1. Allgemeiner Überblick
Den hier beschriebenen Auslandsaufenthalt habe ich im Rahmen einer Fremdsprachenassistenzzeit in Südfrankreich, genauer in Alès (nördlich von Nîmes) verbracht. Das Fremdsprachenassistenzprogramm ist ein Programm, das von der Kultusministerkonferenz bzw. vom pädagogischen Austauschdienst (PAD) koordiniert wird. Neben Frankreich nehmen also auch weitere Partnerländer teil, sodass eine Bewerbung für anderssprachige Länder ebenfalls möglich ist. Der tatsächliche Aufenthalt begann im Oktober 2017 und meine Anstellung dauerte sechs Monate. Die Bewerbung für das Programm erfolgt wie so oft jedoch schon lange Zeit vorher. In meinem Fall habe ich die Bewerbungsunterlagen (CV, Motivationsschreiben, ärztliches Gutachten etc.) im November 2016 eingereicht, worauf noch ein Auswahlgespräch folgte, bevor dann eine positive Rückmeldung bezüglich meiner Teilnahme erfolgte.
Als Fremdsprachenassistentin in Frankreich unterstützt man zwölf Stunden pro Woche die französischen Lehrkräfte im Fach Deutsch. Dabei konzentriert man sich vor allem auf die mündlichen Kompetenzen und versucht ebenfalls die deutsche Kultur authentisch einzubringen. Für diese Arbeit wird man mit 794 Euro (netto) bezahlt und wird in Frankreich zwangsläufig sozialversichert. Ob dieses Gehalt ausreicht, um den Lebensstil zu führen, den man sich vielleicht während eines Auslandsaufenthaltes wünschen würde (d.h. inklusive Reisen etc.), hängt stark von der Region oder Stadt ab, in der man lebt. Allgemein kann man jedoch sagen, dass das Leben in Frankreich teurer ist als in Deutschland.
Um an dem Programm teilnehmen zu können, muss man bestimmte Bedingungen erfüllen (Mindeststudiendauer, Studienfächer, etc.), die alle auf der Internetseite des PAD einsehbar sind. Die Zuteilung in eine Stadt und an die Schulen erfolgt durch den PAD bzw. durch die französische Partnerorganisation, sodass man leider keinen Einfluss darauf hat, wo genau man während seiner Assistenzzeit eingesetzt wird. Alès wäre definitiv nicht meine Wunschstadt gewesen, sodass bei/bevor meiner Anreise es zunächst einmal zu entscheiden galt, ob ich in Alès wohnen würde, oder in der nächsten größeren Stadt Nîmes, die tatsächlich mein Wunscheinsatzort gewesen wäre.
1.1. Anreise und Unterkunft
Ich selber habe mich dafür entschieden, in Alès zu wohnen, da schon vor meiner Anreise fest stand, dass ich an vier Tagen in den Schulen arbeiten würde und nicht so viel Zeit in den Zügen verbringen wollte. Wenn man allerdings einen kompakten Stundenplan hat und z.B. nur an zwei Tagen arbeitet, kann es sich durchaus lohnen, in der wesentlich größeren und lebendigeren Stadt Nîmes zu wohnen. Alès bietet weniger Freizeitgestaltungsmöglichkeiten (Einkaufsmöglichkeiten, Parks, Sehenswürdigkeiten) als Nîmes. Dagegen hat das Leben in Alès den Vorteil, wesentlich günstiger zu sein (Miete). Beide Städte haben einen Bahnhof, wobei eigentlich alle Züge, die nach Alès führen, auch über Nîmes fahren. Nîmes hat eine tolle Anbindung an alle wichtigen Zuglinien im Süden und man ist in einer halben Stunde in Montpellier, Avignon, etc..
In Alès habe ich in einer Wohngemeinschaft mit drei Franzosen gewohnt. Die Mitbewohnerzusammensetzung hat sich häufig geändert und so waren wir mal eine pure Zweck-WG und manchmal auch eine ganz gesellige Gruppe. Aufgrund der Tatsache, dass Alès keine Studentenstadt ist, ist das Angebot (aber auch die Nachfrage) nicht gerade groß. Ich habe meine WG im Internet auf der Seite roomlala.fr gefunden. Weitere empfehlenswerte Webseiten sind noch apartager.fr und leboncoin.fr. Das Zimmer ebenso wie der Rest der Wohnung waren komplett möbliert. Inklusive der Nebenkosten, der Taxe d’habitation und der obligatorischen Hausratsversicherung habe ich 340 Euro Monatsmiete gezahlt. Der Stadtteil Rochebelle, in dem ich gewohnt habe, ist wahrlich nicht der schönste, reichste oder beliebteste, dennoch habe ich mich dort wohl gefühlt. Die Wohnung war sehr nah an meinen Schulen Diderot und Jean Baptiste Dumas gelegen und auch das örtliche Sportzentrum (s.u.) war mit dem Fahrrad super schnell zu erreichen.
