Diesen Sommer habe ich mein 3-monatiges Praktikum im Attica Zoological Park in Griechenland absolviert. Momentan studiere ich Biologie im 5. Semester in Bremen und werde danach den Master in Meeresbiologie anschließen. Mein eigentlicher Plan war es sechs Wochen auf den Philippinen in einer Meeresschutz-Organisation zu arbeiten. Corona hat diese Pläne leider durchkreuzt. Ich war aber umso glücklicher über meinen Plan B in Griechenland. Ich erfüllte mir einen meiner Träume und arbeitete dort im Delfin-Department mit Delfinen zusammen. Was könnte es Besseres geben?!
1. Unterkunft und Umgebung
Der Zoo liegt in der Stadt Spata, welche 20 km östlich von Athen und 9 km westlich von der Ostküste Griechenlands liegt. Ich habe dort in einer Wohnung gewohnt, die ich über Airbnb gefunden habe. 10 Minuten Fußweg von dort liegen drei Supermärkte, unter anderem auch ein Lidl. Die Stadt Spata konnte mich allerdings nicht überzeugen. Sie hatte außer den Supermärkten und vielleicht ein zwei kleinen Restaurants nichts zu bieten. Abends ausgehen war nicht möglich. Meine Arbeitskollegen wohnten alle in einer Stadt an der Ostküste, 15 Minuten mit dem Auto. Dort war es super schön. Es gab viele Restaurants und Bars direkt am Strand. Zum Glück konnte ich das mit dem Bus recht schnell erreichen.
Die griechische Hauptstadt Athen lag 20km westlich von mir. Mit Bus und Metro war ich in 50 Minuten im Zentrum Athens. Athen ist eine sehr schöne und faszinierende Stadt. Die Architektur ist atemberaubend und ich frage mich, wie die Menschen damals viele Jahre vor Christus so mächtige Gebäude bauen konnten. In ganz Athen findet man Ausgrabungsstätten und alte, aber noch gut in Stand gehaltene Häuser. Gleichzeitig wirkt das Zentrum sehr modern, mit vielen kleinen Restaurants, Bars und einer großen Shoppingmeile. Mit der Metro kommt man schnell und einfach von A nach B, aber einmal im Zentrum angekommen kann alles gut zu Fuß erreicht werden. Also wer mal Griechenland besuchen möchte, Athen ist einen Besuch wert.
2. Griechischer Lifestyle
Um ehrlich zu sein, in den ersten zwei/drei Wochen wusste ich nicht ganz genau was ich von Griechenland und dem Lifestyle hier halten soll. Eine komplett andere Sprache mit anderen Buchstaben, von der man nichts aus anderen Sprachen ableiten kann. Das machte es am Anfang etwas schwer sich zurechtzufinden. Vor allem dann, wenn nicht alle Griechen Englisch sprechen können. Dann ist es eher eine Verständigung mit Händen und Füßen. Letztendlich kann ich aber stolz sagen, dass ich wenigstens ein paar wichtige griechische Wörter gelernt habe! Zum Glück gab es hier einen Lidl, was mir das Einkaufen wenigstens etwas erleichtert hat.
Außerdem ist es sehr dreckig und von Mülltrennung halten die Griechen leider nichts. Auch recycelt wird hier nicht. Und das wird dann im Städtebild sichtbar. Überall liegen Plastikflaschen, Plastiktüten etc. an den Straßenrändern und in den Feldern.
Jedoch hat Griechenland auch Positives zu bieten und ich kann nun nach drei Monaten sagen, dass Griechenland und dessen Leute mir gut gefallen. Die Griechen sind sehr gastfreundlich und verständnisvoll, vor allem gegenüber Touristen. Die Landschaften und Küsten sind sehr schön, vor allem die griechischen Inseln sind teilweise atemberaubend. Und die Unterwasserwelt darf natürlich nicht vergessen werden.
