1. Vorbereitung (Vorbereitungszeit, Bewerbungsfristen, Informations- und Praktikumssuche, Bewerbung beim Unternehmen)
Zunächst lässt sich allgemein sagen, wer ein Praktikum in den USA plant, der braucht eine relativ lange Vorbereitungszeit, was vor allem mit dem Antrag für ein J1 Visum zusammenhängt. Auf den Ablauf für die Beantragung eines Visums werde ich später noch genauer eingehen.
1.1. Bewerbung PROMOS Stipendium
Da der Auslandsaufenthalt mit einer ganzen Menge an Kosten für zum Beispiel Flüge oder das Visum verbunden ist, habe ich mich im International Office der Universität Bremen über Fördermöglichkeiten erkundigt. Das einzige Stipendium, das für mich in Frage kam, war das PROMOS Programm. Hier werden Studenten gefördert, die im nicht europäischen Ausland ein Pflichtpraktikum machen.
Da mein Praktikum im April 2017 angefangen hat, musste ich mich bis zum 01. November.2016 im Onlineportal MOBILITY-Online für das PROMOS Programm bewerben und folgende Unterlagen hochladen:
- Motivationsschreiben
- Lebenslauf
- Kopie des Passes
- Paboausdruck (Aktuelle Notenbescheinigung)
- Sprachnachweis
- Aktuelle Immatrikulationsbescheinigung
Nach Ablauf der Bewerbungsfrist bekam ich relativ zeitnah die Zusage für das Stipendium für 4 Monate. Anschließend musste ich die Bestätigung, dass ich das Stipendium annehme und die Zusage des Unternehmens hochladen. Das war kein Problem, da ich bereits zu diesem Zeitpunkt eine feste Zusage für den Praktikumsplatz bei der Firma BAADER LINCO Inc. in Kansas City, Kansas hatte. Zusätzlich musste die Immatrikulationsbescheinigung für das aktuelle Semester, also das Semester in dem ich in Amerika bin, hochgeladen werden, sobald diese vorlag.
1.2. Ablauf Bewerbungsverfahren/Bewerbung Praktikumsplatzes im Ausland
Generell glaube ich, dass es eher schwierig ist, ohne Kontakte an ein geeignetes und gutes Praktikum im Ausland zu kommen.
Aber da ich bereits mein Vorpraktikum/Grundpraktikum vor dem Studium bei der Firma BAADER in Lübeck absolviert hatte, konnte ich von diesem Kontakt profitieren. Ebenfalls ergab sich die Möglichkeit, meine Schwester, die für BAADER in Lübeck arbeitet, auf einer Geschäftsreise im April 2016 nach Kansas City zu begleiten und mich dort persönlich vorzustellen. Somit konnte ich ein persönliches Gespräch mit den Mitarbeitern in Kansas City führen, wir konnten uns bereits ein bisschen kennenlernen und herausfinden, ob es für ein Praktikum passt.
Als ich noch vor Ort gleich die Zusage für das Praktikum bekam, war ich überglücklich und im Nachhinein war es sehr beruhigend, schon mal da gewesen zu sein und sich schon ein bisschen auszukennen. Das beruhigt einen doch ungemein, wenn man am Abflugtag in Deutschland steht, sich von seiner Familie verabschiedet und sich in ein neues Abenteuer stürzt.
Durch die frühe Zusage hatte ich nun genug Zeit, mich um das Visum und eine Wohnung zu kümmern. Für das Praktikum brauchte ich ein J1 Visum, das maximal 6 Monate vor Praktikumsbeginn beantragt werden kann. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass das ein sehr langwieriger Prozess ist und man sich spätestens 4 Monate vor Abreise um das Visum kümmern sollte, um unnötigen Stress und Zeitdruck zu vermeiden.
Trotz meiner persönlichen Kontakte habe ich eine schriftliche Bewerbung eingereicht, die ein Anschreiben und meinen Lebenslauf in deutscher und englischer Sprache beinhaltete, sowie diverse Zeugnisse und Leistungsnachweise.
