Durch eine Kooperation meines Professors mit dem Institut für Marine Biologie (IfMB) war es mir möglich die Datenaufnahme für meine Bachelorarbeit auf der Insel Giglio durchzuführen. Außerdem konnte ich ein dreimonatiges Praktikum an diesem Institut absolvieren.
Die für einen Norddeutschen bergig erscheinende Insel Giglio liegt im südlichen Teil des toskanischen Archipels ca. 14 km vom italienischen Festland entfernt.
Eine sehr regelmäßige Fährverbindung von Porto Santo Stefano nach Giglio Porto sorgt für eine gute Erreichbarkeit auch mit dem Auto. Ohne Auto sorgen Bus und Zugverbindung für eine Anbindung bis zum Flughafen in Rom. Die wenigen asphaltierten serpentinenartigen Straßen sind gut befahrbar und ermöglichen eine angenehme Überquerung der Insel in ca. 15 min. Allerdings stellt die Parkplatzsuche in Giglio Porto und Campese in der Hauptsaison, ab Mitte Juli bis Mitte September, eine Herausforderung dar. Durch die Möglichkeit den Institutsbus zu nutzen, sowie die Verfügbarkeit von öffentlichen Bussen ist man auch ohne Auto sehr flexibel und mobil. Die Reisekosten werden vom Institut übernommen.
Als Voraussetzung für das Praktikum ist ein Bootsführerschein erwünscht und ein Rettungsschwimmer obligatorisch. Außerdem ist eine gute Vorbereitung mit einer zugeschickten Artenliste und Litaratur notwendig, um bereits einige Kenntnisse über die dortigen Lebewesen zu erfahren.
Das IfMB ist ein meeresbiologisches Institut direkt am Mittelmeer mit dem Schwerpunkt auf Umweltbildung. Es bietet 5tägige Kurse für deutschsprachige Schüler der Oberstufe an, in denen das (Mittel-)Meer als Komplex verschiedener Ökosysteme mit seiner hohen Biodiversität vorgestellt wird. Dabei sind die Kurstage thematisch nach Lebensräumen bzw. Taxa aufgeteilt. Nach einer theoretischen Einführung durch den Kursleiter können die Schüler an vorbereiten Arbeitsplätzen verschiedene lebende Organismen aus der Bucht beobachten, z.T. auch anfassen und bestimmen. Zum Abschluss eines Kurstages stellen die Schüler die gesammelten Informationen ihren Klassenkameraden vor, sodass ein Gesamtbild zum jeweiligen Ökosystem entsteht. Dieses Konzept scheint pädagogisch sehr fortschrittlich zu sein und kommt in Kombination mit einer sehr modernen Kursraumausstattung, mit hochwertigen Binokularen für die Schüler, Kamerabinokularen zum Präsentieren der Organismen und anschaulicher informativer Literatur zur Informationsbeschaffung für die Kursteilnehmer, sehr gut bei den meisten Schülern an. Einer dieser 5 Kurstage findet im Freien im Wasser, als geführte Schnorcheltour durch einen Teil der Bucht statt, um das gelernte im Kurs auch praxisnah anzuwenden, sowie weitere Organismen wie Fische oder im Kursbehandelte Organismen in freier Wildbahn und in Interaktion mit ihrer natürlichen Umwelt zu sehen. Zusätzlich bietet das Institut auch eintägige komprimierte Kurse für italienische Klassen an.
Als Praktikant im Institut obliegen einem verschiedene Aufgaben, darunter die Vorbereitung der jeweiligen Kurstage mit den entsprechenden Organismen für die Schüler. Darunter fällt auch das besorgen von Sand aus dem Hafen für einen Kurstag, sowie das halbstündige Ziehen von Plankton in der Früh mit dem Institutseigenen Schlauchboot „Stöpsel“ für einen anderen Kurstag. Während des praktischen Teils des Kurses ist man die Ansprechperson für die Schüler mit Hilfestellungen bei der Bestimmung und Informationsbeschaffung. Bei der Nachbesprechung präsentiert man ausgewählte Organismen unter der Kamera, um sie über einen Beamer und Leinwand oder über einen Fernseher in voller Größe erscheinen zu lassen. Anschließend nach Beendigung eines 4,5stündigen Kurstages gilt es die Organismen wieder im Hälterungsraum in die richtigen Aquarien oder Schalen ein zu sortieren. Die Kontrolle der Hälterung ist auch einer der Aufgaben eines Praktikanten am IfMB, dazu gehört ein regelmäßiger Wasser-, Pumpenfilterwechsel und Fütterung der Tiere.
