnell jede Menge Leute aus vielen Teilen Europas kennengelernt. Dieses Treffen ist eine feste Institution für Praktikant*innen und bietet eine unkomplizierte Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen. Hinzu kommt, dass man sich über diverse Facebook- und WhatsApp-Gruppen gut vernetzen kann. Da die Fluktuation sehr groß ist, trifft man immer wieder auf neue Menschen, die ebenfalls Anschluss suchen. Zudem ist speziell die deutsche Praktikant*innen-Bubble in Brüssel sehr groß. Ich habe viele Praktikant*innen aus den anderen Landesvertretungen, NGOs,Stiftungen, Interessenvertretungen und Unternehmen kennengelernt. Man informiert sich oft über Veranstaltungen und besucht diese auch gemeinsam.

In der LV NRW sitzen die Praktikant*innen zudem gemeinsam in einem Büro, was ein sehr angenehmes Miteinander erzeugt. Man tauscht sich regelmäßig über Aufgaben, Erfahrungen und Veranstaltungstipps aus, unterstützt sich gegenseitig und wächst im Verlauf des Praktikums zusammen. Auch außerhalb der Arbeitszeit haben wir oft gemeinsam etwas unternommen. Man muss sich also keine Sorgen machen, in Brüssel keinen Anschluss zu finden. Die
Stadt ist geprägt von Internationalität und Offenheit. Wer neugierig ist, offen auf andere zugeht und bereit ist, sich auf das multilinguale und multikulturelle Umfeld einzulassen, wird in Brüssel viele neue Eindrücke und Kontakte mitnehmen.

Tätigkeiten
Die Praktikant*innen und Referendar*innen in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen werden jeweils einem bestimmten Fachreferat zugeordnet. Dort werden sie von einer festen Ansprechperson betreut und erhalten von dieser ihre Aufgaben. Ich war während meines Praktikums dem Referat für Wirtschaft, Innovation, Strukturpolitik und Außenhandel zugeordnet. Das bedeutet, dass sich die inhaltliche Ausrichtung meines Praktikums im Wesentlichen an den dort bearbeiteten Themen orientierte. Dennoch hatte ich auch die Möglichkeit, Einblicke in andere Fachreferate zu erhalten, da einzelne Aufgaben referatsübergreifend an Praktikant*innen verteilt wurden und der Austausch von den Referaten mit den Praktikant*innen insgesamt sehr offen gestaltet ist. Zusätzlich besteht bei der LV NRW grundsätzlich auch die Option, ein Praktikum im Bereich „Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit“ zu absolvieren, bei dem der Fokus stärker auf der organisatorischen und repräsentativen Arbeit der Vertretung liegt.

In meinem Fall lag der thematische Schwerpunkt auf wirtschafts- und handelspolitischen Fragestellungen auf EU-Ebene. Zu Beginn des Praktikums war es notwendig, mich intensiv in die entsprechenden Inhalte einzuarbeiten, da mein Studienhintergrund nicht unmittelbar auf diese Fachthemen ausgerichtet ist. Auch im späteren Verlauf sind immer wieder Themen aufgekommen, mit denen ich mich vorher noch nicht beschäftigt hatte. Es war aber immer möglich sich die Zeit zu nehmen sich damit auseinanderzusetzen, da die Arbeitsbelastung nicht zu hoch war. Ich habe die Möglichkeit sehr geschätzt, mich in neue Bereiche einzuarbeiten und mir Themen zu erschließen, die bislang kaum Teil meines Studienalltags waren, obwohl das zu Beginn auch zeitweise eine Herausforderung dargestellt hat. Ich habe mich immer wieder mit meinem Betreuer austauschen können und thematische und organisatorische Fragen klären können. Ansonsten war auch Eigeninitiative in Bezug auf die Aufgabenbeschaffung gewünscht, somit habe ich mich auch immer wieder selbstständig bei meinem Betreuer gemeldet oder an anderen Stellen geholfen, wenn Unterstützung benötigt wurde.

Eine meiner regelmäßigen Aufgaben war das Verfassen von Notizen, Berichten und thematischen Einschätzungen, die in den internen Wochenbericht der Landesvertretung einflossen. Dieser Bericht wird regelmäßig an die Staatskanzlei in Düsseldorf sowie an die zuständigen Ministerien in Nordrhein-Westfalen übermittelt und enthält eine strukturierte Zusammenfassung der wichtigsten politischen Entwicklungen auf EU-Ebene.
Darüber hinaus habe ich thematische Übersichten zur Wirtschafts- und Handelspolitik der EU sowie Kurzanalysen zu Gesetzesinitiativen und Strategiepapiere, zum Teil auch mit Bezug zur US-Wirtschaftspolitik und transatlantischen Handelsbeziehungen erstellt. Gemeinsam mit anderen Praktikant*innen war ich zudem an der Erstellung einer wöchentlichen Presseschau beteiligt, in der aktuelle mediale Debatten aus dem europäischen Raum zusammengefasst und ausgewertet wurden.