2. Formalitäten im Gastland (Unterlagen, Aufenthaltsgenehmigung, Behördengänge, Bankkonto, Versicherung)
2.1. Formalitäten in Deutschland vor der Abreise
Die wohl größte Formalität für ein Praktikum in den USA ist die Beantragung des Visums. Für mein Praktikum brauchte ich, wie bereits erwähnt, ein J1 VISA. Dieses Visum ist gedacht für Studenten, die für einen begrenzten Zeitraum zur beruflichen Aus- und Weiterbildung in die USA reisen.
Mein Visum habe ich über die Organisation INTRAX beantragt. Dort mussten zunächst verschiedene Informationen und Unterlagen hochgeladen werden, wie zum Beispiel mein Lebenslauf und ein Englischzertifikat. Ebenfalls muss der Trainingsplan hochgeladen werden, der von der Firma ausgefüllt wird und von allem Beteiligten (HR, der Organisation INTRAX und mir) unterschrieben wurde.
Anschließend wurden aller Unterlagen in das INTRAX Büro nach San Francisco geschickt, wo das DS2019 ausgestellt wurde und dann nach Deutschland geschickt wurde. Das DS2019 ist ein wichtiges Dokument, dass sowohl bei dem Botschaftstermin vorgelegt werden muss, als auch bei der Einreise in die USA selbst (Visum im Reisepass alleine reicht nicht aus). Der Zeitraum von der Versendung meiner eingereichten Unterlagen vom INTRAX Büro in die USA bis ich das DS2019 bei mir zu Hause hatte, hat zwischen drei und vier Wochen gedauert.
Nachdem mir dieses Dokument vorlag, konnte ich mich auf den Botschaftstermin vorbereiten. Dazu mussten zunächst in zwei Onlineportalen alle möglichen Daten angeben werden. Zusätzlich zu den Kosten für INTRAX kommen die Kosten für den Botschaftstermin von ca. 150$ hinzu. Sobald man die Zahlungsbestätigung von der Botschaft erhält kann man online einen Termin vereinbaren.
Für das J1 VISA kann man zu der Botschaft in Berlin, Frankfurt oder München fahren. Der eigentliche Botschaftstermin verlief relativ schnell. Ich bekam einen Stempel auf mein DS2019 und den Pass mit dem Visa zwei Tage später per Post zugeschickt. Neben den 150$ für den Botschaftstermin musste ich noch 920€ an die Organisation bezahlen.
Nach meinem Kenntnisstand kann ein Visum für die USA nur über eine solche Organisation beantragt werden. Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass man immer einen direkten Ansprechpartner vor und während des Praktikums sowohl in Deutschland als auch in den USA hat und man keine wichtigen Unterlagen vergessen kann. Weiterhin bereitet einen die Organisation mit Informationsschreiben auf die einzelnen Schritte, wie zum Beispiel den Botschaftstermin oder die Einreise, vor. Der Nachteil ist, dass das Visum dadurch deutlich teurer wird.
Zusammenfassend nochmal die wichtigen Dokumente während meines Praktikums:
- Reisepass
- DS2019
- Trainingsplan
Nachdem ich das Visum hatte, konnte ich meinen Flug in die USA buchen. Es ist zu empfehlen den Flug erst dann zu buchen, wenn man das Visum hat. So spart man sich beispielsweise ein Umbuchen, falls die Beantragung des Visums doch etwas länger dauert.
Für die Versicherung im Ausland ist es wichtig, eine spezielle Auslandsversicherung zu haben. Ich habe meine Versicherung bei der Agentur Dr.Walter (http://www.protrip.de/) abgeschlossen, die ein spezielles Angebot für Praktikanten in den USA haben.
Meine abgeschlossene Versicherung beinhaltet für einen monatlichen Preis von 57,90 € eine Auslandskranken-, Assistance-, Privathaftpflicht-, Unfall- und Reisegepäckversicherung. Auch im Vergleich zu anderen Versicherungen war dieses Angebot für mich das günstigste mit der besten Leistung.
