Als Fremdsprachenassistentin an einer Mädchenschule im Westen von London
Im Rahmen meines Erasmus+ Praktikums habe ich acht Monate als Fremdsprachenassistentin an der Swakeleys School for Girls in Hillingdon (West London) Deutsch als Fremdsprache unterrichtet und Schülerinnen bei ihren Vorbereitungen auf ihre Deutsch Abschlussprüfungen unterstützt.

Nachdem ich bereits im und nach dem Bachelor tolle Auslandserfahrungen gesammelt hatte, stand für mich fest, dass ich auch im Master noch einmal ins Ausland gehen möchte. Da ich Englisch und Deutsch für das Lehramt an Gymnasien und Oberschulen studiere, wollte ich vor meinem Masterabschluss gern noch einmal in einem englischsprachigen Land leben und arbeiten, um noch weitere Auslands- und Lehrerfahrung zu sammeln und so meine sprachlichen, fachlichen, didaktischen, methodischen und interkulturellen Kompetenzen auszubauen.

Bewerbung für das Programm für Fremdsprachenassistenzkräfte des PAD
Aufgrund meines FSJs wusste ich, dass der PAD (Pädagogischer Austauschdienst) viele Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte, und insbesondere für (angehende) Lehrkräfte bietet. Das Programm für Fremdsprachenassistenzkräfte (https://www.kmk-pad.org/programme/fremdsprachenassistenzkraefte.html) sprach mich besonders an, weil es bezahlte Praktika in vielen verschiedenen (englischsprachigen) Ländern bietet. Ich entschied mich dazu, mich für ein Praktikum im Vereinigten Königreich zu bewerben.

Der Bewerbungsprozess für da Programm für Fremdsprachenassistenzkräfte ist recht langwierig. Zum einen ist bereits neun Monate vor Praktikumsbeginn Bewerbungsschluss (für UK zum 1. Januar). Das heißt, man muss sich bereits fast ein Jahr im Voraus um alle notwendigen Unterlagen (wie z.B. Motivationsschreiben, Hochschulgutachten eines/einer Dozenten/Dozentin und ärztliches Gutachten) kümmern. Zum anderen gibt es in einer zweiten Phase im Februar (wenn man die formalen Kriterien erfüllt) ein persönliches Bewerbungsgespräch, bei dem man von sich überzeugen muss. Mein Gespräch dauerte ca. 20 Minuten und fand sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch statt. Nach dem Gespräch hieß es dann wieder lange warten, denn der PAD musste sich mit der Partnerorganisation (in meinem Fall dem British Council) austauschen, welche Bewerber*innen für welche Schulen geeignet sind. Mitte Mai bekam ich dann einen Anruf, dass der PAD mir ein Praktikum in Greater London anbieten kann, was ich natürlich sehr gern annahm.

Vorbereitung
Normalerweise hätte ich im Juli/spätestens August von meiner Praktikumsschule einen sogenannten Letter of Offer bekommen müssen, der alle Eckdaten und Aufgaben der Assistenzzeit umreißt, sodass man frühzeitig mit den Vorbereitungen beginnen kann. Leider ist vonseiten meiner Schule etwas schiefgelaufen, sodass ich sehr lange nichts gehört hatte und daher selbst beim British Council nachfragen musste, wo ich denn nun eingesetzt würde. Das Praktikum sollte im Oktober losgehen, aber erst im September erhielt ich überhaupt eine Möglichkeit, die Schule zu kontaktieren. An dieser Stelle sei gesagt, dass dies ein Ausnahmefall war. Sowohl der PAD als auch der British Council schicken die Informationen frühzeitig an die Assistenzkräfte und Schulen heraus, und von anderen Assistenzkräften weiß ich, dass sie ihre Letters of Offer bereits im Juli erhalten hatten. Es war also ein schulspezifisches Problem, warum ich erst sehr spät mit meiner Schule in Kontakt gekommen bin.