1.2. Dokumente, die vorzubereiten sind
Vor der Anreise habe ich alle von der Académie (die französische Partnerorganisation meiner Region), bzw. vom PAD empfohlene Dokumente eingeholt. Und auch wenn ich in meinem Fall nicht alle benötigt habe, würde ich trotzdem empfehlen, sich an diese Angaben zu halten. Denn manche vielleicht unerwarteterweise doch benötigten Dokumente sind im Nachhinein schwer zu beantragen, wenn man in Deutschland nicht mehr vor Ort ist.
Ich habe mitgenommen bzw. abgeschlossen
- Drei internationale Geburtsurkunden
- Mehrere Passbilder (für Gesundheitskarte, carte jeune, Schule, …)
- Reisepass
- Mietbürgschaft meiner Eltern (dt. und frz. )
- Carte jeune (mehrere Wochen im Voraus gekauft und so für die Hinfahrt direkt genutzt)
- Polizeiliches Führungszeugnis
- Schulzuweisung (inkl. mehrerer Kopien)
- Sozialversicherungsnummer
- Internationaler Studierendenausweis und Immatrikulationsbescheinigung
- Unfall-, Haftpflicht- und Auslandskrankenversicherung
- Convocation à un examen (ich hatte vor den Weihnachtsferien noch eine Prüfung an der Universität. Damit die Autorisation d’absence ohne Probleme abgewickelt werden konnte, wurde ich gebeten einen Nachweis vorzulegen, dass ich an dem betroffenen Datum eine Prüfung hatte).
Vor Ort in Frankreich kann man dann bei der CAF Wohngeld sowie die prime d’activité beantragen (in meinem Fall beides zusammen ca. 220 Euro/Monat). Hierfür muss man unterschiedliche Dokumente sammeln und abgeben (procès verbal, arrêté de nomination, bulletin de salaire, RIB, …).
2. Bei der Ankunft
Nach der Ankunft ist es empfehlenswert, die administrativen Abläufe so schnell wie möglich zu erledigen. Die ganz frühen Vögel bekommen von den Behörden dann nämlich auch als erste eine Rückmeldung. Dafür habe ich zunächst den procès verbal von meiner Stammschule unterschrieben und abgeholt. Allgemein hilft einem die Sekretärin des Collège Diderot sehr bei der Abwicklung der administrativen Vorgänge. Der nächste essentielle Schritt ist es, ein Bankkonto zu eröffnen. Ich habe meins bei der société générale eröffnet, da diese für Menschen unter 26 Jahren ein Angebot hatte, sodass ich keine Kontoführungsgebühren zu zahlen hatte. Allerdings hat sich später herausgestellt, dass andere Banken das gleiche Angebot haben. Da ich meine deutsche Telefonnummer behalten habe und die Bank-App diese nicht akzeptiert, hatte ich dann einige Probleme, Überweisungen zu tätigen. Da mir die Bankangestellten in keiner Weise geholfen haben, dieses Problem zu beheben oder eine andere Lösung zu finden, würde ich die société générale aufgrund des Services nicht weiterempfehlen.
Da ich in Alès wohnte und so nicht jeden Tag mit dem Zug fahren musste, habe ich mich gegen ein Abonnement entschieden und stattdessen die carte jeune (50 Euro) gekauft, mit der man zwischen 25% und 50% Vergünstigung auf Zugfahrten erhält.
Für den Fall, dass man sich ein Abonnement für den Zug oder Bus holt, das man benötigt, um zu seiner Schule zu gelangen, z.B. wenn man in Nîmes wohnt und in Alès arbeitet, erstattet die Akademie die Hälfte des Preises. Diese Rückerstattung kann manchmal bis zu drei Monaten dauern wie Freunde von mir berichteten.
Wenn man Reisen bzw. Städtetrips ein bisschen im Voraus plant, kann man auch sehr gut auf die 1-Euro-Tickets zurückgreifen. Diese Tickets kann man für Strecken bis nach Perpignan und Arles erwerben und werden drei Wochen vor dem Reisedatum für den Verkauf freigegeben. Da diese Tickets verständlicherweise schnell ausverkauft sind, lohnt es sich im Voraus zu schauen, wann man wo hinfahren möchte.
