Vorbereitung:
Da es sich bei mir um ein freiwilliges Praktikum handelt, wich die Vorbereitung etwas von der meines im Jahr 2019 durchgeführten Auslandssemesters ab.
Zu meiner Situation:
Ich habe das Masterstudium im Mai abgeschlossen und wollte den Zeitraum bis zum Beginn des Referendariats nutzen, um sowohl auf persönlicher als auch auf sprachlicher Ebene erneut von einem Auslandsaufenthalt zu profitieren. Glücklicherweise unterstützt Erasmus auch diejenigen, die ihr Studium gerade beendet haben und in ihrem weiteren beruflichen Werdegang von dem geplanten Auslandsaufenthalt profitieren. Sämtliche Fragen hierzu ließen sich kinderleicht und schnell mithilfe der sehr zu empfehlenden Sprechstunden für Auslandspraktika, die die Universität Bremen anbietet, beantworten.
Zur Förderung:
Ich habe das Praktikum zunächst selbstständig organisiert und mich anschließend um dessen Förderung durch Erasmus bemüht. Nachdem ich die Zusage des Lycée Moulin Joli erhalten habe, habe ich mich an Erasmus gewendet und die Förderung eingeleitet. Generell wurde mir mitgeteilt, dass die Wahrscheinlichkeit der Förderung eines freiwilligen Praktikums im Rahmen einer plausiblen Begründung, warum der weitere berufliche Werdegang davon profitiert, sehr hoch ist. Die notwendigen Dokumente werden wie bei einem Auslandssemester über Mobility Online hochgeladen. Auch an dieser Stelle möchte ich nochmal auf die Sprechstunden hinweisen.
Zur Bewerbung:
Ich habe mich im April beworben und das Praktikum Ende August begonnen. Um mir den Praktikumsplatz selbstständig zu organisieren, habe ich auf der Website des PASCH-Instituts nach Schulen gesucht. Der Vorteil ist, dass die dort angezeigten Schulen international orientiert sind, was die Wahrscheinlichkeit einer positiven Rückmeldung erhöht. Insgesamt habe ich um die 20 Bewerbungen, bestehend aus einem Motivationsschreiben und einem Lebenslauf, an Schulen in Frankreich und auf La Réunion geschickt. Auf der Website werden die Schulen mit Hilfe von Bildern, Beschreibungen der Schwerpunkte und Merkmale der Schule und den Kontaktdaten übersichtlich abgebildet.
Zur Anreise:
La Réunion lässt sich mit dem Flugzeug von Paris erreichen. Da ich mit dem Bus nach Paris gereist bin, war ich insgesamt 36 Stunden unterwegs. Es geht allerdings auch deutlich schneller.
Weiteres:
Da sich La Réunion östlich von Afrika befindet und sich das Klima und die Lebensweise mehr oder weniger stark von Deutschland unterscheiden, habe ich im Voraus den Hausarzt für einige Impfungen besucht.
Obwohl La Réunion Teil der EU ist und als Währung den € besitzt, konnte ich nur selten mithilfe meiner normalen Bankkarte bezahlen beziehungsweise Geld abheben. Aus diesem Grund empfehle ich, sich vor Abreise eine Kreditkarte zu organisieren, mit der die Bezahlung problemlos funktioniert.
Es ist sehr umständlich und teilweise unmöglich, etwas per Amazon auf die Insel zu bestellen.
Formalitäten im Gastland:
La Réunion bietet den großen Vorteil, dass es ein französisches Überseegebiet und somit Teil der EU ist. Für die Einreise genügt der Personalausweis und die Währung ist €. Hinsichtlich der Formalität war somit eigentlich alles wie in Frankreich.