2.2. Nach der Ankunft in Amerika
In Amerika angekommen sind erstmal ein paar grundlegende Sachen zu erledigen. Die meisten Firmen verlangen einen Drogentest, der im Krankenhaus stattfindet. Neben dem reinen Drogentest wird auch die körperliche Physis gemessen. Fällt man durch den Test durch, kommt das Arbeitsverhältnis mit der Firma nicht zu Stande. Dieser Test hat mit Wartezeit ca. 2 Stunden gedauert und ich konnte während meiner Arbeitszeit zum Krankenhaus fahren.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Beantragung der Social Security Number. Die SSN wird unter anderem benötigt, damit das Gehalt überwiesen werden kann.
Für die Beantragung muss ein Formular ausgefüllt werden, dass anschließend im Social Security Office vorgelegt werden muss, um die Nummer zu beantragen. Dieses Formular findet man auf der Webseite für die SSN.
Laut Aussage des Social Security Office dauert es im Schnitt sieben bis zehn Arbeitstage bis man die Social Security Card erhält. Ich hatte meine aber bereits nach fünf Werktagen in der Post.
Um sein Geld in den USA zu verwalten, empfehle ich ein amerikanisches Bankkonto zu eröffnen. Auf dieses Konto kann der Arbeitgeber direkt das Gehalt überweisen und man kann seinen täglichen Bedarf ebenfalls über dieses Konto laufen lassen. Das spart Kosten, die oftmals für die Benutzung des deutschen Kontos im Ausland fällig werden.
Ich habe ein Konto bei der Bank of America eröffnet, die ein kostenloses Konto anbietet, sobald im Monat eine Mindesteinzahlung von 250$ auf dem Konto verbucht wird. Außerdem ist die BoA an vielen Stellen entweder mit Filialen oder Automaten zu finden. Ich kann diese Kontoart für ein Praktikum in den USA nur weiterempfehlen.
3. Allgemeine Informationen zum Praktikum (Motivation/Ziele, Lage/Anreise, Betreuung/Ansprechpartner, Aufgabenbereich, Integration ins Unternehmen)
3.1. Motivation für mein Auslandspraktikum
Meine Motivation ein Praktikum in Ausland zu machen, lag vor allem darin, meinen eigenen Horizont zu erweitern und zu sehen, wie sich Unternehmen auf einem anderen Markt verhalten.
Einige Fragestellungen die mich hinsichtlich ausländischer Märkte besonders interessiert haben sind:
- Wie laufen dort Arbeitsprozesse ab?
- Wie sieht der Markt in den USA aus?
- Inwiefern sind Unterschiede zur Arbeitswelt in Deutschland vorhanden?
Aber neben den Arbeitsabläufen in einem anderen Land ist es mir auch sehr wichtig andere Kulturen und Menschen kennenzulernen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und davon in meinem späteren (Berufs)Leben profitieren zu können. Ich bin so froh und dankbar, dass ich die Chance hatte, ein Praktikum in den USA machen zu dürfen.
3.2. Anreise und Beschreibung der Aufgaben
Kansas City liegt in zwei Bundesstaaten, Missouri und Kansas, fast am geografischen Mittelpunkt der USA. Da der Flughafen nur von nationale Flughäfen (Ausnahme Toronto, Kanada) angeflogen wird, erfordert die Anreise mindestens einen Umstieg und die Sicherheitskontrolle bzw. Kontrolle der Papiere (Reisepass, DS2019 usw.) für die Einreise in den USA finden nicht in Kansas City sondern an einem anderen Flughafen statt.
Mein Flug startete am 07. April.2017 in Hamburg, ging über Frankfurt und Toronto (Einreisekontrolle USA) nach Kansas City. Am Flughafen wartete bereits jemand von der Firma auf mich, der mir die Schlüssel für das Firmenauto geben hat. Dieses Auto stand mir die gesamte Zeit während meines Praktikums zu Verfügung.