3. Praktikumsstelle
Wie schon erwähnt absolvierte ich mein Praktikum im Attica Zoological Park im Delfin-Department. Der Zoo wurde im Jahr 2000 eröffnet. Anfangs war es ausschließlich das Zuhause von mehr als 1000 Vögeln aus 300 verschiedenen Spezies. Mit den Jahren kamen mehr Tierarten hinzu und im Jahr 2010 wurde das Delfinarium eröffnet. Momentan leben neun Delfine (Große Tümmler) im Park und ich hatte die unglaubliche Möglichkeit mein Praktikum mit diesen neun intelligenten Tieren zu verbringen.
In dem Praktikum hatte ich viele verschiedene und vielseitige Aufgaben.
Das Hygienekonzept ist ein sehr strenges in diesem Arbeitsbereich. Darum beinhaltete mein Job viel Putzen. Es ist wichtig die Fischküche, den Fischraum und alle Utensilien, die mit dem Fisch oder den Delfinen in Kontakt kommen, sauber zu halten. Da es eine Open-Air-Area ist, locken Fischüberreste Ameisen und Wespen an, was vermieden werden soll. Außerdem muss der Bereich um die Pools sauber gehalten und von losen Gegenständen und Müll befreit werden. Wenn der Wind Müll oder ähnliches in das Wasser weht, kann das von den Delfinen gefressen werden und den Delfinen schaden.
Neben dem ganzen Putzen liegt der Fokus natürlich auf den Delfinen. Jeden Tag wird mit einem medizinischen Check-Up gestartet. Es wird nach äußeren Verletzungen oder nach Verhaltensauffälligkeiten geguckt. Außerdem werden regelmäßigen Blutproben zur Untersuchung genommen. Dabei wird z.B. der Anteil der Körperflüssigkeit überprüft. Genau wie wir Menschen können Delfine im Sommer bei hohen Temperaturen schneller dehydrieren. So wird den Delfinen oft extern etwas Wasser zugeführt. Generell nehmen Delfine ihr Wasser nur durch ihre Nahrung auf. Bei diesen medizinischen Prozeduren durfte ich assistieren und auch selbst Hand anlegen.
Generell durfte ich von Anfang an viel assistieren und mit den Delfinen arbeiten. Ich bin sehr dankbar, dass mir das Team da so vertraut hat und ich zum Ende hin ein fester Teil des Trainerteams war. Es ist so interessant und schön mit den Delfinen Seite an Seite zu arbeiten und eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Jeder Delfin hat eine eigene Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen, wie wir Menschen. Durch diese „Hands-On“-Erfahrung konnte ich mein Wissen über Delfine erweitern und noch deutlicher sehen, wie sozial und intelligent diese Tiere sind.
Diesen Sommer hatte der Zoo einen Testversuch für eine Delfin-Therapie gestartet. Insgesamt vier Delfintherapeuten aus Österreich arbeiteten mit Trainern und Delfinen zusammen. Die Klienten waren meist Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndromen oder mit Autismus. Es war so faszinierend die Entwicklung der Kinder in nur einer Woche zu sehen. Am Anfang waren sie sehr aufgedreht, aber gleichzeitig sehr ängstlich im Wasser. Zum Ende hin waren sie beste Freunde mit den Delfinen und konnten es gar nicht abwarten ins Wasser zu gehen. Diese Wirkung der Delfine auf die Kids und ihr Verhalten ist echt unglaublich. Jedoch haben mich die Delfine am meisten überrascht. Sie waren so geduldig mit den Kindern, haben sich eigentlich alles gefallen lassen und sind in den meisten Fällen ruhig geblieben. Sehr dankbar das gesehen zu haben.
4. Tauchen
In Griechenland konnte ich mir meinen Traum vom Tauchen erfüllen. Ich habe in meinen drei Monaten drei Tauchscheine (Open Water, Advanced Adventurer, EAN-Nitrox) absolviert und bin dazu für zwei Wochenenden auf eine kleine griechische Insel gefahren. Ich bin immer nur an die Nordsee in den Urlaub gefahren und darum bin ich so extrem klares Wasser nicht gewöhnt. Während meiner Tauchgänge sah ich viele verschiedene Arten von Fischen, Muscheln, Korallen und anderen Arten. In die Unterwasserwelt abzutauchen ist magisch und es lässt dich alles um dich herum vergessen. Man schwebt förmlich und fühlt sich frei. Tauchgänge in Griechenland kann ich nur empfehlen.