Allgemeine Informationen zur Partnerschule:
Bei dem Lycée Moulin handelt es sich um ein Lycée in La Possession, einer Stadt im Nord-Westen der Insel, dass in der Regel von Schüler*innen zwischen 15 und 18 Jahren besucht wird, die auf ihr Baccalauréat vorbereitet werden und dieses abschließen. Was die Schule auszeichnet, ist eine sehr offene Raumgestaltung, sodass sich lediglich die Klassenräume drinnen und sämtliche Flure draußen befinden, was eine sehr angenehme Atmosphäre schafft. Auf administrativer Ebene steht die Schule dem deutschen Standard nach, was allerdings nicht weiter schlimm ist. Der Unterricht wird über die Schulplattform „Pronote“ organsiert. Die Klassenräume sind mit einem PC, einem Whiteboard und einem Projektor (verbunden mit dem PC) ausgestattet. Mir bot sich die Möglichkeit, mittags gratis in der Kantine zu essen. Ansonsten sind sowohl die Lehrerinnen und Lehrer als auch die Schülerinnen und Schüler nett und freundlich.
Tätigkeiten:
Die Deutschlehrerin und haben die Gruppen der Premières und Terminales halbiert, sodass jeder von uns eine halbe Klasse mit sechs bis zwölf Schülerinnen und Schülern unterrichtet hat. Alle zwei Wochen wurden die Gruppen gewechselt. In Ansprache mit der Deutschlehrerin haben wir uns auf die Themen der Unterrichtseinheit geeinigt. Die jeweiligen Unterrichtsstunden habe ich selbstständig geplant und durchgeführt. Auch schriftliche und mündliche Prüfungen habe ich durchgeführt. Da mir kein Schulbuch zur Verfügung stand, habe ich die Unterrichtsmaterialien größtenteils selbst entworfen.
Darüber hinaus habe ich den DNL-Kursen aller drei Jahrgänge assistiert. Unter DNL verstehen sich ein Kurs, in dem andere Fächer wie Mathe auf Deutsch unterrichtet und Spiele auf Deutsch gespielt und entworfen werden.
Schließlich habe ich die Aufsicht beim „Bac blanc“ übernommen.
Unterkunft:
Mithilfe der Unterstützung der Deutschlehrerin konnte ich bei einer Mathelehrerin für eine monatliche Miete in Höhe von 350€ unterkommen. Sie wohnte in unmittelbarer Nähe des Lycées und stellte mir außerdem ihr Auto zur Verfügung. Aufgrund der Temperaturen besitzt fast jedes Haus einen Pool, was für mich ein echter Genuss war!
Sonstiges:
Das Leben auf La Réunion ist tendenziell teurer als in Deutschland, vor allem in Bezug auf Lebensmittel.
Die Insel bietet eine Große Vielfalt aus Stränden, Wasserfällen, Bergen und Vulkanen. Highlights waren für mich die Wale, die sich bis Ende September zeigen, der Anstieg auf den Vulkan „Piton de la Fournaise“ sowie der Gebirgskessel „Mafate“. Aber auch das Schwimmen in Wasserfällen, das Schnorcheln am Strand sowie die Tageswanderungen waren unglaublich schön. Die Ferien und Wochenenden habe ich dazu genutzt, um die einzigartige und wunderschöne Natur der Insel zu entdecken. Darüber hinaus kommt man auf La Réunion in den einzigartigen Genuss, verschiedene Kulturen kennenzulernen, während man unter nahezu westlichen Lebens- und Hygienebedingungen lebt. Es fühlt sich an wie ein „Europa in den Tropen“.
Bezüglich der Zweisprachigkeit auf der Insel lässt sich sagen, dass in der Öffentlichkeit ausschließlich Französisch gesprochen wird. Kreolisch wird meiner Erfahrung nach lediglich vereinzelt unter Einheimischen gesprochen.
Ich bin Ende August 2023 angereist und vier Monate geblieben. Der Zeitraum war aus klimatischer Sicht optimal: Im September und Oktober blieb es dauerhaft trocken, sodass sich dieser Zeitraum perfekt für die Ausflüge in die Natur eignete. Selbst mit Beginn der Regenzeit im November blieb der Niederschlag sehr überschaubar und man konnte von dem köstlichen Geschmack der Früchte, die auf La Réunion wachsen, profitieren.
Nach der Rückkehr:
Um den zweiten Teil der Förderung zu erhalten, gilt es das „Traineeship Certificate“ gewissenhaft auszufüllen und den Erfahrungsbericht zu verfassen. Zu meiner Zeit gab es Probleme mit dem Survey, weshalb angekündigt wurde, dass die Rückzahlung auch vor dessen Ausfüllen stattfinden kann.
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