Vorbereitung
Die Vorbereitung auf das PROMOS Stipendium bestand zunächst in der fristgerechten Bewerbung auf die Stipendienausschreibung durch die Universität Bremen. Zu dem Zeitpunkt der Bewerbung hatte ich noch keine Zusage einer Gasteinrichtung für mein Praktikum. Es ist in jedem Fall ratsam, sich frühzeitig um ein Praktikum zu bemühen, vor allen Dingen da die Vorbereitung eines Auslandsaufenthaltes mit ausreichend Vorlauf erfolgen sollte. Je früher eine Zusage für einen Praktikumsplatz besteht, desto besser lässt sich planen und unnötige Kosten vermeiden (zum Beispiel Flugkosten).

Praktika in Internationalen Organisationen oder dem Auswärtigen Amt sind begehrt und meist mit bis zu sechs Monaten Vorlauf ausgeschrieben. Auch wenn in der Regel eine Bewerbung über die offiziellen Plattformen notwendig ist, habe ich in meinem Fall die Erfahrung gemacht, dass es sehr hilfreich ist, Personen vor Ort direkt anzuschreiben.

Bei den Bewerbungsschreiben habe ich mir daher direkt die E-Mail Adressen der jeweiligen Organisationen vor Ort rausgesucht und die Bewerbungen direkt an diese geschickt. Ich war überrascht über viele positive Rückmeldungen. Es kann auch nicht schaden, direkt vor Ort anzurufen (wichtig: auf Zeitverschiebung achten und am besten über Skype anrufen um hohe Telefonkosten zu vermeiden). Außerdem gilt, je personalisierter und angepasster auf den Praktikumsplatz die Bewerbung ist, desto größer die Chancen auf eine positive Rückmeldung. Die Bewerbung und das Motivationsschreiben habe ich von einem spanischen Muttersprachler gegenlesen lassen und dann las Initiativbewerbungen abgeschickt.

Letztlich habe ich die Zusage für mein Praktikum sechs Wochen vor Beginn des Praktikums in der EU Delegation (DEU) in Bogotá erhalten, die Flüge hatte ich aber schon lange vorher gebucht, da ich in jedem Fall durch das Land reisen wollte – mit oder ohne Praktikumszusage (und dementsprechend natürlich mit beziehungsweise ohne Stipendium).

Formalitäten im Gastland
Zusätzlich zu den Stipendienunterlagen der Universität Bremen, habe ich auch einen Praktikumsvertrag mit der DEU unterschrieben. Um die Aufenthaltsgenehmigung habe ich mich selbst gekümmert. Anscheinend besteht die Möglichkeit schon bei der Einreise nach Kolumbien eine verlängerte Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Ich bin allerdings als normaler Tourist ohne Visum eingereist und habe dann vor Ort ein Visum beantragt. Dazu muss man erst online auf www.cancilleria.gov.co alle erforderlichen Unterlagen hochladen und kann dann innerhalb von 1-2 Wochen sein Visum in den Bürosder Cancilleria abholen. Dies ist auch schon im Vorfeld in den Konsulaten Kolumbiens in Deutschland möglich.

Einen Wohnsitz habe ich nicht angemeldet, ebenso wenig habe ich ein Konto eröffnet. Mit einem DKB Konto kann man weltweit unbegrenzt kostenlos Geld abheben. Gebühren die vor Ort entstehen kann man sich im Nachhinein von der DKB erstatten lassen.

Durch das PROMOS Stipendium kann man sich über den DAAD versichern. Der Versicherungsschutz erscheint mir sehr gut und der monatliche Beitrag von 32€ ist nicht zu teuer. Glücklicherweise musste ich die Versicherung bis jetzt nicht in Anspruch nehmen, sodass ich nicht weiß wie einfach eine Kostenrückerstattung durch die DAAD Versicherung ist.

Allgemeine Informationen zum Praktikum
Das Praktikum habe ich in der EU Delegation absolviert. Die Delegation ist eine von 140 Auslandsvertretungen der EU und fungiert wie eine Botschaft. Head of Delegation in Kolumbien ist die EU Botschafterin Patricia Llombart. Die DEU biete Praktika in den Bereichen „Trade“, „Politics and Press“ und „Cooperation“ an. Mein Praktikum war im Bereich der internationalen Kooperation. Diese Sektion hat 15 Mitarbeiter und ist damit die größte Sektion in der DEU, die insgesamt 50 Personen beschäftigt. Die Beschäftigten sind entweder Diplomaten der EU Mitgliedsstaaten, EU Beamte, sogenannte „Contract Agents“ oder „Local Agents“. Praktika werden für EU Bürger genauso wie für Kolumbianer ausgeschrieben. Die DEU übernimmt repräsentative/diplomatische Aufgaben und hat in Kolumbien einen Schwerpunkt in der Entwicklungszusammenarbeit. Obwohl Kolumbien seit 2018 Mitglied der OECD ist, spielt die Entwicklungszusammenarbeit noch immer eine wichtige Rolle. Dies hängt mit der in vielen Punkten instabilen Lage des Landes zusammen: große soziale Ungleichheit, Jahrzehnte bewaffneten Konflikts, Drogenkriege und nicht zuletzt eine stark polarisierte Gesellschaft, auch hervorgerufen durch den Friedensprozess, den das Land durchläuft und der auf wackligen Beinen steht.