Nachdem ich meinen Letter of Offer (und damit die offizielle Bestätigung) von meiner Schule erhalten hatte, war die erste große Herausforderung, eine Unterkunft zu finden, da die Schule mir an dieser Stelle keine Hilfe anbieten konnte. Auf https://www.spareroom.co.uk/ habe ich nach einem Zimmer in der Nähe der Schule gesucht. Glücklicherweise gab es einige Angebote, die preislich und zeitlich gepasst hätten. Ich war erstaunt, wie unkompliziert die „Wohnungsbesichtigungen“ per WhatsApp Video Call stattfinden konnten. So habe ich nach nur wenigen Tagen tatsächlich ein passendes Zimmer in einer Zweier-WG in Uxbridge, nur 20 Gehminuten von der Schule entfernt, gefunden! Das Zimmer kostete 650 GBP/Monat, was im mittleren Preisniveau für Greater London liegt. Ich hätte auch ein günstigeres Zimmer weiter von der Schule entfernt und mit mehr Mitbewohner*innen haben können, aber die Nähe zur Schule und die Mitbewohnerin, die wirklich sehr nett und hilfsbereit war, waren mir den Preis wert. Ich musste eine Monatsmiete als Kaution vorab überweisen, was der Standard im UK zu sein scheint. Aufgrund des Wechselkurses und der Überweisungsgebühren ins Ausland waren das jedoch knapp 800 Euro. Als Startkapital empfehlen der PAD und der British Council mindestens 1500 Euro zu haben, um die ersten 4-6 Woche zu überbrücken, bis man das erste Gehalt bekommt (oder die erste Rate der Erasmus-Förderung überwiesen wird). Da meine Miete jedoch immer am 1. des Monats fällig war, bedeutete dies, dass ich direkt am Anfang allein für die Miete schon knapp 1600 Euro brauchte. Für London sollte man also mindestens 2000 Euro Startkapital einplanen.

Im Vereinigten Königreich darf man ohne eine sogenannte National Insurance Number (britische Krankenversicherung) nicht arbeiten, sodass ich an meinem ersten Praktikumstag zunächst beim Jobcenter einen Termin zur Beantragung der NI machen musste. Glücklicherweise bekam ich bereits für eine Woche später einen Termin (andere Assistent*innen bekamen einen Termin erst 3-6 Wochen nach Praktikumsbeginn). Neben weiteren Formalitäten an der Schule brauchte ich unbedingt ein britisches Bankkonto, weil das Gehalt nur auf ein britisches Konto überwiesen werden durfte. Ein Konto zu eröffnen war bei HSBC ganz einfach. Mit einem Schreiben der Schule konnte ich sowohl meinen Arbeitsplatz als auch meine UK-Adresse bestätigen.

Swakeleys School for Girls
Das Schulsystem im UK unterscheidet sich ein bisschen vom deutschen. Die meisten Schüler*innen beginnen die erste Klasse der Primary School (Grundschule) bereits mit fünf Jahren. Alle Schüler*innen im UK legen am Ende der Key Stage 4 (Jahrgang 11) die Abschlussprüfungen zum GCSE (General Certificate of Secondary Education) ab (was mit dem mittleren Schulabschluss in Deutschland vergleichbar ist). Der Besuch der Sixth Form zur Erlangung des A-Level ist freiwillig.

Swakeleys School for Girls (https://swakeleys.hillingdon.sch.uk/) ist eine weiterführende Schule ab Key Stage 3 (Jahrgang 7, Ab 11 Jahren) für Mädchen, hat allerdings eine Sixth Form (Oberstufe), die auch von Jungen besucht werden darf. Ich wusste zu Beginn nicht genau, was ich davon erwarten sollte, an einer Mädchenschule zu arbeiten. Meiner jetzigen Erfahrung nach unterscheiden sich Mädchenschulen von der Schulstruktur oder vom Unterricht her jedoch nicht von gemischt-geschlechtlichen Schulen.