Ein besonderer Fokus meines Praktikums lag auch auf dem Besuch von Veranstaltungen in Brüssel, was von meinem Betreuer ausdrücklich gefördert wurde. Ziel war es, möglichst viel vom politischen Betrieb in Brüssel mitzunehmen. Ich habe an zahlreichen Veranstaltungen teilgenommen, darunter Konferenzen und Podiumsdiskussionen anderer Landesvertretungen, Sitzungen des Ausschusses der Regionen, Informationsveranstaltungen von Think Tanks sowie Veranstaltungen der Europäischen Kommission. Besonders eindrücklich war beispielsweise ein ganztägiger Infotag der Kommission zur Rolle von Künstlicher Intelligenz in der öffentlichen Verwaltung. Nach jedem Besuch verfasste ich Veranstaltungsberichte, mit denen ich meinen Betreuer über die Veranstaltungen informiert habe.

Neben inhaltlichen Aufgaben zählten auch organisatorische Tätigkeiten zu meinem Arbeitsalltag. So unterstützen die Praktikant*innen typischerweise bei der Durchführung von Veranstaltungen der Landesvertretung, z. B. beim Einlass, der Vorbereitung von Präsentationen oder bei der technischen Begleitung von Veranstaltungen der LV NRW. Dadurch konnte ich auch einen sehr praktischen Einblick in das Veranstaltungsmanagement und die Repräsentation eines Bundeslandes auf europäischer Ebene gewinnen. Weitere Tätigkeiten waren außerdem redaktionelle und administrative Aufgaben wie die Mitarbeit am Quartalsbericht im Bereich Justiz, die Erstellung von PowerPoint-Präsentationen, die Pflege von Excel-Datenbanken sowie die inhaltliche Aufbereitung von Texten und Materialien für die Social-Media-Kanäle der Vertretung.

Außerdem nahmen alle Praktikant*innen an den wöchentlichen Redaktionssitzungen der Fachreferate der Landesvertretung teil, in denen aktuelle Entwicklungen, Positionierungen und geplante Berichterstattungen abgestimmt wurden. Außerdem war ich Teil des wöchentlichen Jour Fixe der gesamten Landesvertretung. Dadurch konnte man einen guten Einblick in das Zusammenspiel der verschiedenen Fachreferate und das Klima innerhalb der Landesvertretung erlangen.

Thematisch befasste ich mich mit einem breiten Spektrum: Europäische Wirtschaftspolitik und EU-Handelspolitik, Internationale Handelsbeziehungen der EU, insbesondere mit den USA, EU-Haushaltspolitik (Mehrjähriger Finanzrahmen, Kohäsionspolitik), Erneuerbare Energien in der europäischen Industrie sowie Dekarbonisierung des Verkehrssektors und Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz. Viele dieser Themen sind hochaktuell und stehen im Zentrum europäischer Debatten. Dadurch konnte ich mein Verständnis für die komplexen Wechselwirkungen zwischen Landesinteressen und europäischer Politik vertiefen und verstehen welche Themen derzeit von besonderer Relevanz auf europäischer Ebene sind.

Insgesamt kann ich zur Aufgabenverteilung sagen, dass es einerseits einen klaren Rahmen durch die standardmäßig vorgesehenen Aufgaben für die Praktikant*innen und gleichzeitig viel Flexibilität bei der Gestaltung des Praktikums gab. Durch die Anbindung an ein Fachreferat gibt es immer eine konkrete Ansprechperson. Allerdings habe ich vor allem zu Beginn viel Zeit mit Einlesen verbracht und musste mir viele Themen zunächst erarbeiten, bis ich konkretere Aufgaben bekommen habe. Es empfiehlt sich proaktiv nach Aufgaben innerhalb der Landesvertretung und nach Veranstaltungen oder anderen spannenden Aktivitäten außerhalb der Landesvertretung zu suchen.

Reflexion
Abschließend kann ich sagen, dass mir das Praktikum gut gefallen hat. Ich habe auf jeden Fall den Einblick in die „EU-Welt“ in Brüssel erlangt, den ich mir gewünscht habe. Dabei konnte ich nicht nur die Arbeitsweise der europäischen Institutionen besser verstehen, sondern auch konkret erleben, welche Rolle Interessenvertretungen, Netzwerke, Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Think Tanks im politischen Entscheidungsprozess spielen. Besonders wertvoll war dabei die Möglichkeit, an einer Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen teilzunehmen und so einen direkten Eindruck vom politischen Alltag in Brüssel gewinnen. Dabei hatte ich immer wieder die Gelegenheit, mit Praktikant*innen und Vertreter*innen anderer Institutionen ins Gespräch zu kommen.

