Motivation
Den Wunsch, den diplomatischen Dienst kennenzulernen, hegte ich bereits seit vielen Jahren. Dieses Interesse wurde bei einem Besuch des Auswärtigen Amtes in Berlin geweckt, das ich im Rahmen eines Austauschprojektes in meiner Schulzeit besucht hatte. Dort bot sich die Gelegenheit, mit einem Diplomaten zu sprechen und ihm Fragen zu seinem Beruf zu stellen.
Während meines Studiums der Integrierten Europastudien wurde dieses Interesse vor allem durch Politikveranstaltungen aus dem Bereich Internationale Beziehungen gestärkt. Wie sieht „Diplomatie“ übersetzt in Tätigkeiten aus und wie werden zwischenstaatliche Beziehungen gepflegt? Dies waren die Fragen, die mich zu einer Bewerbung um einen Praktikumsplatz beim Auswärtigen Amt (AA) motivierten.
Bewerbung
Die Internetseite des AA bietet Auskunft zum Bewerbungsverfahren. Die Bewerbung verläuft über das Bewerbungsportal des AA. Dort werden viele Daten zur Person abgefragt, im Prinzip wie bei einem Lebenslauf, nur etwas ausführlicher. Die Motivation sollte in paar Sätzen geschildert werden und mit Zeugnissen bestätigt. Schließlich dürfen acht Wunschländer ausgewählt werden, in den man sich vorstellen das Praktikum zu machen. Die Bewerbung habe ich online in mehreren Schritten gemacht.
Für ein Praktikum im Ausland empfiehlt das AA sich 6-12 Monate im Voraus zu bewerben. Die Zusage für mein Praktikum bekam ich fünf Monate nach Einreichung meiner Bewerbung. Ich habe kein Vorstellungsgespräch gehabt und habe meine Praktikumsleiterin erst an meinem ersten Tag in der Botschaft kennengelernt. Die Kommunikation bis dahin verlief schriftlich über das Sekretariat an der Botschaft.
Vorbereitung
Nach der Zusage beantragte ich als erstes das Führungszeugnis. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Führungszeugnis vor Beginn des Praktikums in der Botschaft eingegangen sein müsse. Gleichzeitig beantragte ich die Erasmus+ Förderung für Auslandspraktika. Da das Auswärtige Amt (AA) erst nach dem Praktikum die Vergütung auszahlt, war ich auf die Förderung essenziell angewiesen. Dank der schnellen Bearbeitung des International Office und der Praktikumsbeauftragten am Institut der Integrierten Europastudien, verlief alles reibungslos. Es gab auch die Möglichkeit eine Förderung beim DAAD zu beantragen, die allerdings an Fristen gebunden war. Aufgrund der kurzfristigen Zusagen, konnte ich diese Förderung nicht beantragen.
Wohnung
Ich hatte knapp ein Monat Zeit, mir eine Unterkunft in Sofia zu suchen und alles Nötige für das Praktikum zu organisieren. Für mein Budget von 500€ für ein Wg-Zimmer oder einem kleines Apartment, habe ich eine sehr begrenze Anzahl von Unterkünften angeboten bekommen. Da es recht kurzfristig war und die meisten Vermieter ihre Wohnungen lieber langfristig vermieteten, verlief die Wohnungssuche schwierig. Über Airbnb habe ich ein sehr kleines Studio gefunden, das im Zentrum und nicht weit von der Arbeit lag.
Angekommen in Sofia entschloss ich mich aus dem Studio ausziehen, da ich Schimmel entdeckte und mich in dieser Wohnung nicht wohl fühlte. Vorübergehend zog ich bei einer Referendarin aus der Botschaft ein, bis ich eine neue Unterkunft gefunden habe. Tatsächlich hatte ich Glück gehabt und fand schnell eine kleine Wohnung. Die neue Wohnung war in einem Neubau in Studenski Grad. Da das Studenski Grad nur durch Busse angebunden war, musste ich mich von nun an auf längere Fahrzeiten einstellen. In die Innenstand habe ich fast eine Stunde gebraucht und zur Arbeit knapp 45 min.
Rückblickend muss ich zugeben, dass ich mehr Zeit für die Wohnungssuche gebraucht hätte. Da die Wohnungslage in Sofia angespannt ist, lohnt es sich frühzeitig mit der Wohnungssuche anzufangen, um eine bezahlbare Wohnung im Zentrum zu finden.