Ohne Auto ist es ziemlich schwer hier von A nach B zu kommen. Ein öffentlicher Nahverkehr existiert fast kaum, außer ein wenig in der Innenstadt. Fahrrad fahren ist ebenfalls schwierig, da es fast keine Radwege gibt. Und auf der Straße mit dem Fahrrad zu fahren würde ich als risikofreudig bezeichnen, da der Fahrstill von einigen hier doch äußerst abenteuerlich ist.
Ansprechpartner hatte ich ihm Unternehmen einige. Ich hatte bereits bei meinem Besuch im April 2016 von einigen Personen die Kontaktdaten bekommen und so konnte ich bereits alle meine wichtigen Fragen vor dem Praktikum loswerden und hatte zum Beispiel auch Unterstützung bei der Wohnungssuche.
Da ich während meines Praktikums die Gelegenheit bekommen habe in drei unterschiedlichen Abteilungen zu arbeiten, hatte ich in der jeweiligen Abteilung immer einen direkten Ansprechpartner. Allerdings hatte ich auch immer meine „Hauptansprechpartnerin“, zu der ich bei Fragen oder anderen Angelegenheiten jederzeit gehen konnte. Es ist wichtig während eines Praktikums eine Person zu haben, bei der man Sachen ansprechen kann, die vielleicht auch mal nicht so gut laufen.
Allerdings musste ich diese Gelegenheit so gut wie gar nicht nutzen.
Wie bereits erwähnt habe ich während meines Praktikums in drei Abteilungen mitarbeiten dürfen. In der nachstehenden Tabelle sind meine Tätigkeiten kurz aufgeführt:
Projektarbeit: Umstellung des Warenwirtschaftssystem von QAD zu SAP Zugeordnete Abteilung: IT |
Spare Parts | R&D (F&E) Engineering |
|
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Während meines Praktikums war ich in das Projekt für die Einführung von SAP involviert. Zu meinen Arbeitspaketen gehörte vorrangig das Überprüfen von Dokumenten aus dem Ingenieurbereich wie zum Beispiel das Vor- und Aufbereiten von technischen Zeichnungen. Auch während meiner Tätigkeit in anderen Abteilungen war ich tageweise weiter in diese Projektarbeit integriert.
In der Abteilung für die Spareparts war ich verantwortlich für die Richtigkeit der Lagerbestände sowie das Eingeben fertiger Packlisten. Nachdem die gedruckten Packlisten nach der Bearbeitung wieder zurückkamen, musste überprüft werden, ob die richtige Menge eingepackt worden ist und anschließend der Warenbestand über das System angepasst werden. Zusätzlich war ich verantwortlich für die Zusammenstellung aller wichtigen Dokumente die für Auslandversand notwendig sind.
Die letzte Abteilung in meinem Praktikum war in der Ingenieurabteilung, genauer gesagt R&D (Research and Development). Dort habe ich zum Beispiel einfache Bauteile erstellt und konnte nach einer kurzen Einweisung (welche Besonderheiten ein Bauteil haben soll) eigenständig arbeiten.
Hinsichtlich der Koordination von meinen Aufgaben hatte ich für Einige, insbesondere hinsichtlich des SAP Projektes, hatte ich einige Fristen bekommen und musste meine Arbeit so koordinieren, dass die jeweilige Arbeit fristgerecht fertig wurde.
Generell konnte ich an allen Aufgaben, die mir gegeben worden, nach einer kurzen Einweisung gut alleine arbeiten bzw. mich bei der Projektarbeit mich gut integrieren.
Die Zusammenarbeit mit den Kollegen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Alle haben sich für mich Zeit genommen, mir neue Sachen zu erklären und auch bei Fragen konnte ich mich jederzeit an sie wenden. Es war eine sehr gute Arbeitsatmosphäre und ich habe die Zeit während meines Praktikums sehr genossen.
4. Unterkunft (Wohnungssuche, Empfehlungen, Bewerbung, Lage/Kosten/Ausstattung)
Zunächst lässt sich sagen, dass der Lebensunterhalt in Amerika relativ teuer ist. Dazu zählen zum einen Lebensmittel, aber auch das Wohnen ist nicht gerade günstig.
