I. Wie alles begann…
Mit dem bevorstehenden Abschluss meines Biologiestudiums begann für mich Anfang 2022 die Phase der Berufsorientierung. Schon im Vorfeld habe ich mich über potentielle Arbeitsbereiche informiert und mir wurde schnell klar, dass ich erstmal nicht in die Forschung möchte. Wissenschaftskommunikation und -vermittlung hingegen liegt mir schon immer am Herzen. Deshalb habe ich mich für ein Praktikum am Goethe-Institut (GI) Rom entschieden.

Doch wie hängen Wissenschaftsvermittlung und eine kulturelle Einrichtung wie das Goethe-Institut zusammen?
Besonders das GI in Rom biete schon lange nicht mehr nur Sprachkurse an. Die Bildungskooperation Deutsch am GI beschäftigt sich mit der Förderung der deutschen Sprache, deutsch-italienischem Literaturaustausch und MINT-Berufen an italienischen Schulen.
Insbesondere der MINT-Schwerpunkt, unter den auch das Thema Nachhaltigkeit fällt, sollte mein Zuständigkeitsbereich werden.

Dies bot für mich die optimale Gelegenheit, sowohl Kulturarbeit und Wissenschaftsvermittlung im Bildungsbereich kennenzulernen.

Doch wie bin ich überhaupt an die Praktikumsstelle am GI Rom gekommen?
Dabei half das Programm kulturweit der Deutschen UNESCO Kommission. Kulturweit versteht sich als Programm, welches internationale Freiwilligendienste in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik vermittelt.

Da der Einstieg in ein kulturelles, politisches Arbeitsfeld mit einem Bachelorabschluss in Biologie oftmals sehr schwer ist, war kulturweit für mich der perfekte Träger. Bereits bei meiner Bewerbung konnte ich Präferenzen und Einsatzgebiete auswählen, die mich interessieren und mir bei meine Berufsorientierung helfen könnten.

Letztendlich wurde mir eine Stelle am GI in Rom vorgeschlagen, es kam zu einem Bewerbungsgespräch mit den Ansprechpersonen vor Ort, welche mir dann schnell die Praktikumsstellen in der Bildungskooperation Deutsch am Institut in Rom anboten.

II. Die Zeit vor Ort
Rom
Die Metropolitanstadt Rom, mit ihren 4,3 Millionen Einwohner*innen ist riesig, voll und absolut atemberaubend. Bereits die Wohnungssuche war sehr nervenaufreibend, da dies vor allem über Facebook-Gruppe läuft. Somit muss man immer auf der Hut vor Betrügern sein und steht in hoher Konkurrenz mit diversen anderen Personen. Jeder möchte Rom erleben. Ich hatte unglaublich Glück, dass ich am Tag meiner Anreise die Zusage für ein WG-Zimmer im Stadtteil Tiburtina bekam. Tiburtina-Station ist nach Termini der zweitgrößte Bahnhof in Rom, somit sehr zentral und gut angebunden. Aber nicht nur die Lage der WG war super auch meine zwei Mitbewohnerinnen waren toll. Für meine Aufenthalt in Rom hatte ich also die perfekte Unterkunft gefunden.

Rom als Stadt war für mich ein Erlebnis. Ich habe noch nie in einer so großen Stadt gewohnt und musste mich zunächst an die Menschenmengen und langen Wege gewöhnen. Im März war die Stadt noch verhältnismäßig leer und ich konnte viele touristische Attraktionen gut besichtigen. Kulturell und historisch hat Rom unglaublich viel zu bieten. Es reicht schon durch das Centro Storico zu laufen und man fühlt sich wie in einem riesen Outdoor-Museum, in dem man ständig was Neues entdecken kann. Besondere gut gefallen haben mir die Museen der modernen und zeitgenössischen Kunst wie das MACRO oder das Museo d’Arte contemporanea, aber auch die großen Stadtparks zogen mich an.

Zudem hat günstiger und guter Kaffee, leckeres Essen in meinen Mittagspausen und die lockere Aperitivo-Kultur meinen Aufenthalt in Rom positiv geprägt.

Als es dann ab Mai immer heißer wurde, war die einfache Anbindung zum Meer besonders vorteilhaft und so bin ich an dem Wochenende öfter mit Freund*innen nach Lido di Ostia gefahren, um der überfüllten Stadt zu entkommen.

Aber nicht nur das Meer ist leicht von Rom aus zu erreichen, auch andere Städte und historische Orte sind gut an die Hauptstadt angebunden. So konnte ich während meines Aufenthaltes neben Rom auch Städte wie Pompei, Neapel und die Amalfiküste erleben.