Das Leben im Sofia
Abgesehen von der Wohnungssituation fand ich Sofia sehr angenehm zum Leben und Arbeiten. Die Stadt bot ein breites Freizeitangebot an schönen Parkanlagen und historischen Plätzen. Auch viele nette Cafés und Restaurants luden zum Verweilen ein. Die traditionelle bulgarische Küche war präsent, allerdings gab es zahlreiche Alternativen zum Essen. Kenntnisse in der bulgarischen Sprache waren meiner Ansicht nach nicht unbedingt notwendig, da viele junge Menschen gutes Englisch und teilweise auch Deutsch sprechen. Allerdings traten im Alltag Situationen auf, wo es wünschenswert wäre die Landessprache zu sprechen. Ich habe von meinen Kenntnissen in der bulgarischen Sprache sehr profitiert und konnte meinen Freunden damit weiterhelfen.
Struktur und Arbeitsweise der Praktikumsstelle
Die Deutsche Botschaft in Sofia befindet sich auf dem ehemaligen DDR Gelände. Dabei handelt es sich um ein abgegrenztes Gebiet, auf dem die Deutsche Botschaft, die alte Handelskammer und die Deutsche Schule ansässig sind. Aktuell finden auf dem Gelände viele Bauarbeiten statt, da viele Erneuerungen anstehen. Innerhalb meines Praktikums ist die Botschaft von der alten in die neue Kanzlei umgezogen.
Die Botschaft vertritt den deutschen Staat im Ausland, wahrt seine Interessen und schützt seine Bürgerinnen und Bürger im Gastland. Dabei ist die Botschaft den Weisungen des Auswärtigen Amtes unterstellt. Die Vertretung kann als „Augen, Ohren und Stimme“ Deutschlands im Ausland bezeichnet werden. Die Botschaft agiert im Interesse des deutschen Staates und pflegt politische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen zu Bulgarien. Die Deutsche Botschaft in Sofia ist durch die Botschafterin Irene Plank vertreten.
An der Deutschen Botschaft in Sofia arbeiten rund 60 Beschäftigte. Die Botschaft ist in drei Referate geteilt: das Politikreferat, Kultur- und- Presse, und das Wirtschaftsreferat. Das Politikreferat ist die wichtigste Abteilung in der Botschaft. Der Stellvertretender Botschafter in Sofia leitet das Politikreferat und ist für alle politischen und zwischenstaatlichen Angelegenheiten verantwortlich. Zusammen mit der Botschafterin, ist der stellvertretende Botschafter für die Kommunikation auf hochrangiger politische Ebene zuständig.
Die Kultur- und- Presseabteilung deckt ein breites Aufgabenfeld ab. Die Schwerpunkte der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sind die Förderung des Kulturaustausches und der deutschen Sprache im Gastland. Das Kultur- und- Pressereferat betreibt Kulturarbeit und organisiert Veranstaltungen und Projekte, die den interkulturellen Austausch fördern. Dazu gehört auch die Pflege von einem Netzwerk aus Partnern, Stiftungen und NGO’s.
Das Kultur-und-Pressereferat ist für das Auftreten der Deutschen Botschaft in der Öffentlichkeit zuständig. Neben der klassischen Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, betreibt die Deutsche Botschaft in Sofia Social Media Kommunikation und ist das Aushängeschild der Botschaft.
Das Wirtschaftsreferat beobachtet die Wirtschaftspolitik und wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Das Referat arbeitet eng mit der deutsch-bulgarischen Industrie- und- Handelskammer zusammen. Das Ziel ist es einen nachhaltigen wirtschaftlichen Ausbau in Bulgarien zu unterstützen und die Zusammenarbeit der deutschen und bulgarischen Partner zu stärken.
Die Agenda des Referat befasst sich außerdem mit dem Thema Gender auf dem Gebiet der Wirtschaft. Dabei unterstützt das Wirtschaftsreferat Netzwerke und Organisationen, die die Gleichstellung und die Rolle der Frauen in der Wirtschaft stärken.
Im Konsulat werden alle Fragen zum Visa- und- Passangelegenheiten geklärt. Diese Abteilung ist abgetrennt von der gängigen Arbeit der Botschaft, da sie eine Einheit bildet und sich durch eine eigene Arbeitsweise auszeichnet.