Ich habe mir im Vorwege Gedanken zu möglichen Unterkünften gemacht, mir eine Karte von Kansas City ausgedruckt und die Regionen markiert, in den ich für die fünf Monate gerne wohnen wollte.
Ein wichtiges Argument für den Wohnort war die Lage bzw. der Fahrweg zur Arbeit. Ich wollte es umgehen, jeden Morgen im Stau auf dem Highway zu stehen und somit bezog sich meine Wohnungssuche auf die Region nördlich des Missouri Rivers.
Zunächst habe ich nach Wohnungsvermietungen/Wohnungsvermittlungen geschaut und diese angeschrieben, ob sie möblierte Apartments vermieten. Da die meisten Wohnungen aber nur ohne Möbel zu mieten waren oder weit über der 1000$ Miete pro Monat lagen, habe ich mich nach Alternativen umgeschaut.
Ich wusste von einem vorherigen Praktikanten, dass er sein Zimmer über Airbnb gefunden hatte. Also habe ich mich bei Airbnb auf die Suche nach einem Zimmer gemacht und bin schließlich bei Mary und Mike im Haus gelandet. Die beiden haben ein Haus, in dem sie mit ihren beiden kleinen Kindern und einem Hund leben und das Zimmer normalerweise tageweise an Gäste vermieten. Auf meine Anfrage für einen längeren Aufenthalt standen die beiden sofort offen gegenüber und so entscheiden wir uns dafür, es auszuprobieren zusammen zu wohnen. Und ehrlich gesagt, es hätte mich nicht besser treffen können und ich verbrachte den ganzen Sommer bei den beiden mit im Haus. Und außerdem hat mir der Gedanke, mit einer Familie in einem Land in einem fremden Land zu leben doch das Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Allerdings ist auch das Mieten eines Zimmers in Amerika nicht ganz günstig. Für eine monatliche Miete muss man in Kansas City hierfür zwischen 600-700$ rechnen. Dafür musste ich mich hier nicht um Sachen kümmern wie Internet, Müllabfuhr, Strom.
Die einfachste Möglichkeit eine Wohnung/Zimmer im Ausland zu finden ist sicherlich über Airbnb. Auch wenn die Maximaldauer bei vielen Unterkünften auf einige Tage beschränkt ist, lohnt es sich die Vermieter direkt anzuschreiben. Ich habe mehrere angeschrieben und die Erfahrung gemacht, dass die meisten einer längeren Mietzeit offen gegenüber waren.
Zu der Ausstattung der Wohnung lässt sich folgendes festhalten:
Wie bereits erwähnt, musste ich mich hier um nichts kümmern, was eventuell einen Vertrag nach sich gezogen hätte, wie zum Beispiel Strom, Internet oder die Müllentsorgung. Ebenfalls habe ich auch keine Mindestlaufzeit über einen Vertrag für die Wohnung, sondern kann das über Airbnb auf den Tag genau buchen und habe gleichzeitig noch eine Organisation als Absicherung dahinter. Ebenfalls hatte ich Bewertungen von Personen, die bereits hier waren.
Meine Unterkunft liegt 10 bis 15 Minuten entfernt von der Arbeit (abhängig vom Verkehr) und ca. 20 Minuten bis nach Downtown. In der Nähe befinden sich viele Supermärkte sowie eine sehr schöne Laufstrecke. Ich bin sehr froh, dass ich mich für einen Ort nördlich des Missouri Rivers entscheiden hatte.
5. Sonstiges (Besondere Erlebnisse, Transport, Hinweise zur Sicherheit, Internet, Probleme/Anregungen/persönliche Empfehlungen, Verpflegung)
Allgemein ist Amerika ein ganz besonderes Erlebnis. Bevor ich hier war, dachte ich, dass es ziemlich ähnlich zum Leben in Deutschland sein wird. Aber es ist doch in einigen Sachen ziemlich unterschiedlich zu Deutschland. Alleine die Tatsache, dass man für eine Gallone Benzin weniger bezahlt als für die gleiche Menge Wasser im Supermarkt ist für mich doch schwer nachzuvollziehen.