3. Die Arbeit in den Schulen
Meine Stammschule war das Collège Diderot. Dort habe ich mit der einzigen Deutschlehrerin der Schule zusammengearbeitet. Sie ist eine wirklich sehr liebe und aufmerksame Person, der sehr daran liegt, die Sprachassistenten zu unterstützen und ihnen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten. Mit ihr stand ich schon einen Monat vor der Assistenzzeit in Kontakt, sodass ich bereits vorher ungefähr wusste, in welchen konkreten Bereichen ich eingesetzt werden würde.
An der Schule hatte ich eine Gruppe 3e (immer in Halbgruppen) und eine 6e (gesamte Klasse). Die Arbeit mit den älteren hat mir super gut gefallen, während ich zu den kleineren nicht den gleichen guten Draht hatte. Dennoch konnte man auch mit dieser Gruppe gut arbeiten. Außerdem habe ich vier Stunden in den umliegenden Grundschulen (mal alleine, mal mit der Lehrkraft zusammen) Werbung für die deutsche Sprache und für die Schule gemacht. Das war einerseits toll, weil ich so viele unterschiedliche Schulen entdecken und viele Materialien doppelt verwenden konnte und (noch) mehr Freizeit hatte. Andererseits war ich dadurch sehr wenig in der Stammschule selber anwesend und habe so wenig Zeit mit den anderen Lehrern verbracht, was es erschweren kann, Kontakte zu knüpfen.
Am Collège Racine gibt es ebenfalls nur eine Deutschlehrerin. Sie ist auch eine super liebe Person, die in ihrer (Unterrichts-) Organisation jedoch chaotischer ist als die Lehrkraft meiner Stammschule. An der Schule habe ich in allen Klassenstufen (6e, 5e, 4e, 3e) gearbeitet, was sich auch daraus ergab, dass viele der Lerngruppen aus zwei Jahrgangsstufen zusammengesetzt waren.
Am Lycée Jean Baptiste Dumas (JBD) hatte ich erneut nur eine Deutschkollegin, die ebenfalls sehr nett und ausgesprochen fokussiert ist. Dort hatte ich zwei Klassen 2nde, von denen ich jeweils die Hälfte allein unterrichtet habe, wobei ich freie Hand bei der Unterrichtsgestaltung hatte. Das Niveau in diesen Gruppen lag meiner Meinung teilweise unter dem der 3e der anderen Schulen. Außerdem war es sehr schwer, die Schüler dieses Jahrgangs zum Arbeiten zu bewegen. Sie waren plump gesagt Schlaftabletten, aber immerhin sehr nette Schlaftabletten. Außerdem habe ich immer mit der Hälfte der Terminale-Gruppe gearbeitet. In dieser Gruppe haben die Lehrerin und ich meistens den gleichen Unterricht gemacht. Die gesamte Gruppe war so groß, dass durch die Teilung alle Schüler aktiver sein mussten, was von uns auch als sehr erfolgreich und positiv bewertet wurde.
Insgesamt ist das Niveau der Schüler wie erwartet nicht vergleichbar mit dem Niveau das Französischlerner an Gymnasien in Deutschland haben. Dennoch kann man immer einen Weg finden, auf produktive Art mit dem zu arbeiten, was da ist.
4. Alltag in Alès
Zu Beginn der Assistenzzeit wurde von der Akademie eine Einführungsveranstaltung organisiert, die leider weder organisatorischen noch didaktischen Mehrwert hatte. Ort habe ich die anderen (Deutsch-) Assistenten der Akademie Montpellier kennengelernt. Es hat sich schnell eine kleine Gruppe mit drei anderen Assistentinnen gefunden, mit denen ich im Laufe der Assistenzzeit viele tolle Ausflüge unternommen habe und die ich nun als gute Freunde bezeichnen würde.
Viele der umliegenden Städte (Avignon, Arles, Montpellier, Orange, Nîmes, Sète, …) lassen sich sehr gut im Zuge eines Tagesausfluges besichtigen. Auch die Pont du Gard ist auf jeden Fall eine Fahrt wert. Als Geheimtipp für Sportbegeisterte kann ich hier nur empfehlen, diesen Ausflug mit einer Kanutour auf dem Gardon zu verbinden, bei der man unter der Pont du Gard herschippern kann. Es gibt mehrere Kanuverleihs in der Nähe der Brücke, die man leicht im Internet finden kann.
Für andere Städte (Marseille, Toulouse, Bordeaux, Barcelona) dagegen empfehle ich zumindest zwei Tage oder mehr einzuplanen, da durch die langen Fahrtzeiten sonst wenig Zeit für tatsächliche Aktivitäten bleibt.