Die Verwaltung ist neben der diplomatischen Arbeit und dem Konsulat eine weitere wichtige Säule der Botschaft. Die Verwaltung sorgt für das einwandfreie Funktionieren der Außenstelle. Hierzu zählen Personalangelegenheiten, Rechtliches und alle Zuständigkeiten rund um die Kanzlei. Die Kanzlerin ist die Geschäftsführende Leiterin der Verwaltung.
Die „Blaulichtfraktion“ zusammen mit dem Militärattaché analysieren und bewertet die Sicherheitslage des Gastlandes und der gesamten Region. Ihre Hauptaufgabe ist es zusammen mit ihren bulgarischen Partnern einen Beitrag zu Sicherheit des Landes und der EU zu leisten. In der Botschaft arbeiten Zollbeamte, Bundespolizisten und Bundeskriminalbeamte zusammen. Zu ihrem Aufgaben zählt, unter anderem, Bulgarien bei der Integration in den Schengen-Raum zu unterstützen.
Darüber hinaus stellt die EU- Außengrenze einen besonderen Fall die Sicherheitsbeauftragten dar.
An der Botschaft arbeiten Diplomaten und Lokalbeschäftigte Hand in Hand zusammen. Die meisten beschäftigten an der Botschaften stellen die Gesandten aus Deutschland dar. Das Frau/Mann Verhältnis erschien mir ausgeglichen. Außer in gewissen Abteilungen, wo eher „klassische“ Berufe von Frauen oder von Männern vertreten waren. Z.B. war das Kulturreferat nur von Frauen besetzt und die „Blaulichtfraktion“ nur von Männern vertreten. Was ich sehr positiv hervorheben möchte, ist die Förderung von Frauen in Führungspositionen. An dieser Stelle ist mir auch aufgefallen, dass das Thema Diversität an dieser Außenvertretung wenig Beachtung bekam. Meinem Eindruck nach, haben nur einzelne wenige Entsandte eine Migrationsgeschichte. Auch das Thema Gender, fand meiner Meinung nach, nicht ausreichend Anerkennung.
Das Arbeitsklima an der Botschaft empfand ich als positiv. Viele Kollegen öffneten mir ihre Türen und erzählten über ihre Arbeit. So habe ich viele Einblicke in die Arbeit einzelner Abteilungen bekommen.
Praktikum und Aufgaben
Das Praktikum fing mit der Unterschrift meines Arbeitsvertrages. Nach einer kurzen Einführung in die Formalien, folgte eine große Besprechungsrunde mit Vertretern der jeweiligen Abteilungen, wo ich mich vorgestellt habe. Danach wurde mir mein Büro gezeigt, das bis zum Umzug mir alleine zur Verfügung stand. Später habe ich ein Büro mit einer Praktikantin aus dem Wirtschaftsreferat geteilt. Die offiziellen Arbeitszeiten in der Botschaft waren von 08:00 – 17:00. An manchen Tagen standen Abendveranstaltungen an, die ich dann nach der Arbeit besucht habe.
Der Dresscode war klassisch bis elegant. Bei Feierlichkeiten war der Dresscode etwas lockerer, allerdings sollte die Etikette immer gewahrt werden.
Zu meinen weiteren Aufgaben gehörte es, Protokolle zu schreiben. Ob interne Besprechungen, Botschaftsklausur oder externe Konferenzen, die schriftliche Arbeit machte einem großen Teil meiner Arbeit aus. Auch das Lesen der Berichte und Nachrichten gehörte dazu. An drei Tagen in der Woche versammelte sich die Botschaft, um Termine und wichtige Themen zu besprechen. Dafür hatte jedes Referat die wichtigsten Themen aus Wirtschaft, Kultur und Politik in Bulgarien noch mal aufgegriffen und mithilfe der bulgarischen Kollegen mit Expertise ausgewertet.
Das Kultur- und- Pressereferat wurde von einer Vertreterin aus dem höheren Dienst geleitet und in der Regel von drei Lokalbeschäftigten unterstützt. Es ist das größte der drei Referate an der deutschen Botschaft in Sofia. Die Zuständigkeiten meiner Kolleginnen waren mir nicht ersichtlich. Ich bekam von allen meinen Kollegen Aufträge, die ich selbständig erledigt habe. Viele Aufgaben habe ich per Mail bekommen, und genauso viele auch mündlich, was ebenfalls die Einladungen für Termine angeht. Oft habe ich den Überblick über meine Aufgaben verloren, weil es sehr chaotisch zuging und ich selten Fristen für Abgaben bekommen hatte. An dieser Stelle soll gesagt werden, dass eine Kollegin das Referat verlassen musste. Hinzu kommt der Umzug, der die Situation noch verschärfte. Daraufhin wendete ich mich an meine Referatsleiterin und bat um klare Aufgabenstellung für mein Praktikum.