Auf der anderen Seite sind es alles sehr höfliche Menschen, die oft den Ruf als oberflächlich haben. Das ist bestimmt bei einigen auch der Fall, aber die Menschen, die ich kennengelernt habe, sind alle sehr nett und vor allem auch hilfsbereit. Auch mit der Sprache sind die meisten Amerikaner sehr bemüht und versuchen langsam zu reden und gegebenenfalls die Begriffe anders zu erklären.
Der Fortbewegung in den USA beruht vor allem auf dem eigenen Auto. Ohne Auto ist man hier nahezu bewegungsunfähig. Selbst wenn man es wollte, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Rad fortzubewegen, sind entweder die öffentlichen Anbindungen gar nicht oder sehr schlecht vorhanden oder die geografischen Gegebenheiten (viele Hügel) sind nicht unbedingt radfahrerfreundlich. Außerdem sind Radwege eine absolute Seltenheit und man muss auf der Straße fahren. Zum Glück habe ich von der Firma für die Zeit meines Praktikums einen Firmenwagen zur Verfügung gestellt bekommen.
Ebenfalls habe ich für die Zeit des Praktikums ein Handy mit einer amerikanischen Nummer zur Verfügung bekommen. Das erleichtert die Kommunikation und man kann überall auf mobile Daten zugreifen, um zum Beispiel auf der Karte nach dem aktuellen Standort zu schauen. Für einen längeren Auslandsaufenthalt ist es meiner Meinung nach vorteilhaft ein Telefon aus dem Land zu haben, in dem man sich aufhält.
Generell würde ich die USA als sicheres Land bezeichnen, in dem man sich aber darüber bewusst sein muss, dass die Menschen einen anderen Bezug zu Waffen haben als in Deutschland. Aber generell muss man keine Angst haben, dass man erschossen oder abgestochen wird. Es gibt sicherlich Gegenden, die man vor allem nachts alleine meiden sollte, aber solche Orte gibt es auch in Deutschland. Was mir hier besonders aufgefallen ist, dass wenn man jemanden nach einem Messer fragt, 99% der Menschen ein Taschenmesser dabei haben.
Autofahren ist auch speziell beziehungsweise anders in den USA. Einige Verkehrsregeln/Straßenschilder sind anders, zum Beispiel sind die Ampeln auf der anderen Straßenseite und ich würde empfehlen, sich vorher darüber zu informieren, was welche Schilder bedeuten und was generell im Straßenverkehr zu beachten ist. Außerdem haben einige hier einen sehr besonderen Fahrstil. Es wird bei relativ hohen Geschwindigkeiten fast bis auf die Stoßstange aufgefahren. In Deutschland würde man diese Fahrer wahrscheinlich als Drängler bezeichnen, aber hier scheint das relativ normal zu sein.
Die Lebenshaltungskosten in den USA sind relativ hoch. Lebensmittelpreise liegen deutlich über den Preisen in Deutschland und meistens sind die Preise, die an den Regalen stehen, ohne Steuern. So kommen je nach Bundesstaat nochmal um die 10% Steuern auf die Preise drauf. Wobei Kansas City wiederum relativ günstig ist im Gegensatz zu anderen Orten in den USA.
Ich habe einen Wochenendtrip nach San Francisco gemacht und da waren die Lebensmittel nochmal deutlich teurer als Kansas City.
Zum Essen allgemein kann man sagen, dass es möglich ist, sich durchaus gesund zu ernähren, wenn man sich nicht von den ganzen anderen Sachen im Supermarkt mitreißen lässt. Ein großes „Problem“ ist allerdings das Brot. Es ist sehr schwer gutes Brot zu bekommen. In den meisten Fällen ist es Weißbrot. Dunkles Brot gibt es zwar auch in den Supermärkten, ist aber nicht unbedingt gesünder, da es mit Zucker dunkel gefärbt wird. Ich habe mich dazu entschieden in regelmäßigen Abständen mir selber Brot zu backen.