Swakeleys hat ca. 1000 Schülerinnen in der Sekundarstufe und ca. 200 SuS in der Oberstufe, und hat mit einer großen Vielfalt an Familiensprachen, Religionen, sozio-ökonomischen Hintergründen und besonderen Lernbedürfnissen eine sehr heterogene Schüler*innenschaft. Wie an den meisten Schulen im Vereinigten Königreich gibt es auch an dieser Schule für die Schülerinnen eine Uniform-Pflicht, die streng kontrolliert (und bei Verstößen sanktioniert) wird. Ebenso gilt für Lehrpersonen ein „‘business-like’ or ‘smart office’ style“. Da Jeans und Turnschuhe, wie man sie in deutschen Schulen vorfindet, an der Schule verboten sind, musste ich vor Praktikumsbeginn für den Dresscode passende Kleidung kaufen.

Swakeleys rühmt sich mit hohen Standards und strengen Verhaltensregeln. Die hohen Leistungsansprüche an die Schülerinnen werden jedoch mit vielen nationalen Auszeichnungen (z.B. SSAT Educational Outcomes Award 2019 for exceptional student progress) belohnt. Zu den hohen Standards gehört auch die verpflichtende Teilnahme am Fremdsprachenunterricht, obwohl dies im UK seit 2004 nicht mehr verpflichtend ist. Swakeleys bietet mit Deutsch und Französisch sogar zwei Fremdsprachen an und leistet sich zwei Fremdsprachenassistenzkräfte, um den Erfolg der Schülerinnen sicherzustellen.

Um die Schülerinnen gut auf das (Berufs)Leben nach der Schule vorzubereiten, ist außerdem die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten. So sind alle Klassenräume mit Smartboards und die ganze Schule mit W-Lan ausgestattet. Zusätzlich gibt es mehrere Computerräume, in denen das Fach „Media“ unterrichtet wird. Ebenso können die Schülerinnen weitere Computer in der Schulbibliothek nutzen. Darüber hinaus benutzt Swakeleys seit einigen Jahren digitale Plattformen wie Google Classroom und E-Praise, was die Umstellung auf das Distant Teaching and Learning nach Ausbruch der Coronakrise sehr stark vereinfacht hat.

Einsatz als Fremdsprachenassistenzkraft
Das Programm für Fremdsprachenassistenzkräfte sieht vor, dass die Assistenzkräfte mindestens 12 und höchstens 18 Stunden pro Woche in der Schule eingestellt werden. Meine Schule setzte mich für 12 Stunden/Woche in den höheren Jahrgängen (10, 11, 12), insbesondere für Prüfungsvorbereitungen, ein. Meinen Stundenplan erhielt ich am zweiten Tag von meiner Mentorin, die selbst Deutschlehrerin und Curriculum Leader im MFL (Modern Foreign Language) Department war. Da die meisten Deutschstunden der oberen Jahrgänge in meinem Praktikumszeitraum am Ende der Woche stattfanden, hat sich die glückliche Ausnahme ergeben, dass ich montags und dienstags frei hatte.

Swakeleys hat einen zwei-wöchentlichen Stundenplan, der in Week A und Week B aufgeteilt ist. Eine Unterrichtsstunde ist 60 Minuten, die große Pause ist 20 Minuten und die Mittagspause ist 50 Minuten lang. An meinen drei Arbeitstagen habe ich jeweils vier Stunden (+ Mittagspause) gearbeitet. Drei meiner zwölf Wochenstunden (also eine Stunde am Tag) waren für Büroarbeit eingeplant. In dieser Zeit habe ich Unterricht vor- und nachbereitet, Materialien erstellt, sowie Essays und Übungskarten korrigiert. Die Französischassistentin und ich haben uns einen Arbeitsplatz und Computer geteilt, was wunderbar funktioniert hat. Ich fand es super, diese Stunden zu haben, weil ich dann organisiert und konzentriert in der Schule arbeiten konnte, statt diese Arbeiten zu Hause erledigen zu müssen, wo ich keinen Schreibtisch hatte.