In Alès selber ist das Freizeitangebot begrenzt. Ich persönlich habe mich damit ganz gut arrangiert, da es für mich wichtiger war, Sport machen zu können und nicht jedes Wochenende feiern zu gehen. Die Innenstadt kann zwar eine Hand voll kleiner Bars vorweisen und sogar eine Diskothek. Allerdings schließen diese recht früh und sind jetzt nicht mit dem vergleichbar, was man vielleicht in deutschen Universitätsstädten vorfindet.
Ich selbst habe vorwiegend das Sportangebot genutzt. Die Stadt hat ein Sportzentrum, das von einer Laufbahn umgeben ist. Zu dem Zentrum zählen außerdem Fußballplätze, eine Eislaufbahn und ein super tolles Schwimmbad. Ich persönlich habe die Laufbahn und das Schwimmbad sehr häufig genutzt. Außerdem habe ich mit dem Verein Olympique Alès en Cevennes eine aufgeschlossene Fußball-Damen-Mannschaft gefunden, mit der ich zwei Mal in der Woche trainiert habe (wenn ich nicht gerade mit den anderen Assistentinnen durch Südfrankreich getingelt bin). Diese Möglichkeit war nicht nur toll, um mich fit zu halten, sondern auch um andere junge Menschen kennenzulernen.
Denn das ist wirklich etwas, das mir zweitweise in Alès schwer fiel. Ich bin zwar wahrlich kein schüchterner Mensch, aber in den Schulen hat man vorwiegend Kontakt mit Lehrern und Schülern. Die meisten Lehrer waren zwar jetzt nicht alt, aber hatten dennoch Familie und somit ihre eigenen Beschäftigungen im Alltag. Die Schüler dagegen gehören natürlich nicht zu der Gruppe potenzieller Freunde einer Unterrichtenden. Aufgrund der Tatsache, dass Alès wie schon erwähnt keine Universität hat, gibt es also wenige junge Leute und wenige Veranstaltungen, auf denen man solche kennenlernen könnte.
Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten bieten außerdem das örtliche große und wunderschöne Kino und das Theater Le Cratère. Im März findet eine Kino-Festival-Woche statt und das Theater ist auch sehr zu empfehlen.
In Alès gibt es zwar keine Straßenbahn, aber dafür ein Busnetz. Ich persönlich habe die Busse nie genutzt, sondern habe mir gleich in der ersten Woche ein Fahrrad in Nîmes von einer Privatperson gekauft. Ich habe mich in Alès also ausschließlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegt. Ich muss an dieser Stelle aber auch sagen, dass ich unglaubliches Glück mit dem Wetter hatte. Insgesamt hat es lediglich sieben oder acht Mal geregnet. Dies ist allerdings nicht der Normalfall. Laut zahlreicher Erzählungen der Ortsbewohner regnet es vor allem im Oktober und im November sowie im März sehr häufig und auch sehr heftig; teilweise so sehr, dass der Fluss, der durch die Stadt fließt, über die Ufer tritt. In diesen Phasen sollte man sich auch mit der französischen Wetterseite auseinandersetzen. Denn wenn für das Departement Gard eine rote Wetterwarnung rausgeht, fällt der Unterricht aus, bzw. die Schulen werden evakuiert.
5. Bei der Abreise
Bei der Abreise gilt es dann wieder bestimmte administrative Abläufe zu befolgen. Man sollte die Schulen am letzten Tag der Anstellung (oder vielleicht weniger Tage vorher) um die nötigen Unterschriften der Abschlussdokumente bemühen und bei einer erfolgreichen Zusammenarbeit kann man seine Mentorin nach einem Bewertungsschreiben der eigenen Tätigkeit bitten. Außerdem sollte man sich im Voraus bei seiner Bank erkundigen, ob man sein Konto auch aus Deutschland schließen kann, falls man nach seiner Rückkehr noch Gehaltszahlungen oder CAF-Zahlungen erwartet. Bei der CAF muss man sich dann ebenfalls melden und angeben, dass die eigene Arbeitstätigkeit zu Ende ist und man nun nicht länger in Frankreich leben wird.
6. Fazit
Insgesamt kann ich sagen, dass mich die Teilnahme an dem Programm persönlich bereichert und mir eine gute Pause vor dem Referendariat geboten hat. Ich habe viele Möglichkeiten genutzt, das Land zu bereisen, was ich jedem empfehlen kann. Südfrankreich ist einfach unglaublich schön. Allgemein waren manche Gegebenheiten sogar noch besser als erwartet (Offenheit der Menschen, Arbeit, Umgebung) und manche waren nicht so gut, wie ich es mir vielleicht erhofft hätte (Organisation der Akademie, Administration).
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