Der Friedensprozess mit der FARC und die anstehende Implementation des Friedensabkommens waren einer der Gründe warum ich gerne in Kolumbien mein Praktikum machen wollte, hinzukommt dass im Mai 2018 die Präsidentenwahlen anstanden und damit einen Aufenthalt in dem Land noch spannender gemacht haben.

Meine Arbeit bestand darin die Mitarbeiter der Kooperations-Sektion in ihrer Arbeit zu unterstützen. Dies reichte von Schreibtischaufgaben wie Listen von Projekten aktualisieren, über die Begleitung von Projekten, Teilnahme an Treffen mit NGOs und strategischen Treffen mit anderen Botschaften und Internationalen Organisationen bis zur Vorbereitung und Durchführung vonEvents. Das Praktikum forderte immer wieder Eigeninitiative und aktives Einbringen. Manche Aufgaben waren eher eintönig, andere hingegen herausfordernd und anspruchsvoll. Ich habe die Möglichkeit erhalten mein Können zu beweisen und so wurden mir im Laufe des Praktikums immer mehr Aufgaben mit großer Eigenverantwortung übertragen. Zur selben Zeit habe ich auch Unterstützung durch meinen Mentor gehabt, mit dem ich mich auch persönlich gut verstanden habe.

Unterkunft
In Bogotá lohnt es sich eine Wohnung in der Nähe der Arbeit zu suchen, da die Stadt aufgrund von mangelhaften öffentlichen Transportmöglichkeiten täglich mit Staus zu kämpfen hat und man so viel Zeit verliert. Die Stadt ist für Lateinamerikanische Verhältnisse aber recht fahrradfreundlich, daher stellt das Fahrrad eine gute Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln dar. Auch Taxifahren ist weitverbreitet, wird aber auf Dauer zu teuer. Der Wohnungsmarkt in Bogotá ist im Verhältnis zum Rest des Landes teuer. Viele Wohnungen oder Gegenden sind nicht empfehlenswert. Besonders schön zum wohnen sind Usaquen oder Chicó, gut aber nicht zu teuer ist zum Beispiel Chapinero, das berühmte Candelaria-Viertel wird von den meisten Rolos (Personen aus Bogotá) aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen. Im Allgemeinen gilt, sobald es dunkel wird ist es besser nicht alleine durch die Straßen zu laufen und auch sonst – vor allem in den Bussen – auf persönliche Wertgegenstände zu achten. Eine Möglichkeit Wohnungen oder Zimmer zu finden ist die Facebook-Gruppe „Bogota Short Term Rentals“.

Sonstiges
Kolumbien ist ein unglaublich vielfältiges Land. Einmal dort, lohnt es sich, sich die Zeit zu nehmen um zu reisen. Ob das Eje Cafetero, Medellín, Desierto de Tatacoa, San Agustín, Cartagena, Carneval de Barranquilla, Parque Tayrona, La Guajira, die Pazifik und die Amazonas Region: In Kolumbien gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften. Zudem gibt es auch einige schöne koloniale Städte und Dörfer (Cartagena, Barricharra, Villa de Leyva). Bogotá ist in einigen Ecken kaum von anderen Metropolen zu unterscheiden. Es gibt unzählige moderne Malls und alle typisch europäisch/amerikanischen Shops. In anderen Bereichen Bogotás ist Armut sehr verbreitet. Vor allem Richtung Süden sieht die Stadt komplett anders aus. Informalität, schlechte Straßen und notdürftige Unterkünfte prägen die Landschaft. Grundsätzlich ist der krasse Kontrast zwischen Arm und Reich überall im Land zu spüren.

Fazit
Mein Praktikum war eine sehr interessante Einführung in die internationale Entwicklungszusammenarbeit in Kolumbien. Ich konnte nicht nurprojektbezogenes Wissen erlangen und mich in die Begebenheiten des Landes einarbeiten, sondern auch strategische Entscheidungen über der EUMitgliedsstaaten und der EU selbst begleiten. Durch meinen Aufenthalt in Kolumbien habe ich die politischen, kulturellen, sozialen und historischen Umstände des Landes verstehen können und ein fundiertes Bild der Lage der Region erlangt. Ein zusätzliches Plus liegt in der Verbesserung meiner Spanischkenntnisse.