Nach dem Studiumsabschluss im Juli 2018 habe ich erfahren, dass es die Möglichkeit bestünde, ein Auslandpraktikum absolvieren zu dürfen.
Da es im Fach Literatur des Mittelalters etwas schwierig ist ein passendes Praktikum zu finden, habe ich mich entschieden, einen Blick auf andere Arbeitsfelder zu werfen. Dass ich weiter mit Literatur arbeiten wollte, war mir klar. Die Frage war nur wo ich anfangen könnte. Eine Erfahrung in Form eines Praktikums zu machen im Hinblick auf meinen späteren Beruf schien die beste Option zu sein. Erasmus+ bietet diese Möglichkeit und so habe ich entschieden diese Gelegenheit zu nutzen.
Als ich die Anzeige von Berla & Griffini Rights Agency gefunden habe, habe ich mich sofort beworben. Die erforderte Tätigkeiten schienen sehr interessant zu sein: nicht nur Back-Office, sondern auch direkt Engagement in der internationalen Welt des Verlagswesens. Höhe Sprachkompetenzen auf Deutsch, Englisch und Italienisch und Arbeitserfahrung mit Literatur waren wichtige Voraussetzungen. Die Bewerbung und Vorstellungsgespräch gingen schnell, so dass ich schnell eine Zusage bekommen habe. Das bürokratische Verfahren zwischen International Office und der Arbeitsgeber wurden unproblematisch erledigt.
Das Praktikum lief in dem Zeitraum 01.10.18 – 31.3.19 in Mailand. Die Arbeitsatmosphäre war von Beginn an großartig und voller gegenseitige Unterstützung. Das von zwei Chefinnen und vier angestellten Frauen bestehendes Team der B&G, hat mich sofort mit Sympathie und Freundlichkeit willkommen. Die erste Woche wurde ich ziemlich schnell von der ehemaligen Praktikantin eingearbeitet. Nach einer ursprünglichen Überforderung mit den vielen Aufgaben, habe ich Schritt für Schritt angefangen strukturiert zu arbeiten. Das wichtigste waren Aufgaben wie die elektronische Korrespondenz mit den Verlagen und die Nutzung der Databasis, wo alles Wesentliches gespeichert werden musste.
Die Agentur vermittelt deutsch- und englischsprachige Literatur in Italien (ins besonders die Vermittlung von Übersetzungsrechten) und repräsentiert italienische Schriftsteller in Italien und im Ausland. Meine Aufgaben betrafen nur die ausländische Literatur, vor allem die Präsentation von den neuen internationalen Erscheinungen, an die italienischen Verlage. Das war auf jeden Fall interessant für mich, nicht nur weil ich neue Autoren und Bücher kennen gelernt habe, sondern auch weil ich einen Überblick gewonnen habe, was die Stärke und Schwäche der Literatur jeweiliger Ländern sind, bzw. welche Romanen und Sachbücher ein besseres Potential auf dem Italienischen Markt haben können. Außerdem in welche Richtung sich die Literaturindustrie bewegt und welche sind die Hauptthemen, die behandelt werden, z.B. Verarbeitung der Geschichte, Diversität und Integration. Da wir auch immer auf dem neuesten Stand sein mussten, was in der Literaturwelt passiert, habe ich natürlich auch über Literaturpreise und internationale Anerkennungen gelernt, sowie über die Untersuchung und Auswahl von Neuigkeiten und Rezensionen.
Die Verfassung von Proposals für die Verlage war meine Lieblingstätigkeit. Außer der Einstellung des Layouts und der Vorbereitung von E-Mails, habe ich gelernt welche Informationen am wichtigsten sind, um die Aufmerksamkeit eines Verlages zu erwecken, wie man die Stärke und das Potential eines Büches aufklärt. Wichtig war natürlich auch die Empfänger (Editors) auszuwählen, um die Chance zu erhöhen, dass die Übersetzungsrechte von einem Verlag übernommen werden. Auch in diesem Fall habe ich kennengelernt, was die Schwerpunkte (Hochliteratur, Belletristik, Sachliteratur usw.) der jeweiligen italienischen Verlagen sind.
Darüber hinaus habe ich mich mit Anfragen seitens der italienischen Verlage beschäftigt, der Versand und Archivierung von den Verträgen, sowie die Archivierung von Belegexemplaren, d.h. von Titeln die auf Italienisch veröffentlicht wurden. Alles musste übrigens auf dem Database eingetragen werden. Wenn die Verträge abgelaufen waren oder kurz vor dem Ablauf, war meine Aufgabe die italienischen Verlagen zu kontaktieren und festzustellen, ob sie den Vertrag verlängern wollten oder nicht. Im Fall einer Absage, hat man die Übersetzung rechte rückfallen lassen und die Rücknahme der Bücher aus dem Markt gefordert.
Das ist eine knappe Zusammenfassung der vielen Arbeitstätigkeiten, die ich erlernt habe. Das Beste waren aber für mich die zwischenmenschlichen und sozialen Kontakte. Ich wurde immer mit großer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft behandelt; das hat meine Integration in das Team sehr leicht gemacht, weil ich nie das Gefühl hatte, dass ich die „Neuling“ war, obwohl diese meine allererste Erfahrung in dem Bereich war. Die Atmosphäre war für mich besonders anregend, weil ich mit interessanten Menschen gearbeitet habe, mit denen jedes Gespräch sehr bereichernd war. Ich habe nun so viel gelernt und neue Seiten meiner Heimat kennen gelernt.
Ich bin Erasmus und International Office sehr dankbar für diese Erfahrung, die ich als sehr schöne Erinnerung schätze und als Bereicherung für meine künftige Karriere halte.
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