Vier bzw. fünf Stunden pro Woche arbeitete ich mit acht Schülerinnen des 12. Jahrgangs (year 12) zusammen, die Deutsch als A-Level-Kurs gewählt haben. Mit jeweils zwei Schülerinnen pro Stunde konnte ich sehr intensiv an den Prüfungsthemen arbeiten. Glücklicherweise hatte ich in diesen Stunden feste Klassenräume, sodass ich die volle technische Ausstattung nutzen konnte. Die beiden Lehrkräfte, die in meinem Jahr diese Lerngruppe betreut haben, haben mich im Vorfeld meistens darum gebeten, einen bestimmten Themenschwerpunkt aufzubereiten und mit den Schülerinnen insbesondere das freie Sprechen (diskutieren, argumentieren, eigene Meinung äußern und vertreten) zu üben. Zu diesen Themen habe ich dann Materialien gesucht oder erstellt (z.B. Youtube-Videos, Lese- oder Hörtexte, Diskussionsfragen). Alle zwei Wochen hatte ich eine Stunde mit allen acht Schülerinnen zusammen, in denen wir dann oft Peer-Befragungen und Diskussionen durchführten oder Videos schauten und diese dann in großer Runde besprachen. Die Arbeit mit den year 12 Schülerinnen war sehr intensiv, weil es fast Einzelbetreuung war. Nachdem ich sie besser kennengelernt hatte, konnte ich auch besser einschätzen, was sie noch brauchten. Somit konnte ich meine diagnostische Kompetenz ein wenig ausbauen.

Als die Prüfungsvorbereitungszeit anfing, habe ich mit den Schülerinnen das Format der mündlichen Prüfung geübt. Dies bedeutete insbesondere Teaching to the Test, also Einüben und Wiedergeben bestimmter Phrasen und landeskundlichen Faktenwissens. Im UK sind die Prüfungen stark standardisiert und es gibt ganz klare Erwartungshorizonte, an denen ich mich orientieren konnte. Ich habe mit den Schülerinnen dann Simulationen der Prüfung durchgeführt und diese (wie in der echten Prüfung) mit einem Diktiergerät aufgenommen, damit sie sich an das Format gewöhnen und üben können, unter Zeitdruck Fragen zu beantworten. Die Aufnahmen habe ich dann auf Google Classroom hochgeladen, damit die Schülerinnen ihre eigenen Simulationen noch einmal anhören und Fehler oder Lücken selbst entdecken können. Ich glaube, die Simulationen haben den Schülerinnen geholfen, da ich regelmäßig positives Feedback von ihnen und den Lehrkräften dafür bekommen habe. Für mich persönlich bedeutete dies allerdings weniger Spielraum und Zeit für eigene Ideen, was den Unterricht für mich leider schnell sehr eintönig gemacht hat.

Die restlichen vier bzw. fünf Stunden in der Woche arbeitete ich mit den Schülerinnen der Jahrgänge 10 und 11 in der Schulbibliothek. Die drei betreuenden Lehrkräfte haben mich dafür ganz unterschiedlich eingesetzt: Eine Lehrkraft bevorzugte feste Kleingruppen von bis zu fünf Schülerinnen, jede Woche für 15 Minuten mit ganz konkreten Übungen. Die zweite Lehrkraft endschied jede Woche mehr oder weniger spontan, welche 2-4 Schülerinnen für die ganze Stunde zu mir kommen sollten. Und die dritte Lehrkraft schickte ihre Schülerinnen für eine Einzelbetreuung für jeweils 5-10 Minuten zu mir mit konkreten Übungen. Meistens wusste ich vor den Stunden mit year 10 und 11 nicht, was die Lehrkräfte für die Stunde geplant hatten. Allerdings brauchte ich auch keine lange Vorbereitung, da alle Lehrkräfte mit dem Speaking Exam Booklet arbeiteten und die Schülerinnen auf die mündliche GCSE Prüfung vorbereiteten, was auch hier wieder Teaching to the Test, also Vorbereitung auch die Prüfungsformate bedeutete. Einerseits war das sehr entspannt, weil ich mich einfach an das Booklet halten konnte und selten selbst etwas vorbereiten musste. Andererseits war es sehr schnell langweilig und repetitiv, da ich mehrfach in der Woche die gleichen Fragen behandelte und die gleichen Fehler korrigieren musste.