In Absprache mit der Praktikumsleiterin sollte ich eine Kollegin bei der Betreuung der Social Media (SoMe) Kanäle unterstützen. Dafür dufte ich verschiedene Kollegen bei Veranstaltungen begleiten, um Bilder zu machen und später darüber zu schreiben. Auf diesem Weg gelang es mir viele Einblicke in verschiedenen Arbeitsbereichen zu sammeln. Diese Erfahrung fand ich besonders lehrreich, denn so habe ich realistische Einblicke in die Arbeit des gehobenen Dienstes bekommen. Im Laufe meines Praktikums habe ich über 100 Beiträge für SoMe erstellt.
Zu meinen Zuständigkeiten zählte auch das Community-Management. Hier ging es um die Pflege des SoMe – Accounts, darunter die Bearbeitung der Kommentare und der eingehenden Nachrichten. Bei kritischen Kommentaren habe ich Entwürfe für Antworten verfasst. Dabei orientierte ich mich an den „Lines to Take“. Das sind offizielle Richtlinien des AA zu bestimmten Themen. Außerdem habe ich die Kommentarspalte moderiert und grenzwertige Aussagen gelöscht.
Zu wichtigen Ereignissen oder Themen wendete sich das AA mit Social Media Content an die Botschaft. Zum Jahrestag des Angriffskriegs in der Ukraine wurde ich beauftragt Videomaterial zu sichten und geeignete Videos auszusuchen. Bei den ausgewählten Beiträgen habe ich mich um die Übersetzung gekümmert und danach die bulgarischen Untertitel in die kurzen Videos eingefügt. Dazu habe ich Begleittexte verfasst, die ich später zusammen in einem Beitrag auf SoMe veröffentlicht habe.
In einer anderen Aufgabe wurde ich angehalten eine Freiwilligen aus dem Weltwärtsprogramm zu kontaktieren und mit ihr ein Video über ihre Arbeit zu drehen. Bei dieser Aufgabe ging es darum, das von der Botschaft geförderte Programm in den SoMe zu präsentieren. Das Video habe ich selbst gedreht und geschnitten.
Eine weitere Aufgabe war es zum Weltfrauentag ein Shapepic mit einem Zitat der Botschafterin zu gestalten. Dafür habe ich die Botschafterin interviewt und Bilder gemacht. Die entstandenen Bilder versetzte ich mit den Zitaten aus den Interview und machte daraus mehrere Sharepics, die ich zum Weltfrauentag veröffentlichte.
Darüber hinaus recherchierte ich zu weiblichen Vorbildern aus Deutschland und Bulgarien und habe kurze Beiträge dazu veröffentlicht.
In mein Praktikum fiel der Jahrestag des Élysée-Vertrages, der ein wichtiges Datum in diplomatischen Kreisen markiere. Nach dem Rotationsprinzip wechselt sich die deutsche und die französische Botschaft im Jahreszyklus mit der Organisation der Feierlichkeiten zum Élysée-Vertrag ab. Als ich mein Praktikum begann, liefen die Vorbereitungen für die Feier bereits auf Hochtouren. Bei den letzten Vorbereitungen für das Bankett begleite ich meine Kolleginnen. Die Feier fand Ende Januar statt, in der sich hochrangige Gäste und Diplomaten versammelten. Zusammen mit meinen Kolleginnen hießen wir die Gäste willkommen und nahmen die Einladungskarten entgegen.
Mit den vielen Einblicken in die Vorbereitungen wurde mir deutlich, was für ein enormer Arbeits- und Organisationsaufwand hinter großen Veranstaltungen stehe. Vor allem deutlich geworden war mir das bei den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum „Tag der Deutschen Einheit“. Obwohl die Feier erst im Oktober stattfinden wird, wurden bereits im Februar die ersten Überlegungen angestellt und in März die ersten organisatorischen Gespräche geführt. Zusätzlich wurde eine externe Kollegin eingestellt, die sich um die Gästeliste und die Einladungen kümmere.