An Fleisch essen die Amerika sehr viel Hähnchen und Steak. Früchte, die gerade in der Saison sind, sind teilweise sehr günstig zu bekommen. Im Sommer sind das hier vor allem Erdbeeren und Blaubeeren, die dann im Vergleich zu Deutschland, sehr viel günstiger sind.
Zusätzlich möchte ich in diesem Abschnitt noch was zum Thema reisen in den USA ergänzen:
Wer in den USA für einen längeren Zeitraum ist und reisen möchte, der sollte sich möglichst frühzeitig überlegen, was man sehen möchte. Flüge sind relativ teuer und man muss für einen einfachen Flug zwischen 80 und 200$ rechnen, je nachdem, wie früh man bucht und wohin die Reise gehen soll. Zudem hängt es auch ein bisschen von dem Flughafen ab, von dem man abfliegt und wie dort das Flugangebot ist. Allerdings lohnen sich Reisen in USA auf jeden Fall und es muss nicht unbedingt immer eine Großstadt sein, sondern kann auch einer der wunderschönen Nationalparks sein.
6. Was sollte man tunlichst vermeiden?
Dinge, die man meiner Meinung nach vermeiden sollte beziehungsweise nicht unbedingt ansprechen sollte:
- Zu viele amerikanische Süßigkeiten essen
- Zu schnell fahren
- Sagen, dass man Baseball langweilig findet
Essen von amerikanischen Süßigkeiten:
Amerika ist bekannt für viele bunte und ziemlich zuckerhaltige Süßigkeiten. Man sollte versuchen, sich so gut wie möglich von diesen Sachen fern zu halten und sich nicht beim Einkaufen im Supermarkt zu dem Kauf von Süßkram verleiten lassen. Auch wenn dieses durchaus schwer sein kann, da diese teilweise echt lecker sein können. Dies gilt besonders für die amerikanischen Kekse und Kuchen. Super lecker, aber meistens doch leider ziemlich ungesund. Aber man kann sich zum Glück auch relativ gesund ernähren, wenn man möchte. So schlecht wie sein Ruf ist das Essen in Amerika dann nämlich auch nicht.
Zu schnell fahren:
Nicht aus persönlicher Erfahrung, aber vom Hören habe ich mitbekommen, dass zu schnell fahren in Amerika ziemlich viel Geld kosten kann. Auch wenn ich mir das nicht richtig vorstellen kann, da die meisten Amerikaner einen manchmal bis auf einen halben Meter auffahren und anschieben, sollte man sich doch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, wenn man keine hohe Geldstrafe zahlen möchte.
Sagen, dass man Baseball langweilig findet:
Die meisten Amerikaner sind große Baseballfans und manchmal nicht so glücklich, wenn man diese Leidenschaft nicht teilt. Vor allem als Europäer kann es einem durchaus schwer fallen Baseball zu verstehen und ich persönlich finde es auch total langweilig. Aber diese Meinung sollte man lieber für sich behalten, es sei den man weiß, dass sein Gegenüber kein Baseballfan ist.
7. Fazit
Was hat mir der Aufenthalt persönlich gebracht?
Zuallererst lässt sich festhalten, dass mich mein Auslandsaufenthalt persönlich weiterentwickelt hat. Eigentlich ist genau das eingetreten, was einem jeder vorher erzählt. Darüber muss ich rückblickend nun ein bisschen schmunzeln, denn als mir das vor meinem Auslandsaufenthalt erzählt wurde, habe ich das mehr mit einem „jaja“ hingenommen. Aber im Nachhinein kann ich sagen, dass es tatsächlich so ist und man sich persönlich weiterentwickelt.
Man beginnt Dinge anders zu betrachten, anders auf Menschen einzugehen und anders in bestimmten Situationen zu reagieren. Man trifft auf Situationen, die einen anders reagieren lassen, als in seinem gewohnten Umfeld. Ich glaube, dass liegt zum einen dran, dass man in einer anderen Sprache unterwegs ist, die nicht unbedingt die Muttersprache ist und zum anderen die Menschen hier anders reagieren, als man es vielleicht von zu Hause gewohnt ist.