Nach Weihnachten habe ich daher versucht, meinen eigenen Lunch Time Club (eine AG) anzubieten. Bereits zu Beginn des Praktikums hatte ich mich bei UK-German Connection für das Cultural Exchange Ambassadors Programm beworben (https://ukgermanconnection.org/pp/de/programme/cultural-exchange-ambassadors/), bei dem Fremdsprachenassistenzkräfte aus Deutschland und UK in Teams ein gemeinsames Projekt an ihren Schulen durchführen. Meine Partnerin und ich boten ab Januar einen Slam Poetry Club an unseren Schulen an, in dem die Schüler*innen spielerisch mit den Sprachen umgehen und Gleichaltrige aus dem jeweils anderen Land kennenlernen konnten. Dieser Versuch, mich so stärker in das Schulleben einzubringen und etwas Eigenes zu schaffen, ist allerdings nicht gelungen, weil zu wenige bzw. keine Schülerinnen am Club teilgenommen haben (was u.a. am großen Angebot für lunch time clubs lag). Obwohl das Projekt gescheitert ist, habe ich dennoch einen kleinen Einblick ins Projektmanagement bekommen, was für meinen weiteren Werdegang sicherlich nicht schaden wird.

Freizeitgestaltung in London
Jeweils einmal pro Woche bot die Schule für Mitarbeitende Staff Yoga, Staff Zumba und Staff Sports (wo verschiedene Ballsportarten gespielt wurden) an. Bei diesen Angeboten habe ich noch ein paar andere Lehrkräfte außerhalb des MFL Departments kennengelernt. Außerdem hat Swakeleys ein aktives Performing Arts Department, was ich als Theaterbegeisterte mit Auftrittsbesuchen und Getränkeverkäufen aktiv unterstützt habe.

Im Zentrum von Uxbridge sind ein paar Restaurants und Cafés, Second-Hand-Läden, eine Public Library und ein großes Einkaufzentrum mit einem ODEO Kino. In der Nähe der Uxbridge Tube Station ist ein großes Sportzentrum (Hillingdon Sports & Leisure Complex), wo man u.a. schwimmen kann. Es gibt auch einige Parks, einen Golfplatz, ein paar Colleges und die Brunel University, wo man sehr nett spazieren gehen kann. Ansonsten kann man bequem mit der Tube ins Zentrum von London fahren. Allerdings dauert das, je nachdem wo man hin möchte, 45 bis 80 Minuten. Ich bin ein bis zwei Mal pro Woche ins Zentrum gefahren und habe mich mit Freunden getroffen, bin ins Theater oder in Museen gegangen, habe Restaurants ausprobiert, und war in verschiedenen Parks spazieren. Im Zentrum Londons wird es auf jeden Fall nicht langweilig! Ebenso kann man von London aus überall hinreisen. So habe ich an je einem Wochenende Cambridge, Oxford und Edinburgh besucht.

Freund- oder Bekanntschaften mit Kolleg*innen außerhalb des Unterrichts oder des Staff Sports haben sich leider nicht ergeben. Die meiste Zeit habe ich mit zwei guten Freund*innen aus Deutschland verbracht, die in London arbeiten. Es gibt in London (und auch in Hillingdon) zwar unzählige Angebote für Sportaktivitäten, Kurse und Workshops, aber diese sind leider meist sehr teuer. Auch deshalb konnte ich leider kaum soziale Kontakte zu Einheimischen in London knüpfen.