Im Laufe meines Praktikums standen viele weitere Veranstaltungen an, die ich im Rahmen meiner SoMe Aufgabe besucht habe, die ich hier nicht erwähnenswert finde.
Ein wichtiger Teil der Arbeit im Kultur- und- Pressereferat war die Förderung der deutschen Sprache im Gastland. Das große Interesse an der deutschen Sprache in Bulgarien hatte mich überrascht. In über 30 bulgarischen Schulen gab es die Möglichkeit, das deutsche Abitur abzulegen. Dazu arbeitete das Referat mit Schulen, die die deutsche Sprache förderten, eng zusammen. Es wurden Wettbewerbe, Schüleraustauschprogramme und weitere Projekte zur Sprachförderung von der Botschaft gefördert. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit begleitete ich das Kulturreferat bei verschiedenen Projekten. Beim landesweiten deutschsprachigen Theaterwettbewerb hatte ich das Referat bei der Organisation unterstützt. Für einen weiteren Wettbewerb hatte ich einen Entwurf für eine Rede geschrieben.
Die enge Zusammenarbeit mit deutschsprachigen Schulen ermöglichte, dass die Botschaft viele Schulveranstaltungen wahrnahm. Zu den Feierlichkeiten der deutsch- französischen Freundschaft an einer Fremdsprachenschule wurden die deutsche und die französischen Delegation eingeladen, die ich ebenfalls im Rahmen meiner SoMe Aufgabe begleiten durfte. Umgekehrt öffnete auch die Botschaft ihre Türen für Schulen und Berufsinteressierte. In diesem Zusammenhang wurden mehrere Veranstaltungen organisiert, in der sich der stellvertretende Botschafter Zeit für Fragen zum diplomatischen Dienst und der Arbeit an einer Botschaft nahm.
Die Pflege von Partnern im Kultur und Bildungsbereich hatte einen hohen Stellenwert für die Botschaft. Dafür veranstaltete die das Kultur- und -Pressereferat eine Reihe von Veranstaltungen. Beispielsweise lud die Botschafterin DAAD – Beauftragte und Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer aus Bulgarien und Rumänien zu einem Empfang in der Residenz ein.
Der akademische Austausch wurden von der Botschaft begleitet. Für einer weiteren Aufgabe habe ich die Statistik zu deutsch-bulgarischen Wissenschaftkooperationen aktualisiert. Dafür hatte ich eine Datenerhebung gemacht und im Rahmen meiner Recherche Zahlen bei Stiftungen und Kulturinstituten erfragt. In einer anderen Aufgabe besuchte ich online eine Informationsveranstaltung, die sich speziell der Zusammenarbeit zwischen dem AA und den deutschen Stiftungen im Ausland widmete. Darüber schrieb ich einen kurzen Bericht.
Des Weiteren begleitete ich meine Kollegen zu Konferenzen. Interessant fand ich, dass meistens ein Vertreter der Europäischen Kommission dabei war und bei Podiumsdiskussionen eine europäische Perspektive einbrachte. Beispielsweise beim Thema „Demokratisierung der Digitalisierung“ entstand eine Diskussion mit der Frage: „Wie sich Bulgarien besser gegen Desinformation aufstellen kann?“. Der „Digital Service Act“ stand im Fokus im Kampf gegen Desinformation. Diskutiert wurde eine strengere Regulierung und eine konsequentere Strafverfolgung bei Verstößen. Bulgarien gelte als stark anfällig für Desinformation. Vor dem Hintergrund einer instabilen politischen Lage, trage Desinformation zur Destabilisierung bei, und stelle eine Bedrohung für die demokratische Ordnung dar. Deshalb war es auch für die Botschaft wichtig, Bulgarien im Kampf gegen Desinformation zu unterstützen. Zusammen mit meinen Kolleginnen besuchte ich weitere Veranstaltungen zu diesem Thema. Hier halfen mir meine meine Kenntnissen aus den Vorlesungen und Seminaren weiter und halfen mir mich zurechtzufinden.