Zu Beginn der Woche erhalten die Klassen eine Einführung von den Praktikanten zur adäquaten Nutzung des Schnorchelequipments, was die Schüler jederzeit Nutzen können und essentiell für die ebenfalls von Praktikanten einstündig geführte Schnorcheltour ist, welche eines der Highlighte der Woche darstellt. Des Weiteren kann man als Praktikant eine einstündige Nachtschnorcheltour als kleiner Nebenverdienst anbieten. Dafür geht man mit einer kleinen Gruppe von maximal acht Schülern mit Flosse, Maske, Schnorchel und Taschenlampe bewaffnet in den Hafen und schwimmt nach Sonnenuntergang einmal um den „Torre“, dem Wahrzeichen von Campese. Dabei hat man die Möglichkeit Räuber, wie Zackenbarsche, Kalmare, Oktopusse, Sepien, Muränen und Conger zu sehen, die sich Tagsüber im tieferen Wasser aufhalten. Zu Beginn und Ende einer Kurswoche galt es das Gepäck der Schüler mit dem Lieferwagen des Instituts von Porto nach Campese und umgekehrt zu transportieren. Nebst diesen Tätigkeiten fallen auch einige Putzarbeiten und Reparaturen an. Zu Beginn des Praktikums galt es unser Büro einzurichten, dafür mussten einige Tische und Regale zusammenbaut werden, so hatte man aber die Möglichkeit seinen Arbeitsplatz nach seinen Vorlieben einzurichten. Eine andere Aufgabe war das Vorbereiten des neuen Institutsbootes „Stöpsel“ für die Saison. Die letzten 10 Tage des Praktikums verbrachten wir Praktikanten damit das Institut für die 3-wöchige Sommerpause vorzubereiten.
Durch eine sehr enge Zusammenarbeit des Instituts mit der 2 min fußläufig entfernten Tauchbasis Campese Diving Center (CDC), konnte man einen Tauchschein zu ermäßigtem Preis absolvieren und auch sonst kostenfrei mit der Ausrüstung vom IfMB und CDC vom Strand aus Tauchen und bei Ausfahrten teilnehmen, was immer eine willkommene Abwechslung vom Alltag und Abkühlung von der Hitze in der Freizeit war. Mit genug Erfahrung kann man beim Aussetzen und Sammeln von Organismen helfen, was zu meinen persönlichen favorisierten Aufgaben gehörte. Zusätzlich dazu stellt das CDC kostenlos die Unterkunft für die Praktikanten. Die Unterkunft besteht aus zwei Schlafräumen (Drei- und Vierbettzimmer) mit Ventilatoren und genügend Regalen als Stauraum. Außerdem mit zwei Badezimmern, sodass kein morgentlicher Badezimmerstau aufkam. Die Küche ist sehr gut eingerichtet mit geräumigem Kühlschrank, Gefrierschrank, Brotmaschine und allerlei Kochzubehör. Am Ende des Tages fand eine Teambesprechung mit allen Arbeitskräften des IfMB statt. Im Anschluss daran wurde gemeinsam gegessen. Die Aufgabe des Kochens wurde aufgeteilt, sodass jeder ca. einmal pro Woche ein Gericht für das Team zubereitet, dadurch gab es eine willkommene kulinarische Abwechslung. Bei besonderen Anlässen wurden in den örtlichen Restaurants Burger und Pizza verspeist oder sehr aufwendig und lecker gegrillt. Danach konnte man zum Ausklingen des Tages noch ein paar Runden Dart spielen.
Alles in Allem war das Praktikum eine sehr lehrreiche Erfahrung für mich und ich konnte meine Fähigkeiten in vielen Bereichen verbessern, bzw. habe neue dazu gelernt. Das Arbeiten mit den Schülern war sehr belohnend und das Versorgen der Organismen Für das tauchen konnte ich mich sehr begeistern und das Angebot dies kostenlos in seiner Freizeit machen zu können, hätte ich gerne öfter beansprucht. Diese Zeit war allerdings auch sehr anstrengend und von viel Arbeit geprägt, vor allem in Kombination mit der Datenaufnahme für die Bachelorarbeit, sodass man auch des Öfteren abends ins Bett gefallen ist. Allerdings kam durch die Vielseitigkeit der Arbeit nur selten zu einem repetitiven Arbeitsablauf. Ich kann dieses Praktikum sehr empfehlen, vor allem Tauch- und Meeresbiologie-Begeisterten, die auch gerne mal mit anpacken auch wenn es mal ein längerer Arbeitstag werden kann.
Neueste Kommentare