Teaching in Times of Corona
Am 18. März 2020 verkündetet Prime Minister Boris Johnson, dass die Schulen im Vereinigten Königreich ab dem 23. März aufgrund der Covid-19-Pandemie schließen würden. In Absprache mit den Kolleg*innen und der Schulleitung beschloss ich, nach Deutschland zurückzukehren. Glücklicherweise ermöglichte mir die Schule, mein Praktikum von zu Hause weiterzuführen. Da die Schule bereits mit Google Classroom arbeitete, war die Umstellung auf Distant Teaching and Learning sehr viel reibungsloser als in manch anderer Schule (insbesondere in Deutschland). Bereits in der ersten Woche nach der Schulschließung haben meine Kolleg*innen und ich den Schülerinnen Material zum Lesen und Anhören auf Google Classroom zur Verfügung gestellt/verlinkt. Da ich den Schülerinnen hauptsächlich mit der mündlichen Kommunikation helfen sollte, haben wir Gespräche zu verschiedenen Prüfungsthemen über Skype geführt. Glücklicherweise verfügten alle meine Schülerinnen über ein internetfähiges Endgerät und eine stabile Internetverbindung. Trotz der einen oder anderen technischen Störung hat das Distant Teaching aus dem Homeoffice für mich wunderbar funktioniert. Schwierig wurde es, wenn Schülerinnen nicht online gekommen sind oder sich nicht zurückgemeldet haben. Beim Distant Teaching lässt sich leider nicht oder nur schwer kontrollieren, ob die Schülerinnen ihre Aufgaben erhalten haben und erledigen konnten (von der Sorge, ob es ihnen gut geht ganz zu schweigen).

Reflexion
Meinen Wunsch, vor meinem Masterabschluss noch einmal in einem englischsprachigen Land zu leben und zu arbeiten und London und die Menschen dort besser kennenzulernen, konnte ich erfüllen. Ich habe das Gefühl, mich durch die Praktikumserfahrungen sprachlich, fachlich und interkulturell weiterentwickelt zu haben. Insbesondere für die sehr professionelle Zusammenarbeit mit meinen tollen Kolleg*innen bin ich sehr dankbar. Sie waren immer sehr freundlich und offen, haben meine Ideen stets angehört, mir sowohl konstruktives Feedback gegeben als auch mein Feedback angenommen, und mich insgesamt immer unterstützt. Dass ich ungefähr die Hälfte meiner Arbeitszeit Unterricht selbstständig planen und durchführen konnte und einen festen Arbeitsplatz hatte, hat dazu beigetragen, dass mich insgesamt schnell als volles Mitglied des Departments fühlen und dadurch einen guten Einblick in das Leben einer Lehrkraft gewinnen konnte. Ebenso konnte ich sogar aus der Coronakrise etwas Positives und Nützliches für meinen weiteren Berufsweg ziehen. Da Fragen zur Digitalisierung der Schule in der nahen Zukunft immer relevanter werden, bin ich der Schulleitung dankbar, dass ich mein Praktikum von Deutschland aus beenden und erste Erfahrungen mit Distant Teaching machen durfte.

Was jedoch meine didaktischen und methodischen Kompetenzen betrifft, bin ich mir nicht sicher, inwieweit ich mich weiterentwickelt habe. Der Nachteil des Programms war nämlich, dass man als Assistenzkraft hauptsächlich dazu da ist, die Lehrkräfte und Schülerinnen bei den Prüfungsvorbereitungen zu unterstützen, sodass am Ende gute Prüfungsergebnisse dabei herauskommen. Obwohl ich hin und wieder ein paar eigene Ideen im Unterricht mit den year 12 Schülerinnen ausprobieren konnte, war der Großteil meiner Tätigkeit auf die Prüfungen, also Teaching to the Test ausgerichtet, weshalb ich mich relativ schnell unterfordert gefühlt habe. Dies ist aber vermutlich dem Schulsystem bzw. der Auslegung des Fremdsprachenunterricht im UK geschuldet.

Fazit
Alles in allem bin ich zufrieden mit dem Praktikum als Fremdsprachenassistentin. Swakeleys School for Girls ist insgesamt eine tolle Schule, ich habe mich dort schnell eingelebt und in einer entspannten Atmosphäre das britische Schulsystem kennengelernt. Auch wenn ich nicht all meine Ziele oder Hoffnungen für das Praktikum in die Tat umsetzen konnte, habe ich wunderbare Menschen kennengelernt und trotz allem wichtige Auslands- und Lehrerfahrungen gesammelt, die zu meiner Professionalisierung beitragen. Aus diesem Grund kann ich allen Lehramtsstudierenden ein Auslandspraktikum als Fremdsprachenassistenzkraft nur empfehlen.