Goethe-Institut Rom
Am Montag den 14.03. bin ich also mit dem Zug aus Bremen in Rom angekommen. Ich hatte einen Tag Zeit um mich von der 18-stündigen Fahrt zu erholen und habe dann, am Mittwoch den 16.03., mein Praktikum am GI Rom begonnen.

Das Institut ist zentral gelegen, doch trotzdem ein bisschen abseits von den touristischen Orte. Innerhalb von einer halben Stunde Fußweg ist man am Kolosseum, muss sich aber morgens nicht durch Touristenmengen drängen.

An meinem ersten Tag wurde ich herzlich von der mir zugeteilten Ansprechperson begrüßt und durch das Institut geführt. Man merkte direkt, dass das Institut noch im „Corona-Modus“ war. Viele Mitarbeitende befanden sich im Smart-Working (Homeoffice), die Cafeteria war geschlossen und überall bestand Maskenpflicht. Schnell habe ich gemerkt, dass auch viele Veranstaltungen nur online und sehr limitiert stattfinden. Für mich war das leider ein bisschen ernüchternd.

Die Einarbeitung erfolgte dann relativ langsam, da eben oft kaum Personen zum Austausch im Büro waren. Zunächst sollte ich mich in aktuelle und vergangen Projekte einarbeiten und dann folgten Aufgaben wie das Übersetzen von Texten und Kinderbüchern oder die Auswertung von Evaluationen.
Zu meinem Bedauern befand sich das MINT-Projekt in der Corona-Pause, wodurch meine Arbeit in der Wissenschaftsvermittlung stark eingeschränkt war.

Nach ungefähr drei Wochen wurde ich dann auch konkret in laufende Projekte mit einbezogen. Besonders spannend fand ich die Auswertung des Projektes Unternehmen Deutsch, bei dem Schüler*innen aus ganz Italien als Klasse ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung entwickeln und bewerben sollten. Dies geschah in Partnerschaft mit einem lokalen Unternehmen, auf Deutsch und sollte Relevanz für den deutschen Markt haben. Bei der Analyse und Bewertung der über 40 Einsendungen waren echt tolle Ideen und Produkte dabei. Die Preisverleihung ist noch ausstehend.

Desweitern habe ich unterstützende Recherche-Arbeit zum Thema Hermann Hesse und „Stadt-Rallye Goethe“ geleistet, sowie bei der Vorbereitung der Workshops zur „Transkulturellen Achtsamkeit“ geholfen.
Die Kolleg*innen vor Ort haben mich immer willkommen geheißen und versucht meine Arbeit nach meinen Wünschen bzw. Qualifikationen aufzurichten. Leider war dies auf Grund der limitierten Projekte und Veranstaltungen nicht so gut möglich, wie ich es mir erhofft habe. Deshalb habe ich im Laufe meines Praktikums beschlossen den geplanten Aufenthalt von 5 ½ Monaten auf 2 ½ zu kürzen.

Allgemein habe ich aber einen guten Einblick in die Arbeit von Kulturinstitutionen bekommen. Auch wenn das Goethe-Institut als zukünftiger Arbeitgeber für mich nicht in Frage kommt, konnte ich in meinen 2 ½ Monaten vor Ort einiges über mich und meinen beruflichen Wünschen lernen.

III. Das nehme ich mit…
Meine Zeit in Rom am Goethe-Institut hat mir vor allem die Arbeit in einer staatlichen Kultureinrichtung nähergebracht. Diese Erfahrung war für mich als Naturwissenschaftlerin sehr lehrreich. Auch wenn meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, konnte ich die 2 ½ Monate in Italien nutzen, um mehr über mich und meinen Umgang mit fremden und neuen Lebenssituationen zu lernen, sowie erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Zudem war es für mich eine sehr wertvolle Erfahrung in Italien zu leben. Da die Hälfte meiner Familie aus Italien kommt, hatte ich immer schon einen persönlichen Bezug zu dem Land. Vor Ort in die Kultur und das Lebensgefühl eintauchen zu können, war schon lange ein Wunsch von mir und ich bin dankbar diesem mit der Unterstützung durch ERASMUS nun nachgegangen zu sein.

In Summe nehme ich positive und negative Erfahrungen mit nach Deutschland zurück und begebe mich jetzt weiter auf die Suche nach dem richtigen Arbeitsbereich für mich. Ich freue mich auf das was kommt!