Ich studiere Kommunikations-/ Medienwissenschaften und Kulturwissenschaften als Zwei-Fach-Bachelor. Das 320-stündige Pflichtpraktikum für mein Hauptfach KMW nutzte ich als Möglichkeit, endlich für eine längere Zeit im Ausland leben zu können – in meinem Wunschland Spanien. Durch die finanzielle Unterstützung von Erasmus+ konnte ich mir diesen langersehnten Traum erfüllen. Auslandserfahrungen bereichern nicht nur einen selbst, sie machen sich auch super im Lebenslauf. Also dachte ich mir: raus aus Bremen und ab nach Teneriffa.

Vorbereitungen
Wohin soll es gehen?
Mir war eigentlich schnell klar: Ich möchte mein Auslandspraktikum in Spanien absolvieren. Diese Kenntnis grenzte meine Suche nach freien Praktikumsstellen ein und sparte mir Zeit. Ich hatte zwar Spanisch in der Schule, doch ich traute mir noch nicht zu, mit meinen Kenntnissen in einem spanisch-sprachigen Unternehmen zu arbeiten. Über Google suchte ich nach Praktikumsplätzen und entdeckte glücklicherweise ‚privateHOLIDAY‘, eine Vermittlung für Ferienunterkünfte. Hier wurden die Sprachen Deutsch und Englisch vorausgesetzt, perfekt.

Ein schneller Bewerbungsprozess
Bevor ich mich im Oktober 2021 bei ‚privateHOLIDAY‘ bewarb, suchte ich explizit nach Stellen im redaktionellen Bereich und fürs Social-Media-Management. Es ist hilfreich, sich vor der Suche nach einem Praktikumsplatz Gedanken zu machen, in welche Bereiche man hineinschnuppern möchte. So verliert man nicht so schnell den Überblick in der Masse an Angeboten. Nach meiner schriftlichen Bewerbung, Mail-Kontakt und einem Telefonat mit meinem Vorgesetzten bekam ich eine Zusage für August bis Oktober 2022. Frühes Bewerben und Nachhaken haben sich hier auf jeden Fall gelohnt!

Eine schöne Unterkunft & ein anstrengender Arbeitsweg

In der Stellenbeschreibung warb das Unternehmen mit Unterstützung bei der Wohnungssuche, hier wurde ich leider etwas enttäuscht. Der Chef schickte mir auf Anfrage zwei Einzimmerwohnungen. Diese entsprachen leider nicht meiner Vorstellung. Entweder waren sie weit vom Arbeitsplatz entfernt (ca. eine Stunde) oder in einer Stadt, in der sich nicht einmal ein Supermarkt befand (ohne Auto wäre dies ein Problem geworden). Deshalb suchte ich einfach selbst nach einer passenden Unterkunft. Über AirBnB war dies kein Problem. Ich wohnte mit meiner Vermieterin in einem Haus – ich hatte nie das Gefühl, einsam zu sein oder mich unsicher zu fühlen. Dort hatte ich eine eigene Etage und konnte das alltägliche Leben der Kanarier:innen kennenlernen. Mein Highlight: Zu meinem Bereich gehörte eine tolle Dachterrasse, von der ich jeden Abend den Sonnenuntergang bestaunen konnte. Von meiner Unterkunft waren es nur 15 Minuten mit dem Bus zur Haltestelle in der Nähe meiner Arbeitsstelle. Danach führte ein 20-minütiger, steiler Fußweg zum Büro. Runter zum Büro war der Weg gut machbar, aber nach Feierabend war die aufgeheizte, asphaltierte Straße eine Herausforderung … hier ist eine gute Ausdauer wichtig! In der Nähe des kleinen Büros hielt leider kein Bus.

Eigeninitiative
Vor und während meiner gesamten Zeit auf Teneriffa war Eigeninitiative gefragt! Vor dem Aufenthalt organisierte ich mir eine Unterkunft sowie meine Flüge und Busverbindungen. Besonders während der Zeit auf der Insel musste ich immer wieder kleinere Hürden meistern: Wie komme ich zu meiner Unterkunft? Wie trage ich bei der Hitze Wasserkanister zu meiner Wohnung? Wie funktioniert die spanische Waschmaschine? Nach einiger Zeit pendelte sich der neue Alltag ein und ich wurde auch sprachlich sicherer.