Leider habe ich bei jedem Tauchgang mindestens eine Plastikflasche, eine Mund-Nasen-Maske oder eine Plastikflasche an mir vorbeitreiben sehen. Das macht einen echt traurig und hier in Griechenland wird leider weder der Müll getrennt noch recycelt. Es wird so viel Müll einfach in die Umwelt geworfen. Das muss sich ändern, sonst schwimmt in ein paar Jahren mehr Müll als Fisch im Meer herum…
5. Corona-Situation
Ein Praktikum im Ausland während der Corona-Krise? Ich hatte vorher meine Zweifel und habe lange hin und her überlegt ob ich wirklich fliegen soll. Letztendlich bin ich froh es gemacht zu haben. Ich hatte Glück, dass Griechenland von Anfang an, dank strengen Regeln und einem fast 3-monatigen Lock-Downs, nur sehr geringe positive Fälle hatte. Leider sind die Zahlen in meiner Zeit hier sprunghaft angestiegen. Das liegt zum einen an den Touristen, die aus ganz Europa aufgrund des geringen Risikos herkamen. Zum anderen würde ich aber auch sagen, dass es an dem Verhalten der Griechen liegt. Es herrscht eine Maskenpflicht in Supermärkten und dem öffentlichen Nahverkehr, woran sich die meisten halten. Jedoch gibt es auch einige, die das nicht einsehen wollen. Und von Abstand halten sind die Griechen ganz offensichtlich kein Fan. Die Busse und Bahnen sind überfüllt und jeder steht Schulter an Schulter. Auch die Besucher im Zoo verhalten sich sehr unverantwortlich. Vor allem an den Wochenenden im Delfinstadion drängeln sie sich alle in eine Ecke, um den besten Blick auf die Delfine zu haben. Ich weiß nicht, wie oft ich die Besucher auffordern musste Abstand zu halten und sich im ganzen Stadion zu verteilen. Da verstehe ich aber auch das Management des Zoos nicht, die sich gegen eine maximale Zoobesucher-Anzahl entschieden hat.
Trotz Corona war das auch Nachtleben in Athen noch im vollen Gange. Ab 12 Uhr mussten zwar alle Bars und Restaurants schließen, aber bis dahin ließen es sich die Griechen gut gehen, von Masken oder Abstand halten wieder keine Spur. Die Bars und Restaurants waren überfüllt und in einigen Bars haben Livebands gespielt. Das hatte mich etwas geschockt. Da wundert es mich dann nicht, dass die Zahlen auch hier wieder ansteigen.
Leider hatte ich in meinen letzten zwei Wochen auch persönliche Erfahrung zu Corona. Ich, und vier weitere Arbeitskollegen, wurden positiv auf Corona getestet. Es hieß dann Quarantäne und das für drei Wochen. So musste ich auch meinen Rückflug um eine Woche nach hinten verschieben. Ich hatte zum Glück nur Kopfschmerzen und ab und zu Halsschmerzen. Vom Fieber und vom Husten bin ich zum Glück verschont geblieben. Jedoch habe ich auch meinen Geschmacks- und Geruchssinn verloren. Das ist echt sehr komisch von jetzt auf gleich GAR NICHTS mehr zu Riechen oder zu Schmecken.
6. Fazit
Fazit des Praktikums: Es war eine der besten Erfahrungen, die ich bis jetzt gemacht habe. Für drei Monate konnte ich meinen Traum leben und wertvolle Erfahrungen sammeln. Der Job wäre eindeutig was für mich, auch wenn er mit sehr harter Arbeit und Opfergabe verbunden ist. Ich habe tolle Leute kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Das Ende habe ich mir leider anders vorgestellt, aber das sind nun mal Dinge, die man nicht beeinflussen kann.
Und ich bin sehr froh dieses Praktikum mithilfe von ERASMUS+ absolviert zu haben. Ich kann es nur jedem empfehlen das Ausland für ein Praktikum in Betracht zu ziehen. Man schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: man sieht mal was anderes und lernt neue Leute und neue Kulturen kennen und gleichzeitig hat man ein interessantes Praktikum in der Tasche.
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