Hintergrund des Praktikums
Das Biologiestudium beinhaltet sehr viel Theorie und Arbeit im Labor. Da ich mich schon lange für die Meeresbiologie interessiere und etwas Abstand zum Universitätsalltag wollte, nutzte ich im Frühjahr 2023 die Chance, mich auf ein Praktikum am Institut für Marine Biologie (IfMB) auf Giglio zu bewerben. Zwischen August und Oktober durfte ich dieses, gefördert durch Erasmus+, absolvieren.
Über die Insel
Die Isola del Giglio liegt ca. 18 Kilometer vor dem italienischen Festland und ist nach Elba die zweitgrößte Insel des toskanischen Archipels. Während der italienischen Urlaubssaison (April bis Oktober) ist sie gut mit Zug, Bus und regelmäßigen Fähren erreichbar und auch auf der Insel gibt es eine Busverbindung, die einen schnell von einer Seite auf die andere bringt. Insgesamt leben ca. 1400 Einwohne ganzjährig auf Giglio, während der Tourismussaison ist die Insel allerdings deutlich voller, da die Strände auch bei Italienern ein beliebtes Urlaubsziel sind. Ein Großteil der einheimischen Wirtschaft basiert daher auf dem Tourismus und so gibt es viele Restaurants und Souvenirshops. In kleinen Supermärkten („Alimentari“) bekommt man Alltagsgegenstände und Lebensmittel, große Shopping-Touren ermöglichen diese allerdings nicht. Stattdessen lädt die idyllische Lage der Insel dazu ein, Wanderungen durch die Macchie (Hartlaubvegetation) zu unternehmen und viel Zeit am Strand und im Meer zu verbringen.
Das IfMB
Mein Praktikum absolvierte ich am Institut für Marine Biologie (IfMB), welches 1988 als private Forschungs- und Lehreinrichtung vom Flensburger Biologen Dr. Claus Valentin gegründet und 2016 von Dipl.-Biologin Jenny Tuček (Ph. D.) übernommen wurde. Das Institut bietet als private Einrichtung meeresbiologische Kurse für Schulklassen, Studenten oder interessierte Gruppen an, ermöglicht aber auch Gastforschung z.B. im Rahmen von Abschlussarbeiten. Es arbeitet außerdem eng mit dem Campese Diving Center (CDC) zusammen, welches ebenfalls durch einen deutschen Eigentümer geführt wird.
Aufgaben und Arbeit
Mit mir arbeiteten sieben weitere Praktikanten als Assistenten am IfMB. Unsere Hauptaufgaben bestanden darin, in den Kursen zu assistieren und in alltäglichen Arbeiten das Institut am Laufen zu halten. Beispiele hierfür sind die Versorgung der Organismen in der Hälterung, das Putzen des Schnorchellagers oder der Gepäcktransport für die Kursteilnehmer von und zur Fähre. Die Kurse befassten sich mit verschiedenen Ökosystemen des Mittelmeers und beinhalteten zu einem Großteil praktische Arbeit mit marinen Organismen (v.a. Algen und Wirbellose). Diese sollten die Teilnehmer bestimmen und mit Steckbriefen beschreiben. Während der praktischen Arbeitsphasen standen wir beratend zur Seite und präsentierten die Organismen mit Videobinokularen vor der Gruppe. Hierfür waren nicht nur ein sicherer Umgang mit der Technik, sondern auch umfangreiche Artkenntnisse über die Organismen notwendig. Diese mussten vor und zu Beginn des Praktikums erlangt werden. Die Highlights jeder Kurswoche waren die geführten Schnorcheltouren, in welchen wir den Kursteilnehmern viele der theoretisch gelernten Inhalte in der Bucht von Campese zeigen konnten (Seegraswiesen, verschiedene Fischarten, etc.). Besonders waren außerdem die Nachtschnorcheltouren. Hier haben wir regelmäßig Oktopoden, Muränen, Zackenbarsche und weitere Highlights beobachtet. Die Arbeitstage waren oft sehr lang und es war keine Seltenheit vor 7 Uhr anzufangen und erst um 19 Uhr aus dem Institut zu kommen. Es wurde allerdings sehr darauf geachtet, die gearbeitete Zeit auch entsprechend zu kompensieren, wodurch man letztendlich immer auf die vertraglich gesetzten 40 Stunden die Woche kam.
Bonus
Ebenfalls Teil des Praktikums waren Arbeiten unter Wasser, z.B. wenn die Organismen für die Kurse gesammelt wurden. Da ich zu Beginn des Praktikums allerdings noch keinen Tauchschein hatte, wurde ich hier nicht wirklich eingebunden. Es ergab sich jedoch die Möglichkeit den Open Water Diver in einem Kurs des CDC zu machen, wodurch ich in der zweiten Hälfte des Praktikums doch noch Gorgonien, Barrakudas, die Eier von Katzenhaien und viele weitere Highlights sehen durfte. Das Praktikum ist nicht vergütet, es wird jedoch eine Gemeinschaftsunterkunft gestellt und wir Praktikanten durften, sofern Platz auf den Booten war, in unsere Freizeit kostenfrei bei den Tauchausfahrten der Basis mitkommen.
Fazit
Das Leben auf der Insel ist nicht luxuriös bietet aber die Möglichkeit jeden Tag aufs Neue eine malerische Natur zu erleben. Langweilig wurde es nicht, da die Arbeit oft anspruchsvoll und sehr abwechslungsreich war. Ein typischer Arbeitstag konnte z.B. Assistenz im Kurs, eine Tauchausfahrt und einen Gepäcktransport beinhalten. Hierdurch konnte es aber auch schnell anstrengend werden.
Ich kann das Praktikum daher allen empfehlen, die mit flexiblen Arbeitszeiten zurechtkommen und eine gewisse Stressresistenz mitbringen.
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