Ich dachte immer Amerika ist ziemlich ähnlich zu Europa, das Menschen in Amerika die gleichen Lebensweisen und Lebenseinstellungen haben, wie in Europa. Aber in manchen Situationen reagieren/denken Amerikaner doch anders und man merkt den Unterschied zwischen Menschen in Europa und Amerika.
In Deutschland ist es beispielsweise total normal, dass man andere Länder besucht, andere Sprachen lernt und sich mit anderen Kulturen auseinander setzt. Eine Frage, die mich auf der einen Seite verwundert und auf der anderen Seite auch ein wenig schockiert hat, war: „Bevor du das Praktikum hier gemacht hast, war du da schon mal außerhalb von Deutschland?“ Auf der anderen Seite ist Amerika auch so riesig, dass man insbesondere von Kansas City aus fast 2 Stunden in jede Richtung fliegen kann und immer noch in den USA ist.
Außerdem fällt es einigen hier schwer nachzuvollziehen, wie es sich anfühlt, in einem Land zu sein, dessen Sprache nicht die eigene Muttersprache ist und das man einige Wörter/Ausdrücke eventuell nicht gleich versteht. Einige Amerikaner denen ich begegnet bin, waren nicht in Lage mir ihren Satz, den ich nicht verstanden habe, anders zu umschreiben.
Allerdings war das nicht die Mehrheit und alle waren äußerst offen und freundlich zu mir und haben sich bemüht mir Kansas City zu einem zu Hause zu machen. Viele Menschen, denen ich hier begegnet bin, haben mir doch die erwarteten Gemeinsamkeiten zwischen Menschen aus Deutschland und den USA ausgezeigt.
Motivation und Ziele für gerade diese Praktikumswahl/Wahl des Landes?
Da mein Studiumsverlaufsplan ein Industriepraktikum beinhaltet und ich gerne noch etwas Erfahrung im Ausland sammeln wollte, hatte ich mir überlegt, diese beiden Sachen in einem Auslandspraktikum miteinander zu verknüpfen. Wie bereits zuvor erwähnt, habe ich bereits bei der Firma Baader mein Vorpraktikum für das Studium gemacht und als sich dann die Möglichkeit ergab, mein Masterpraktikum bei Baader im Ausland zu machen, musste ich nicht lange überlegen. Generell wäre ich auch in ein anderes Land gegangen, aber die USA standen auf meiner Wunschliste ganz oben. Und daher bin ich ziemlich froh und dankbar, dass mir die Chance gegeben wurde, mein Praktikum in den USA zu machen.
Generell finde ich es sehr wichtig, dass man Auslandserfahrung sammelt und kann es nur jedem empfehlen, diese Möglichkeit zu nutzen, auch wenn es mit ein bisschen Aufwand verbunden ist und ein bisschen Überwindung kosten kann.
Welche Auswirkungen haben die Erfahrungen während meines Aufenthalts auf mein weiteres Studium, meine berufliche Überlegungen oder meine Lebensplanung?
Ich sehe meine berufliche Zukunft in Deutschland, was nicht bedeutet, dass ich einem weiteren Auslandsaufenthalt nicht offen gegenüber stehe, solange dieser für einen begrenzten Zeitraum ist. Gerade nach meiner Erfahrung in Amerika, ist Deutschland kein schlechtes Land zum Leben und zum Arbeiten. Das soll nicht bedeuten, dass ich mir nicht vorstellen kann, nochmal in den USA für einen Auslandsaufenthalt zu gehen, aber wie bereits erwähnt, meine mittelfristige Lebensplanung bezieht sich dann doch eher auf Deutschland/Europa.
Auch für mein Studium war das Auslandspraktikum genau zum richtigen Zeitpunkt gewählt. Nach dreieinhalb Jahren Studium eine Pause mit einem Praktikum zu machen war genau richtig und jetzt habe ich genug Energie und Motivation meinen Master fertig zu machen.
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