Darüber hinaus begleitete ich meinen Kollegen bei Veranstaltungen aus dem Wirtschaftsreferat. Besonders interessant fand ich ein vom Wirtschaftsreferat organisiertes Treffen zum Thema Förderung von Frauen in der Wirtschaft. Eingeladen war die bulgarische Organisation „Council of Women in Business in Bulgaria“, die sich für die Förderung von Frauen in der Wirtschaft einsetzte. Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie sich die Situationen von Frauen in Bulgarien und in Deutschland unterschieden. Die unterschiedlichen Regelungen für Elternzeit, aber auch weitere Faktoren, wie Kinderbetreuung oder kultureller Hintergrund, wirken sich entsprechend auf die unterschiedlichen Arbeitssituation und Lebensrealität von Frauen aus.
Fazit
Wenn ich an meine Zeit in Sofia denke, habe ich eine Vielzahl von positiven Erinnerungen in meinem Kopf. Ich habe interessante Menschen kennengelernt, Freundschaften geschlossen und spannende Gespräche mit meinen Kollegen geführt. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar. Ich habe den Eindruck, auch persönlich ganz viel gelernt zu haben und werde meine Erfahrung aus dem Praktikum mit in die Zukunft nehmen.
Besonders spannend fand ich es, durch die vielen Veranstaltungen Einblicke in Themenbereiche zu bekommen, mit den ich vorher nicht in Berührung gekommen war. Zum Beispiel hat mich ein Besuch einer NGO, die Betroffenen von Menschenhandel Hilfe leistet, sehr getroffen. Zusammen mit der NGO „A21“ realisierte die Botschaft einen Film, der in Flüchtlingscamps und unter besonders vulnerablen Gruppen gezeigt wurde. In einem Hintergrundgespräch mit der Organisation wurde mir klar, wie weit verbreitet das Phänomen sei und wie weit die Netzwerke von Menschenhändlern reichten. Auch wenn ich die Position einer „stillen Beobachterin“ einnahm, hat sich meine Sichtweise auf viele Themen verändert, half mir dabei mich für andere Bereiche zu öffnen.
Mit dem Praktikum konnte ich mir die gestellte Frage, wie Diplomatie funktioniert, beantworten. Auch wenn ich in einer Abteilung gearbeitet habe, die nicht ganz meinen eigenen Diplomatiebegriff entsprach, habe ich miterlebt, wie Völkerverständigung im Kleinen gestaltet wird. Der diplomatische Dienst bringt abwechslungsreiche und manchmal spannende Projekten mit sich, deren Organisation jedoch vor allem aus „Schreibtischarbeit” besteht.
In meinem Praktikum erschien es mir, als sei die Kulturarbeit an der Botschaft stark mit der „Marke Deutschland“ verbunden. Es ging viel um die Pflege vom makelloser Präsentation nach außen. An dieser Stelle fehlte meiner Ansicht nach eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen und die Reflexion des eigenen Handelns- und- Wirkens.
Auf der andern Seite denke ich, dass aufgrund des Rotationsprinzips eine tiefe Auseinandersetzung mit der Kultur und Sprache nur eingeschränkt möglich sein kann. Um als „Augen und Ohren“ dienen zu können, denke ich, dass es mehr Zeit und mehr Auseinandersetzung mit dem Gastland brauche. Mit dem „Rotationsprinzip“ sind Entsandte verpflichtet, alle vier Jahre ihren Dienstort zu wechseln. Das Prinzip ist ein Routinevorgang und kann nur mit begründeten Ausnahmefällen verkürzt oder verlängert werden. Das Arbeitspensum im Auswärtigen Dienst erschien mir sehr intensiv zu sein.
Schließlich wurde vorausgesetzt neben den offiziellen Arbeitszeiten bei Abendveranstaltungen zu erscheinen oder auch am Wochenende Arbeitstermine wahrzunehmen. Diese Arbeitsweise bringe viel Abwechslung mit sich, aber auch Zeitdruck und sehr lange Arbeitstage. Diese Arbeitsbedingungen sind aus meiner Perspektive schwer mit einer Familie vereinbar. Auch wenn die Vergütung sehr verlockend scheint, habe ich dank meines Praktikums festgestellt, dass dieses Modell nicht meinen Vorstellungen von einer erfüllenden beruflichen Laufbahn entspricht.
Ich empfehle jedem, der Interesse am Auswärtigen Dienst hat, sich um ein Praktikum an einer deutschen Auslandsvertretung zu bewerben und sich eine eigene Meinung zu bilden, und andersherum, sich nicht fürs Auswärtige Amt zu bewerben, ohne vorher sich einen Einblick in das Arbeitsfeld und entsprechende Strukturen verschafft zu haben.
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