Das Busnetz und meine Orientierung
Ich habe mich auf Teneriffa gegen ein Auto und für den Bus entschieden. Viele Wege auf der Insel sind sehr steil und dazu noch einspurig. Wer hier mit dem Auto fahren möchte, sollte auf jeden Fall die nötige Fahrerfahrung mitbringen und etwas mehr Geld fürs Mieten einplanen. Aber auch ohne Auto kam ich ohne Probleme zu meinen Zielen! Das Busnetz ist wirklich super. Direkt am Flughafen befindet sich ein grüner Titsa-Automat, der mir eine Busfahrkarte ausstellte. Diese Karte kann an den größeren Busbahnhöfen wie eine Prepaid-Karte aufgeladen werden. Bei jedem Ein- und Aussteigen wird diese im Bus eingescannt – der Fahrpreis wird so automatisch abgezogen. Die Preise sind recht günstig: Für die weiteste Strecke, von Süd nach Nord, müssen zirka 10€ gezahlt werden (2 Stunden Fahrt). Durch QR-Codes an jeder Haltestelle kann man zudem live verfolgen, wann der Bus bei der Haltestelle ankommen wird. Täglich nutzte ich Google Maps, um mir die besten Routen und schnellsten Busverbindungen anzeigen zu lassen. Einige Strecken sind nicht mit dem Bus passierbar, beispielsweise der Weg zum Nationalpark Teide. Hier lohnt es sich, ein Auto zu mieten!

Arbeitsleben auf Teneriffa
Wer sich ein Praktikum mit produktivem Feedback wünscht und einen hilfreichen Einblick in das Arbeitsleben bekommen möchte, ist hier leider nicht ganz so gut aufgehoben. Zum Glück habe ich bereits während meiner Ausbildung wichtige Erfahrungen gesammelt, die ich anwenden konnte, wie beispielsweise der Umgang mit Kunden am Telefon. Meine Mitpraktikantin hatte hingegen noch nie mit Kunden gearbeitet und wurde regelrecht ins ‚kalte Wasser geworfen‘. Es fehlte insgesamt eine angemessene Einführung mit anschließendem Feedback.

Das Praktikum war auf jeden Fall durch eigenständiges Arbeiten geprägt. Die Aufgaben waren dennoch vielfältig und ich habe das Beste daraus gemacht. Ich war für den unternehmenseigenen Instagram- und Facebook-Kanal zuständig – hier konnte ich mich kreativ ausleben. Das Planen und Erstellen von Beiträgen, Storys und Reels gehörte ebenfalls zu meinen Aufgaben. Zudem war ich für die redaktionelle Arbeit zuständig: Ich schrieb Online-Reiseartikel für Blogs im Rahmen der SEO-Richtlinien. Dafür verwendete ich das Programm WordPress. In meiner Freizeit hielt ich immer die Augen offen, um schöne Bilder und Videos für die Social-Media-Kanäle einzufangen.

Sommer auf der Insel des ewigen Frühlings

Vor meiner Reise hätte ich nicht gedacht, dass die kanarische Insel so viel zu bieten hat – ich war wirklich beeindruckt! Es gibt so viel zu unternehmen: ob Wandern, Tauchen, Sterne auf dem Vulkan beobachten, Karneval feiern … mir wurde in den zwei Monaten nie langweilig.

Der grüne Norden der Insel hat es mir angetan: Hier konnte ich das Leben der Einheimischen miterleben. Besonders das Anaga-Gebirge raubte mir mit seinen Ausblicken den Atem. Die Wanderungen dort lohnen sich auf jeden Fall! Der Süden der Insel ist hingegen sehr touristisch. An der Promenade lässt sich überall ein Cocktail schlürfen und die Nacht in den vielen Bars und Clubs durchfeiern. Wer traditionelles Essen sucht, ist in den Guachinchen im Norden der Insel genau richtig: Dies sind kleine familiengeführte Restaurants, bei denen es selbstgemachten Wein und typisch kanarische Spezialitäten gibt, sehr lecker!

Meine Highlights

Zu meinen unvergesslichen Momenten zählen auf jeden Fall das Tauchen mit einer Meeresschildkröte, das Beobachten von Walen und Delfinen, das Wandern im Anaga-Gebirge und die Sternenbeobachtung auf dem Teide. Neben den Erfahrungen auf der Arbeit konnte ich in meiner Freizeit tolle Erinnerungen sammeln, an die ich mich (besonders an kalten Wintertagen) immer wieder gerne zurückerinnern werde.

Fazit
Die Zeit auf Teneriffa war eine sehr bereichernde Erfahrung und hat mich wachsen lassen. Ich würde allen einen Auslandsaufenthalt ans Herz legen und es selbst immer wiederholen! Auch wenn das Praktikum meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat, bin ich dankbar für die tollen Erlebnisse und Eindrücke. Mit neuen Freund:innen neue Umgebungen zu erkunden ist wirklich spannend und verbessert auf jeden Fall die Sprachkenntnisse. Ich kann die Insel für ein Praktikum auf jeden Fall empfehlen – die offene und aufgeschlossene Mentalität der Kanarier:innen reißt einen förmlich mit und die verschiedenen Landschaften lassen einen staunen.