Gerade der Besuch von Veranstaltungen, seien es Podiumsdiskussionen oder Infotage zu Projekten der Kommission, waren sehr bereichernd. Ich hatte das Gefühl direkt zu erleben, an welchen Stellen und wie Europapolitik gemacht wird und ein besseres Verständnis des Zusammenspiels zwischen politischer Entscheidungsfindung, Lobbyarbeit und wissenschaftlicher Beratung erlangen. Diese Beobachtungen halfen mir dabei, die Funktionsweise der EU in der Praxis zu erleben und mit meinen bisherigen theoretischen Kenntnissen aus dem Studium zu verbinden. Ich glaube, es ist sehr bereichernd mal in Brüssel gewesen zu sein, um sich diese Welt und die EU-Politik, mit allem was dazugehört, vorstellen zu können.

Im Hinblick auf meine berufliche Orientierung konnte ich viele Inspirationen sammeln und ein besseres Verständnis dafür entwickeln, welche Tätigkeitsfelder und Karrieremöglichkeiten in Brüssel existieren, sowohl innerhalb der europäischen Institutionen als auch außerhalb. Durch den vielseitigen Einblick in die Arbeit der Landesvertretung, aber auch durch den Kontakt mit anderen Praktikant*innen bei Stiftungen, Verbänden und Vertretungen, konnte ich ein ausführliches Bild von den Möglichkeiten in Brüssel gewinnen. Insofern war das Praktikum ein gelungener erster Einstieg in die europäische Berufswelt und ein wertvoller Impuls für meinen weiteren Weg. Ich würde allen empfehlen möglichst das Gespräch zu suchen mit allen Kontakten, die man in Brüssel so knüpft und sich Inspiration für den eigenen Werdegang zu holen.

Bei der eigentlichen Arbeit in der Landesvertretung sind mir viele Freiheiten, viel Eigenverantwortung und Flexibilität gelassen worden. Dadurch konnte ich den Fokus so legen, wie es für mich am besten gepasst hat, habe aber zu Beginn etwas länger gebraucht, um mich in die Strukturen und die Themenfelder einzufinden. Die Arbeitsbelastung war meiner Meinung nach auf jeden Fall angemessen und man konnte sich Zeit für die jeweiligen Aufgaben nehmen. Es hat mir gut gefallen, viel mit den anderen Praktikant*innen zusammenzuarbeiten, allerdings habe ich dadurch an manchen Stellen weniger direkt den Arbeitsalltag meines Betreuers erlebt.

Dementsprechend war der inhaltliche Lerneffekt des Praktikums weniger groß. Das hing sicherlich auch mit dem thematischen Schwerpunkt meines Referats zusammen, in dem ich einige Themen als eher technokratisch empfand. Das ist aber eine sehr subjektive Erfahrung gewesen und ich weiß, dass es bei anderen Praktikant*innen in dieser Hinsicht ganz anders war. Allerdings lag der hauptsächliche Fokus des Praktikums für mich auch weniger auf den Inhalten, sondern auf dem Kennenlernen des Brüsseler Arbeitsumfeldes und das habe ich auf jeden Fall.

Insgesamt hatte ich also eine positive Erfahrung im Praktikum. Ich konnte nicht nur wertvolle Einblicke in das institutionelle und politische Gefüge der Europäischen Union gewinnen, sondern auch erleben, wie Landesvertretungen als Bindeglied zwischen nationaler bzw. regionaler Politik und EU-Geschehen funktionieren. Besonders spannend fand ich dabei die Schnittstelle zwischen politischer Kommunikation, inhaltlicher Analyse und diplomatischer Repräsentation.

Für Studierende, die sich für europäische Politik interessieren, unabhängig von ihrem thematischen Hintergrund im Studium, kann ich ein Praktikum bei einer Landesvertretung in Brüssel sehr empfehlen. Eine Dauer von etwa acht bis zehn Wochen erscheint mir dabei ideal: Lang genug, um sich einzuarbeiten und einen realistischen Eindruck vom politischen Alltag zu bekommen, aber kurz genug, um gut in das Studium integrierbar zu sein und dafür, dass es nicht zu Wiederholungen kommt. Wer Lust hat die EU-Welt zu erleben und viel mitzunehmen, wird von diesem Praktikum sehr profitieren.